Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Ein Detail, das ich immer sehr spannend finde, sind die Parallelen zum Urheberrecht. Wenn ein Forenbetreiber anfängt, Postings zu moderieren, dann haftet er für die nicht zensierten. Genau so wird das beim BKA sein. Plötzlich liegt deren Fokus nicht mehr darauf, die Leute daran zu hindern, ihren Schmutz ins Internet zu stellen, sondern die Filterlisten zu aktualisieren. Was weder den Missbrauch der Kinder rückgängig macht oder in Zukunft verhindert, noch die Leute bestraft, die den Schmutz hochgeladen haben.
Schlimmer noch: bisher, wenn man eine fiese Kinderporno-URL kennt, kann man zu dem Server gehen und die Zugriffe protokollieren. Dann kann man die Leute verfolgen, die zugegriffen haben. Das ist zwar immer noch schlecht, weil der blosse Konsum über das Web nicht strafbar ist, und dann massive Monster-Razzien mit zigtausend Hausdurchsuchungen passieren, wo gegen den Großteil der Leute nichts auszurichten ist, aber wenn das BKA filtert, hat man keine Logs mehr. Man hat nur noch die Logs, wer auf die Filter-Server zugegriffen hat, aber die beinhalten ja keine Kinderpornos mehr, damit ergibt sich auch kein versuchtes Beschaffen von Kinderpornographie und damit können sie auch ihre Hausdurchsuchungen nicht mehr begründen. Anders ausgedrückt: mit Internetsperren verhindern sie nicht nur nicht, dass Leute sich Kinderpornos angucken im Internet, sie sorgen im Gegenteil dafür, dass sie die, die es versuchen, nicht mehr verfolgen können.
Oh, wenn ihr noch was zu Lachen haben wollt: hört euch mal das mp3 hier an, das ist ein Streitgespräch zu Internetsperren zwischen ECPAT und Frank Rieger vom CCC. Frank hat die Frau von ECPAT so dermassen zerlegt, dass es einem schon fast Leid tut beim Anhören. Gut, ich hatte auch nicht erwartet, dass irgendjemand mit mehr als zwei Gehirnzellen für Internetsperren argumentiert, aber die Frau hat da echt sowas von gar keine überzeugenden Argumente vorzubringen… naja, hört selbst.
Oh, einen habe ich noch: In der Bundestags-Anhörung zu den Kinderpornographie-Sperren dauerte es geschlagene 12 Minuten, bis das Wort "Urheberrecht" fällt.