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Nun betrifft mich das mehr als andere, denn ich bin beruflich Hacker, der bei anderen Leuten die Sicherheit prüft und verbessert. Und wenn man mir da die Werkzeuge wegnimmt, ist das ein handfester Wettbewerbsnachteil.
Nun stellt sich schon wirtschaftlich gesehen die Frage, was das soll. Immerhin hat der Schily mit großem Aufwand der inländischen Sicherheitsindustrie Kohle zugesteckt, mit sinnfreiem RFID/Smartcard/PKI/Biometrie-Blödsinn. Und jetzt treiben sie die inländische Sicherheitsindustrie ins Ausland? Nun könnte man argumentieren, daß die ja vielleicht nur ihre Hacker-Abteilung ins Ausland schieben, die Unternehmen. Aber mal ehrlich, wenn man schon die hochbezahlten Hacker ins Ausland schiebt, vermutlich in eine Niedriglohn-Steueroase, wieso dann nicht auch die Verwaltung dort hin schieben? Wenn ich hier nicht arbeiten kann, wieso sollte ich denn dann meine Firma hier weiter laufen lassen? Um den armen Politikern mehr Steuern zu geben? Meine Firma ist hier, weil ich hier bin. Wenn sie mich hier nicht arbeiten lassen, ist auch meine Firma weg. Ist doch klar.
Nun habe ich mich gefragt, wie man am besten klar machen kann, wieso kriminelle Intention wichtig ist. Ich bin an sich libertär eingestellt und finde auch, daß Kriminelle Hackertools haben dürfen sollten, denn richtige Sicherheit ergibt sich ja nicht, wenn man dem Gegner die Waffen verbietet (da scheißt der Gegner aus dem fernen Ausland drauf), sondern wenn man seine Installationen gegen Angriffe immunisiert hat, und dann ist es wurscht, ob der Gegner ein Tool hat oder nicht.
Aber mir kam die Idee: was ist eigentlich ein Virus anderes als ein Hackertool? Es ist ein Stück Software, mit dem ein Angreifer bei anderen Leuten Schaden machen kann. Wenn wir jetzt also den Besitz von Hackertools unter Strafe stellen, dann kriminalisieren wir die Opfer von Viren, nicht die Täter (denn die sind ja eh unbekannt und werden in den meisten Fällen nie erwischt). Wir helfen also den Opfern nicht, wir bedrohen sie noch mit Freiheitsentzug. Das ist ja schon mal eine tolle Wurst, aber denkt mal weiter. Wie soll denn jemand einen Antivirus schreiben, wenn er den Virus nicht besitzen darf, mit dem er prüfen könnte, ob sein Antivirus funktioniert. Gut, meine Meinung zu Antiviren kennt ihr ja vermutlich, ich halte da nicht viel von, aber wir haben in Deutschland einige bekannte Antivirenhersteller, das ist ein Wirtschaftsfaktor. Und denen erteilt dieses Gesetz ein Berufsverbot.
Was meint ihr, ist das ein stichhaltiges Argument? Kapiert das ein Politiker? Oder muss man erst damit drohen, daß man die Abgeordneten wegen Besitzes von Hackertools anzeigt, sobald sie sich das nächste Mal einen Virus einfangen?
Update: Nicht der Besitz soll unter Strafe gestellt werden, sondern das Sich Verschaffen, daher müsste man bei den Viren auf das Weiter-Infizieren abheben, nicht auf das bloße Haben eines Virus. Und offenbar ist auch das eher wackelig als Argumentation, weil da der Vorsatz fehlt.