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Das entglitt mir dann erstmal ein bisschen in einen Agile-Rant, den ich hier mal der Vollständigkeit halber wiedergeben will.
Ich sehe übrigens Extreme Programming und Agile Programming mit einem sehr kritischen Auge. Weil das aus meiner Sicht nämlich nichts mit dem Produkt oder der Entstehung des Produktes zu tun hat, sondern mit einer Kommoditisierung der Mitarbeiter.Ich kam dahin, weil mein Eindruck ist, dass diese Gleichmacherei (ist alles Programmieren) das Ziel hat, die Leute alle gleich behandeln zu können und austauschbar zu halten, damit man sie besser gegeneinander ausspielen kann. Meiner Beobachtung nach gibt es Leute, die möchten nicht im Großraumbüro sitzen, die lösen lieber Puzzles, als dass sie ihre Zeit in endlosen nicht zielführenden Meetings verplempern. Und es gibt Leute, die Meetings erfüllend finden. Das sind nicht die gleichen Leute. Es gibt Leute, die beides gerne machen, aber das sind echt wenige. Der Effekt von Kris' Weldbild ist dann auch (wie ich finde wenig überraschend), dass er sich wundert, wieso er so wenig fähige Programmierer findet.Ursprünglich hatte man Programmierer, Projektleiter, Tester und Admins.
Dann hat man gesagt, hey, wir machen jetzt agile, die Programmierer sollen auch mal die Projektleiter-Arbeit übernehmen.
Dann hat man gesagt, hey, wir machen jetzt Test Driven Development, die Programmierer sollen mal auch die Tester-Arbeit übernehmen.
Und dann hat man gesagt, hey, wir machen jetzt Devops, die Programmierer sollen mal auch die Admin-Arbeit übernehmen.
Ergebnis: Alle sind austauschbar. Die perfekte Basis für Lohnsenkungen und knallhartes Kaputtverhandeln des "Human Capital" aus Sicht des Bosses.
Aus meiner Sicht muss man in einer Firma den Anspruch haben, die Fähigkeiten der Mitarbeiter zu respektieren und nach Kräften zu nutzen. Nicht "du bringst jetzt auch mal den Müll runter". Da ist niemand glücklich mit.
Ich blogge das jetzt, weil ich nachts im Traum wild herumassoziiert habe, und eine Assoziation erschien mir brillant, als ich sie hatte. Später nicht mehr ganz so, aber vielleicht hilft es ja trotzdem. Und zwar fiel mir im Traum auf, dass es noch einen Bereich gibt, wo man alle Elemente gleichmacht, und dann dem Problem aussetzt, und erwartet, dass jeder alles kann und sie sich selbst organisieren: Machine Learning.
Die nächtliche Erleuchtung war also, dass solche Gleichmacherei in Firmen aus einer bestimmten Warte als Vorbereitung auf die Ersetzung der Mitarbeiter durch KI betrachtet werden könnte.
Wie vieles, das man im Traum für total brillant hält, ist das wahrscheinlich am Ende Bullshit. Aber ich dachte mir, ich erzähl das mal.
Update: Jetzt hab ich den Teil völlig vergessen, in dem ich sage, dass ich Kris grundsätzlich Recht gebe, aber solche Leute heißen bei mir nicht Programmierer sondern Projektleiter.
Update: Ein Einsender ergänzt:
bei den Ausführungen fehlt mir der "Full Stack Developer": damit soll der Programmierer auch noch die Arbeit des DB-Entwicklers und des UI/UX-Designers übernehmen.
Und wenn dann endlich jeder Programmierer perfektes agiles test-driven Full Stack DevOps kann, sind sie austauschbar wie eine Putzfrau oder der Fleischereifachverkäufer…
Stimmt, das hatte ich vergessen. Aber ein anderer Einsender hat noch etwas gefunden, das ich gar nicht kannte:
es gibt noch eine Steigerung zu Devops: Devsupps. Das findet man vor allem bei öffentlichen Auftraggebern. Bei III.2.3 findet man die folgende Formulierung: "Mindestens eine Referenz muss zusätzlich auch Programmierleistungen (in den Bereichen VB/VBA und PHP) umfassen, d.h. die Programmierleistungen müssen mit dem 2nd Level Support zusammen erbracht worden sein".
Solche und ähnliche Formulierungen findet man bei Ausschreibungen öffentlicher Auftraggeber immer häufiger.
Mit deiner Vermutung, dass hier Kosten gespart werden sollen, liegst du natürlich vollkommen richtig. Die Idee dahinter ist, dass hier Ausschreibungen für Individual-Software verhindert werden sollen und man das lieber über länger laufende, billigere, Support Verträge abwickeln will. Wenn man also eine neue Web-Datenbank braucht, stellt man da ein paar Supporter (fürs Supporter-Gehalt) ab und wenn die fertig ist, sollen die wieder Rechner aufstellen, Drucker austauschen etc.Eine Tätigkeit, die bei Zeitarbeitsfirmen im Osten der Republik mit rund 1800 Euro vergütet wird.
Wie sich das in der Qualität wiederspiegelt, kann man sich ja dann ausmalen.