Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Instinktiv war meine Annahme immer, dass man Militärs auch nicht entscheiden lassen sollte, wie man in Kriegszeiten vorgeht, weil die in erster Linie nur auf militärische Antworten ausgebildet sind. Deren Vorschläge, so dachte ich mir das, würden also auch immer militärisch sein. Damit kann es nie zu einer Deeskalation kommen, bis eine Seite krachend verloren hat.
Ich bekam dazu über die Jahre mehrere Zuschriften, die andersherum argumentierten. Die haben gesagt: Wer schonmal eine Armee von innen gesehen hat, am besten schon mal einen Krieg im Schützengraben erlebt hat, ist das beste Garant dafür, nie wieder Krieg zu wollen. Die Armsessel-Zivilisten hingegen denken sich in ihrer Naivitität, einen Krieg könne man gewinnen, und es gäbe "chirurgische Präzision" und so weiter und sind eher bereit, anderer Leute Kinder in den Tod zu schicken.
Das finde ich nachvollziehbar, muss ich euch sagen. Die Frage hat mich nie losgelassen.
Heute kam ich zufällig an diese Küppersbusch-Video von Anfang April vorbei, wo er mal geguckt hat, wer aus unserem Kriegskabinett gerade Wehrdienst abgeleistet hat. Ich spoiler das mal nicht für euch. Das Segment ist gegen Ende, aber der Rest von dem Video lohnt auch.
Update: Hier ist die Fortsetzung. Auch der eine, bei dem es nicht klar war, hat nicht gedient. Oder, wie Küppersbusch selbst es ausdrückt: Damit hat die pazifistischste Bundesregierung aller Zeiten den militaristischsten Haushalt.
In dem zweiten Küppersbusch-Video gibt es noch einen wichtigen Punkt: Nicht nur das pazifistischste Kabinett, auch echt viele Frauen darin. Und dann spielt er einen alten Werbespot der Grünen, dass wir mehr Frauen in der Politik brauchen, weil Männer ja nur immer alles kaputtmachen mit ihrer Kriegstreiberei. Der ist nicht gut gealtert, der Spot.
Aber vielleicht können wir jetzt mal gemeinsam die Idee zu den Akten legen, dass die Welt mit Frauen friedlicher wäre, oder dass mehr Frauen in der Politik für sozialere Politik und mehr Nachhaltigkeit sorgen.
Update: Leserbrief dazu:
zur Verteidigung all der Ersatzdienstleistenden und Verweigerer muss man wohl sagen, dass der Grundwehrdienst in der Bundeswehr auch nicht gerade geeignet war, die Schrecken eines Krieges näher zu bringen. Zivildienstleistende in einem Krankenhaus hatten da zweifelsohne heftigere Situationen zu verkraften.
Grundwehrdienst war eher wie 12/15/18 Monate auf einem Abenteuerspielplatz. Bei Übungen in Kauf genommene Verletzungen wären strafbare Körperverletzungen gewesen. Deswegen wurde sehr genau darauf geachtet, dass sich niemand auch nur eine Schramme holen konnte. Wer da mit dem Fuss umknickte oder Nasenbluten hatte, wanderte sofort auf die Krankenstation. Schiessübungen gab es natürlich, doch Löcher in eine Pappscheibe zu schiessen ist jetzt nicht wirklich schrecklich. Zu meiner Zeit gab es sogar eigens einen Erlass der verbat, realitätsnahe Gesichter auf Zielscheiben abzubilden, das wäre zu grausam. Zur Zeit des Kalten Krieges konnte man sich obendrein 100% sicher sein, niemals in einen Auslandseinsatz geschickt zu werden. Die erlangten Fähigkeiten tatsächlich mal gegen andere Menschen anwenden zu müssen oder gar selbst beschossen zu werden war also damals eine sehr entfernte und sehr theoretische Betrachtung.
Die Grausamkeiten eines Krieges kann man wohl nur in einem echten Krieg erfahren. Deswegen sollte man weniger darauf achten, wer Grundwehrdienst geleistet hat. Sondern eher, wer mal Krisen- oder Kriegsgebiete aufgesucht hat.