Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Danach hab ich mir den Vortrag "Die Wahrheit, was wirklich passierte und was in der Zeitung stand" vom Neusprech-Team angeguckt, der wie erwartet sehr gut war, auch wenn sie von mir aus gerne noch eine halbe Stunde hätten überziehen können. Auch klare Guckempfehlung.
Um 16 Uhr hab ich mir dann den Talk von Frank und Constanze über die Terrordatei angehört, der jetzt keine großen neuen Erkenntnisse für mich hatte, weil ich mir das eh schon hatte schildern lassen. Aber für alle anderen auch hier: klare Video-Guckempfehlung.
Im nächsten Slot habe ich mir den Vortrag in Saal 3 angehört, von der Digitalen Gesellschaft. War recht unterhaltsam und fluffig, auch Guckempfehlung.
Der nächste Vortrag war wieder Saal 1, über NSU und V-Leute. Von zwei Vortragenden aus dem Untersuchungsausschuss, die da eine schwindelig machende Liste an Daten und Fakten auf den Tisch gepackt haben, an deren Ende bei mir die Einsicht übrig blieb, dass von allen Abschätzungen darüber, wie furchtbar das alles bei den Geheimdiensten ist, die der Satiriker und Kabarettisten am nächsten an der Realität ist. Und die "Verfassungsschützer" sind auch alle völlig unfähig, auch nur die Anerkennung einzuräumen, dass diese NSU-Sache ein Fehler von ihnen gewesen sein könnte. In einer skizzierten Szene haben sich 5 Nazis auf einem Gipfeltreffen getroffen, um zu beraten, wie sie eine Demo organisieren sollen, und alle 5 waren V-Männer verschiedener Dienste. Wenn ihr nicht für alle Videos zeit habt, priosiert dieses hier höher als die anderen von heute.
Den Vortrag danach, von zwei NSA-Whistleblowern, hatte ich ja als Highlight des Tages eingeplant, auch weil Jake das in der Keynote als Meilenstein und wichtigsten Talk überhaupt angepriesen hatte, aber tatsächlich war es sehr enttäuschend. Die erste Rednerin war die Anwälte der beiden Whistleblower, die ein paar Gemeinplätze ala "Freedom, Liberty, Democracy" abließ, kein inhaltlicher Erkenntnisgewinn. Wie stolz sie doch sei, dass es solche Whistleblower gibt. Unbenommen, aber dafür hätten wir keine NSA-Whistleblower einfliegen müssen.
Der zweite Redner hat im Wesentlichen ein Patriotismus-Programm gefahren, um dann in gebrochenem Deutsch zu erklären, dass er nicht in einem Überwachungsstaat wie der DDR wohnen wollte, und sich nie hätte träumen lassen, dass die USA jetzt so sind. Machte lauter Kunstpausen, sein Vortrag bestand im Wesentlichen aus profunden Zitaten anderer Leute, selbst hatte er eher wenig bis nichts zu sagen. Der Dritte Redner hat dann ein paar lustige Anekdoten erzählt, wie er die Deppen ausmanövriert hat, die ihm da irgendwelche Bogus-Anklagen anhängen wollten. Die technischen Folien über die Möglichkeiten der NSA waren Buzzwords ala "latent semantic indexing" und "social network graph", leider auch nichts konkretes neues. Insgesamt schade, muss man sich nicht angucken.
Insgesamt bin ich positiv überrascht, weil es ja vorher aus mehreren Richtungen Gemecker gab über das Programm, und ich daher mit schlechteren Vorträgen gerechnet habe. Ich würde mir zwar auch mehr Technik-Talks wünschen, aber letztlich kann der Kongress auch nur Tech-Talks reinnehmen, wenn die eingereicht werden. Da müssen sich also die ganzen Techniker selber die Frage stellen lassen, wieso sie denn keine bahnbrechenden Tech-Talks eingereicht haben.