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Da wird mir ganz Angst und Bange, ehrlich gesagt.
Ich verlinke das jetzt absichtlich nicht, weil ich finde, dass das die Menschenwürde verletzt. Mein Verachten der Nazis beruht in wesentlichen Teilen darauf, dass ich mich ihnen moralisch überlegen fühle. Das träfe nicht mehr zu, wenn ich zu solchen Methoden griffe, um sie aus ihren Jobs rauszukanten.
Aber das wirft auch ein paar knifflige Fragen auf. Ist das legitim, wenn ein Chef jemanden für Dinge feuert, die derjenige zuhause außerhalb seiner Dienstzeit getan hat? Wenn ja: Woher soll er das wissen? Ist das seine Aufgabe, seine Mitarbeiter auf Facebook zu stalken? Müssen Chefs jetzt Denunziations-Postfächer unterhalten?
Ich bin mir da auch uneins, wo genau ich für mich die Grenzen ziehen würde.
Aber ich denke mal, ein guter Vergleichswert ist, wie wir mit Straftätern umgehen. Bei Gefängnisstrafen ist das ja auch so, dass es nicht um die Bestrafung geht, sondern um Resozialisation. Wir haben ja auch keine Todesstrafe mehr, egal wie schlimm jemand straffällig wird. Wäre es bei Straftätern OK, wenn man deren Arbeitgeber mit dem Ziel anschreibt, dass die gefeuert werden? Dieser Typ hat einen Ladenbesitzer umgebracht, weil er Schnaps stehlen wollte. So jemanden sollten Sie nicht bei sich arbeiten haben! Wäre das akzeptabel? Eher nicht, oder?
So und jetzt kommt dazu, dass im Falle des Raubmörders ein faires Verfahren stattgefunden hat, in dem ein Richter entschieden hat, ob der schuldig ist oder nicht. Hier haben wir es zwar im Allgemeinen auch mit einer relativ klaren Beweislage zu tun, aber das Strafmaß wird nicht von einem Richter verhängt, sondern von einem wütenden Mob eingefordert.
Ich finde diese ganze Entwicklung jedenfalls zutiefst beunruhigend. In besagtem Blog finden sich übrigens auch schon die ersten unschuldigen Kollateralschäden, wo die Recherche den falschen Arbeitgeber gefunden hat, oder wo derjenige sich ungerecht verfolgt fühlt, er sei gar kein Rechter und die hätten seinen Kommentar missverstanden.
Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass der Resozialisierungsgedanke zum Scheitern verurteilt ist, wenn man die Leute aus ihren Jobs rauszwängt. Dann haben die doch erst Recht das Gefühl, dass die Ausländer uns die Arbeitsplätze wegnehmen, wenn sie keinen neuen finden. Das verstärkt den Hass-Zyklus doch nur noch weiter.
Bei all der Negativität finde ich es aber auch gut, dass das gesellschaftlich immerhin hinreichend geächtet ist, ein Nazi zu sein, dass die dann auch tatsächlich gefeuert werden. Das könnte ja auch anders sein. In so einem Land würde man ja auch nicht wohnen wollen.
Seufz.