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die Digitalpakt-Geschichte ist noch viel schlimmer als man sich vorstellen kann. Ich bin einer jener Lehrer, die diesen in der Umsetzung bei uns an der Schule begleitet. (Vorgang: Schulleiter erhält Nachricht über Digitalpakt und die Bedingungen; delegiert Bildung einer AG- dessen Leiter ich bin - um Ist- und Soll-Zustand und pädagogische Begründungen des Nutzens in ein Konzept > 25 Seiten zu schreiben; diverse Treffen mit Schulverband, Schulleitung, etlichen Dienstleistern für Schul-IT, Endgeräte etc. …. und nebenbei läuft halt der tägliche Wahnsinn weiter und Unterricht soll auch gemacht werden)Ich möchte an der Stelle kurz unterbrechen und meiner Verwunderung Ausdruck verleihen, dass wir so wenig Amokläufe an unseren Schulen haben.Ein Kollege und ich machen das weil wir das aus Überzeugung in der Schule verbessern wollen und schon seit Jahren hinterher sind alles was möglich ist in Bewegung zu setzen. Wir haben immer versucht mit unserem Etat PC-Räume und Laptops auf einem nutzbaren Stand in hinreichender Anzahl zu haben. Wir haben selbstständig unser Schul-WLAN soweit ausgebaut, das es nahezu perfekt ist und wir uns somit eine Ausleuchtung für WLAN (die mal so eben 5000 € kostet bei 1500 € jährlichem Etat) sparen zu können. Flaschenhals ist unsere sagenhafte 16 Mbit Leitung, die wir partout nicht verbessert bekommen. Seit 6 Jahren versuchten wir, dass der Schulverband Glasfaser legen lässt, die 20 m an der Schule vorbei läuft, aber nie angeschlossen wurde (Kosten … ).
Jetzt gibt es einen Anschluss, der aber nur wegen des Ausbaus des Verwaltungsnetzes (Schulleitung) gelegt wurde.
Ein einfaches umpatchen und zack geht es mit 100, 200 oder gar 500 Mbit weiter …. natürlich nicht. Das ist nun ein Anschluss der vom Land bereitgestellt wird.Bedingungen: Nur Schulgeräte, nur pädagogische Inhalte. Heißt direkt für uns: Die Infrastruktur, über die alles zentral geregelt wird von unserem iServ-Server (DHCP etc.) ist nun quasi nicht mehr zu benutzen, weil wir sicherstellen müssen, dass keine privaten Geräte (die 80% der Lehrer natürlich nutzen für den Unterricht) das Schulinternet benutzen. Ferner müssen ein Schüler- und Lehrernetz eingerichtet werden, die getrennt sein müssen. Klar ginge das technisch sicherlich, bedarf dann aber vieler € und erschöpft dann einfachauch unseren Fähigkeiten und den Faktor Zeit.Mal ganz unironisch jetzt. Wieso gibt es so wenig amoklaufende Lehrer? Weil die alle nicht mehr die Kraft haben oder was?Zurück zum ursprünglichen Digitalpakt (Zusatzpaket: Soforthilfe) und dem Ding mit den Leihgeräten. Mein Kollege und ich waren schnell und haben sofort alles zusammengeschrieben und gesucht Anfang der Sommerferien, als das Soforthilfeprogramm auf den Weg gebracht wurde. Wir haben einen 5-stelligen Betrag zugeteilt bekommen für eben diese Leihgeräte. Es sollte ein Mix aus Laptops und Tablets werden. Es dauerte 3 Monate! bis es weiterging seitens der Verwaltung. Natürlich waren unsere Angebote (wir haben 20 Stück eingeholt) hinfällig und landesweit waren - oh Wunder - alles Tablets vergriffen. Vor zwei Wochen dann haben wir 60 Laptops bekommen, die nichts mehr mit unseren Angeboten zu tun hatten. Nun gut, sie funktionieren und sind soweit geeignet. Allerdings haben wir 800 Schüler … nun gut dachten wir, dann haben wir immerhin 60 Geräte um die an Schüler zu geben die zu Hause gar nichts haben. Dann: nächstes Treffen mit dem Schulverband. Die Politik wünscht sich einheitliche, nachvollziehbare Verteilungsgrundsätze. Also wer bekommt was für ein Gerät aus welchem Grund? Nach kurzem Hinweis, dass wir als Schule objektive Gründe wie Einkommen, Hartz IV oder ähnliches wegen des Datenschutzes gar nicht erheben dürfen, wurde aber auch unser Vorschlag abgelehnt, dass die Klassenlehrer, die ja ihre Schüler und die häuslichen Umstände in der Regel gut kennen, entscheiden, wo so ein Gerät zu Hause definitiv benötigt wird. Das wäre dann zu willkürlich … und es muss einfach grundsätzlich jeder ein Gerät bekommen, der kein eigenes hat (Handy zählt nicht). Also: Umfrage gemacht ==> Ergebnis: Wir brauchen 150 Geräte - mindestens.
Aktueller Stand: Wir haben Geräte, dürfen sie aber nicht herausgeben, weil wir zu wenig haben, um diese Zahl zu bedienen. Es wäre politisch ja nicht zu begründen warum jemand eines bekommt und ein anderer nicht …
Es ist einfach nur noch alles ermüdend und alles was man anpacken möchte wird unnötig kompliziert gemacht. Der eigentliche Digitalpakt übrigens (was viele nicht wissen) soll zu 70% in die Infrastruktur gehen und nur 30% für Endgeräte sein. Unsere Schule bekommt einen niedrigen 6-stelligen Betrag zugewiesen von dem dann Switches, Lichtwellen, WLAN, Ethernetdosen in den Räumen etc hauptsächlich gelegt werden sollen und genau diese Infrastruktur funktioniert ja bei uns sehr gut und muss gar nicht groß aufgerüstet werden. Dennoch wird dann das Geld einfach genutzt um es zu machen, da es sonst verfallen würde. Endgeräte bedeutet dann übrigens auch sowas wie Whiteboards, Dokumentenkameras, Laptops in den Klassen. Also lange Rede, kurzer Sinn: Das Geld wird nicht dafür genutzt werden, was bei uns an der Schule direkt gewünscht oder benötigt wird. Und der Hinweis von mir bei der letzten Konferenz, das man doch auch bitte Administration einpreisen möge, hat dann auch nur für Zusagen gesorgt mit dem Hinweis, dass man absolut dafür ist, man aber gucken müsse, ob man dafür dann woanders noch Geld herbekommt.Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich krieg da Gewaltfantasien, wenn ich sowas lese.Und jetzt der letzte Gedanke aus Erfahrung: Wenn morgen ein Beamer kaputt geht, dann tauschen ein Kollege oder ich die Birne sofort aus, weil wir für Spare-Vorrat gesorgt haben und auf Einheitlichkeit gesetzt haben. Wenn von etwas Restgeld ein motivierter Admin bezahlt werden soll, der 5 Schulen im Schulverband betreut und der bitte nicht erst einen Termin für ein Problem zwei Tage später hat, damit Unterrichtsräume weiter genutzt werden können …. tja, da sehe ich schwarz.
Hey, psst, versteht ihr eigentlich, wieso weltweit Populisten Stimmen einfangen können, wenn sie versprechen, das alles einmal niederzubrennen?