Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Zum Beispiel dreht der Film ein typisches sexistisches Trope um und macht nicht nur die drei Protagonisten weiblich, sondern gibt ihnen auch noch eine gutaussehende männliche Sekretärin, gespielt von Thor-Darsteller Chris Hemsworth, und in jeder einzelnen Szene mit ihm wird mehr oder weniger nachdrücklich der Running Gag reingedrückt, dass er besonders dämlich ist, aber sie ihn trotzdem eingestellt haben, weil er halt gut aussieht. Das hat mich während des Films ein bisschen gestört, weil die das in wirklich jeder einzelnen Szene reingedrückt haben, und weil diese Szenen wie eine Satire überspielt sind. Das passte für mich irgendwie nicht zusammen. Entweder dir ist es ernst um die Problematik, dann zeigst du es wie es ist. Oder du machst eine Satire, aber was ist dann eigentlich das Objekt der Satire? Was wird hier karrikiert?
Kleiner Punkt. Eigentlich irrelevant. Jedenfalls für sich genommen kein Grund, den ganzen Film nicht gut zu finden.
Dann war da die Rollenverteilung, die mich störte. In den alten Ghostbusters gab es einen harmlosen Nerd, Egon Spengler, der die Handlung nicht groß vorantreibt, aber der herzensgut ist und dem auch nichts schlimmes zustößt. Er ist für die wilden Theorien und Ideen zuständig, und baut die coolen unerklärten Geräte. Dann gibt es einen Con-Man, Peter Venkman, der immer nur an sich denkt und dafür im Film ständig von seinem schlechten Karma heimgesucht wird. Er ist für die offensichtlichen Ideen zuständig, die dann was werden, damit der Film unterm Strich nicht zu einem Nerdfest verkommt. Zu guter Letzt gibt es noch den 2. Nerd, Ray Stantz, der aber nichts sinnvolles wissenschaftlich beiträgt, außer irgendwelche sinnlosen Kategorisierungen vorzutragen. In dem neuen Film gibt es einen echten Nerd, gespielt von Kristen Wiig, deren Uni-Karriere durch den Geister-Unfug ruiniert wird. Sie ist aber in dem Film für keine Einsichten zuständig. Alle Erfindungen und Geräte kommen von der Ingenieurin Holtzmann, gespielt von Kate McKinnon, und dann gibte s noch Abby Yates, gespielt von Melissa McCarthy, die … ja was macht die eigentlich in dem Film? Comic Relief? Die Rollenverteilung ergibt keinen Sinn im neuen Film. Wir haben drei Hauptdarstellerinnen, die alle versuchen, die komische Hauptdarstellerin zu spielen. Eingeschleimt vom grünen Glibber-Geist werden aber nicht die mit dem schlechten Karma sondern die Nerdin, die eh gerade ihre Karriere verloren hat. Das ergibt alles keinen Sinn.
Kommen wir zu den drei Hauptdarstellerinnen. Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon. Später kommt noch Leslie Jones dazu. Melissa McCarthy kannte ich aus The Heat mit Sandra Bullock, was eine low-brow Kommödie war mit lauter billigen Lachern, aber ich habe mich bei dem Film prima amüsiert und habe mir ihren Namen gemerkt, und den des Regisseurs, Paul Feig. Der ist auch der Regisseur von Ghostbusters. Was lief also gegenüber The Heat schief? Beide Filme hatten keine überbordenden Anspruch, dem sie dann nicht gerecht werden konnten. Beide Filme haben halt eine Reihe von Jokes abgezogen, einige von denen auch halbwegs lustig. Wieso hat The Heat funktioniert aber Ghostbusters nicht?
Meine Theorie: Weil bei Ghostbusters lauter Leute von Saturday Night Live mitgespielt haben. Wer das noch nie gesehen hat, sollte sich das mal kurz angucken. Das ist so Holzhammer-"Satire" mit Lachern vom Tape (angeblich nicht Tape sondern Live-Publikum). Ganz, ganz furchtbar. Brutalstes Overacting, alle Emotionen mit Vorschlaghammer-Mimik und Gestik, überhaupt keine Subtilität. Vielleicht können die was, schauspielerisch, aber davon war in dem Film nichts zu sehen (fand ich). Die haben das halt gespielt wie einen langen SNL-Sketch. Alle fünf Sekunden muss es ein HAHA-Schenkelklopfer-Moment geben, sonst haben wir unseren Job nicht gut gemacht. Und das schlug sich bis ins Drehbuch nieder. SNL guckt man ja auch nicht für die Charakterentwicklung der Protagonisten.