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Hier ist ein Auszug einer Leserzuschrift zu der Frage:
Das grundsätzliche Problem ist, dass es für Max-Planck-Direktoren wenig bis keine funktionierenden Checks gibt. Deshalb gibt es regelmäßig Probleme mit Machtmissbrauch in der Max-Planck-Gesellschaft. Um einen kurzen Einblick in die Checks und Balances zu geben:Ich bitte ausdrücklich darum, das nicht als "über die Max-Planck-Gesellschaft" zu lesen. Das sieht in anderen Organisationen sicher sehr ähnlich aus. Wir müssen uns als Gesellschaft mal fragen, wie man dieses Problem lösen kann, ohne mit der Lösung weiteres Missbrauchspotential zu schaffen. Wenn man einen unabhängigen Soundsobeauftragten schafft, der Direktoren feuern kann, dann hat man möglicherweise das Problem nur eine Hierarchiestufe weiter nach oben verschoben.Die erste Anlaufstelle für wissenschaftliches Fehlverhalten oder Problemen mit Vorgesetzten ist der sogennante Obmann. Mit dem kann man zwar reden, Befugnisse hat er aber keine, folglich hat dieser im vorliegenden Fall erklärt, man müsse sich an den Fachbeirat wenden, da er angesichts der Machtfülle eines Direktors nichst machen könne. Der Fachbeirat ist ein Kontrollgremium aus Spitzenwissenschaftlern aus dem jeweiligen Gebiet und Leuten aus der Zentralverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft und das einzige Kontrollorgan für Direktoren. Der Fachbeirat kommt alle 3 (!) Jahre und evaluiert die Abteilungen und Forschergruppen. Normalerweise sind die da nur am wissenschaftlichen Output interessiert, also Zahl und Impact der Publikationen, Vorträge in internationalen Konferenzen, etc. Die haben schon 2014 gewusst, dass es da Fehlverhalten gibt, reagiert haben sie aber nicht und der Direktorin eine sehr gute Beurteilung gegeben. Die Unabhängigkeit des Gremiums ist allerdings umstritten, da man sich in der Regel kennt und auch keine Skandale will. Die nächste Beuteilung kam 2017. Da es schon in anderen Instituten ähnliche Probleme mit Direktoren gab, im Vorfeld um Hilfe gebeten wurde und es bei der vorigen Evaluation 2014 negative Berichte gab, hatte der Fachbeirat diesmal ein offenes Ohr. Reagiert wurde aber meiner Meinung nach sehr halbherzig, die Direktorin behält ihre Position mittelfristig unverändert und hat vorübergehend etwas weniger Mittel und ein Sabbatical bekommen.
Wir haben auch noch andere sogenannte Beauftragte im Institut: Gleichstellungsbeauftragte, Doktorandenbeauftragte, etc. Das sind alles nette Leute mit tollen Ansichten, allerdings ohne Befugnisse. Im Ernstfall können die nur trösten und auf den Fachbeirat verweisen, der dann in ein paar Jahren wieder kommt und eventuell reagiert.
Hat man in der Max-Planck-Gesellschaft als Doktorand oder Post-Doc ein Problem mit dem Vorgesetzten dann kann man sich nicht effizient und zeitnah wehren, denn man gefährdet damit unmittelbar die eigene finanzielle und wissenschaftliche Existenz, die in der Regel keine Belastungen aushält, da alles sehr kompetitiv und eher schlecht bezahlt ist. Dieser Umstand und die ungleiche Machtverteilung ermöglichen Machtmissbrauch. Ich habe aus der Geschichte gelernt, dass der derzeit einzige Weg sich zu wehren -auch um andere zu schützen- über die Öffentlichkeit geht. So bescheuert das ist, jemanden an den Pranger zu stellen, aber welche Option bleibt einem denn bei solchen Strukturen?