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In diesem Sinne: Popcorn bereithalten. Und was zum Anstoßen bereithalten für den Moment, wo sie in der ARD zur besten Sendezeit das Wort "Drohnenmord" in den Mund nimmt. Und möglicherweise (legale) Betäubungsmittel vorhalten, das ist halt eine Talkshow und über lange Strecken nur unter körperlichen Schmerzen ertragbar.
Aber die kognitive Dissonanz zwischen "also UNSERE Vorratsdatenspeicherung ist ja voll rechtsstaatlich und demokratisch legitimiert aber DEREN Vorratsdatenspeicherung ist böse und schlecht, verletzt die Privatsphäre und stellt alle Menschen unter Verdacht" ist durchaus unterhaltsam.
Update: Inhaltlich habe ich noch eine wichtige Sache anzubringen. Gabriel brachte mehrere Argumente, um seine kognitive Dissonanz zwischen der von seiner Partei vorangebrachten Vorratsdatenspeicherung und seiner Schelte für die US-Vorratsdatenspeicherung wegzureden. Das war um Wesentlichen: Die Daten werden ja bei uns nur auf Zeit gespeichert. Er versuchte sich auch noch an "aber die Daten liegen dezentral bei den Telcos und nicht bei den Diensten", woraufhin selbst dem Quoten-Amerikaner Denison nur noch heiseres Gelächter einfiel (das ist ja letztendlich genau das, was Prism tut. Da liegen die Daten auch bei Google und co und die Dienste holen sie sich halt ab). Besonders großartig wurde das, als Denison (leider kaum hörbar in dem Stimmengewirr) einzuwenden versuchte, auch die US-Programme seien ja gesetzlich klar geregelt und die Geheimdienste in den USA unterlägen ja auch strenger parlamentarischer Kontrolle. Das stimmt natürlich in jeder Hinsicht. (Deshalb ist es nicht ausreichend, wenn etwas legal ist. Auch Hitlers Machtergreifung war legal. Man braucht da höhere Maßstäbe) Gabriel selbst wandte mehrfach ein, man habe ja im NSU-Ausschuss sehen können, wieviel von Zusicherungen der Dienste und parlamentarischer Kontrolle zu halten sei. Ganz großes Kino. Die FAZ war jedenfalls ganz hingerissen von der wieselflinken politischen Wendigkeit von dem Gabriel, wie der da mal eben eine neue Vision für Europa formuliert hat aus dem Stegreif :-)
Ich für meinen Teil fand das sehr schön, dass Gabriel da überhaupt Denkprozesse erkennen ließ. Leider ist er noch nicht so weit, das Anfallen der Daten als das Problem zu erkennen. Wenn Daten irgendwo anfallen und gespeichert werden, werden sie auch missbraucht werden. Das ist ein historisches Faktum, mein Lieblingsbeispiel dafür ist immer die Geschichte, dass die Nazis prozentual in den Niederlanden eine höhere Juden-Mord-Quote hatten als in Deutschland, weil die Holländer in ihren amtlichen Registern völlig sinnlos die Religionszugehörigkeit abgefragt und gespeichert hatten. Daten werden missbraucht. Der einzige Schutz ist Datensparsamkeit. Constanze hat das angesprochen. Gabriel hat es noch nicht verstanden.
Oh, ach so, was ich eigentlich sagen wollte zu Gabriels Argumentation, die Vorratsdaten seien ja was anderes, weil die nur temporär gespeichert würden: Genau das behauptet die NSA auch. Die NSA löscht auch nach sechs Monaten, sagen sie. Außer die Daten sehen spannend aus, weil sie Bezug zu einem Terrorfall haben oder verschlüsselt sind. Verschlüsselte Daten heben die "zu Forschungszwecken" komplett auf. Aber wenn die ordentlich verschlüsselt sind, nützt ihnen das ja nicht viel. Mit anderen Worten: Ein Eigentor, dieses Argument. Hat leider in der Sendung niemand angesprochen, dass auch die NSA nur temporär speichert. Schade, denn dann hätten die Politiker mal erklären können, wieso Löschversprechungen unserer Behörden an der Stelle glaubwürdiger sein sollten als die der NSA.