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Briefe, die bis zum frühen Nachmittag im Briefzentrum landen, werden mit richtig großen Lastern transportiert. Das heißt, 20t+, teilweise sogar mit Anhänger. Der Aufwand - sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch - der da pro individuellem Brief entsteht ist eher bescheiden.Wenn die Post hier also mit CO2-Reduktion argumentiert hätte, wäre das ein durchaus gewichtiges Argument gewesen.Problematisch ist es, wenn Du in einen Briefkasten mit Spätleerung einwirfst oder irgendwo auf dem Dorf. Auf dem Dorf wird der Briefkasten vielleicht um14 Uhr geleert. Weil das nicht nur ein Dorf, sondern eine Tour mit ganz vielen Dörfern ist, kommt der Brief erst am späten Nachmittag, sagen wir 17, 18 Uhr im Briefzentrum an. Zu spät, um jetzt noch mit einem schweren Laster durch die Republik gefahren zu werden.
An dieser Stelle setzen sich Sprinter und Flugzeuge in Bewegung. Es gibt überall in der Republik "Sprinterhubs", wo dann Sprinter aus einem Umkreis von ~200 km Umgebung zusammen kommen, um gegen Mitternacht noch einmal Briefe auszutauschen.
Spezielle Routen werden auch individuell gefahren. Von "meinem" Briefzentrum aus gab es eine Direktverbindung in ein 400km entferntes Briefzentrum - da haben wir uns mit den Sprintern in der Mitte auf einem Autobahnrasthof getroffen und Autos getauscht.
Klar, in so einen Sprinter geht vielleicht 1/5 bis 1/10 der Ladung eines schweren LKW und entsprechend ist auch die Umweltbilanz.
Noch schlechter ist die Bilanz für die Flugzeuge. Wir haben jede Nacht zweimal den knapp 100km entfernten nächsten großen Flughafen angefahren, um die Briefe ans andere Ende der Republik fliegen zu lassen. Dazu werden dann in Passagiermaschienen "Schmutzschutzsäcke" über die Sitze gezogen und auf jeden Sitz kommt ein Sack. Dann hast Du 3 Stunden Pause am Flughafen, bis das Gegenflugzeug kommt und dann gehts zurück mit den Säcken aus der Rest-Republik.
Dann gibt es natürlich noch so Sonderfälle. Einer schrieb z.B. von einer Nordseeinsel, wo das Schiff halt nur zu bestimmten Zeiten fährt, und das muss man erreichen, koste es was es wolle. Das würde ich mal als Ausnahme betrachten und annehmen, dass die Regel deshalb 80% und nicht 100% ist.
Einige Zuschriften meinten, die 84%, die die Post ansagt, stimmen tatsächlich, aber es gibt halt punktuell einige Gegenden, wo das nicht erreicht wird, und Berlin sei so ein Hotspot.
Im Übrigen ist die Post natürlich auch von den steigenden Energiepreisen betroffen, die sie bislang nicht über das Porto weitergeben konnten.
Außerdem sind die Portokosten bei der deutschen Post anscheinen im EU-Vergleich eher am unteren Ende. EU-Durchschnitt ist sowas wie 1-1,3 Euro je nach Laufzeit.