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meine Frau ist sowjetisch geborene Russin, in historisch russischem Gebiet, die 1991 plötzlich aufwachte und einen ukrainischen Pass an der Backe hatte. Ungewollt, aber so waren die Realitäten.Wenn ihr euch das mal auf der Karte angucken wollt: Das ist 100km von der Krim entfernt, 150km in die andere Richtung ist Mariupol, wovon man gerade viel in den Nachrichten gehört hat.Melitopol, südliche Ukraine.
Ich war schon sehr oft dort, spreche inzwischen auch fließend russisch.Hervorhebung von mir. Der Teil über die Halbleiter bezog sich vermutlich auf diese Neon-Meldung.Die (Sowjet-) Menschen dort "träumten" 30 Jahre von ihrer Wiedervereinigung - die just Realität geworden ist.
Die Chance auf Unabhängigkeit hatte die Ukraine tatsächlich während der ersten Kriegstage. Aber nachdem diese Gebiete mit russischem Blut befreit werden mussten, wird es für den Süden kein zurück in die Ukraine mehr geben; ich gehe von einer Dreiteilung aus (westlich Urkaine, Mitte neutrales Gebiet, Süd-Osten zuerst neutral aber früher oder später zu Russland)
Die Landverbindung zur Krim, die Wasserversorgung der Krim - das wird Russland niemals wieder aufgeben. Zumal die Bewohner dort ja auch nicht wirklich Anti-Russisch sind, und die wirtschaftliche Realität während der ukrainischen Zeit dort krass hoffnungslos war. Kurz: Die südlichen Gebiete sind für die Ukraine verloren.
Nebenbei, da die Tochter, Eltern & Geschwister meiner Frau dort noch leben: Der Bürgermeister von Melitopol wurde inzwischen abgeholt, weil er nachweislich mit Nazis zusammengearbeitet hatte (Denazifizierung), und durch einen Nachfolger aus dem Donbas ersetzt. Die Polizei wurde ausgetauscht, die neuen Hilfstruppen kommen ebenfalls aus dem Donbas, und nach acht Jahren Beschuss fackeln die nicht lange mit ukrainischen Protestlern. "Westliche" Dienste wie Vodafone haben ihre Dienste eingestellt, es gibt plötzlich russisches TV, russische Produkte. Die ukrainische Zeit ist nach 14 Tagen bereits nur noch eine (dunkle) Erinnerung.
Spannend bleibt einzig der Status von Odessa - die Stadt spricht zu 90% russisch, ist aber eine schöngeistige Metropole mit ukrainischer Kreativität. Mein Frau und ich hatten uns eigentlich bereits vor geraumer Zeit darauf geeinigt, dort eine Wohnung zu kaufen und als Rentner (in ca. zehn Jahren) dort zu leben, trotz ukrainischer Besatzung. Weil es halt russische Welt war. Ich glaube kaum, dass die Ukraine die Stadt wird behalten können, weil einfach zu viel passiert ist - das wirst du vielleicht nicht wissen, aber es gab dort vor acht Jahren schlimme Progrome seitens der Ukrops - da haben die Russen alleine schon deshalb eine moralische Verpflichtung, dort eine Schutzzone einzurichten.
Meine 2 Cents:
Putin wird das nun bis zum Ende durchziehen. Die ukrainische Armee ist bereits besiegt, 80% sind zerschlagen, es geht Munition und Treibstoff aus. Und der kampfstarke Teil der ukrainischen Armee steht direkt vor der Einkesselung, und mangels Treibstoff kann er nicht einmal flüchten. Warum sollte Putin sich in dieser Situation auf einen Kompromiss einigen - zumal er den Westen komplett bei den Eiern hat.
Energie ist eine Nebensächlichkeit, aber denke mal an die Hungersnot (Weizen, Düngemittel) und die damit verursachten Migrationsbewegungen - wir blenden das aktuell noch komplett aus, was da auf uns zukommt.
Oder das z.B. Halbleiter und Chips Materialien benötigen, die zu 80% aus Russland kommen und praktisch nicht ersetzt werden können - warum sollte Russland weiter an unfreundliche Staaten liefern, wenn es von dort sanktioniert wird?
Diese ganze Sanktionsnummer ist entweder einfach nur großes Kino, oder wird uns komplett vor die Füße fallen. So wie es aussieht, steuert es gerade auf einen finalen Konflikt zu, der uns -und nicht Russland- in den Abgrund ziehen wird. Sicher, das Leben geht weiter, irgendwie. Aber das fette und satte Europa, das wird Vergangenheit sein. Wohl zurecht.
Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber das deckt sich ja mal überhaupt nicht mit der Darstellung der militärischen Effektivität der russischen Invasion aus den Medien hier.