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Ich verstehe die Angst davor, aus Sicht einer linken Gruppe, von Nazi-U-Booten infiltriert und heimlich umgebogen zu werden.
Ich frage mich jetzt, ob das Angst vor tatsächlicher Unterwanderung ist, oder eher so "was wenn dem auf einer Demo jemand ein Mikrofon hinhält und er kloppt dann ausländerfeindliche Pegidisten-Parolen raus?" Haben Linke mehr Angst davor, dass ihnen ihre schöne Bewegung von innen kaputtsabotiert wird? Oder ist es eher Angst, dass ihr eigener Ruf als Linker beschmutzt werden könnte, wenn sie öffentlich mit sich als Nazis herausstellenden Menschen gesehen werden?
Ich frage das, weil ich mal in die Gegenrichtung argumentieren möchte. Die Gefahr bei Unterwanderung ist ja weniger aktive Sabotage. Damit meine ich jetzt sowas wie "wird Schatzmeister und veruntreut die Kohle" oder "übernimmt Führungsposition und trifft lauter katastrophale Entscheidungen". Das kann man ja verhindern, solange die U-Boote nicht die Mehrheit haben. Und wenn sie die Mehrheit haben, dann muss man sich ja fragen, ob hier tatsächlich Rechte die Linken unterwandern oder umgekehrt.
Aus meiner Sicht wäre die eigentliche Angst bei Unterwanderung daher, dass die durch den Aufbau von Gruppendruck oder ähnlichen psychologischen Effekten den Konsens in der Gruppe umbiegen können.
Und diese Befürchtung ist durchaus gerechtfertigt. Ich persönlich finde wenig im Leben so gruselig wie Gruppendynamiken und Schwarmverhalten. Wie Menschen in einer Gruppe ihre negativsten Aspekte herauskehren können.
Aber das ist ja ein zweischneidges Schwert. Hier daher mein Argument: Könnte man den Spieß nicht umdrehen und das als geradezu einmalige Gelegenheit werten, wie man den Konsens bei den Rechten durch Effekte der Gruppendynamik umbiegen kann?
Die einzige echte Gefahr, die ich sehe, ist wenn die Rechten eine Extremposition fordern und die Linken dann einen Kompromiss "in der Mitte" zwischen Status Quo und Extremposition machen, und so die Mitte immer weiter nach rechts wandert. Aber wenn man sich dessen bewusst ist, und solange man die Mehrheit hat, kann man das ja verhindern.
Wieso sieht das also niemand als tolle Gelegenheit? Wieso gibt es da so viel Furcht?
Hat das vielleicht damit zu tun, dass die Linken es jetzt erstmals (?) mit intellektuell nicht völlig stumpfen Hohlbirnen zu tun haben? Mein Eindruck ist ja, dass die Linken es sich auf dem hohen "die Nazis sind alle dumm" Thron bequem gemacht haben, und auf Argumente von Rechts durch Filterblasen und "No Platform" reagiert haben, und jetzt sind sie nicht vorbereitet auf den Fall, dass die rechte Ideologie dann halt über U-Boote kommt. Plötzlich sind die Linken mit rechtem Gedankengut nicht von außen sondern von innerhalb ihrer Friedensgruppen konfrontiert.
Was meint ihr?