Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Da geht es unter anderem um eine Art kybernetische Utopie. Computer blicken mehr als Menschen, was gerade getan werden muss, und schicken Menschen daher Botschaften auf ihre Mobiltelefone, was sie tun sollen. Jede Handlung ist minimal, so dass die Menschen gar nicht mehr verstehen, woran sie gerade mitarbeiten.
In dem Buch geht es noch um ganz andere Sachen. Diese Idee, dass man einen zentralen Steuercomputer hat, am besten eine AI, die den Menschen sagt, was sie tun sollen, und alles wird gut, die ist schon älter. Googelt mal Kybernetik und Chile, da gab es mal einen Feldversuch. Als die Goldgräberstimmung bei Computern so richtig loslegte, haben viele Menschen gedacht, man könnte den Kommunismus, die Planwirtschaft, mit Computerhilfe real umsetzen.
Der Witz bei Daemon ist jetzt, wie sich der Autor denkt, dass man die Menschen dazu kriegen kann, dass sie den Anweisungen eines Computers folgen. Seine Lösung: Gamification. Da gibt es schlicht "Internet-Punkte" für, für die man sich dann im Online-Store Dinge kaufen kann. Am Ende so eine Art Barter-Ökonomie.
Der Punkt, wieso ich das gerade schreibe, ist weil wir gerade einen weiteren Feldversuch in Gamification haben, der mich enorm daran erinnert, wie ich mir Daemon beim Lesen so ausgemalt habe. Pokemon Go. In dieser Szene hat das Spiel in der Mitte des Central Park in New York irgendein seltenes (?) Pokemon gespawnt, und plötzlich setzt sich ein veritabler Maelstrom in Bewegung und ein Menschenstrom sammelt sich im Central Park. Nachts, wohlgemerkt. Auf mich wirkt das ungefähr so, wie ich mir das vorstelle, wie so eine Ameisenlinie auf mitlaufende Ameisen wirkt. Klar laufe ich da jetzt hin. Da laufen ja auch alle anderen hin.
Das Zeitalter, in dem per Gamification Menschen gesteuert werden, für Internet-Punkte Handlungen durchzuführen, ist offiziell eröffnet.