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Die Perspektive des Nationalismus. Nachdem der Kommunismus gescheitert ist, brauchte man eine neue Vision, eine neue Ideologie, um ihn zu ersetzen.
Eine Vision des friedlichen Zusammenlebens funktioniert aber nur, solange es keine Konflikte gibt, d.h. entweder gibt es keine Supermacht, oder es gibt nur eine und die ist gutmütig, oder alle sind so stark wirtschaftlich verzahnt, dass niemand Krieg führen kann.
Die EU hat das versucht mit der Verzahnung, aber auch das funktioniert nur so leidlich. Und einige sagen, wir sind nur so weit gekommen, weil es die USA als Supermacht gab, die uns nach außen den Rücken freigehalten haben.
Russland hat es auch mit Multilateralismus versucht, über die GUS. Aber da gab es halt keine unilaterale gutmütige Supermacht, die den Rücken frei hielt, sondern im Gegenteil eine von außen sabotierende Supermacht USA.
Russland ist daher auf den Nationalismus zurückgefallen, genau wie auch die anderen Länder, insbesondere auch die Ukraine.
In der Ukraine gibt es eine große russische Minderheit.
So und jetzt stellt euch mal vor, ihr seid nationalistischer Autokrat, und die russische Minderheit im Nachbarland fleht euch geradezu an, sie retten zu kommen. Nationalismus arbeitet ja häufig mit der Idee von "dem Volk", die der Nation ihren Charakter gibt. Diese Leute sind zwar geografisch in der Ukraine aber doch offensichtlich Teil des Volkes, das deine Ideologie stützt.
Mir haben einige Leser Meinungen zum Ukrainekonflikt von ihrer Verwandtschaft in Russland geschickt, und es gab da auch eine Umfrage. Ich finde gerade die Originalquelle nicht, da stand was von: Nur 4% der befragten Russen glaubten, dass Russland in die Ukraine einmarschieren wird. Hier ist eine andere Umfrage in Russland, auch bei der kommt gut raus: Niemand will da Krieg oder auch nur einen Einmarsch. Aus deren Sicht ist das Schicken von Panzern in eine russische Separatistengegend aber kein Einmarsch sondern ein Fall von "Was sollen wir denn machen? Unsere flehenden Brüder dort sterben lassen?!" Die fühlen sich da in einen Konflikt reinmanipuliert, den keiner von ihnen haben wollte.