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Erstens: Attribuierung von Cyber-Angriffen war schon immer Bullshit. Von Anfang an. Und ich habe es hier auch mehrfach angesagt und erklärt. Wenn Wikileaks jetzt den Anschein erweckt, die CIA oder das FBI habe sich als Russen tarnen können bei Cyberangriffen, dann ist das kein Bullshit sondern absolut richtig. Das war auch schon richtig, bevor sich Wikileaks eingemischt hat. Das hat nichts mit Verwirrungspropaganda zu tun. Im Gegenteil. Die Behauptung, man könne sowas zuordnen, DAS war Propaganda. Sascha, da hast du ins Klo gegriffen, da hättest du vorher mal jemanden fragen sollen, der sich mit sowas auskennt.
Ansonsten stimmt es natürlich, dass hier zwei Fronten gegeneinander kämpfen, die beide keine Sympathieträger sind. Ich sehe das nicht als Nachteil, im Gegenteil. Wenn sich zwei Böse streiten, kann es nur Gewinner geben. Wenn wir als Außenstehende außer Popcornkonsum noch etwas lenken wollen, sollte unser Ziel sein, den Kampf so lange wie möglich zu verlängern. Wenn die die Hände voll haben, können sie weniger böse Dinge gegen uns tun.
Im Übrigen finde ich den Vorwurf gegen Wikileaks mehr als grotesk, die würden ja nur West-Kram aufdecken. Wikileaks ist eine Leak-Plattform. Die leaken, was man ihnen reinreicht. Na klar hat Julian Assange persönlich was zu gewinnen, wenn er sich auf Trumps Seite schlägt, denn Trump kann ihn schlicht begnadigen, dann wäre seine Botschaftsodyssee vorbei. Ich bin etwas irritiert, dass Trump das noch nicht getan hat. Der hat doch sonst keine Zurückhaltung gezeigt, wenn es um die Belohnung von Leuten ging, die ihm geholfen haben.
Aber mal ganz konkret. Glaubt ihr ernsthaft, wenn jemand Wikileaks "Vault 8" aus den russischen Geheimdiensten zukommen lässt, dass die das dann nicht auch raushauen würden? Wenn DAS jemand nachweisen kann, dass sie das dann geheim halten würden, dann können wir reden. Bis dahin ist das kein gültiger Kritikpunkt an Wikileaks. Rein statistisch finde ich völlig klar, dass die USA mit ihren 17 (!) Geheimdiensten da prominent vertreten sein werden. Wer so viel Geld für Geheimdienste ausgibt, bei dem fällt halt auch echt viel leakbares Material an. Ich glaube übrigens auch nicht, dass die Russen da grundsärtzlich perfekte Opsec fahren. Aber da müsste man wahrscheinlich auch logistisch mehr bewegen, für so einen Leak, alles nach Englisch übersetzen und so.
Kurzum: Trump und die CIA kloppen sich? Prima! Wikileaks hat sicher nicht alles richtig gemacht, und besonders Julian und sein Twitter-Account ist kein Ruhmesblatt. Aber dass eine Leak-Organisation Daten leakt, kann man ihr nicht vorwerfen, und wenn sie dann Propaganda publiziert, die inhaltlich und stilistisch ein Abziehbild der staatlichen Propaganda gegen sie selbst ist, das finde ich auch in Ordnung. Das geht als Medienkompetenz durch. Mir persönlich wäre es lieber, wenn sie da neutral blieben, das würde ihre Leaks kraftvoller machen. Aber hey, die übernehmen das Risiko, die definieren die Spielregeln. Ich kann hier viel reden, solange der Tag lang ist. Wenn mir jemand CIA-Daten geben würde, würde ich die bestimmt nicht in mein Blog tun. Ich würde gerne noch ein paar Jahre länger leben.
Update: Was ich ja richtig geil fände: Wenn die Russen ihre Exploits alle aus den selben Quellen kaufen wie die NSA, oder noch besser: Ihre Tools von der NSA geklaut haben. Und der Equation Group Leak tatsächlich gar kein NSA-Hack war sondern ein Russen-Hack :-)
Das ist das Problem mit Cyber-Attribuierung. Das weiß man alles nicht.
Update: Nur dass das hier keiner missversteht. Sascha ist einer von den Guten, und er hat auch mit dem überwiegenden Teil seiner Kolume recht, und wir sind auch immer noch Freunde. Und nur weil Cyber-Attribuierung Bullshit ist, heißt das nicht, dass Wikileaks nicht Teil einer Kampagne von Trump gegen die CIA ist. Weitere Ausführungen dazu.