Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Ohne da jetzt groß inhaltlich herumzuschwadronieren möchte ich an der Stelle eine klare Ansage tätigen: Hütet euch im Leben vor Leuten, die glauben, sie kennen die Wahrheit, und wenn jemand etwas anderes als ihre Position vertritt, dann müssen die halt alle doof sein.
Das ist ein universeller Ratschlag und trifft auf alle möglichen Leute zu. Die Reaktion auf mein Blockchain-Video damals war voll von sowas. Die MMT-Anhänger, die unter Youtube-Videos kommentieren, sind leider größtenteils auch so drauf. Und in letzter Zeit sind auch Maskenverweigerer vermehrt so drauf.
Der wichtigste Mechanismus, der solchen Reaktionen zugrundeliegt, ist Confirmation Bias. Ich habe mich in eine Richtung festgelegt, oder tendiere in eine Richtung, und ab da sieht Evidenz in dieselbe Richtung für mich glaubwürdig aus, aber Evidenz in die Gegenrichtung verwerfe ich als falsch oder unglaubwürdig oder Dummheit des Äußernden oder gar bösartige Desinformation.
Ein häufiger Indikator dafür ist, wenn Leute Aussagen rauspicken und dann Dinge kritisieren, die direkt daneben auch angespochen wurden, als seien sie nicht angesprochen worden.
Besonders gefährlich ist Confirmation Bias, wenn es in beide Richtungen Studien gibt, oder wenn man wissenschaftlich zu ungebildet ist, Studien zu lesen und bewerten zu können. Das kann man gerade bei den Maskengegnern gut beobachten, weil es eine Cochrane-Auswertung dazu gab, aus der ich hier mal den wichtigsten Teil zitieren will:
Our confidence in these results is generally low to moderate for the subjective outcomes related to respiratory illness, but moderate for the more precisely defined laboratory-confirmed respiratory virus infection, related to masks and N95/P2 respirators.
Die Einschätzung der Autoren ist auch sehr zurückhaltend bezüglich der Aussagekraft. Keine der zugrundeliegenden Studien erfüllt wissenschaftliche Mindestansprüche (was ja auch verständlich ist, wir waren schließlich in einer Pandemie!), und keine von denen lieferte belastbare oder gar verallgemeinerbare Ergebnisse.Ist natürlich am Ende doof, weil eine Maske halt nicht perfekt hilft. Je mehr Leute da ohne Maske rumrennen, desto mehr Partikel sind in der Luft, und desto weniger effektiv sind dann die Masken der anderen. Selbst wenn ich für mich das Risiko als gering einstufe, laufen da halt auch 5000 andere herum, für die das möglicherweise tödlich enden könnte. Daher war für mich klar, dass ich eine Maske tragen muss. Denen zu sagen, sie hätten da halt nicht hingehen sollen dann, das ist für mich wie wenn man einer Vergewaltigten sagt, sie hätte halt keinen so kurzen Rock tragen sollen, oder einem überfahrenen Fußgänger, er hätte halt nicht da rumlaufen sollen. So funktioniert das nicht, wenn man eine lebenswerte Gesellschaft haben will.
MMT ist als Theorie schön und gut, aber ich kaufe zwei Prämissen davon nicht. Erstens: Alles Vermögen im Umlauf kommt aus Krediten, die der Staat aufgenommen haben muss.
Das ist Unsinn. Ich habe im Video die Schuldenuhr von Hamburg zitiert, auf Bundesebene sieht das genau so aus. Deutschland ist eine Exportwirtschaft. Ein Großteil unseres Vermögens kommt aus dem Ausland. Innerhalb Deutschlands könnten wir selbstverständlich alle staatlichen Schulden abzahlen und hätten noch Geld übrig. Das ist natürlich auch unethisch, weil das im Ausland Kredite offenhält, die die nie abzahlen könnten. Wir hatten da mal eine Alternativlos-Folge zu, wo wir die Mechanismen aufdröseln.
Auch ansonsten ist die Prämisse natürlich Blödsinn. Der Kredit könnte auch von jemand anderem aufgenommen sein als dem Staat.
Zweitens ist das nicht erstrebenswert, wenn wir viel Guthaben haben, solange das nicht halbwegs gerecht verteilt ist. Dabei geht es nicht nur um die Zinsen, auf die ich in dem Tilo-Interview viel abgehoben habe, sondern es geht auch und vor allem um die Sozialausgaben, die der Staat tätigt, um die Armen in der Bevölkerung aufzupäppeln. Wenn wir das Vermögen besser verteilt hätten, wären diese Leistungen unnötig. Jetzt also so zu tun, als könnte der Staat seine Schulden nicht abzahlen, weil sonst die Bevölkerung pleite ist, ist eine unehrliche Argumentation.
Im Moment ist unser Staat ein Umverteilungssystem, bei dem der Staat immer mehr Kredite aufnimmt, um Sozialausgaben unter den Armen zu verteilen, die dann damit bei den Reichen einkaufen gehen und die Reichen reicher machen. Der Anteil, um den die Reichen reicher werden, kann man dann an den wachsenden Schulden des Staates messen. Das ist aber kein Zeichen für eine gesunde Wirtschaft, weil eben nur die Reichen reicher werden.
Das Hauptproblem ist aus meiner Sicht, dass die Leute, die Änderung herbeiführen könnten und müssten, selber reich sind und nach der Änderung weniger reich wären, daher passiert das nicht. Wo bleibt eigentlich die Revolution?
Übrigens, der Vollständigkeit halber: Hier könnt ihr in den Bundeshaushalt gucken. Der größte Posten ist Sozialausgaben (wie ich im Tilo-Interview ja auch gesagt habe). Der zweite ist Verteidigung (absolut skandalös!), und der drittgrößte ist Bundesschuld.
Die Größenverhältnisse finde ich grotesk. In die Ausgaben für die Bundesschuld passen knapp zweimal unsere Schulen und Unis rein. Gleichzeitig erwarten wir von denen, dass sie uns aus der Klimakrise heraus-techen.
In die Ausgaben für Bundesschuld und Verteidigung passt Forschung und Bildung sogar viereinhalb mal rein.
Update: Oh und einen noch: Die MMT-Leute stellen das gerne so dar, dass der Staat Schulden aufnimmt, aber damit ja die Wirtschaft ankurbelt, und die Kohle dann mit Gewinn zurückkriegt. In der Planung und in Einzelfällen mag das auch in der Realität so laufen, aber das ist dann halt Zocken. Wir hatten in der Fnord-Show eine Folie, dass CDUler zwei Tage vor der Wirecard-Insolvenz noch Kohle nachschießen wollten. Das wäre so ein Zocken gewesen, oder nennen wir es vielleicht neutraler Investment. Klar kann das klappen. Aber so sicher wie die MMT-Leute es gerne hätten ist es nicht. Wenn wir wüssten, welche Investments ordentlich ROI abwerfen, und welche nicht, dann müssten wir gar keine Steuern erheben, sondern könnten einfach immer nur alles per Kredit machen, den wir dann immer zurückzahlen könnten. Das ist ein Phantasiegebilde von Theoretikern, die noch nie mit der Praxis kollidiert sind.
Update: Damit das hier nicht so negativ wird: Yes, Minister!
Update: Ein Leser weist darauf hin, dass die Schule Ländersache ist. Ich habe das also oben falsch dargestellt. Der Bundeshaushalt für Bildung ist für sowas wie die Max-Planck-Gesellschaft, wenn ich das richtig verstehe, nicht für Schulen.
Das mag jetzt Projektion meiner Wunschträume und der Wunsch nach Confirmation Bias sein, aber ich glaube: Masken funktionieren.
Ich hatte ja einen kapitalen Fehler begangen, den meine besser informierten Kumpels nicht begangen haben: Ich hatte mir keine FFP3-Maske gekauft. Nicht weil die besser filtern, sondern weil die eine Aufhängung hinter dem Kopf haben, um den Kopf herum, und nicht an den Ohren hängen. Nach mehreren Stunden FFP2-Maske tragen taten mir ein bisschen die Ohren weh.
Das ist doof, weil das die Kosten-Nutzen-Rechnung verschiebt. Die Entscheidung, eine Maske zu tragen, ist ja, wie ich bei Tilo Jung ausführte, eine Abwägung zwischen "was ist der potentielle Schaden" und "wieviel kostet mich das jetzt". Wenn die Maske unbequem ist, ist man geneigt, den potentiellen Schaden, der ja jetzt gerade nicht sichtbar ist, weil er potentiell und in der Zukunft ist, weniger stark zu gewichten.
Am Ende habe ich dann zwischendurch halt ein paar Pausen gemacht, bin kurz rausgegangen (wo es leider immer sofort zu regnen anfing), oder habe mir eine leere Ecke in einem nicht öffentlichen Raum gesucht, wo wenig Luftbewegung und genug Abstand zu anderen Menschen war, und da die Maske abgenommen.
Nächstes Mal werde ich mir auch eine Maske mit hinter-dem-Kopf-Befestigung anschaffen.
Außerdem habe ich auf der Bühne bei meinen Vorträgen und für die Tilo-Jung-Aufnahme keine Maske getragen. Das senkt natürlich den Schutz der Maske, aber wenn man öffentlich zu vielen Leuten auf einmal spricht, muss man die Leute die Mundbewegungen sehen lassen. Das macht das Verständnis leichter und ist auch eine Frage der Barrierefreiheit.
Ihr werdet euch vielleicht an mein Tilo-Jung-Interview aus Leipzig erinnern, wo wir gar nicht im Bild waren sondern die Kamera bloß Ambience gefilmt hat. Ich hatte das gefordert und fand das auch voll geil, weil ich ja gerade möchte, dass es in den Videos nicht um mich geht sondern um die diskutierten Gedanken. Aber seit dem, vor allem wegen der Masken während Covid, ist mir klar geworden, wie viel des Zuhör-Verständnisses auch bei mir als nicht Hörgeschädigtem davon abhängt, dass ich die Lippenbewegungen sehen kann. Beim Masketragen gibt es auch noch eine das Verständnis erschwerende Degradierung des Audiosignals. Daher habe ich meine Risiko-Abwägung erweitert und beim Interview keine Maske getragen und erlaubt, dass sie meinen Kopf im Bild haben.
Update: Jetzt schreiben mir lauter Leute, dass es auch FFP2-Masken mit Hinterkopfhalter gibt, und dass es Möglichkeiten gibt, eine Hinterohrhalterung in eine Hinterkopfhalterung umzuwandeln. Mein Punkt war: Ich war nicht gut vorbereitet. :-)
Was man damit erreichen will? 2% Einsparung.
Dies seien aber "ganz wichtige zwei Prozent", sagt das WirtschaftsministeriumGut, dass wir das mal geklärt haben.
Jetzt hat Tilo Jung das mal angesprochen, und bekam nicht etwa die Antwort, die ihr vielleicht erwartet habt: Hups, bedauerliches Missverständnis. Selbstverständlich lehnen wir Anträge von solchen Firmen alle ab.
Nein. Ich zitiere mal in Gänze:
Welche Voraussetzungen muss ein Energie-Unternehmen eigentlich erfüllen, um die #Gasumlage zu nutzen? "Eine drohende Insolvenz gehört nicht dazu", erklärte heute Habecks Wirtschaftsministerium. "Wir stehen auf dem Standpunkt, dass ein Unternehmen auch Gewinne machen muss"Na da muss ja jemand immer artig Schmierg..., äh, edelmütige Parteispenden gezahlt haben!
Jetzt sieht es fast so aus, als könne Melnyk darüber stürzen. Das Außenministerium hat sich von seinen Aussagen distanziert. Das ist eher selten, denn ist ja von denen hergeschickt worden, um hier in ihrem Namen zu sprechen. Wenn sich das Außenministerium von dem eigenen Botschafter so distanziert, kann der eigentlich nur noch rumsitzen und auf seine Abberufung warten. Weia.
Wenn ihr jetzt neugierig seid, was Tilo genau gefragt hat: Hier ist die Zusammenfassung der Tagesschau:
Um historische Beweise zu liefern, zitierte Jung ein Flugblatt, welches Bandera damals verteilt haben soll: "Moskowiten, Polen, Ungarn und Juden sind deine Feinde, vernichte sie!" Melnyk gibt sich unwissend. "Ich werde Dir heute nicht sagen, dass ich mich davon distanziere. Und das war's, so der Botschafter schließlich.Auf Massaker an Polen angesprochen, meint Melnyk, es sei halt Krieg gewesen, und Massaker habe es auch in die andere Richtung gegeben.
Die Wikipedia-Seite zu Bandera lohnt die Lektüre. Neben dem Asowregiment ist Bandera die zweite Hälfte des Kerns hinter der Putin-Behauptung, man müsse die Ukraine entnazifizieren. Es ist auch nicht nur Putin, der an Bandera inhaltlich etwas auszusetzen hat:
Am 22. Januar 2010 verlieh der damalige ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko Bandera postum den Ehrentitel Held der Ukraine.[24] Die damalige Ministerpräsidentin Julia Timoschenko von der Vaterlandspartei sprach Juschtschenko in dieser Angelegenheit ihre Unterstützung aus.[25] Die polnische und russische Regierung sowie einige andere Institutionen protestierten gegen diese Ehrung.[26] Das Europäische Parlament äußerte die Hoffnung, dass der neue Präsident der Ukraine diesen Präsidialerlass revidiere. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum verurteilte die Ehrung und wies darauf hin, dass Bandera Mitschuld am Tod von Tausenden Juden trage.[27]
In Ahrweiler haben die Flutopfer sogar jeweils über 28% CDU und SPD gestimmt.
Ach komm, Klimakrise? Lieber noch ein paar Kohlekraftwerke bauen! Wählten sie in ihren Not-Wahllokal-Zelten.
Die PARTEI scheint ziemlich abgestunken zu haben. Der Sonneborn-Auftritt bei Tilo Jung hat nicht geholfen.
In Berlin kriecht langsam die Clamkriminalitätspartei an den Grünem vorbei. Also doch vier Jahre furchtbares Elend in Berlin.
Wisst ihr was? Wir kriegen genau das, was wir verdient haben.
Wie schlimm die Lage ist, sieht man hier und hier. Die Erstwähler haben sich das angeguckt, und haben gesehen: Die machen unser Ökosystem kaputt, und es gibt keine Mehrheit dafür, das aufzuhalten.
Ich kann jetzt Fundi sein und die Grünen wählen, obwohl die a) keine Chance haben und b) das auch nicht aufhalten würden.
Oder ich bin Realo und akzeptiere mein Schicksal. Da bleiben mir nur zwei Wünsche. Erstens dass auch die Tätergenerationen persönlich betroffen sind, und zweitens dass mein Leid nicht lange anhält.
Die FDP bietet beides. Mit denen kommt der Klimaabsturz am schnellsten und betrifft auch noch die, die ihn zu verantworten haben.
Gut, nicht alle Erstwähler werden so viel Kalkül hinter ihrer Stimme gehabt haben. Einige waren bestimmt auch einfach schlecht informiert. Man darf aber nicht vergessen, dass die FDP das letzte Mal 2013 in der Regierung war. Da waren die heutigen Erstwähler noch in der Grundschule.
Und lasst uns mal festhalten, dass informiert sein auch nicht hilft. Die Alten wissen genau, wofür CDU und SPD stehen. Und wählten sie trotzdem.
In Sachen Umgang mit früheren Wahlfälschungen in Belarus waren sowohl Tilo Jung als auch Steffen Seibert nicht gut vorbereitet, es gab schon lange und häufiger Sanktionen der EU gegen Lukaschenko nach Wahlmanipulationen und wegen Menschenrechtsverletzungen, nur hat die EU da insgesamt wenig Hebel, weil es kaum wirtschaftliche Verflechtungen gibt und auch keinen Massentourismus, wie zb in der Türkei.Es ging hier auch nicht um Gleichsetzung, sondern es geht darum, dass das Menschenrechte sind, und damit jedem Menschen zustehen. Wenn wir das ernst meinen würden, müssten wir es überall anwenden, auch in Bayern. Menschenrechte sind auch nicht verhandelbar. Da gibt es kein "aber in Belarus ist es noch schlimmer".Lukaschenko ist die EU recht egal, es sei denn er braucht sie gerade um sich von Russland zu emanzipieren. Bei den Wahlen 2015 war eine Zeit der Annäherung, es wurden viele politische Gefangene freigelassen und die EU hat die Sanktionen runtergefahren. Minsk hat im Ukraine Konflikt vermittelt und Belarus war um ein gutes Image bemüht. Jetzt zeigt das Regime sein wahres Gesicht. In dem Zusammenhang das "Polizeirecht" bei uns mit dem aktuellen geschehen in Belarus gleichzusetzen, finde ich verfehlt, die Sicherheitskräfte haben dort Narrenfreiheit, Lukaschenko hat dehnen Straffreiheit zugesichert und die Justiz ist gleichgeschaltet. Bei uns werden wir auch nicht hart festgenommen, weil wir die französische Nationalhymne singen oder mit Kreide auf der Straße malen. Zyperns Sicht hingegen teile ich aber voll und ganz.
Eigentlich.
Der Leserbriefschreiber hat noch ein paar Links mitgeschickt:
https://www.youtube.com/watch?v=ElNCYj825fo (gestern Nacht in Minsk)
https://www.youtube.com/watch?v=B9tm4JdMoBs (9-11.08)
"Lieber Diktator sein als schwul"
EU ruft alle Botschafter aus Weißrussland zurückWer das tägliche geschehen gerne mitverfolgen möchte kann das zb ganz gut hier tun: https://www.tut.by/. Google Übersetzer funktioniert erstaunlich gut.
Update: Ein anderer Leser dazu:
Bzgl. der Anmerkung, wir würden nicht wg Kreidemalerei auf den Boden festgenommen (sicher kein Vergleich zu Belarus, aber dennoch), hier zwei Meldungen aus, natürlich, Bayern:
https://www.nordbayern.de/region/wegen-anti-nazi-parolen-aus-kreide-vor-gericht-1.667489
Sie sollen mit Kreide politische Parolen an Fassaden geschmiert haben - dafür landeten vier junge Männer vor dem Amtsgericht Fürth, wurden wegen Sachbeschädigung verurteilt. Für die Jugendlichen ein Skandalurteil: Sie legten Berufung ein und wurden nun freigesprochen.https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/6013/4599633
Am Samstagmittag (16.05.2020) beschmierte ein Mann den Boden des Gewerbemuseumsplatzes mit Kreide. Nach einem kurzen Gespräch mit der Polizei entfernte der 54-Jährige sein Werk wieder mit Wasser und Besen.https://www.redside.tk/2019/04/22/prozess-wegen-spruehkreide-24-04-1030/
Am 24.04.2019 um 10:30 Uhr werden sich zwei Aktivisten/Berufsschüler vor dem Oberlandesgericht in Nürnberg (Sitzungssaal 26, EG) verantworten müssen für eine Straftat die ihresgleichen sucht.Der Strafbefehl lautet wie folgt: „Am 30.05.2018 gegen 18:29 sprühten (sic!) der gesondert Verfolgte […] auf das Kopfsteinpflaster vor dem Heimatministerium […] mit orangener „Sprühkreide“ folgenden Text: „Bildungsstreik, 22.06.18“. Das so entstandene Graffiti ließ sich nur unter erheblichem Aufwand und mithilfe einer professionellen Reinigung beseitigen. Der Stadt Nürnberg entstand hierdurch ein Schaden i.H.v. 318,- €, wie der gesondert Verfolgte […] wusste und zumindest billigend in Kauf nahm. Bei diesem Vorhaben unterstützten Sie den gesondert Verfolgten […] durch psychische Hilfe, indem sie (sic!) seinen Tatentschluss unterstützten und Zweifel an der Tatausführung minderten bzw. beseitigten und Fotos von der Tathandlung machten und die Umgebung absicherten.“
LOL :-)
Da wird sich der eine oder andere von euch gefragt haben, wieso die EU eigentlich so lange brauchte. Nun, die Antwort könnte die Bevölkerung verunsichern:
Cyprus vetoes sanctions on Belarus due to EU’s inaction against Turkey
Zypern hat das blockiert. Die EU ist ja ein Konsens-System, d.h. wenn nur einer dagegen ist, wird es nicht gemacht. Das gibt jedem Möchtegerndiktator jedes noch so kleinen Fitzelmitgliedslandes eine tolle Erpressungsmöglichkeit in die Hand. Klar sind wir für das Notfallpaket zur Rettung eurer Bauern, wenn ihr nur kurz diesen Stapel Blankoschecks ausfüllt!1!!In diesem Fall fand Zypern, dass die EU mal gepflegt die Fresse halten sollte, wenn es um Menschenrechtsverletzungen in Weißrussland geht, denn die bedrohen keine EU-Bürger. Sie als EU-Bürger fühlen sich hingegen vom diktatorischen Gebaren des Erdogan-Regimes schon seit Jahren bedroht und da macht die EU ja auch nichts. Griechenland hat da unilateral was erreicht, aber für Zypern steht da keiner morgens früh auf und kümmert sich.
Mit der Argumentation treffen sie bei mir natürlich voll ins Mark. Ich finde auch immer: Wenn du bei einem Sanktionen ausrufst, musst du auch bei allen anderen Sanktionen ausrufen, die die gleichen Kriterien erfüllen. Insofern: Go Cyprus!
Ich persönlich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Die EU sollte generell die Fresse halten, wenn es in anderen Ländern Menschenrechtsverletzungen gibt, solange bei uns Flüchtlinge in Zellen verbrennen, Flüchtlinge jahrelang in Auffanglagern unter erbärmlichsten Verhältnissen dahinvegetieren, und erst als ein völlig vermeidbarer Flächenbrand das Lager dahinrafft, geht in der EU auch nur sowas wie eine Debatte los, ob man den Flüchtlingen vielleicht mal helfen sollte.
Oh und solange wir hier ein "Polizeirecht" haben, das das vorsorgliche zeitlich unbefristete Einlochen von unschuldigen "Gefährdern" ermöglicht, sollten wir auch sehr zurückhaltend damit sein, anderen Polizeistaaten Vorwürfe zu machen.
Aber WENN wir schon anderen Vorwürfe mache, dann will ich aber MINDESTENS ernsthafte Ansätze sehen, diese Art von Problem bei uns ein für alle Mal auszuradieren, und sei es durch Zwangsrausschmiss von Bayern aus der Union.
Update: Übrigens hat auch Tilo Jung bei der BPK mal gefragt, was diese Wahl jetzt korrupter macht als die davor in Weißrussland. Die Antwort könnte die Bevölkerung sedieren.
Der Müller hat sich jetzt entschieden, dass er gerne in den Bundestag will. Wahrscheinlich weil die SPD auf Landesebene so gut wie abgewählt ist und er da als "Sieger" gehen will, nicht als abgewählter Bürohengst.
Der steht inhaltlich auch nicht für gar nichts, sondern der hat z.B. den Mietendeckel zu verantworten. Ob der jetzt gut oder schlecht ist, das müsst ihr euch selbst überlegen. Man könnte sagen: Immerhin hat er mal was ausprobiert und nicht immer nur Reden geschwungen.
Gut, aber in welchem Wahlkreis soll sich der Müller aufstellen? Wohnen tut er in Tempelhof, aber da kandidiert bereits Juso-Papiertiger Kevin "DAGEGEN!!1!" Kühnert, in der Presse in letzter Zeit ab und zu tragisch mit einem Hoffnungsträger verwechselt. Also hat sich der Müller entschieden, dann halt in Charlottenburg-Wilmersdorf zu kandidieren. Tempelhof wird wohl parteiintern für sowas wie einen "sicheren Sitz" gehalten. Wer da kandidiert, kommt durch. In Charlottenburg-Wilmersdorf hat die SPD aber auch gut abgeschnitten die letzten Wahlen. Charlottenburg-Wilmersdorf ist offenbar der zweitsicherste Weg.
Und was passiert jetzt? Jetzt stellt sich plötzlich Sawsan Chebli auch in Charlottenburg-Wilmersdorf und auch für die SPD auf.
Die Reaktion darauf war fast als wäre der Bürgerkrieg ausgebrochen.
Ich persönlich assoziiere mit der SPD nur negatives, wisst ihr ja, und würde gerne niemanden von der Verräterpartei im Bundestag sehen. Inhaltlich steht der Müller immerhin für was, während ich die Chebli bisher eher als Witzfigur wahrgenommen habe. Jahrelang hat die in der Bundespressekonferenz Realsatire geliefert, wenn Tilo Jung mal was gefragt hat. Da kamen die absurdesten Bullshit-Verrenkungen von ihr. Gut, da kann sie nichts für, aber sie hätte den Job ja nicht annehmen müssen. Danach war sie Staatssekretärin und ist vor allem durch Forderungen aufgefallen, die genau ihr selbst geholfen hätten. Mehr Frauen, mehr Migrationshintergrund, mehr Frauen mit Migrationshintergrund, ein bisschen Woke-Blablah, sonst fällt mir gerade inhaltlich nichts ein, wofür die steht. Oh ach ja, und sie hat Leute verklagt, die im Internet böse Dinge über sie gesagt haben.
Bei mir persönlich würde das also eher keine Begeisterungsstürme auslösen, wenn die jetzt in den Bundestag einzieht. Aaaaaber. Wie die SPD gerade mit ihr umgeht, das lässt echt tief blicken. Das offenbart, wie die Abgeordnetensitze sehen. Nicht als etwas, was man sich erstreitet, und was der kriegt, dem am besten das tut, was die Wähler haben wollen. Nein, nein! Eher etwas, das man erbt, eine Belohnung für braves Partei-Mitläufertum. Der Wähler spielt offenbar überhaupt keine Rolle bei denen!
Die Chebli hat hier noch am ehesten das getan, was meinem Verständnis entspricht, wie das gedacht war. Die hat sich einfach aufgestellt. Der Wähler sollte bitte entscheiden, wer ins Parlament einzieht, nicht innerparteiliche Absprachen und Nepotismus.
Sehe ich auch so. Daher, wenn die SPD schon unbedingt ins Parlament einziehen muss, dann würde ich jetzt lieber ihr den Sitz gönnen. Aber eigentlich finde ich, die SPD muss endlich unter die 5%-Hürde. Nicht mal dafür sind die kompetent genug, das mal zeitnah durchzuziehen.
Update: Auf archive.org findet man, dass die Taiwan-Flagge schon mindestens seit 2018 weiß ist beim Auswärtigen Amt. (Danke, Felix)
An den Preisen hat das nichts geändert.
Wenn sie vorher jemanden gefragt hätten, der sich mit sowas auskennt, wäre das auch klar gewesen. Ein Tampon ist ja nicht so teuer, weil die Herstellung und die Steuer so teuer ist, sondern weil die Kundschaft so viel zu zahlen bereit ist.
Tilo Jung hatte neulich den Gründer von Einhorn im Interview, wo es am Rande auch darum ging, ob man neben Kondomen auch andere Dinge herstellen könnte, und er erklärte da seine Vision von fairer Entlohnung innerhalb der Firma und Zulieferkette und meinte, bei Kondomen sei halt so viel Luft im Preis, dass man da auch fair bezahlen könne, ohne teurer zu werden als die Konkurrenz. Bei Tampons sei das ähnlich.
Finde ich jetzt nicht überraschend.
Überraschend ist bloß, dass irgendjemand der Branche geglaubt hat, als sie uns ins Gesicht gelogen hat, dass man das 1:1 an die Kundinnen weitergeben werde. Ja nee, klar.
Update: Versteht eigentlich jemand, wieso sich da nicht ein paar Frauen zusammentun und eine Firma gründen, die diese Produkte zu fairen Preisen auf den Markt bringt?
Update: Ein Leser weist darauf hin, dass das Verhalten typisch ist, wie man schön sehen kann, wenn man einen Burger holt. Die Kasse fragt als erstes: Ist das für hier essen oder mitnehmen? Der Grund für die Frage ist, dass hier essen einen höheren Mehrwertsteuersatz kostet. Das Essen ist aber nicht billiger, wenn man mitnehmen sagt.
Bei einem Luftangriff im Irak ist der einflussreiche Kommandant der Al-Kuds-Brigade, Soleimani, getötet worden. Mehrere weitere Menschen starben. Die USA meldeten, der Angriff sei auf Befehl von Präsident Trump erfolgt.Wie, da steht doch bloß Luftschlag, nicht Drohnenmord? Nun, keine Ahnung, warum die ARD den Drohnenaspekt nicht für erwähenswert hält. Die Amis reden da nicht um den heißen Brei herum. Vermutlich will die ARD der Bundesregierung peinliche Fragen von Tilo Jung zu Ramstein in der Bundespressekonferenz ersparen. Sowas passiert halt, wenn man einen Regierungssprecher zum ARD-Vorsitzenden macht.
Ich bin überhaupt erstaunt, dass die das als Tötung bezeichnen. Es handelt sich um einen Mord. Aus niederen Motiven und mit Vorsatz geplant und durchgeführt.
Und nicht nur einen Mord. Das ist ein Angriffskrieg gegen den Iran.
Und die CDU macht sich voll zum Stück Brot in ihrer Reaktion. Die Spitzenkandidatin der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, nuschelt was von 7 Plagen im alten Ägypten (es waren zehn). Und die CDU hat angeblich ernsthaft ein Gegenvideo publiziert. Auf VHS, witzelte der Postillon. Ich bin mir nicht sicher, ob man darüber witzeln sollte.
Die sind sogar zum Versagen zu inkompetent bei der CDU. Schon irgendwie eindrucksvoll.
Oh, und die Deutsche Welle berichtet (wir erinnern uns: Die, die die CDU als Gegen-Propaganda-Outlet zur Bekämpfung von RT positionieren wollte):
"He is using his right to freedom of expression," said CDU General Secretary Paul Ziemiak, who accused Rezo of propagating false claims about the party. "But that isn't journalism."
Ja, richtig gelesen! Der pullt die Trump-Karte und behauptet Fake News, wo es mehr Belege gab, als die CDU in ihrer gesamten Parteigeschichte jemals für irgendwas hatte. Man hört förmlich das Winseln "aber das ist doch gar kein Journalismus". Der hatte fucking Livevideo von euch beim Verkacken! Mehr Beweis geht nicht! Von Tilo Jung übrigens, einem echten Journalisten, den ihre jahrelang nach Strich und Faden vorzuführen versucht habt. Soviel zu eurer Einstellung zu echtem Journalismus, ihr Flaschen!Meine Güte. Wer jetzt noch CDU wählt, sollte sich direkt seine Unzurechnungsfähigkeitsbescheinigung mit abholen.
Update: Alleine dass sie da diesen Philipp Amthor aus dem Straßengraben geholt haben! Was für eine Lachnummer! "Hey Heinz, haben wir auch einen unter fünfzig?" "Ich such schon seit Wochen! Ich glaube es gibt da einen! Der sieht aber aus wie aus der Feuerzangenbowle!" Un-fucking-believable. Die haben ernsthaft jemanden genommen, von dem noch nie jemand gehört hat. Hauptsache der jüngste, den sie finden konnten. "Komm, Ede, wir müssen jetzt jung aussehen!" "Was sagst du? *hörgerätjustier*"
Update: Die Wikipedia-Seite von dem lässt auch tief blicken.
Seit 2017 arbeitet er an einer Dissertation zum Thema Staatswohl und Staatsgeheimnisse zwischen Regierung und Parlament. Daneben ist er als freier Mitarbeiter für die US-amerikanische Wirtschaftskanzlei White & Case LLP in Berlin tätig.
Die Regierung muss vor dem Parlament Geheimnisse haben, sagte der Mitarbeiter der US-amerikanischen Kanzlei. Das passt ja mal wieder wie Arsch auf Eimer.
The document said nearly 30 people in Belgium are still receiving the payments under a decree by Adolf Hitler granting the same nationality and pension rights as German citizens to foreigners, including Waffen-SS volunteers, from Nazi-occupied territories who pledged “allegiance, fidelity, loyalty and obedience” to the Führer.
Update: Stellt sich raus: Das war gestern Thema in der Bundespressekonferenz! Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales teilt dazu mit (aus einer E-Mail, Titel "Nachtrag des BMAS zur heutigen RegPK", freundlicherweise weitergeleitet von Tilo Jung, der dazu gefragt hatte):
„Die in der Berichterstattung erwähnten Leistungen an ehemalige Angehörige der Waffen-SS beziehen sich offenkundig auf das Bundesversorgungsgesetz (BVG).
Für die Erbringung von BVG-Leistungen an Berechtigte in Belgien ist das Land Nordrhein-Westfalen zuständig. Dieses hat mitgeteilt, dass sich unter den aktuellen Leistungsberechtigten in Belgien keine ehemaligen Mitglieder der Waffen-SS befinden.
Zur weiteren Einordnung:
Nach dem 1950 in Kraft getretenen BVG werden Leistungen an Kriegsopfer erbracht. Das BVG ist anzuwenden bei gesundheitlichen Schäden u.a. durch militärischen oder militärähnlichen Dienst, unmittelbare Kriegseinwirkung oder weitere dort aufgeführte Sachverhalte. Leistungen werden jedoch nicht erbracht für einen Dienst in der Wehrmacht oder der Waffen-SS.
Eine Entziehung oder Versagung von Leistungen ist nach § 1a BVG möglich, wenn während der Herrschaft des Nationalsozialismus gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit verstoßen worden ist. Ob diese Voraussetzungen vorliegen, ist in jedem Fall durch die zuständigen Behörden einzeln zu überprüfen.
Die Durchführung des Bundesversorgungsgesetzes obliegt den Ländern. Das BMAS hat deshalb keine Kenntnisse über einzelne Fälle, die Höhe von Zahlungen oder die Namen von Berechtigten nach dem BVG. Dem BMAS selbst liegt lediglich die Information vor, dass im Monat Februar 2019 noch insgesamt 18 Personen in Belgien Leistungen nach dem BVG beziehen. Dabei handelt es sich um die Gesamtzahl der in Belgien lebenden Leistungsempfänger. Dies können sowohl belgische Staatsangehörige sein als auch z.B. deutsche Staatsangehörige, die in Belgien ihren Wohnsitz genommen haben."
Update: Pensionszahlungen an SS-Leute sind übrigens seit vielen Jahren ein blubbernder Eiterpickel. Besonders unangenehm, finde ich, weil ich mich noch an die jahrzehntelangen Gerichtsverfahren der Claims Conference gegen die Bundesrepublik Deutschland erinnern.
Ich hoffe, ihr habt alle gemerkt, dass die Vorwürfe Kollaborateure waren, nicht Waffen-SS-Leute. Wir haben es hier also mit einem wunderschönen überspezifischen Dementi zu tun.
Viel Spaß beim Angucken!
Wir hatten dieses Mal beide keine Fragen vorbereitet, und haben uns gedacht, wir gucken mal, wo das Gespräch hintreibt. Das ist ein schönes Zeichen, denn es heißt, dass die Arbeitsatmosphäre auf einem sehr entspannten Niveau ist. Ich bin übrigens echt beeindruckt davon, wie gut der Sound ist. Wir saßen da in einer lauten Halle, in der im Hintergrund mehr oder weniger laut Tanz und Livemusik lief. Technik, die begeistert.
Unsere Themen waren:
Update: Dass es da nur Dunkel-Ambiente als Bild gibt, liegt an mir. Ich wollte das so. Ich versuche immer, mich als Person rauszuhalten. Es soll um die Inhalte gehen, nicht um den, der sie anspricht.
Ich habe das aber nicht erwähnt, weil ich gegen Antideutsche wäre oder so, sondern weil der Club ja im Vorfeld mehrfach laut verkündet hatte, es ginge hier um Inklusivität und Flausch und eine Bullying-freie Zone, wo jeder willkommen ist. Und dazu steht das m.E. im Widerspruch, wenn man mit einer Antifa-Flagge und weiter hinten "Deutschland verrecke" begrüßt wird. "Be excellent to each other" ist was anderes. Korrigiert mich, wenn ich da falsch liege.
Apropos Bullying-freie Zone. Das begrüße ich grundsätzlich. Bullying ist Scheiße, und auch eine absurde Energieverschwendung. Niemand gewinnt irgendwas, reines Kaputtmachen. Ist mir ein Rätsel, wieso Leute für sowas Zeit und Energie übrig haben. Finde ich also gut, wenn der CCC das ansagt, und dann auch zwei Vorträge über Cyber-Stalking und Bullying und "digitale Gewalt" macht.
Allerdings ist das halt sofort völlig unglaubwürdig, wenn dann im Congress ein lustiges Klebepunktspiel aushängt, wo Passanten mit dem Kleben eines Klebepunktes abstimmen können, und zwar zwischen "Fefes Blog" und "Block Fefe". Wirklich, CCC? Inklusiv? Bullyingfrei? Safe Space? Block Fefe?
Ich reg mich da jetzt nicht groß drüber auf, das ist ja auch bloß Energieverschwendung. Aber dann lügt mir bitte auch nichts von Inklusivität und Awarenessteams ins Gesicht und macht keine verlogenen Vorträge über digitale Gewalt. Damit schadet ihr nicht nur euch sondern auch den Leuten, die wirklich für Inklusivität und gegen digitale Gewalt aktiv sind, und das nicht nur als Lippenbekenntnis machen, "außer es trifft den Fefe, der hat schon ein dickes Fell und kann das ab".
Versteht das nicht als Mimosentum von mir falsch. Meine Einstellung zu Bullying ist: Die Täter brauchen negatives Feedback, sonst lernen sie, dass das konsquenzfrei bleibt und tun es anderen an. Aber wenn ich mich selbst als Opfer sehe (das habe ich auch mit Tilo Jung angesprochen), dann nehme ich mir selbst die Agency (gibt es dafür eigentlich eine gute deutsche Übersetzung? Handlungsfreiheit vielleicht?), mich aus meiner Opferrolle zu befreien, denn der entscheidende Moment liegt in der Vergangenheit und kann nicht mehr geändert werden. Guckt nicht auf die Tat, die euch schadet, guckt lieber auf die eure Antwort auf die Tat. Die habt ihr unter Kontrolle. Schießt euch nicht selbst ins Bein und nehmt eine Opferrolle ein.
In diesem Sinne: Dies ist mein negatives Feedback an die Täter. Ich erwähne das, weil dieses Ding schon am 1. Tag morgens aushing. Das war also kein "haha luschtig"-Ding von Kongressteilnehmern, sondern das hat beim Aufbau jemand da hin gehängt und Punkte vorgeklebt. Das interpretiere ich daher als ein strukturelles Problem im CCC, dass das da hing.
Ach ja, zu der Antifa-Fahne. Heute, am vierten Tag, hing daneben morgens auch eine Entropia-Regenbogen-Fahne. Vielen Dank dafür, wer auch immer das getan hat. Das war die korrekte Reaktion. Ich hätte mir gewünscht, dass das auch noch andere getan hätten.
Update: Ein anderer Vorfall, der mir gerade zugetragen wird: Jemand hat der Nordic Assembly die Fahnen geklaut und durch ein Graffiti "no flags" ersetzt. Sollte vermutlich ein Statement gegen Nationalismus sein oder so.
Ansonsten habe ich mit Tilo Jung aufgenommen, das kommt dann wohl im Laufe des heutigen Tages (gegen Abend eher). Bin mal gespannt auf die Rezeption davon.
Bezüglich der Antifa-Fahne erzählte mir noch jemand, weiter hinten in der Assembly-Halle habe er eine "Deutschland verrecke"-Fahne gesehen. Die hab ich persönlich nicht gesehen, gebe das hier also nur als Gerücht weiter. Da könnte man vielleicht auch mal diskutieren, ob und wo man da Grenzen ziehen sollte als Veranstalter. Ansonsten war ich heute gefühlt 6 Stunden in Gespräche mit besorgten Congressteilnehmern verwickelt, die mich beraten wollten, wie ich im Blog Dinge besser tun könnte. Wenn sich hier also was ändert und es gefällt euch nicht, dann ist es deren Schuld :-)
Auf der Flucht rannte ich in eine Traube von Menschen rein, die Rubik-Würfel hielten. Das war eine Art Steh-Workshop zu dem Würfel. Der Veranstalter kündigte an, es ginge nicht so um Schnell-Lösen, sondern darum, wirklich zu verstehen, wie das Teil funktioniert.
Dinge, die einem nur auf dem Congress passieren...
Oh ja und dann hingen gestern überall Schilder aus: Birds aren't real. Und heute hängen dann Schilder aus: Doch, doch, Vögel seien real. Und man solle Menschen melden, die etwas andere behaupten :-D
Tilo Jung ist auch auf dem 35c3 und wir gucken mal, ob wir dieses Jahr wieder was Schönes aufnehmen können.
Aber jetzt setze ich mich erstmal in den Bunnie-Vortrag rein. Der strahlt immer eine wunderbare Begeisterung und Energie aus. Genau was ich jetzt brauche!
Und das Pressecorps hat den monumentalen Fehler begangen, Tilo Jung reinzulassen, der sich nicht lange bitten lässt und u.a. Bibi fragt, wie das denn mit der West Bank ist gerade (Israel annektiert das Land gerade), ob Israel die besetzten Gebiete jemals freigeben wird, vielleicht gar in Netanjahus Amtszeit, und dann noch ein paar Stichelfragen an Mutti Merkel, wieso wir eigentlich mit einem Land Waffenhandel betreiben, das Menschenrechte verletzt und illegal Atomwaffen beschafft hat.
Netanjahu antwortet, die Frage mit der Annextion der West Bank werde gerade von den Gerichten geklärt, die ja unabhängig seien, und Israel hielte sich natürlich immer an die Entscheidungen der Gerichte. Zur Westbank meint er, die Juden seien mit dem Land seit 4000 Jahren verbunden und er will da ja niemanden rausschmeißen sondern in Frieden mit den Palästinensern leben. Und Schuld daran, dass es nicht zu einer Zweistaaten-Lösung kommt seien ja auch die Palästinenser, die sich immer weigern würden, dem zuzustimmen. Und Hamas sagt ja immer, sie wollen den jüdischen Staat zerstören. "Wir haben ihnen Gaza gegeben und sie haben daraus ein bewaffnetes Kampflager gemacht, feuern tausende von Raketen auf uns, verbrennen unsere Felder, und sie versuchen eine Invasion von Israel, haben Kibbuzim ermordet und unsere Soldaten entführt." Oh und der Gazastreifen, die liefen ja immer vom Verhandlungstisch weg, wenn Israel ihnen ein Angebot macht.
Was aus seiner Sicht einen Frieden verhindert, ist dass die fiesen Palästinenser sich nicht durchringen können, den Juden einen Staat zu gönnen. Man könne ja darüber reden, wie groß der sei und wo genau, aber er müsse da "in our ancestral homeland" sein.
Tilo Jung reist durch einige arabische länder und redet mit Youtubern vor Ort, versucht herauszufinden, worüber die so reden und reden können und worüber nicht. Was die so für Themen haben.
Ich bin ja eher nicht viel auf Youtube unterwegs, und kann mit den meisten Sendungen dort auch nichts anfangen, weil ich mich häufig als Ware behandelt fühle.
Du googelst irgendein konkretes Problem, und anstatt dir in drei Zeilen Text zu sagen, was du tun sollst, drücken dir die Leute 20 Minuten Youtube-Video rein, davon 18 Minuten schlechte Musik und überflüssige Intros, langwieriges irrelevantes Rumschwandronieren, und ewig lange Aufforderungen zum Subscriben oder Liken oder was bei Patreon spenden. Und dann monetarisieren sie das Video natürlich, damit einem fett Werbung reingedrückt wird. Ja nee, sorry, da habe ich Null Verständnis für. Daher ist Youtube nicht so meines. Auch übliche Inhalte wie Fashion- und Schminkvideos betrachte ich mit einer ähnlich morbiden Faszination wie ich mir vorstelle, dass uns gerade Aliens beim Planeten-Kaputtmachen beobachten.
Insofern war ich erst irritiert, dass sie in dem Film auch so Fashion-Youtuberinnen aus Dubai haben, aber am Ende des Films muss ich sagen, dass das die Teile des Films waren, die mich am meisten weitergebracht haben.
Die anderen Interviewpartner waren muslimische "moderne Prediger" aus Ägypten, ein sekulärer "Verrückter" aus Ägypten (und sehr lustig, wie ich finde: beide fühlen sich ungerecht unterdrückt und verfolgt!), die Bubblegum-Reise- und Fashionblogger aus Dubai, und ein paar Syrien-Vlogger, die da in den Trümmern (sehr krasses Segment!) Comedy zu drehen versuchen.
Lohnt sich alles, aber die Syrer werden von ihrer Umwelt eingeschränkt, die Ägypter auch. Nur die Modeblogger aus Dubai schränken sich selber ein. Das hat den Teil für mich am interessantesten gemacht.
Ich bin ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass mich das überhaupt so interessiert hat am Ende. Das hab ich vorher so nicht kommen sehen.
Insofern: Klare Guckempfehlung.
Der Film hilft einem, mit anderen Augen auf die Lage im eigenen Land zu gucken. Und was kann man sich mehr wünschen von einem Film?
"Why should we in this room — and more importantly, the American people — trust anything this administration is telling them?" said Zeke Miller of The Associated Press.
Ah, die Tilo-Jung-Schule des Journalismus findet Nachahmer!
Die Gesellschaft für Freiheitsrechte hat das mal geprüft und kommt zu dem klaren Ergebnis: Nein. Dafür fehlt es an einer gesetzlichen Grundlage.
„Wenn eine Behörde Menschen auf Twitter blockiert, dann liegt darin ein Eingriff in die Informationsfreiheit und zugleich eine rechtswidrige Ungleichbehandlung“, so GFF-Vorstandsmitglied Dr. Boris Burghardt.
Update: Ein Einsender erzählt aus der Perspektive des Social-Media-Teams einer Landespolizei:
Es gibt eine Informationsfreiheitsanfrage über FragDenStaat zu dem Thema. Hier ist die von Brandenburg, es gibt die gleichen Fragen auch an die anderen Polizeibehörden, die Twitter-Accounts betreiben.
Die Fragen sind beantwortet, aber das hängt gerade noch irgendwo im Bürokratiedschungel fest.
Die Anzahl der blockierten Twitter-Nutzer liegt dabei im einstelligen Bereich. Die Accounts werden vor allem blockiert, weil sie Spam oder Beleidigungen versenden, Trolls oder Reichsbürger sind. Journalisten sind da meines Wissens nicht darunter und das kann ich mir auch nicht vorstellen.
Nach all dem, was ich so mitkriegen stellen Journalisten oftmals unbequeme Fragen (big up Tilo Jung), aber zumindest die Pressestelle der Polizei Brandenburg sieht das sportlich. Vielleicht ist das in einigen Bundesländern wie Sachsen anders, oder Reichsbürger besorgen sich jetzt Presse-Ausweise.
Aus meiner Sicht binden die Social Media Trolls jede Menge Konzentrationszeit, die ihnen nicht zusteht.
Und das wird dann natürlich gedanklich auch mit nach Hause genommen und an die Familie weitergereicht. Jahrelang konnte man auf Twitter tun und lassen, was man wollte. Jetzt postet jemand ein Bild von sich mit einer Waffe und man erkennt nicht, ob es eine Replica ist, oder nicht. Ein Dritter erwähnt den Twitter Account der Polizei in seiner Antwort auf den Tweet und jetzt hat die Polizei Kenntnis und muss handeln. Und dann klingelt die Polizei beim OP an der Tür und der regt sich dann auf YouTube darüber auf…. Ein ewiger Kreislauf…
Auf die Erwähnungen mit ACAB oder einem Bild mit einem Joint reagieren sie schon gar nicht mehr.
Faszinierend. Gut zu hören, wie das aus deren Sicht aussieht.
Ich bin ja nicht auf Twitter, aber so wie ich das verstanden habe, ist das Problem beim Blocken, dass derjenige dann nicht mehr kommentieren kann. Der kann sich noch im Private-Browsing-Modus die Meldungen angucken, aber nicht mehr öffentlich kommentieren. Und das ist dann aus meiner Sicht eben eine Kategorie, die ich damit vergleichen würde, wenn die Polizei Demonstranten vor ihrer Behörde pauschal lebenslängliches Platzverbot erteilen würde. Insofern teile ich an der Stelle die Kritik der GFF.
Tilo Jung hat mal nachgefragt.
Ich war übrigens erstaunt, dass die USA überhaupt ein relevanter Exportmarkt für Kriegswaffen sind. Ich dachte, die sind als Exportmarkt nur wichtig für Handfeuerwaffen an Privatkunden und vielleicht die Polizei. Aber guckt euch mal Anlage 7 in diesem Bericht an. Die Exportnationen sortiert nach Genehmigungswerten. Platz 1: Algerien (die hatten eine Fregatte gekauft). Platz 2: USA Mit vor allem Munition anscheinend. Gesamtwert: 1 Milliarde Euro.
Nach der Aufnahme war ich ziemlich heiser, und der Ton klingt auch schon heiser werdend. Ich bitte das zu entschuldigen. Wir waren da in einer relativ lauten Halle und ich musste vergleichsweise laut reden. Es ist faszinierend, wie gut die Technik da unsere Stimmen rausgeholt hat aus der Lärmkulisse.
Was für eine großartige Veranstaltung. Was für eine großartige Community.
Ich bin auch von viele angesprochen worden, das war auch prima. Einige haben sich gewundert, dass ich dann nicht viel erzählt habe. Ja wie, ich erzähle doch die ganze Zeit in unserer Beziehung bisher. Jetzt ist dann mal Zeit zum zuhören!
Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht mal groß geguckt habe, was ich für Vorträge verpassen würde. Da waren bestimmt ein paar echt wunderbare darunter. Dass ich mir den Luxus leisten kann, das so zu machen, weil ich weiß, dass die Videos alle im Netz stehen werden, ist eine Freiheit, die man gar nicht hoch genug bewerten kann. An dieser Stelle nochmal extra herzlichen Dank an das Videoteam.
Der ÖPNV von Leipzig hat übrigens schnell reagiert und fährt jetzt längere Züge. Und die haben die extrem eindrucksvolle Domain l.de! Ich vermute mal, dass noch nie so viele Leute in der Stadt waren, die beurteilen können, wie krass das ist :-)
Anyway. War ein toller Tag 2. Schon jetzt ganz klar einer der besten Congresse, auf denen ich je war.
Oh ach warte, stimmt gar nicht, einen Vortrag habe ich doch gesehen heute. Ganz am morgen. Der war von Michael Kreil, der beim Berliner Tagesspiegel arbeitet, soweit ich weiß, aber der hier privat seine Forschungsergebnisse über Social Bots vortrug. Und den Vortrag kann ich nur allen empfehlen. Keine Ähs, keine Füllsätze, keine unsubstanziierten Behauptungen, keine Ergebnisse ohne Erklärungs des Vorgehens, keine Bullshit-Übertreibungen. Und inhaltlich auch geil. Der hat eine heiße Nadel genommen, lief damit zum Luftballon "fiese russische Bots hacken auf Twitter unsere Wahlen" und hat da fast zärtlich die Luft rausgelassen. Da blieb kein Auge trocken. Klare Video-Empfehlung dafür!
Tja und jetzt? Jetzt müssen sie sich ja schon irgendwie äußert.
Der Regierungssprecher stürzt sich mal für seine Junta öffentlich ins Messer, die Reaktionen sind wie zu erwarten war.
(in der Bundespressekonferenz, auf die Frage, ob "die Türkei uns da nicht eine Antwort schuldet") ja schon, aber wir bekommen von denen eine Antwort wie manchmal Sie in der Bundespressekonferenz [*badummtsssss*]*gacker*
Aber manchmal gibt es Ausnahmen. Da geht jemand los und tut etwas, das auch außerhalb des normalen Aktionsradius von einer Person Auswirkungen haben kann. Wir hatten auf dem 33c3 eine Filmvorführung von "National Bird", das war sowas. Eine vergleichsweise zierliche Journalistin, die vorher als Korrespondentin für NDR und CNN gearbeitet hat, hat sich eines Tages entschieden, dass sie die Drohnenmorde nicht mehr hinnehmen will. Sie hat sich eine US-Soldatin genommen, und ist mit der einfach so in die Drohnenmordgebiete in Afghanistan gegangen. Mehrere Whistleblower kommen zu Wort, und nach allen Kommentaren zu dem Film zu urteilen ist das ein zeitgenössisches Meisterwerk, eine Sache, bei der jeder von uns als erstes denkt: Whoa, die hat mal was gemacht! Geil!
Und der Film gammelt da jetzt in der Obskurität herum, lief auf ein paar Filmfestivals. Das mindeste, was wir jetzt alle machen können, ist dafür sorgen, dass sie dieses krasse Risiko nicht umsonst eingegangen ist. Sie und die Whistleblower natürlich. Ich will jetzt nicht ausführen, was ich gehört habe, was die für Drohungen ausgesetzt sind, das könnt ihr euch ja selber denken.
Jedenfalls, wer den Film sehen möchte, und dazu möchte ich alle Leser ausdrücklich aufrufen, der kann das in einigen Kinos im Lande tun. Viel weniger als ich gehofft hätte, aber hey, immerhin. Man kann, wenn man will. Ihr solltet die Chance nutzen.
du hast es wahrscheinlich mitbekommen, dass die US-geführte "Anti-ISIS-Koalition" eingeräumt hat, Hunderte Zivilisten in Mosul ausradiert zu haben [taz-Link entfernt, auf die taz linke ich nicht mehr]. (NYT spricht sogar von 200 Opfern).Na ein Glück, dass wir das mal geklärt haben! (Danke, Tilo)Die Bundesregierung sieht die Hunderten getöteten Unschuldige als "Unglück" an. Man zeigt sich traurig, aber man wolle die Menschen in Mosul doch nur "befreien". Der Kampf gegen ISIS müsse weitergehen. Die US-Untersuchungen will man nur erstmal, wie immer, abwarten. Aber eines ist Seibert wichtig: Man bombardiert unschuldige Menschen nicht mit Absicht - im Gegensatz zu Assad & den Russen! Zum Schluss erklärt das Verteidigungsministerium dann noch, dass die Bundeswehr-Tornados mit ihrer "Aufklärung" über Syrien und den Irak (und damit Mosul) die Aufgabe haben, Achtung!, Zivilisten zu schützen… aber für solche "Unglücke" könne man
US President Donald Trump claimed that German news agency reporter Kristina Dunz was interested in "fake news" when she asked him about isolationist policies. In her report, Dunz later wrote, "It is no longer a custom in the White House that hard, uncomfortable questions receive factual answers."
Das finde ich jetzt noch nicht sonderlich konfrontativ, ehrlich gesagt. Aber es hat gereicht, um die US-Kollegen zu beschämen.Those were two of the tough questions Trump faced during a press conference Friday with Merkel that led US journalists who cover the White House to praise the tenacity of their German colleagues.Politico reporter Tara Palmeri admitted her German colleagues posed more substantial questions.
Krass. So schnell fließt die Zivilisation in den Gulli, kaum dass es mal ein bisschen regnet.Trump was also asked point-blank by one reporter why he keeps making statements he knows are not true. It was a question that DW's Brent Goff said "shocked" US reporters.
Das hingegen ist eine gut gestellte Frage.The straightforward line of questioning visibly put off Trump, according to Goff.
Update: Ich möchte nochmal ausdrücklich daran erinnern, dass wir hier von deutschen Journalisten reden, die im Inland nicht gerade durch pointierte Fragen auffallen. Das sind die Leute, die sich in der BPK einscheißen, wenn Tilo Jung mal wo nachhakt. Und DIE sollen jetzt plötzlich international vorbildliche Journalisten sein?!
Nun haben wir ja an der Stelle das Problem, dass das Bundesverfassungsgericht da 2012 ziemlich enge Schranken gezogen hat:
Die engen Grenzen setze dabei der Tatbestand des besonders schweren Unglücksfalls. Dieser erfasse nur "ungewöhnliche Ausnahmesituationen katastrophischen Ausmaßes".Das klingt ja ziemlich klar nach sowas wie "die Sintflut" oder "Meteoreinschlag der Größe alle-Dinos-tot". Allerdings finden jetzt die "Union", dass auch Terroranschläge unter diesen Begriff fallen würden. Da stellt sich natürlich die Frage, wie das konkret gemeint ist. Nur nach einem Terroranschlag oder auch schon vorher zur Abwehr? Und wie schlimm muss der Terroranschlag sein? Reicht ein völlig unglaubwürdiger, von den Diensten herbeigeführter, mangels Sprengzündern und Chemiekenntnissen nicht durchführbarer Hirngespinst-Plot ala "die Sauerländer"?
Tilo Jung hat mal nachgefragt.
Ergebnis in seinen Worten:
Tommy und Uschi wollen das nicht näher erläutern, geben aber Beispielkatastrophen: Paris, Brüssel, MumbaiGut, dass wir das mal geklärt haben! Was glauben die eigentlich, was eine Pressekonferenz ist? Etwas, wo man nicht konkret werden muss? Kinderspielplatz?
Was dieses Jahr echt auffiel war die Häufung von Kindern auf dem Kongress. Und zwar nicht nur so 16-jährige Nerds sondern richtig kleine Kinder bis hin zu Säuglingen, aber das ganze Spektrum. Am Eingang gestern wurde ich fast von einer Schulklasse (?) umgerannt. Und die haben sich dann im Gebäude verteilt und an verschiedenen Stellen Dinge ausprobiert. Ich hatte zum ersten Mal seit einer Weile ein Gefühl von Perspektive, denn ansonsten fühlt sich die Hackerszene vergleichsweise nachwuchsarm an, finde ich immer. Dieses Gefühl von "ihr könnt uns zwar heute ärgern, aber wir werden immer mehr" gibt es so nicht. Bei diesen ganzen Hackerkindern hatte ich aber doch erstmals dieses Gefühl. Ich habe das als etwas sehr Positives empfunden.
Inhaltlich zu dem Tilo-Jung-Interview noch eine Anmerkung. Es ging u.a. um die AfD, natürlich, ob ich da als Journalist nicht in der Verantwortung bin, denen kein Forum zu bieten, weil das ja üble Populisten sind. Was ich generell zu Populismus zu sagen habe. So in die Richtung. Und meine Antworten sind weitgehend so, wie man das erwarten würde, wenn man mein Blog regelmäßig liest. Aber wie das so ist bei sowas, ein paar Punkte fallen einem immer erst danach ein. Und die will ich jetzt hier nachreichen.
Zur Frage, ob die AfD nicht vom Regen in die Traufe ist, habe ich im Interview argumentiert, dass ich als Bürger mich von CDU und SPD nach Strich und Faden verarscht fühle, und die natürlich Reaktion auf sowas ist, dass dann halt eine andere Partei erstarkt. Ich weiß nicht, ob euch das mal aufgefallen ist, aber alle Hoffnungsträgerparteien haben bisher massivst verkackt, sobald sie Regierungsverantwortung haben. Aus allen hehren humanistischen Werten von vor der Wahl wird dann ganz schnell Austerität und Neoliberalismus, auch bei den Linken.
Es gibt zur AfD aus meiner Sicht folgende Argumentationslinien und zu bedenkende Punkte:
Ich habe mich auf dem 33c3 mit einigen Leuten unterhalten, die mir übereinstimmend berichtet haben, dass sie von Leuten aus dem rechten Spektrum angeschrieben/angesprochen wurden, und die daher einen direkten Vergleich haben zwischen dem Gebaren auf der Linken und der Rechten, und deren Erfahrung war, dass die Rechten einen umarmen und einem Abweichungen von der Parteilinie nicht übelnehmen sondern eher eine "das wirst du schon auch noch verstehen eines Tages"-Strategie fahren. Auf der Linken hingegen werden Ausgrenzungsgründe geradezu von einer Strichliste durchgegangen, und gerade weiße Männer fühlen sich halt abgestoßen, wenn man ihnen am Eingang sagt, dass hier nur Veganer aus unterdrückten Minderheiten willkommen sind und die anderen sollen halt mal ihre Erbschuld akzeptieren und ihre Privilegen prüfen.
In meiner persönlichen Erfahrung stimmt das nur partiell überein. Ich habe auch diverse unflätige Beschimpfmails vom rechten Spektrum gekriegt, aber während es der Linken bei ihren Vorwürfen darum zu gehen scheint, dem Gegenüber (also mir) möglichst verletzende Dinge zu sagen, geht es bei den Rechten eher darum, dass die mir mal ins Gesicht sagen wollen, für wie überlegen sie sich und ihre Ideologie halten. Ansonsten kann ich aber bestätigen, dass die Rechten viel inklusiver auf ihre Neuzugänge zugehen. Das ist eine Beobachtung, die ich einigermaßen bestürzend finde, weil Inklusion und Toleranz doch eigentlich traditionell ein Konzept der Linken sind.
Update: So, sorry, musste kurz einpacken und ins Hotel, geht noch ein bisschen weiter. Also die Inklusivität bei den Rechten bezieht sich natürlich auf die Erfahrung von meinen Gesprächspartnern, und das waren weiße Deutsche ohne Migrationshintergrund. Aber das waren ja letztlich in den USA bei Trump die Wahlentscheidenden, insofern ist das glaube ich einer der springenden Punkte, wieso die Linke vergleichsweise unattraktiv auf Neulinge wirkt. Ich will das jetzt mal aus Illustrationsgründen übertreiben. Bei den Rechten kommen so Mails wie "du bist ja voll antiamerikanisch, ich betrachte dich jetzt mal als Bruder im Geiste. Dass das jüdische Finanzkapital Schuld am Holocaust ist, das merkst du bestimmt auch noch." Von der Linken kommen eher so Beschimpfungstiraden ala "Du misogynes homophobes Stück Kackscheiße, dein Putin-Apologetentum und deine unreflektiertes Amerika-Bashing werden uns alle umbringen".
Ansonsten ist es mir als Nerd ein Bedürfnis, die Argumentation der Gegenseite verstanden zu haben, und dabei nicht in die "die sind halt alle doof"-Falle zu tappen. Und in einem sehr interessanten Gespräch heute abend fiel auf, dass ich "die NSDAP, das waren eigentlich Sozialisten" immer abgetan habe. Ich habe mir gedacht, das Argument ist so offensichtlich Unsinn, das ist bestimmt ein Übertragungsfehler zwischen den Eliten und dem tumben Fußvolk auf der Straße, das die ARD dann in ihren "Befragungen" zeigt, die kaum einen kohärenten Satz rausbringen können. Aber es stellt sich raus, dass das kein Übertragungsfehler ist. Die meinen das ernst, auch Leute in oberen Schichten, über so ARD-Pegida-Demonstranten. Wenn man das als Axiom betrachtet, klären sich nämlich auch plötzlich andere Bizarritäten auf. Dann gibt es nämlich eine Kontinuität der Opferrolle von "die NSDAP hat uns kaputt gemacht" über "die Alliierten haben uns kaputt macht" hin zu "die Gutmenschen machen uns jetzt kaputt". Und daraus ergibt sich die Begründung für die Verachtung von "den Sozialisten" (denn die sind Schuld an der NSDAP), den Amerikanern für die Zeit im kalten Krieg und den Moslems für ihre "Umvolkung" jetzt (Der Begriff wird im exzellenten Maha-33c3-Vortrag erklärt). Für mich ist diese Axiomatik der Unterschied von "die glauben an 20 bizarre Dinge" und "die haben ein kohärentes Weltbild mit diesen 20 bizarren Ausprägungen".
Es gibt da eine Reihe von "deutschen Werten", die man an der Stelle annehmen muss, sowas wie traditionelles Familienbild und westliche Errungenschaften (damit ist sowas gemeint wie "wir haben hier die Aufklärung, die Moslems haben nur die Scharia"), und wir werden auf der einen Seite von verweichlichten Gender-Ideologen angegriffen, auf der anderen Seite von religiösen Fanatikern aus dem Nahen Osten, die uns alle in die Luft sprengen wollen.
Ich hoffe, ich habe das rechte Gedankengerüst grob korrekt zusammengefasst und bitte ausdrücklich um Korrektur, wenn das nicht so ist.
Die nächste Frage ist, wie man die AfD sieht:
Ich warne ausdrücklich immer vor Erklärungsversuchen, die auf "die sind halt alle doof" basieren, und bin mir sicher, dass es in der AfD gebildete, schlaue Leute gibt, die da aus aus ihrer Sicht völlig rationalen Gründen mitlaufen. Wenn wir diese Gründe verstehen können, können wir möglicherweise auf sie einwirken. Das sollte unser aller Ziel sein.
Update: Was ich für eine Schulklasse hielt, war in Wahrheit diese saucoole Aktion hier.
Aber so Fragen wie "wieso ermordern wir hier eigentlich überhaupt gerade Menschen in fremden Ländern, denen wir nie den Krieg erklärt haben" stellen sich ihm nicht. Am Ende kam eine Zwischenfrage in die Richtung, auf die er dann antwortete, Terrorismus sei ja kein guter Begriff für die Bewertung von so Situationen. Aber zwei Sätze vorher hatte er selbst noch von der Radikalisierung von Menschen gesprochen, was ja genau der Entstehungsmythos des Militärs für Terrorismus ist, und der Rechtfertigungsansatz für die Ermordung. Die sind radikalisiert, völlig ohne Grund, und mit denen kann man nicht mehr reden.
Für Deutschland interessant waren noch seine Ausführungen zu Ramstein. Er zitierte dafür von Wikipedia ("just mentioning this to cover my ass in relation to the Air Force") und bestätigte damit deren Ausführungen, dass Ramstein nicht nur eine Relaystation ist sondern dort Targeting gemacht wird, und Daten für Targeting-Unterstützung gesammelt und koordiniert werden. Und er sagte, er habe das ja vor dem Deutschen Bundestag so zu Protokoll gegeben vor ein paar Monaten.
Nun kann es sein, dass er da die Details durcheinanderbringt, wem er da tatsächlich im Bundestag das gesagt hat, aber wenn er tatsächlich einem offiziellen Gremium diese Mitteilung vor ein paar Monaten gemacht hat, dann hat die Bundesregierung dem Tilo Jung in der Bundespressekonferenz schlicht dreist ins Gesicht gelogen.
Die hat jetzt einen neuen Job als Staatssekretärin in Berlin. Nanu, erst der Holm, jetzt die Chebli, … wieviele Staatssekretäre haben die denn da in Berlin? Nun, äh, … mehr als alle anderen Bundesländer — mit Abstand!
Die Springerpresse zitiert jetzt mehrere Kritikpunkte an ihr, sie soll für den konservativen Islam stehen, gar die Scharia relativiert haben.
Das Kopftuch betrachte Chebli als religiöse Pflicht, so Özkaraca.Ja voll, hey, so krass verpflichtend, dass sie selbst nie eines trägt bei der Arbeit!1!!
Also wenn das alles ist, was die Welt da an Kritikern finden konnte, dann gratuliere ich Frau Chebli zu dem Job. Was für eine peinliche Aktion, da irgendwelche Neider zu zitieren jetzt. Meine Güte.
Die valide Kritik wäre gewesen, dass Berlin pleite ist und man die Hälfte der Staatssekretär-Posten direkt ersatzlos und ohne Nachteile einsparen könnte.
Update: In Bayern haben sie zwar weniger Staatssekretäre, aber die verdienen dafür doppelt so viel!
Oh und wo wir gerade bei Tilo Jung waren… Kaum ist der mal nicht da (am Freitag), geben die in der Bundespressekonferenz zu, dass Ramstein für die Drohnenmorde der Amerikaner als Signalrelay dient. Wenig überraschend hat Tilo dann bei der nächsten Gelegenheit ein paar Detailfragen. Für Freunde des gepflegten ausweichenden Herumgestammels lohnt es sich. Die anderen werden sich fragen, wieso die eigentlich solche Pressekonferenzen durchführen, wenn sie dann nichts Inhaltliches zu sagen haben.
Man würde auch denken, dass die Bundesregierung jetzt völkerrechtlich in der Pflicht ist. Jetzt, wo sie wissen, dass das eine Relaystation ist. Da müssten sie das verhindern. Ich meine, man stelle sich mal vor, von Ramstein aus würde auf die Schweiz geschossen, und die Bundesregierung wüsste es. Und die USA würden sich damit herauszureden versuchen, dass die Artillerie ferngesteuert ist und der Täter in den USA sitzt. Das wäre ja auch keine valide Ausrede an der Stelle.
Oh und vergesst nicht, dass der BND denen die Koordinaten liefert.
Dann "aber SIM-Karten nur aus dem Wohnsitzland", denn sonst könnten die Leute sich ja in anderen Ländern billige SIM-Karten holen, und das geht ja nun wirklich nicht.
So und jetzt? Jetzt kam Oettinger in die Bundespressekonferenz. Leider hatte er nicht viel Zeit, Tilo Jung konnte nur eine Frage stellen. Er wollte natürlich wissen, wieso Oettinger uns denn nicht den Einkauf zu günstigen Preisen gönnen will. Die Antwort ist etwas ausschweifend, aber im Wesentlichen sagt er: Die Märkte sind noch nicht dereguliert genug.
Und hey, er hat ja völlig Recht! Deregulierung ist ein Erfolgsrezept und Garant für geringere Prei… oh, warte, bin in der Zeile verrutscht. Deregulierung führt zu geringeren Wartungsinvestitionen und geringerer Qualität, nicht zu geringeren Preisen.
Regulierung ist ja üblicherweise aus Gründen vorhanden, nicht aus Willkür. Trinkwasser sollte auch trinkbar sein, zum Beispiel. Telefonie sollte auch für Menschen auf Nordseeinseln verfügbar sein. Man sollte zuverlässig Polizei und Feuerwehr rufen können. Sowas.
Der Grund, wieso bei uns Mobiltelefonie teuer ist, ist nicht zu viel Regulierung, sondern eher dass Vater Staat bei den Frequenzen Blut leckte und Versteigerungen machte, um seine maroden Finanzen zu sanieren, und damit die Telcos auf Jahre zu hohen Gebühren zwang, um den Schuldenberg zurückzuzahlen. Und wenn man sich einmal an Gebühren gewöhnt hat, dann schafft man die auch nie wieder ab. Das weiß ja niemand so gut wie Vater Staat, ich erwähne da nur mal die Schaumweinsteuer, die 1902 zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt wurde, und die wir seit dem zahlen. Lest euch auch mal den Absatz zu Österreich durch, das ist der Brüller. Die haben 2004 die Schaumweinsteuer wieder abgeschafft, aber das hat nur bis 2014 gehalten. m(
Update: Im Übrigen sei mir mal der Hinweis erlaubt, dass wir hier natürlich von einer Regulierung reden. Oettinger argumentiert also, dass die Märkte noch nicht dereguliert genug sind, um seine geplante Regulierung auszuhalten.
Und wenn man nicht selbst betroffen ist, denke ich mir mal, empfindet man das nervige Nachgefrage von Herrn Jung ganz anders.
Tilo eröffnete mit der Frage, wieviele Antisemiten denn so unter den geplanten Abgeordneten sind. Fand Frau Petry wohl eher nicht so unterhaltsam.
Hier steht offensichtlich etwas im Raum, das man mal klären sollte. Wenn man dem Maaßen mal persönlich gegenübersitzt, könnte man da ja mal fragen.
Nun, gute Nachrichten: Tilo Jung saß dem Maaßen persönlich gegenüber und hat mal gefragt.
Herr Maaßen, sind Sie ein ausländischer Spion?Wer jetzt ein entrüstetes "Nein, natürlich nicht!" erwartet hat, den muss ich leider enttäuschen. Er macht lieber von seinem Aussageverweigerungsrecht gebrauch, um sich nicht selbst zu belasten.
Da sieht man, was passiert, wenn man Zensur von illegalen Inhalten nicht von Richtern sondern per Haftungsandrohung von 1-Euro-Aushilfen bei ISPs und Hostern machen lässt.
"Seit ein paar Jahren führt die Bundesregierung eine schwarze Liste mit Ländern, die Steueroasen sind. Interessant ist: Die Liste ist leer. Nicht ein einziges Land steht darauf. Denn: Wer als Steueroase ›Gesprächsbereitschaft‹ zeigt, stellt allein damit sicher, dass er nicht auf der Liste landet. Und warum zum Beispiel ist Dubai keine Steueroase? Weil das Wirtschaftsministerium, das deutschen Firmen dort ein gutes Geschäftsklima schaffen will, sein Veto eingelegt hat. Der politische Wille scheint zu fehlen. Es gibt immer noch genug einflussreiche Menschen und Firmen, die ein Interesse daran haben, dass es Steueroasen gibt."Keine weiteren Fragen, Euer Ehren!
Kämpft die Bundeswehr eigentlich auch gegen Al Nusra? Oder klärt deren Positionen auf?
Die Frage stellt sich als gar nicht so einfach zu beantworten heraus, als Tilo Jung das mal konkret gefragt hat.
Wie kommt das eigentlich? Tilo Jung wollte das mal wissen.
Die Antwort: Erstens ist das alles Unsinn. Zweitens gibt es halt bei Gewalt gegen Flüchtlinge keinen gesetzlichen Handlungsbedarf. m(
Übrigens, als Kontext dafür: Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte. 2014: 199, 2015: 924.
Update: Hups, in der Hitze des Rant-Gefechts für und gegen verwechselt.
Es handelte sich um die "JOBWOCHE", laut Selbstdarstellung "Die große Karriere-Zeitung für Norddeutschland". Die liegt gratis zum Mitnehmen beim Arbeitsamt aus.
Hier ist ein Foto des Covers, das er mir damals zeigte.
Den Artikel dazu aus dem Inneren hat mir jetzt jemand als Foto per Mail geschickt: Da kann man Verwaltungswirt beim Verfassungsschutz werden!
Update: Hier noch ein anderes Cover der JOBWOCHE. Weia. (Danke, Ben)
Meine E-Mail-Adressen sind im Computer und nicht gemerkt, weil ich schon länger E-Mail habe als die meisten meiner Leser Telefon haben :-) Ich habe mir das schlicht angewöhnt und erst danach fiel mir auf, dass mir damit auch was verloren geht. Das habe ich mir jetzt abtrainiert, die Fähigkeit, mir E-Mail-Adressen zu merken, und daher muss das jetzt auch weiter so laufen.
Dann meinte jemand, er an meiner Stelle hätte bei so frechen Versuchen, mich aufs Glatteis zu führen und mich zum Verplappern zu bringen das Interview am Anfang abgebrochen. Ja wie jetzt, das ist doch Tilos Job als Interviewer? Was soll denn daran frech sein? Auch ansonsten ist da doch nichts dran auszusetzen, wenn mir jemand Gelegenheit gibt, zu möglichen Lücken oder Widersprüchen in meinen Aussagen Stellung zu nehmen? Ist ja nicht so, als säße ich dann ratlos rum und wäre "ertappt" oder so. Das waren doch alles valide Fragen? Nee, Tilo, das war schon gut so, weitermachen.
Im Übrigen, wenn Tilo mich wirklich durch geschicktes Fragen zu einem Widerspruch führt, dann ist das doch was gutes für mich? Was soll denn daran ehrenrührig sein, sich bei irgendwas geirrt zu haben? Da lern ich doch was, wenn er mir das zeigt. Ist doch super!
Ein anderer wollte wissen, ob ich jetzt auch lernen will, im Wald ohne Werkzeug Feuer zu machen oder ein Zelt zu bauen. Die Antwort ist ja. Ich halte Neugierde und Wissensdrang für eine Tugend. Und wenn es nicht um Klatsch und Tratsch über Promis oder irgendwelche Wettbewerbsergebnisse geht, ist die Antwort auf "willst du $FOO wissen/verstehen" bei mir praktisch immer "ja". Ich weiß nicht, ob ich wirklich Feuer machen könnte, aber wissen wollte ich es und habe mich da mal informiert. Es gibt da übrigens tolle Videos auf Youtube, wo Leute ohne Werkzeuge eine Notunterkunft bauen. Faszinierend anzuschauen, sowas.
Mich ärgert das bei Menschen, wenn die sich anmaßen, entscheiden zu können, welches Wissen nutzlos und welches wertvoll ist. Wenn es jemanden interessiert, ist es in meinen Augen automatisch schon mal nicht nutzlos.
Da kam ich dann nicht mehr raus, und so wäre es affig gewesen, dem Tilo die Kamera zu verbieten. Also ist das diesmal mit Bild. Ich glaube ja nach wie vor, dass das wenig Mehrwert bietet, und lieber wäre es mir ohne Bild gewesen. Nennen wir es eine Ausnahme.
Ich fürchte halt, wenn es da ein Bild gibt, dass die vertretenen Positionen zu sehr mit der Person verknüpft werden, und nicht für sich alleine genommen rezipiert und bewertet werden.
War aus meiner Sicht ein ganz nettes Interview. Viel Spaß.
Update: Das Interviewvideo ist oben. Erstaunlich, was diese Gopro-Kamera aus der rottigen Beleuchtung da rausgeholt hat.
Update: Keine Sorge, Tim und ich verstehen uns gut. Das mit der Erz-Nemesis war ein Insider-Joke, der mir zu nächtlicher Stunde entglitten ist, und den ihr mangels Kontext nicht einordnen könnt. Ignoriert den Teil daher bitte einfach.
Wie kam die Frage überhaupt auf? Die Bundesregierung hatte gesagt, sie hätten "Belege und Beweise" dafür, dass Assad Öl von ISIS bekommt. Die wollte Tilo Jung dann mal kurz einsehen.
Wer das trotzdem hören will: Hier gibt es einen Podcast von Tilo Jung und Stefan Schulz, in dem sie ihn mal so richtig reden lassen. Achtung: Ist wirklich kaum auszuhalten. (Danke, Erik)
Update: Und schon sind wir wieder bei der Facebook-Löschdebatte
Das is sowas ähnliches wie die Leute die Tilo Jung vorwerfen Antisemit zu sein: er hat es gewagt mit der Hamas und Hizbollah (oder entsprechend assoziierten) zu sprechen.Und
Corbyn hat in den letzten paar Jahren wohl auf Podien und Veranstaltungen gesprochen, wo die zugegen waren.
Mindestens einmal soll er das Wort "Freund" für eine größere Gruppe von Anwesenden benutzt haben wo auch 2 von den Islamisten dabei waren. Da kenn ich die Umstände aber nicht.Ich hab heute morgen ein Video gesehen wo er sich wegen genau diesem Vorwurf verteidigt hat.
Ich bin aber seit 20 min nicht in der Lage das Video zu finden das ich heute morgen angesehen habe. Wenns mir wieder begegnet reiche ichs nach. Es war bemerkenswert wie viel Probleme der Moderator dabei hatte ihn ausreden zu lassen. Das kennt man ja auch schon z-B. vom Umgang mit Lafontaine, aber von der BBC war mir sowas bisher unbekannt.Ich paraphrasiere Corbyns Standpunkt aus dem Video mal: Lösungen ohne Krieg geht nur mit Reden, also muss man mittelfristig mit denen Reden, ob uns das passt oder nicht.
Nach Online-Artikeln hat er "die Dinge" bereits erklärt. Wenn das einem nicht gefällt/reicht, liegt das an einem selber.Und drittens:"bis heute nur halbherzig distanziert hat. Er hält es nach wie vor für unumgänglich, die beiden Organisationen in den Friedensprozess im Nahen Osten einzubinden, und zieht Vergleiche zwischen diesen und der israelischen Rechten."
http://jungle-world.com/artikel/2015/34/52532.html"Bei einer Veranstaltung bezeichnete er Mitglieder der militanten Bewegungen Hamas und Hisbollah als »Freunde«, behauptet nun aber, das sei nur »die Sprache der Diplomatie« gewesen."
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/23290"Michael Dickson, der Geschäftsführer der israelischen Organisation »Stand with Us«, die in den sozialen Medien für Israel wirbt, verbreitete sogar ein provokatives Bild, das einen islamischen Militanten mit Telefonhörer zeigt, mit der Unterschrift »Erste Gratulationsanrufe für den neuen Labour-Führer«. Eine böse Anspielung auf die Tatsache, dass Corbyn mit Hisbollah- und Hamasfunktionären verkehre, obwohl der Labour-Politiker nach Beschwerden aus der jüdischen Gemeinschaft klarstellte, dass er nicht mit der Meinung der Militanten übereinstimme."
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/23330
Corbyn hat sich bereits zu Antisemitismusvorwürfen geäußert. Und zwar in diesem Interview hier:Und noch ein Video:
https://www.youtube.com/watch?v=QZAn7ZEvwek
die persönliche Stellungnahme zum Thema Hamas von Corbyn.
https://www.youtube.com/watch?v=hOZZF5XCDBM
Der Corbyn wirkt ja schon so ein bisschen dünnhäutig. Wer weiß, wie häufig der mit so lenkenden Fragen konfrontiert wird.Danke an alle Einsender!
Wenn jemand sich so selbst zerlegt, dann weißt du, dass du gewonnen hast.
Herzlichen Dank, Tilo! Du hast geschafft, was schon lange viele Leute erfolglos versucht haben.
Leseraum mit bewaffneten Wärtern in der US-Botschaft und so. Aber hey, das ist ja vermutlich nur fürs Fußvolk. Die EU hat ihren eigenen Leseraum, der ist bestimmt … total anders!1!!
Aber eine offensichtliche Frage stellt sich ja schon. Wer von der Bundesregierung hat da eigentlich schon Einblick genommen?
Ihr müsst jetzt sehr stark sein.
Tilo Jung hat das mal gefragt.
Da tut mir fast die arme Regierungspressesprecherin leid, die da diesen Auffahrunfall auch noch diplomatisch zu umschiffen versucht. Au weia. AU WEIA!
Wem das noch nicht reicht: Sie erklären es am Beispiel von Tilo Jung. Und wie auch in der Realität geht es ihnen nicht um den Solidaritäts-Teil, sondern um Forderungen an den Schuldner im Beispiel. Ganz großes Hallentennis!
Im Kontext der Anschläge in Norwegen 2011 geriet Becker in die öffentliche Kritik. Im Rahmen der Berichterstattung trat er für die These eines islamistischen Angriffs ein, obwohl die Faktenlage eine andere war.Ach was kümmern mich Fakten, ich bin Chefredakteur! So und jetzt guckt euch mal das Video hier an. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.
Da mussten sie bestimmt lange vorfiltern und selektieren, damit jemand so unabhängiges überhaupt so offen Unabhängigkeit von der Regierungslinie demonstriert! Wenn ich die AfD wäre, würde ich dem eine Ehrenmitgliedschaft zukommen lassen.
Update: Der bürokratische Prozess ist noch nicht durch, da müssen noch irgendwelche Kommittes, Ausschüsse und Gremien zustimmen.
Update: Der Mitschnitt ist schon älter (was es aber nicht besser macht).
Hmm, nun, wen würde man denn da fragen… Na klar! Das Auswärtige Amt! Und wie sich rausstellt, hat das Kanzleramt das Auswärtige Amt schon gefragt, ob man da nicht irgendwas konstruieren könnte mit dem Völkerrecht, um eine Ausrede gegen die Herausgabe der Selektoren zu haben. Das Auswärtige Amt hat das geprüft und nichts gefunden, was einer Herausgabe entgegen stünde. Und das dem Kanzleramt auch so mitgeteilt.
Aber das Kanzleramt lügt uns lieber ins Gesicht, als diese Einsicht zu transportieren.
Naja, was kann man da auch groß erwarten. Heißt ja schon Kanzleramt.
Herzlichen Dank an Tilo Jung, der das letztens schon vorauseilend geklärt hatte.
Übrigens ist der Pilz dafür extra nach Berlin gereist und hat in der Bundespressekonferenz geredet. Ich freue mich schon auf die Videos von Tilo Jung! :)
Update: Oh das war gar keine offizielle BPK-Sache, sondern die haben bloß die Räume dort angemietet. Netzpolitik.org war dort und hat einen Mitschnitt veröffentlicht. Gute Arbeit!
- Todesstrafe für Ägyptens Ex-Präsident Mursi: BÖÖÖÖÖÖSE!!
- Todesstrafe für den Boston Bomber: BÖÖÖÖSEEEE!!
- Todesstrafe durch US-Drohnenangriffe via Ramstein: Wat? Hä? Was wollen
Sie denn bitte? "Da gibt's keine parallelen Sachverhalte!"
Na dann ist ja alles gesagt! (Mit schönem "I See What You Did There" von dem Seibert)
Wo die Kanzlerin ist? WO DIE KANZLERIN IST????Na dann ist ja alles gut. Übrigens, falls sich jemand fragt, wie das konkret aussieht, wenn die Kanzlerin das ihrige tut im BND-Skandal: Frau Merkel ist bei der Arbeit gesichtet worden.Sie tut das Ihrige im BND-Skandal, Herr von und zu Leitner! Das IHRIGE!
https://www.youtube.com/watch?v=qHV1uXjvgy8Und sie freut sich aufs Erscheinen im NSA-Untersuchungsausschuss! Hören
Sie? SIE FREUT SICH! https://www.youtube.com/watch?v=IA61ve_m1pY
First things first, wie man so schön sagt!
Update: Oh das ist ja noch viel schöner! Das Pinguinfoto ist schon ein paar Jahre alt und ist hier bloß Symbolfoto. Das tatsächliche aktuelle Foto ist in der FAZ zu sehen (beachtet auch den schönen Dateinamen, den die Bildredaktion da vergeben hat!)
Anyway. Tilo Jung hat freundlicherweise ein paar peinliche Fragen gestellt und ein Transkript der ganzen Chose zur Verfügung gestellt.
De Maizière sagte, mit der Reform würden Lehren aus festgestellten Defiziten gezogen. Das System des Verfassungsschutzverbundes sei nicht gescheitert. Es habe nur Mängel.
Update: Ach, das geht auf eine Frage von Tilo Jung in der Bundespressekonferenz zurück! Und es gibt ein Video davon!
Update: Falls jemand das Video nicht bis zu Ende geguckt hat: um 13:30 gibt es eine tolle Szene. Da erzählt ein Dr. Schäfer aus Afghanistan. "Die Sicherheitslage in Afghanistan ist, anders als von manchen Auguren befürchtet oder erwartet, eben nicht schlechter geworden" sagt er. Neben ihm sitzt ein General Oberst, dem bei den Worten ein bisschen das Gesicht entgleist :-) (Danke, Gerry)
So und jetzt guckt mal hier, wo der Gründer von Krautreporter, Philipp Schwörbel, von Juliane Leopold öffentlich wegen des Bildes angekackt wird.
Was tut Juliane Leopold beruflich, fragt ihr? Sie ist "Founding editor" von Buzzfeed Germany. Ansonsten schreibt sie bei den Salonfeministen von kleinerdrei.org. Na das passt ja mal wieder alles wie Arsch auf Eimer.
Aber das ist nur ein Teil der Vorwürfe. Ein anderer Vorwurf ist, dass er unvorbereitet bei der BPK Fragen stellt, die dann schon am Vortage gestellt wurden oder so. Hier fällt mir die Bewertung ein bisschen schwer, muss ich sagen, denn das wirkt so ein bisschen wie neidvolle Vorwürfe von sich übergangen fühlenden Journalisten. Das kommt auch daher, dass da immer ein "und DER feiert sich als Zukunft des Journalismus!1!!" nicht nur mitschwingt, sondern auch mitformuliert wird. Das finde ich schade. Es steht ja jedem frei, auch so ein Format wie der Jung zu machen, und dann diese vorgeblichen Fehler nicht zu machen. Im Übrigen schadet der sich doch hauptsächlich selbst, wenn er unvorbereitet Fragen stellt, denn da gibt es ein Fragenlimit pro Person.
Also ich glaube, hier schwappt bloß mal wieder ein Twitter-Shitstorm an uns vorbei, von der üblichen Empöreria aus den üblichen Gründen. Auch seine Haltung zu Israel wurde an der Stelle thematisiert, was ja nun in dem Kontext völlig unrelevant ist.
Aber hey, vielleicht muss man da in Deutschland schlicht durch. Ich gelte ja auch als antisemitischer Frauenhasser in einigen Kreisen.
Ich beobachte jedenfalls mit großer Enttäuschung, dass Krautreporter auf die Situation durch Rauswurf reagiert. Erstens weil sich ein Vorgesetzter grundsätzlich erstmal vor den Mitarbeiter zu stellen hat. Zweitens weil sie sich überhaupt von so einem Bullshit zu Aktionismus treiben lassen. Man stelle sich mal vor, die taz schmisse jedesmal Reporter raus, wenn Abo-Kündigungstweets zu einem Artikel rumgehen! Die Krautreporter haben jetzt öffentlich zu Protokoll gegeben, dass sie sich vom Twitter-Mob kontrollieren lassen. Das ist in jeder Hinsicht erbärmlich.
Update: Oh anscheinend haben sie ihn nicht gefeuert sondern nur "Konsequenzen" angekündigt. Missverständnis, sorry.
Update: Sie so aus als wäre das "frauenfeindliche Bild" eine Satire auf diese trendige Fotoserie.
Q: Wie viele Gefährder gibt es in Deutschland und welche?Ich bin jetzt kein Diplom-Mathematiker, aber das summiert sich bei mir nicht auf 1000.IM: "270 Personen Stand Januar 2015, die dem islamistisch-terroristischen Spektrum zuzuordnen sind, sind als Gefährder eingestuft. Vergleichsweise sei genannt: Aus dem rechtsextrem Spektrum werden 12 Personen als Gefährder eingestuft, aus dem linksextrem Spektrum momentan 6 Personen."
Und anlässlich dieser Meldung wollte er mal wissen, warum die amerikanischen Atombomben in Deutschland bleiben müssen. Darauf antwortete das Auswärtige Amt:
Ich glaube nicht, dass ich dazu etwas sagen sollte. Das entscheiden in erster Linie einmal die Amerikaner […] Da sind einseitige Entscheidungen von wem auch immer; jedenfalls auch von deutscher Seite gänzlich unangebracht.Finde ich auch. Völlig unangebracht. Wieso sollten wir uns darüber Gedanken machen, wieso auf unserem angeblich souveränen Hoheitsgebiet amerikanische Atombomben stationiert sind?
Aber wie steht die Gewerkschaft der Polizei zur Frage, ob man nicht Polizisten aus Sicherheitsgründen ein GPS-Beacon mitgeben sollte, damit man in Notfällen orten kann, wo der Polizist ist, und ihn retten kann?
Seht selbst. Der gute Teil geht ab ca 8:00 los. Groß-ar-tig!
Update: Der wichtige Teil für die Zeit nach der Depublikation.
Update: Wo wir gerade bei der Gewerkschaft der Polizei waren… Die Polizei ist die größte Menschenrechtsorganisation in Deutschland. Ach. Ach? (Video dazu) (Danke, Sebastian)
Ich hoffe, dass sich Tilo von solchen russischen Methoden nicht einschüchtern lässt. Der macht da als praktisch einziger das, wofür die BPK gedacht ist. Und hey, wenn wir ihm da einen Bodyguard crowdfunden müssen, damit er seine Arbeit machen kann, … die Kohle kriegen wir zusammen, denke ich.
Die Troika heißt jetzt "Institutionen". Dann ist es nicht mehr die fiese, menschenverachtende, abscheuliche Troika, die die Griechen am ausgestreckten Arm verhungern lassen will, sondern es sind "die Institutionen". Ja spitze!
Update: Tilo Jung hat mal nachgefragt:
FRAGE JUNG: Herr Jäger, war das ein Joke, dass Sie nicht mehr Troika sagen wollen?
JÄGER: Nein, das war kein Joke. Sie wissen, dass es einerseits Inhalte gibt und andererseits Begriffe, mit denen wir Inhalte umschreiben. Wenn es sich ergibt, dass im Zuge politischer oder gesellschaftlicher Entwicklungen Begriffe für obsolet gehalten werden, dann kann man sie durch neue ersetzen, das ist so ungewöhnlich nicht. Wenn es der Wunsch der griechischen Gesprächspartner ist, die Troika nicht mehr Troika zu nennen Ich muss hinzufügen: Der Begriff Troika ist in den Verträgen als solcher ja gar nicht genannt, der hat sich aus der Praxis in Griechenland heraus entwickelt. Wir haben diesen Begriff jetzt über viele Monate und Jahre benutzt. Wenn unsere griechischen Freunde auf diesen Begriff verzichten wollen, dann sind wir gerne dazu bereit was allerdings nicht im Umkehrschluss bedeutet, dass die Überprüfungsfunktion durch die drei beteiligten Institutionen davon in irgendeiner Weise berührt wäre.
ZUSATZFRAGE JUNG: Aber wenn ich die Griechen richtig verstanden habe, wollen sie ja diese Institution loswerden, nicht den Begriff dafür.
JÄGER: Das wäre eine ganz andere Frage. Das wird nicht gehen. Die Institutionen werden auch in Zukunft ihre Arbeit verrichten und ihre Aufgabe im Rahmen der vertraglichen Bestimmungen erfüllen müssen.
LOOOOOL (Danke, Jakob)
Selbst bei der Wortwahl zur Beschreibung des Phänomens versagen die Betonköpfe der Sicherheitskonferenz, nennen es "Informationskrieg" und "hybride Kriegsführung". Der erste Begriff ist schon von den Rechtsaußen-Waffennarren verbrannt, der zweite völlig nichtssagend. Meine Güte, können die denn gar nichts?!
Sehr schön ist, wie die Merkel ihr Problem auf den Punkt bringt:
Angela Merkel brachte als erste vor, was hinter den Kulissen viele sorgt: Mehr als eine etwaige Aufrüstung der Ukraine beschäftige sie derzeit die hybride Kriegsführung Russlands. „Wir müssen uns damit auseinandersetzen, mit Misinformation, Infiltrierung und Verunsicherung“, sagte die Kanzlerin. Sie sei zutiefst besorgt über die „Verunsicherbarkeit unserer Gesellschaften.“Na aber hallo! Misinformation und Infiltrierung (denkt euch zur Verunsicherung einen Link zum Gestammel in der Bundespressekonferenz nach einer Tilo-Jung-Frage dazu)! Was wir alleine bei der Vorratsdatenspeicherung für einen Haufen an Misinformationen reingedrückt bekommen haben! Und die Infiltrierung durch INSM und die Transatlantiker erst! Kein Wunder, dass die Bevölkerung da verunsichert ist, und sich ihre Informationen lieber von Russia Today holt!
Wir wollen in engen Kontakten mit den großen Anbietern dafür sorgen, dass sie freiwillig einen Teil von wirklichen Brutalitäten aus dem Netz nehmen.Tilo bringt einmal die sich stellenden Fragen dazu, wie z.B.: was heißt enger Kontakt? Wieso nur mit den großen Anbietern? Was ist mit dem anderen Teil? Gibt es auch unwirkliche Brutalitäten? Und: "wie passt der Wunsch nach Informationskontrolle mit Demokratie zusammen"
Dann noch ein bisschen PKW-Maut und TTIP zum Abrunden. Viel Spaß!
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob das ein islamistischer Terroranschlag war, ob wir in Deutschland jetzt auch eine größere Bedrohung haben (die Bundesregierung sagt nein, die Polizei sagt natürlich ja), und ob ich meine Aussage vom Tilo-Jung-Interview zurückziehen muss. Mal gucken, was da noch rauskommt. Erstmal bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass für durchschnittliche Bürger auf der Straße in Deutschland keine Bedrohung durch islamistischen Terrorismus besteht.
Der zweite Grund ist, dass ich gerne meine Person so weit es geht wegabstrahieren will. Wie ja auch im Blog möchte ich gerne erreichen, dass die Positionen anhand ihrer inhaltlichen Gesichtspunkte evaluiert werden, nicht anhand dessen, wer sie ausspricht. Tilo spricht das ja auch an einer Stelle an, dass das heutzutage recht schnell geht, alle Aussagen einer Person für vergiftet zu erklären, weil derjenige irgendwann sich mal nicht streng genug gegen Nazis / Frauenfeindlichkeit / Palästinensische Terroristen / Whatever ausgesprochen hat. Auch ich habe keine Lust, mit Nazis Debatten zu führen. Aber wenn jemand noch nicht Full Retard ist, dann muss man sich dessen Anliegen und Ansichten anhören und damit umgehen. Leute von vorneherein als doof abzukanzeln und nicht mit ihnen reden zu wollen, das ist der garantierte Weg zum schlechten Ausgang.
Update: Ich hab da ein paar Mal "islamisch" gesagt, als ich "islamistisch" meinte. Und statt Minen und Streubomben habe ich Streuminen gesagt. Seht mir das bitte nach, ich hatte nicht viel Schlaf gekriegt die Nacht :-)
Highlights, die sich anzugucken lohnen, sind (völlig subjektiv, versteht sich):
Mit der Fnord-Show war ich dieses Jahr selber nicht so zufrieden. Wir hatten zu viele Folien. Das wussten wir auch vorher, aber wir hatten schon einen gehoben zweistelligen Prozentsatz an potentiellen Folien vorher weggeschmissen. Das werden wir nächstes Jahr anders machen. Dem Publikum hat es anscheinend trotzdem ganz gut gefallen, insofern will ich da jetzt mal nicht zu schlecht gelaunt sein. Aber zufrieden war ich nicht. Bin ich aber so gut wie nie nach meinen Vorträgen, wäre ja auch langweilig.
Den heutigen dritten Tag nutze ich hauptsächlich für Socializen und vielleicht das eine oder andere Interview. Für Erich Möchls Vortrag heute morgen konnte ich mich leider nicht rechtzeitig aus dem Bett quälen. Das will man sicher auf Video gesehen haben, er sprach über NSA-Niederlassungen in Österreich.
Meiner Einschätzung nach sollte man heute um 17:15 den DP5-Vortrag nicht verpassen, aber der leider parallel liegende Vortrag "What Ever Happened to Nuclear Weapons" ist mindestens genau so wichtig. Ich schau mal, wo ich einen guten Sitzplatz finde, und den anderen gucke ich dann auf Video. Um 18:30 würde ich den Thunderstrike-Vortrag gucken.
Um 21:15 gibt es in Saal 2 einen Vortrag über Nordkorea, der wird bestimmt voll :-)
Um 22:00 verspricht der Perl-Vortrag hochkarätig zu werden.
Heute morgen bin ich direkt von einem FAZ-Reporter zu Regin befragt worden, und habe das ein bisschen auf eine generelle Malware-Schiene umzubiegen versucht. Mal gucken, wie das wird. Danach wurde ich direkt von Tilo Jung abgefangen, der hier auf dem Congress herumrennt und Interviews führt. Wir haben uns vorher ein bisschen darüber unterhalten, was wir für ein gutes Interview halten, und ob der Interviewer da Positionen bekleiden sollte oder nur den Interviewpartner reden lassen sollte. Ich finde ja letzteres. Das optimale Interview ist eines, bei dem der Interviewer dem Interviewgast ein paar Stichworte hinlegt und ihm dann nicht dabei im Wege steht, wenn er sich um Kopf und Kragen redet. Tilo war kürzlich in Israel und Paälstina und hat dort mit allen Seiten Interviews geführt, und erzählte, dass er dann erst dafür kritisiert wurde, er würde ja nur die eine Seite zu Wort kommen lassen, und als er dann mit den anderen redete, wurde er dafür kritisiert, denen nicht ins Wort gefallen zu sein, als die da krude Parolen äußerten und sich zum Klops machten. Dieses Muster (jetzt nicht mit Israel und Palästina) habe ich schon häufiger beobachten können und finde es ausgesprochen deprimierend. Ich hatte da vor ein paar Wochen schonmal was zu gebloggt, und so fragte mich dann Tilo auch zu Ken Jebsen. Ich hoffe, ich habe mich da jetzt nicht zu sehr um Kopf und Kragen geredet *hust*. Soviel ist jedenfalls klar: Je weniger Struktur der Interviewer vorgibt, desto mehr Gelegenheiten zum Verplappern hat der Interviewpartner. Vorsicht bei Interviews mit Tilo! :-)
Auch für die unter euch, die schon recht konkrete Vorstellungen entwickelt haben, wie das in so einem Folterknast aussieht und abgeht, gibt es hier noch Erkenntnisgewinn.
Update: Das Beeindruckendste an diesem Video ist für mich, dass der Kurnaz so völlig anders rüberkommt als er vorher in der Presse beschrieben wurde. Da gab es dann so Terrorbart-Fotos mit zornigem Blick, auch bei dem El-Masri, wo man sich gefragt hat, ob die CIA nicht Recht hatte, die wegzusperren. Den Eindruck hat ja die Presse auch zumindest nicht ausgeräumt, und die Politik hat ihren Teil getan, um das mitschwingen zu lassen, wenn die Frage aufkam, wieso Steinmeier die eigentlich nicht da rausgeholt hat. In diesem Gespräch jetzt ist der Mann stabiler und ruhiger als die meisten Nicht-Folteropfer. Ich kann nur sagen: Hut ab, nach fünf Jahren Folter hätte ich da mehr wahrscheinlich mehr Aggressivität gezeigt. Der wird nicht mal richtig wütend über seine Folterknechte.
Update: Kurnaz war auch mal bei Beckmann für ein tieferes Interview, erfahre ich gerade.
Update: Und Planet Interview hatte auch mal ein Interview mit ihm. Von denen kam gerade eine Mail rein, dass das gar nicht so einfach ist, an Kurnaz für Interviews heranzukommen, und das möglicherweise erklärt, dass es so wenige Interviews gibt. Auch denen stand er nur für eine knappe halbe Stunde oder so zur Verfügung.
FRAGE: Herr Seibert, Sie haben gerade gesagt, dass Sie es der US-Regierung überlassen, was die Konsequenzen sind. Die Anti-Folter-Konvention, die Deutschland und Amerika unterschrieben haben, besagt, dass die Staaten verpflichtet sind, diese Menschen, die Folter begangen haben, anzuklagen und zur Verantwortung zu ziehen. Das widerspricht der Aussage von Ihnen, dass Sie das der US-Regierung überlassen wollen. Deutschland ist dazu verpflichtet, diese Menschen selbst anzuklagen, wenn die US-Regierung sie nicht anklagt. Wird die Bundesregierung dies tun?*Popcornhol*
Die Antwort lässt tief blicken:
STS SEIBERT: Ob es eine strafrechtliche Relevanz gibt, die hier für die deutschen Strafverfolgungsbehörden wichtig ist und wo deutsche Strafverfolgungsbehörden Maßnahmen einleiten, müssen dann eben die deutschen Behörden selber entscheiden.Das ist ein Widerspruch zur Aussage des Uno-Menschenrechtsberichterstatters. Der sagte explizit, das unterliege nicht der Willkür irgendwelcher Regierungen oder gar Behörden, ob Anklage gegen Folterknechte erhoben wird, sondern dazu sind die USA — und wir!! — verpflichtet. Mit dieser Antwort bricht die Bundesregierung also internationales Recht.Es ist nicht Sache der Bundesregierung, darüber zu befinden das können aber besser die Sprecher sagen, vor allem die Sprecherin des Bundesjustizministeriums, ob deutsche Strafverfolgungsbehörden einen Grund sehen, aktiv zu werden.
Ich muss aber sagen, für dieses peinliche Rumgeeier, was die da in der Bundespressekonferenz bei ihren Antwort-Vermeidungs-Versuchen abziehen, müsste mal langsam Vergnügungssteuer fällig werden. Au weia. Was für eine Farce. Wieso machen die das eigentlich überhaupt, wenn sie auf keine der Fragen zu antworten gewillt sind?
Die Frage kam übrigens mal wieder von Tilo Jung. Hier ist das Transkript. Der hat sie auch ins Gesicht gefragt, ob sie nicht mal die Zusammenarbeit mit Folter-Geheimdiensten einstellen wollen. Antwort: Nein. Die anderen "Journalisten" scheinen am Steuer eingeschlafen zu sein.
Erinnert ihr euch daran, wie das war, als es in der Ukraine um Landessprachen ging, wie die Bundesregierung da eine deutliche Position hatte und die auch klar artikuliert hat?
Da wird sich der eine oder andere gefragt haben, ob die Bundesregierung die gleichen Standards bei Israel anlegt. Bei der Bundespressekonferenz hat Tilo Jung von Jung und Naiv das mal gefragt (Ctrl-F jü). TL;DR: lauter unverfängliches Blablah. "Wir arbeiten hinter den Kulissen daran" etc pp.
Tilo fällt in letzter Zeit häufiger dadurch auf, dass er in der Bundespressekonferenz als einziger die fiesen Fragen stellt. Hier ist noch ein Beispiel von gestern, als er wissen wollte, wie die Position der Bundesregierung zur Netzneutralität denn jetzt wirklich ist, und was die Telekom mit Innovation zu tun habe :-)