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also die Pointe vom intersektionalistischen Feminismus ist genau, dass jede Person unterdrückt werden kann und die Begriffe von Männlichkeit und Weiblichkeit immer anders definiert werden, sodass prinzipiell jede reale Person "unter die Räder" kommen kann. Dabei ist auch nie ganz klar zugeordnet, welche Eigenschaften jetzt sozial-hierarchisch relevant sein sollen und welche nicht, weil die Zuordnung schon ein Machtspiel ist, das sich immer wieder ändern kann und damit diffuse und widersprüchliche Anforderungen an alle Individuen stellt. Ein Element der Willkür der Mächtigen ist also hier schon in die Theorie eingebaut. Diese diffuse Ordnung drückt man mit dem Begriff der hegemonialen Männlichkeit aus.Ich muss gestehen, dass es mir zunehmend schwerer fällt, die ernst gemeinten Zuschriften von den satirischen zu unterscheiden.Das schafft dann eben keine einfachen Feindbilder (oder "Opferstatuspunkte" in deiner Terminologie; FYI: Das ist zu zynisch.), sondern Probleme für Aktivist*innen sich hinter einem gemeinsamen Anliegen zu versammeln. Ein Beispiel wäre, wie Transgender Frauen bei Demos für legale Abtreibungen sinnvoll eingebunden werden können, weil sie Frauen* sind, aber nicht vom Zwang zum Austragen der Schwangerschaft oder zur Geburt betroffen sind. Die Zuordnung der vermeintlich weiblichen Eigenschaft der Gebärfähigkeit zu allen Frauen* funktioniert in dem Fall also nicht. Transfrauen könen sich solidarisieren und mitkämpfen, haben dann aber vielleicht ein anderes Verständnis von ihrem persönlichen Anliegen mit der Aktion. Also ein persönliches Ziel neben legalen Abtreibungen könnte bei der selben Demo sein, dass der gesellschaftliche Status von allen Frauen* aufgewertet wird und alle Frauen* (und Ärztinnen und Ärzte) nicht mehr von geschlechtsspezifischer (oder fachspezifischer) Strafverfolgung betroffen sind.
Der Twitter Hashtag "#MenAreTrash" ist meiner Meinung nach ein verzweifelter, letzter Versuch mit alten Feindbildern, die eben garade nicht theoretisch mit dem Intersektionalismus erklärt werden können, Aufmerksamkeit für die Wut der Frauen* zu bündeln. Das klappt grade deshalb, weil es eine sehr platte Reaktion auf die einfache Erkenntnis des intersektionalen Feminismus ist, dass das mit der Diskriminierung nicht so einfach ist. Also ich würde die Zuordnung zum Intersektionalismus genau umgekehrt vornehmen und behaupten, dass "#MenAreTrash" ein reaktionärer Feminismus ist, der die Erkenntnisse zur hegemolialen Männlichkeit im intersektionalen Feminismus noch nicht verdauen und verstehen will. Alte Zuordnungen und feste Feindbilder funktionieren nicht für die politische Arbeit. Das ist genau das Credo des intersektionalen Feminismus! :D
Dass das in der Zeitung und online noch so gut funktioniert, ist natürlich eher ein Zeichen dafür, dass die Leute, die dort Arbeiten keine Ahnung von feministischen Theorien haben und dem Etikettenschwindel auf Twitter äußertst gerne auf den Leim gehen. Vielleicht entspricht das sogar ihrem Feindbild von wütenden und viel zu weit gehenden Femisnist*innen. Das ist natürlich eine böse Unterstellung meinerseits! :D :D :D
Die Opferstatuspunkte waren nicht zynisch gemeint, aber ich nähere mich mir fremden sozialen Konstrukten gerne aus der Sicht eines Pen&Paper-Rollenspiels, und stelle mir dann halt auch einen Charakterbogen vor, auf dem man neben den primären Attributen eben auch rollenspielspezifische Werte wie akkumulierten Wahnsinn beim Cthulhu-Genre oder hier halt Opferstatuspunkte hat.