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Völlig klar: Da muss das Ordnungsamt einschreiten. Das geht so nicht. Das ist ja wie bei Hot Fuzz! Die Fassade lässt den Rest der Fassaden schlecht aussehen! Die muss da schnell weg!1!!
Zur Begründung hieß es, die farbenfrohe Fassade, die auch von der Stadtbahn-Trasse der S-Bahn aus zu sehen ist, passe nicht in die Umgebung. Der Eigentümer muss bis Montag erklären, ob er das Haus, wie vom OVG verlangt, jetzt beige oder grau anmalt.Beige oder Grau?! Wieso nicht kackbraun als Option?!
Komm, das geht so nicht. Da reden wir mal mit dem Stadtrat. Das kann sich ja wohl nur um ein Missverständnis handeln.
Der zuständige Bezirksstadtrat Christoph Brzezinski (CDU) sagte dem rbb, der Ermessenspielraum sei sehr gering. Die Fassaden-Gestaltung verstoße gegen den Denkmalschutz und das baurechtliche Verunstaltungsverbot. Deshalb habe der Rechtsstaat keine andere Möglichkeit, als das Urteil durchzusetzen.Oh Scheiße. Da sitzt jemand von der CDU. Na gut, dann ist die Sache verloren. Wenn irgendwo an irgendeiner Stelle jemand von der CDU am Hebel sitzt, verliert immer die Gesellschaft.
Update: Dazu gibt es ein wunderbar passendes Mordillo-Cartoon. Ich weiß gerade nicht, wie alt das genau ist, aber einige Leser erzählen, sie hatten das schon in den 1980er Jahren in ihrem Zimmer hängen. :-)
Update: Ein Leser hat es herausgefunden: Das ist von 1973.
Diese Zeilen sind ein Vierteljahrhundert alt, doch sie lesen sich wie von heute. „Die Unabhängigkeit der Ukraine beraubte Russland seiner beherrschenden Position am Schwarzen Meer, wo Odessa das unersetzliche Tor für den Handel mit dem Mittelmeerraum und der Welt jenseits davon war.“ – „Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr.“ – „Unter geopolitischem Aspekt stellte der Abfall der Ukraine einen zentralen Verlust dar, denn er beschnitt Russlands geostrategische Optionen drastisch.“
Russland hält China in Sachen Taiwan den Rücken frei, und China steht in Sachen Ukraine zu Russland.
Früher hatten die Amis ja mal Leute, die sich mit Geostrategie beschäftigt haben. Zbigniew Brzeziński hat sich da umfangreiche Gedanken gemacht und das einflussreiche Buch The Grand Chessbaord geschrieben, in dem er Eurasien als Zentrum der Macht sieht und daher für die USA eine Politik vorschlägt, die das Ziel hat, die Kräfte in Eurasien davon abzuhalten, sich zusammenzutun.
Brzezinski hat explizit vor einer Koalition von Russland und China gewarnt, eventuell auch noch mit dem Iran dabei. Die aktuelle Außenpolitik der USA sieht gerade so aus, als wollte sie genau das herbeiführen.
Hier ist die Zeit zu ihm und die FAZ (beispielhaft für dpa-Abdrucker, die dpa-Meldung wird ihm aber nicht gerecht).
Wikipedia ist gut zu ihm, auch ihre Zusammenfassung seines bekanntesten Buchs lohnt.
Damit steht ja fast nur noch Henry Kissinger aus der Ära!
Es geht um dieses Interview aus dem Jahre 1998 mit Sbigniew Brzezinski, einem der wichtigsten kalten Krieger der USA, Sicherheitsberater von Jimmy Carter.
Das Interview geht so ab:
Question: The former director of the CIA, Robert Gates, stated in his memoirs ["From the Shadows"], that American intelligence services began to aid the Mujahadeen in Afghanistan 6 months before the Soviet intervention. In this period you were the national security adviser to President Carter. You therefore played a role in this affair. Is that correct?Brzezinski: Yes. According to the official version of history, CIA aid to the Mujahadeen began during 1980, that is to say, after the Soviet army invaded Afghanistan, 24 Dec 1979. But the reality, secretly guarded until now, is completely otherwise Indeed, it was July 3, 1979 that President Carter signed the first directive for secret aid to the opponents of the pro-Soviet regime in Kabul. And that very day, I wrote a note to the president in which I explained to him that in my opinion this aid was going to induce a Soviet military intervention.
Das Detail war mir neu. Ich wusste, dass die CIA die Mudschaheddin bewaffnet hat, um der Sowjetunion in Afghanistan "ihr Vietnam" zu besorgen. Aber dass die USA die Sowjet-Invasion überhaupt erst herbeigeführt haben, das wusste ich nicht. Der eine oder andere von euch vielleicht auch nicht.Zu der Frage, ob er rückblickend ein schlechtes Gewissen hat, sagt er:
Regret what? That secret operation was an excellent idea.[…]
What is most important to the history of the world? The Taliban or the collapse of the Soviet empire? Some stirred-up Moslems or the liberation of Central Europe and the end of the cold war?
Und DAS ist mir sehr wichtig. Selbst der übelste Diktator, der krasseste Drohnenmord-General, der übelste Folterknastwärter, die alle können das nur machen, wenn sie sich selbst einreden, das sei richtig oder zumindest gerechtfertigt. Selbst ein Mensch wie Brzezinski rechtfertigt sich seine Taten zurecht.Deshalb mag ich Erklärungen ala "die sind halt alle doof" nicht. Die haben alle Argumente, mit denen sie sich ihr Handeln rechtfertigen. Wenn man die versteht, kann man die Leute möglicherweise umstimmen. Das ist mit Arbeit verbunden, klar. Aber das sollte es einem wert sein.
Da hat sich mal so ein Think-Tank-Verbund Gedanken gemacht, wie Europa aussehen sollte, wenn man sowas eine US-Kissinger-Brzezinski-Doktrin als Maßstab anlegt. (Danke, Harald)
If we are to deter the Russians from moving in, we have to convince them that their aggression will entail a prolonged and costly effort. But it will be such only if the Ukrainians resist.
Und die Ukrainer werden sich nur dann wehren, wenn wir ihnen a) ordentliche Waffen geben und b) sie den Eindruck haben, dass der Westen sie nicht fallen lässt, wenn es opportun ist. Besonders den Teil am Ende halte ich für eine Herausforderung, nachdem die Amis gerade den Irak und Afghanistan fallengelassen haben, und das berühmte Bild mit dem Hubschrauber und der US-Botschaft in Saigon ist ja auch noch im Gedächtnis.Falls der Name jemandem nichts sagt: Der Mann ist seit dem kalten Krieg der Schachspieler hinter der US-Außenpolitik. Googelt den mal. (Danke, Martin)
Seine Begründung lautet, die USA seien heute in der Lage der Sowjetunion der 80er Jahre: Bankrott durch Rüstungswahn und militärische Abenteuer, namentlich in Irak und Afghanistan; eine politische Klasse von Privilegierten, die sich nicht ums eigene Volk kümmert, folglich sinkender Lebensstandard der Mehrheit; Versuche, von inneren Problemen durch äußere Feinde abzulenken, und eine Außenpolitik, die in Isolation zu führen droht. Der globale Legitimitätsverlust westlicher Außenpolitik sei bereits heute weit größer als unsere Medien uns glauben machen, eine 500jährige Epoche atlantischer Vorherrschaft ginge zu Ende.Wem der Name nichts sagt: ich hab den hier im Blog schon ein paar Mal erwähnt.
Die Position Brzezinskis war bisher: mit China gegen Russland. Jetzt ist sie: mit Russland gegen China. Aber im Wesentlichen geht es ihm immer noch um die territoriale Kontrolle von Zentralasien und das Zementieren der USA als letzter Weltmacht. Er ist nur enttäuscht, dass die Neocons das so verkackt haben alles.
Trotzdem liegt die Vermutung natürlich nahe, dass wir es hier mit der Brzezinski-Doktrin zu tun haben.
Der von Barack Obama beschlossene Ausbau der Militärpräsenz am Hindukusch zielt weder auf die Terror- noch auf die Drogenbekämpfung ab, eher geht es um ein Ringen um Einfluss in Zentralasien, warnen ranghohe russische Staatsbeamte.Natürlich haben sie Recht. Das ist die Brzezinski-Doktrin. Die ist auch gar nicht geheim, darüber hat der Mann Bücher geschrieben.
Aber Iwaschow geht noch weiter. Er meint, die Amis wollen in Afghanistan genug Truppen aufbauen, um die Aufständischen in die Nachbarländer zu schieben. Dann wäre Afghanistan ein Hort der Stabilität und die Amerikaner könnten die Nachbarstaaten von sich abhängig machen. Das glaube ich nun hingegen nicht, denn warum würden die Amis der Taliban dann Waffen, Munition und Lebensmittel geben. Kein Wunder, dass in Afghanistan die "Verschwörungstheorie" umgeht, die Amis würden beide Seiten des Konfliktes bewaffnen, um den Konflikt am Leben zu halten.
Hier gibt es ein Zwanzig-Minuten-Interview mit einem Verschwörungstheoretiker über die Brzezinski-Obama-Connection. Der Typ wirkt anfangs sehr unglaubwürdig, vor allem wegen seiner reisserischen Buchtitel, aber je länger man dem zuhört, desto mehr hat das Hand und Fuss. Z.B. haben die Neocons immer Terrorismus als Kriegsgrund, während Brzezinski immer Human Rights Kram hat (Jugoslawien, unter Carter schon, und jetzt eben Afrika). Das spannende ist, dass der Mann eben nicht rückblickend Dinge mit Verschwörungstheorien zusammen klebt, sondern handfeste Voraussagungen macht, was in den nächsten Jahren passieren wird.
Zentrale These: Iran wird nicht angegriffen, im Gegenteil, die großen Feinde sind jetzt China und Russland. Daher werden die Amis einen Deal mit Syrien machen, um den russischen Mittelmeerhafen wegzuekeln. Und sie werden einen Deal mit dem Iran machen, um den Iran gegen Russland und China zu benutzen (Brzezinski hat auch Afghanistan gegen die Russen gehetzt damals, und der Iran liefert Öl an China). Und sie machen gerade schon einen Deal mit Nordkorea, in Zukunft auch gegen China. Die Amis werden sich dann auf die Diktatoren in Afrika einschiessen, die China Öl und Rohstoffe liefern, an erster Stelle der Sudan. Und am Ende wird China ihr Öl in Russland kaufen müssen, und damit provozieren die Amis dann einen Konflikt zwischen Russland und China.
Spannend, spannend, spannend. Ich bin mal gespannt, was die Russen und Chinesen machen, denn die sind ja auch nicht auf den Kopf gefallen. Endlich hat der Putin mal einen Strategen gegen sich und nicht solche Flachpfeifen wie bisher. :-)