Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Eine der Anekdoten war, wie er als frischer Finanzminister bei der Eurogroup ankam. Er beschrieb, wie die an einem langen, schmalen Tisch sitzen. An den langen Seiten sitzen die Finanzminister der EU-Länder, alle völlig ungebrieft. An den langen Enden sitzen der EZB-Chef und sein Berater, der Weltwährungsfonds hat einen wichtigen Sitz, und dann noch der Dijsselbloem. Varoufakis fiel auf, dass die Minister da im Wesentlichen als Feigenblatt für die Legitimierung saßen, aber man ihnen gar nicht die Informationen in die Hand gegeben hatte, um zu den Dingen eine informierte Meinung zu haben. Die saßen da, hörten sich an, welche Agenda oder Perspektive auf die Realität ihnen vorgesetzt wurde, und stimmten halt ad-hoc ab. Als der Dijsselbloem dann irgendwas entschied, hat Varoufakis dann mal das Wort ergriffen und gemeint, er sei ja neu hier, ob denn das eigentlich den Regeln entspricht, wenn der Dijsselbloem hier sowas einfach entscheidet. Daraufhin ging ein Raunen durch den Raum, Leute rannten raus, telefonierten hektisch, Gemurmel, 10 Minuten lang. 10 Minuten sind ganz schön viel Zeit! Nach 10 Minuten legt sich das Gemurmel und die Antwort liegt vor: Die Eurogroup habe keine legale Grundlage, sei kein Organ der EU und damit nicht an Regeln gebunden. Der Vorsitzende könne nach Tageslaune entscheiden.
Die Story prägte schon mal so ein bisschen die Stimmung im Saal :-)
Im Laufe des Abends erklärte Varoufakis, dass die Eurogruppe ja offensichtlich völlig unlegitimiert sei, keiner von den Leuten da sei von irgendeinem Bürger gewählt worden. Aber dort werden alle Entscheidungen getroffen, die uns Bürger direkt betreffen. Das ist unsere Regierung, so drückte er es aus. Aber es gäbe ja eine letzte Institution in der EU, die funktionieren — die Europäische Zentralbank. Ohne die wäre der Euro schon länge geplatzt. Die drucken immer genau so viel Geld nach, damit Italien nicht aus dem Euro fällt, damit Spanien nicht aus dem Euro fällt, damit Deutschland nicht aus dem Euro fällt.
Ein paar andere Sachen hatte ich hier ja schon im Blog, z.B. dass die Bailouts nicht zu den Griechen flossen sondern zu den Banken.
Eine interessante Formilierung kam gegen Ende, als das Podium sich bemühte, eine Zukunftsvision zu entwerfen. Varoufakis wies auf 3d-Drucker hin, dass es in letzter Zeit viel disruptive Technologie gäbe, und dass das neben den offensichtlichen Vor- und Nachteilen die Eigenschaft hat, die Macht der Konzerne zu schwächen. Er meinte dann, wir stehen jetzt vor der politischen Entscheidung, ob wir uns auf Star Trek oder auf Die Matrix zubewegen.
Im Laufe des Tages will die Volksbühne das Video (oder nur das Audio? Das war etwas missverständlich angesagt) online stellen. Ich werde dann darauf linken.
Update: Das Video von der Varoufakis-Veranstaltung ist online.