Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Cicero hoffte offenbar, dass keiner die Dokumente anguckt, weil es ja schon eine starke Selbstsicherheit ausstrahlt, wenn sie die überhaupt ins Netz stellen.
Beim Volksverpetzer kam bei der Sichtung heraus: Skandal? Was für ein Skandal? Cicero hat da einfach Dinge hereininterpretiert, die das Quellmaterial nicht hergibt. Das hat der Volksverpetzer publiziert.
Der nächste Schritt könnte die Bevölkerung verunsichern, die ja vielleicht immer noch glaubt, die Linken stünden für Zensur und die Rechten für Free Speech: Cicero hat dem Volksverpetzer eine Abmahnung schicken lassen. Hier ist, was die in der Abmahnung fordern (laut Volksverpetzer):
Cicero verlangt von uns, dass wir unseren Artikel ändern – sowie Geld für den Anwalt. Und droht uns damit, vor Gericht zu ziehen, um uns unsere Einschätzung zu untersagen.Das ist jetzt leider auch eher lenkend formuliert, aber es klingt erstmal sehr unsportlich auf Seiten von Cicero. Mir ist auch gerade nicht klar, was sie da glauben abmahnen zu können. Hat der Volksverpetzer eine unwahre Tatsachenbehauptung zu Lasten Ciceros verbreitet? Kann ich gerade nicht erkennen. Bliebe noch eine Urheberrechtsverletzung, die kann ich aber auch nicht erkennen. Nanu?
Immerhin erfahren wir an der Stelle, dass Cicero und Monpol von demselben CDU-Mitglied betrieben werden, ein Mann, der vorher Chef bei Morgan Stanley war.
Update: Bei allem Geunke: Was Cicero da macht, das ist immer noch besserer Journalismus als das ehemalige Nachrichtenmagazin aus Hamburg. Kann mich nicht erinnern, bei denen jemals die Originaldokumente online gestellt gesehen zu haben. Aber kritische Berichterstattung abmahnen, das geht natürlich gar nicht.
Kurz: Ich mag die Grünen nicht.
Aber selbst ich muss neidlos anerkennen, dass der Habeck mit so großem Abstand der einzige kompetente Politiker in der Regierung ist, dass man das nicht mehr als Messfehler abtun kann.
Schaut nur mal hier. Es geht um den Atomausstieg. "Cicero" (sind die eigentlich schonmal durch Journalismus statt Scheißewerfen aufgefallen?) behauptet, Habeck habe da vorschnell gehandelt und Optionen nicht ausgelotet.
Guckt euch mal Habecks Reaktion an!
Auslöser der Sondersitzung ist ein Bericht des Magazins "Cicero". Demnach sollen sowohl im Wirtschafts- als auch im Umweltministerium im Frühjahr 2022 interne Bedenken zum damals noch für den folgenden Jahreswechsel geplanten Atomausstieg unterdrückt worden sein. Wichtige Informationen hätten Habeck nicht erreicht.Das kannst du natürlich immer einfach behaupten. In jedem Verwaltungsapparat wird es irgendwelche Memos geben, die auf dem Weg nach oben rausgefiltert werden. Das ist ja auch die Aufgabe eines Verwaltungsapparats. Dass der Chef nicht mit Müll belästigt wird, den er schon kennt, oder der nicht wichtig ist. Cicero wirft also Hundescheiße gegen die Wand, um zu gucken, ob was kleben bleibt.
Und Habeck? Nicht nur kann Habeck sicher sagen, dass die Vorwürfe unbegründet sind. Er hat damals auch einen Paper Trail hinterlassen, und kann das jetzt nachweisen.
Ich fand das immer einen lustigen Filmplot. Trickbetrüger gibt sich als Finanzamt aus, stellt Forderungen an Firmen. Firmen zahlen. Polizei ermittelt, stellt den Mann, braucht jetzt nur EINE Firma, die Anzeige erstattet. Keine der Firmen ist sich sicher, dass ihre Buchhaltung OK ist. Niemand erstattet Anzeige. Auch nicht als die Polizei händeringend fleht und bettelt, weil der Typ sonst auf freiem Fuß bleibt.
So ungefähr sehe ich diese Art von Vorwurf von Cicero. Habeck hat die nicht nur vollständig ausmanövriert sondern sah die auch kommen, bevor sie selber den Angriff planten, und hat den so verhindert, bevor er stattfand. Wann, meine Damen und Herren, hatten wir in der deutschen Politik jemals ein Niveau an Vorausschauen wie dieses? Ich kann mich nicht erinnern!
Nach gefühlt 80 Jahren Aussitzen ("Politik der kleinen Schritte", "Politik der ruhigen Hand", oder wie Rether mal witzelte: Das seien die Symptome eines Schlaganfalls!) habe ich das gar nicht gleich erkannt! Früher haben wir einfach alles so lange ausgesessen, bis nur noch eine klare Handlungsoption übrig war. Nicht nur die Schienen und Straßen und das Gesundheitssystem. Und jetzt sind plötzlich alle schockiert, was für gewaltige Investitionen nötig sind.
Ich wäre langsam bereit für einen Kanzler Habeck. Wäre natürlich besser, wenn der eine Partei gründen würde, anstatt bei diesen Sprallos mitzulaufen. Erinnert ihr euch noch, wie der sich von der Baerbock ("was mit Völkerrecht"), die in jede politische Falle reinläuft, die sie finden kann, als "Schweinebauer" abkanzeln ließ? Grinsend und ohne Widerspruch, weil er wusste, die Fakten würden für sich sprechen, und wir würden uns eines Tages an diesen Moment erinnern?
Nun. Ich für meinen Teil erinnere mich an den Moment. Und fühle mich in meiner damaligen Beurteilung von Baerbock bestätigt.
Die "Zeit" hat sich entschieden, die Chatnachrichten nicht zu paraphrasieren, sondern sie inklusive Tipp- und Grammatikfehlern zu zitieren, wodurch Döpfner wie ein unterbelichteter Vollidiot wirkt. Nicht nur das, sie packen noch "mit ibama meint er vielleicht den US-Präsidenten Barack Obama" und so dran, um den Eindruck noch zu verstärken.
Ich habe das bei der Lektüre als sehr manipulativ und unter der Gürtellinie empfunden. Überhaupt fühle ich mich sehr unwohl bei dieser ganzen Nummer. Ist das legitim, private Chatnachrichten von anderen Leuten zu beschaffen, zu lesen und dann auch noch zu veröffentlichen? Die zitieren jetzt nicht Döpfners Pornopräferenzen, aber es fühlt sich trotzdem wie ein sehr unfairer Eingriff in jemandes Privatsphäre an.
Gut, viele von den Nachrichten haben tatsächlich einen Nachrichtenwert. Beispielsweise dass Döpfner seine Mitarbeiter im Wahlkampf "gefragt" hat, ob man nicht noch mehr für die FDP zu tun kann, damit die genug Hebel haben, die Ampel kaputtmachen zu können. Das ist skandalös, aber jetzt auch nicht wirklich überraschend. Die Springer-Publikationen standen noch nie für journalistische Integrität und Unabhängigkeit.
Sie haben auch ein paar Ossi-feindliche Äußerungen von Döpfner gefunden. Die nutzt jetzt der völlig überflüssige Ostbeauftragte der Bundesregierung dafür, auch mal irgendwo zitiert zu werden. Aus meiner Sicht kann man die auch mit Vorsatz und Anstrengung nicht als Aufforderung an seine Mitarbeiter sehen, mehr Anti-Ossi-Meinungsmache zu fahren. Das ist seine Privatmeinung, die hätte man nicht veröffentlichen müssen oder sollen.
Für mich bleibt als Fazit von diesem Artikel daher, dass ich nichts über Döpfner gelernt habe, das ich nicht eh schon wusste oder vermutete, sondern ich habe etwas über die redaktionellen Standards der "Zeit" gelernt. Ich bin mal gespannt, wie die Retourkutsche von Döpfner aussieht. Werden wir demnächst die Browserhistory von Joffe in der "Welt" sehen?
Ich hoffe nicht.
Update: Ich habe auf die Schnelle nur einen Kommentar gesehen, der sich auf Seiten Döpfners geschlagen hat. Im Cicero. Hinter einer Paywall. Damit ebenfalls nicht verlinkbar. Ist mir ja ein Rätsel, wieso sich die Publikationen alle so ins Aus schießen mit ihrem Paywall-Scheiß.
Update: Ein Lob an dieser Stelle übrigens für die Tagesschau, die die Zitate als "angebliche Döpfner-Äußerungen" bezeichnet. Das ist an der Stelle genau das richtige Adjektiv.
Update: Die Diskussionen empfinde ich gerade als sehr interessant, die ich gerade mit meinen Kumpels führe. Im Wesentlichen ist der Konsens, dass der Döpfner das verdient hat, weil seine Zeitungen seit Jahren über Leichen gehen und auch kein Problem mit dem Veröffentlichen von privaten Nachrichten haben. Diese Argumente haben mich auf Anhieb überzeugt. Ich finde das immer noch verabscheuungswürdig, sowas mit Menschen zu machen, aber es hätte kaum jemand verdienteren treffen können.
Mal davon abgesehen, dass ich die Argumentationskette etwas wackelig finde ("Altpartei" ist nun mal ein anderes Wort als "Systempartei", insofern macht man es sich zu einfach, das mit Nazivokabular gleichzusetzen), so scheint mir das ein gutes Beispiel von "Sobald man jemanden nicht mag, ist alles, was er sagt, eine Frechheit" zu sein.Der Einsender hat völlig Recht, ich ziehe meine Kritik zurück.Beispiel: Die Grünen.
"Für die Altparteien sind Petra Kelly & Co. eine Zumutung und gleichzeitig eine Frischzellenkur"Oder die Piraten: Die benutz(t)en nicht nur selbst das Wort. In Artikeln über die Piraten verwendeten auch die Medien dieses Wort ohne Hemmungen:
Cicero, taz (Link entfernt, auf die taz linke ich nicht mehr), Spiegel, news.de.Selbst die WASG trat gegen die "Altparteien" an.
Sogar die Linken, die jetzt zwar auch gerne abschätzig darüber reden, dass die AfD alle anderen als "Altparteien" bezeichnet, verwendeten selbst noch vor wenigen Jahren den Begriff im Bezug auf Griechenland und den Siegeszug von Syriza.
Auch der Duden definiert "Altpartei" nur als "Partei mit langer parlamentarischer Tradition" (http://www.duden.de/rechtschreibung/Altpartei). Insofern scheint mir dieser Brückenschlag zu Nazivokabular dann doch etwas zu angestrengt. Und es ist so unnötig; es gibt genug Nazi-Umtriebe in der AfD, da muss man keine geistige Gymnastik veranstalten, um dann auch noch ihrer Verwendung des Wortes "Altpartei" einen Nazi-Spin zu geben. Sie sind eine relativ neue Partei. Sie bezeichnen sich selbst als Alternative. Natürlich sind sie gegen die Altparteien, das ist der ganze Sinn ihrer Existenz, das ist der Sinn jeder neuen Partei, denn wenn man mit den alten zufrieden wäre, bräuchte man keine neue.
Was für eine Zukunft soll das eigentlich werden, die wir da hinterlassen? Wenn uns in 30 Jahren jemand fragt, wieso wir damals eigentlich nichts gemacht haben … was sagen wir dann?
Ich hätte ja was getan, aber als ich die Tür aufmachen wollte, wurde ich getriggert!
Der Cicero macht sich auch Sorgen.
Gibt es eigentlich jemanden, der Political Correctness (also die Ur-Form von vor 30 Jahren) für erfolgreich hält? Hat die die Gleichstellung der Frau und den Respekt vor anders aussehenden befördert? Findet das jemand? Oder hat die nur dafür gesorgt, dass diese Ängste kein Ventil mehr haben und unterdrückt werden, bis es zu einem Amoklauf oder anderweitigen Gewaltausbruch kommt. Sind die Zahlen an sexuellen Übergriffen rückläufig? So fühlt sich das jedenfalls für mich nicht an.
Besonders interessant fand ich den Hinweis auf problem-solution ordering issues, eigentlich ein Problem aus dem Design von Spielen. Man muss den Spieler erst in das Problem laufen lassen, bevor man ihm die Lösung zeigt, sonst versteht der Spieler nicht, dass das die Lösung zu dem Problem ist und kommt das nächste Mal nicht weiter, wenn er ein ähnliches Problem hat. Und die Dinge wirken auch weniger sinnlos, wenn man erst das Problem zeigt, das sie lösen. Die Erklärung kann man auch auf den Matheunterricht anwenden.
Jemand anderes wies darauf hin, dass das kein Mathe-Ding ist sondern natürlich auch bei Computern häufig vorkommt, dass Leute es für völlig normal und akzeptabel halten, "von Computern keine Ahnung zu haben" und von dir dann zu erwarten, dass du ihnen mal schnell ihr Problem fixt.
Man steckt da 20-30 Jahre Erfahrung in die Problemlösung rein, aber es wird noch nichteinmal anerkannt.Weitere Einsender meinten, das Problem komme schon aus dem Elternhaus.
Ich bin u.a. Mathelehrer an einem Gymnasium - und da kommt es bei einem Elternsprechtag schonmal vor, dass man eine Mutter vor sich sitzen hat, die die Minderleistung ihrer Tochter mit einem Achselzucken abtut und mit einem Schmunzeln berichtet, dass sie selbst auch schon schlecht in Mathe gewesen wäre. Da könne man wenig machen. - Sprich: Fehlleistungen werden auf eine Art "Mathe-Gen" geschoben und die Notwendigkeit, sich mal intensiver damit zu beschäftigen nicht gesehen. Ist halt nur Mathe!Dann kam noch diese schöne Kabarettnummer in PDF-Form rein, die ich weiterempfehlen kann.
Eine weitere Einsendung äußert die These, dass das Auswendiglernen von irgendwelchen Daten und Fakten bei uns in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert zu haben scheint als Fähigkeiten oder die Kenntnis von Verfahren oder "Skills", wie man heute sagen würde. Als Indiz dafür weist die Einsenderin auf TV-Shows wie "Wer wird Millionär" hin, ich würde das noch auf Talkshows und politische Debatten ausweiten. Da punktet man auch mit obskuren Fakten und nicht mit Fähigkeiten oder der Kenntnis von Verfahren. Außerdem sind Fakten im Überfluss frei im Internet verfügbar, aber für Verfahren gilt das in deutlich geringerem Umfang.
Eine weitere Einsendung postuliert, dass Mathematik nicht als Lösung sondern als Problem gesehen wird. Mathematik lernt man nicht, weil es zum Verständnis der Welt beiträgt.
Die Textaufgabe, eigentlich genau das, was am Ende vom Matheunterricht wenigstens übrig bleiben sollte - nämlich ein reales Problem in Zahlen zu übertragen und damit diesem dann bei kommen zu können - ist die gefürchtetste aller Aufgaben und wird daher oft marginalisiert oder weg gelassen, damit das Debakel nicht zu groß wird oder "nicht auch noch der letzte Spaß an der Mathematik verloren geht".Ein Psychologe kommentiert:
Denk bei der Debatte auch daran, WER da stolz auf WAS ist. Menschen, die eher im geisteswissenschaftlichen Bereich unterwegs sind, drücken mit der Mathe-Ablehnung häufig auch eine ideologische Haltung aus. Menschen möchten gerne einzigartig und individuell sein. In der Mathematik sollte bei der selben Frage bitte immer dieselbe Antwort rauskommen, sonst wäre es ja nicht deterministisch.So habe ich Depressionen noch nie gesehen!
[…]Vielen Menschen ist es sehr wichtig, dass ihre Meinung, Intelligenz oder Persönlichkeit nicht erfasst und damit vergleichbar gemacht wird. Bspl Intelligenz. Jeder ist überzeugt er hat genug davon, aber wenn alle getestet würden, wäre offensichtlich, dass manche höhere IQ Werte haben als andere. Intelligenz ist halt ziemlich gut normalverteilt. Die Ablehnung von Mathematik ist häufig verbunden mit einer Argumentation wie „es gibt ja wichtigeres im Leben“. Dieses wichtigere ist oftmals durch Mathe bedroht, weil es einer Überprüfung mittels Mathe entweder nicht zugänglich ist oder nicht standhält. Es kann halt keiner quantifizieren, ob Cicero oder Seneca die bessere Literatur ist. Und manchmal hat die Mathematik auch mal Antworten parat, die eigene Glaubenssysteme in Frage stellen (z.B. bei Homöopathie, global warming, Casinokapitalismus). Da muss man manchmal die Vergleichsdimension abwerten, um damit leben zu können.
[…]Stell Dir mal vor, Du würdest auf Deinem blog diskutieren, ob nun Linux, MacOS X oder gar Windows das beste Betriebssystem wäre. Jemand hat einen Test gemacht und Windows hat die höchsten Werte oder so. Die Diskussion wäre unvermeidlich: falsche Metrik, unrealistische Fragestellung, unreliable Messung, da gibt es andere wichtige Dinge, die gar nicht erfasst wurden, usw. Wenn alles diskutieren nichts hilft, dann hilft nur die ultimative kognitive Dissonanz: eigentlich sagen diese Zahlen doch eh nichts aus.
Bedenke immer, dass das gesunde, normale Prozesse sind. Menschen, die alles immer realistisch sehen und sich nicht selbst aufwerten, sind tendentiell depressiv.
Mein persönliches Highlight war eine Mail dieser Form:
Zu der Fraktion gehörend, die die Integralrechnung zwar oberstufenkonform durchgepaukt, aber Mathematik jenseits des Dreisatzes eigentlich nie wirklich verstanden hat, hier ein paar Gedanken darüber:Dann gibt es noch die These, dass Matheahnungslosigkeit schon im Kindergarten beginnt:[… eine Seite Reflektion und Selbstanalyse …]
Jetzt, wo ich aufschreibe, komme ich mir unfassbar engstirnig, unwissend und naiv vor!
Als Spieldesigner für Kindergartenspiele habe ich ein mathematisches Lernspiel entwickelt, das von den Kindergärtnerinnen häufig mit der Begründung „Ach, das habe ich früher nie verstanden.“ oder „Nein, das lernen unsere Kinder hier nicht“ abgelehnt wurde. Was man selbst nicht versteht, müssen die Kinder also auch nicht verstehen. Das heißt der niedrige Stellenwert der Mathematik setzt sich von Generation zu Generation fort. Eltern, die Mathematik nicht verstehen, geben diese Ablehnung an ihre Kinder weiter. Genauso machen es auch Kindergärtnerinnen und sogar Lehrer aus mathematikfremden Fächern.Das finde ich eine sehr gruselige Vorstellung.
Ich finde es bedauerlich aber auch menschlich, dass bei solchen Fragestellungen erstmal die Vorurteile bedient werden, daher habe ich das hier auch mitzitiert. Ein weiterer solcher Fall ist, dass Lehramtsstudenten an den Mathefachbereichen fachlich schwächer sind als "echte" Mathestudenten, die auf Diplom oder so hinarbeiten. Es gab auch mehrere Empfehlungen dieses TED-Videos von Conrad Wolfram (der kleine Bruder von dem Mathematica-Entwickler).
Ein weiterer Einsender erzählt:
Bei uns an der Hochschule wird Mathe immer weniger unterrichtet. Auf dem Linux-Event unserer Hochschule im Jahr 2014 haben mich die Ehemaligen mit großen Augen angeguckt als ich erzählt habe dass wir nur noch zwei Semester lang Mathe haben, nicht mehr vier (merke: Das ist eine Hochschule, da gibts also nicht mal wirklich "schlimme" Mathe). Inzwischen ist es sogar so, dass nur noch die "puren" "Informatiker" zwei Semester Mathe haben. Die "Computernetzler" zum Beispiel haben nur noch ein Semester Mathe!Die Frage ist natürlich, was hier woraus folgt. In meiner Informatik-Studienzeit hat sich auch nicht gerade der Eindruck aufgedrängt, dass man Mathe wirklich braucht. Das hat man halt belegt, weil es Pflichtkurse waren.
Ein weiterer Lesetipp ist Lockhart's Lament. Ein fieser Soziologiestudent wies dann noch darauf hin, dass so gut wie niemand dann tatsächlich Cicero liest :-)
Zu dem Asimov-Artikel fällt mir noch folgendes auf: Bei eine netten Runde unter den Kollegen ging es auch um Mathematik — und die Unterschiede zu den Geisteswissenschaften. Viele hört man ja später sagen, dass sie sehr gerne mal Cicero lesen wollen, die Zusammenhänge zur französischen Revolution verstehen oder den Grund für die Machtergreifung recherchieren und verstehen möchten. Immer, wohlgemerkt, mit dem entsprechenden Respekt vor der Sache und Bewunderung für das Erlangen dieser Fähigkeiten. Erstaunlich, so kam in der Runde auf, dass man noch niemals jemanden hat sagen hören, dass er dieses Integral doch endlich auch mal selbst lösen können möchte, oder eben jene Transformation! Auch hier spiegelt sich in meinen Augen die (fast noch tiefergreifende, noch bevor das 'Denken' eingesetzt hat, im Empfindungsprozess verankerte) Ablehnung oder Verweigerung gegenüber dieser 'Elite' von Mathematik-Verstehern wieder.Hmm, das ist mir so noch nie aufgefallen, aber ich glaube es stimmt. Vielleicht sollte man das als Anregung verstehen, in der Mathematik besser auf die Menschen zuzugehen. Oder vielleicht wird das alles schon in der Schule verkackt und das Studium wird überhaupt nur noch von denen besucht, die eh schon überzeugt sind?
The sixth word in the loremipsum macro should be "consectetur", not "consectetuer", which is a word not found in Cicero … or Latin.
Der Bug wurde jetzt gefixt.Der Bug war hier auch schon mal zu Gast. Der Fix ist aber neu. (Danke, Richard)
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen befragten Experten herzlich bedanken, dass sie bei der Aktion mitgemacht haben!
Mit IT ist er super, Sicherheitspolitik ist auf solidem Stammtischniveau. Der soll mal bei Computern bleiben— Dr. Sandro Gaycken, u.a. NATO-Berater in Sicherheits- und Cyber-Fragen
Also von Kernenergie hat er ja keine Ahnung, der sollte mal bei Computern bleiben.— Rainer Klute, Vorsitzender, Nuklearia e.V.
Also von Journalismus hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Computern bleiben— ihr werdet nicht glauben, was ich alles versucht habe, um jemanden zu finden, der sich dieses Zitat in den Mund legen lassen würde. Ich habe die "Bild" angeschrieben, die "Welt", den "Stern", den "Cicero", die "taz", ich habe bei der "Zeit" und dem ehemaligen Nachrichtenmagazin angefragt … erfolglos. Niemand wollte mir bestätigen, dass ich von Journalismus keine Ahnung habe. Vielleicht hätte ich die Henri-Nannen-Schule versuchen sollen.
Heißt das jetzt, dass ich doch von Journalismus Ahnung habe? Wer weiß. Diese Aktion hier hat es mir jedenfalls versaut.
Also von Satire hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Computern bleiben.— Martin Sonneborn, MEP und Parteivorsitzender der PARTEI.
Also von Krypto hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Exploits bleiben.Das lege ich so mal ganz frech meinem alten Mitstreiter Prof. Dr. Rüdiger Weis in den Mund. Der schrieb mir inhaltlich im Wesentlichen das, er formuliert es nur etwas weitschweifender. Ich tue das gleich noch mal in einen separaten Blogeintrag. :-)
Also von Exploits und deren ethischer Dimension hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Verschwörungstheorien bleiben.— Felix "FX" Lindner, mit dem ich gelegentlich verwechselt werde, und das erst nach dem 2. Bier merke. Dabei ist das ganz einfach. Er ist der, der von Exploits und ihrer ethischen Dimension Ahnung hat. Ich bin der andere.
Zusammenfassend können wir also ganz klar sehen, was eh schon immer alle wussten: Ich sollte mal bei den Verschwörungstheorien bleiben.
Ich hatte übrigens auch die Junge Freiheit gebeten, mir zu bestätigen, dass ich eine linke Zecke bin, und die Junge Welt, dass ich ein konservativer Reaktionär bin. Ist leider auch nichts geworden. Naja, die Kernbotschaft habe ich glaube ich weitgehend zusammen gekriegt.
Update: Falls ihr kurzfristig noch Zitate beisteuern wollt: immer her damit. Das muss dann aber schon mindestens das toppen, was ich schon habe.
Update: Wartet, einen hab ich noch!
Seit wir uns verweigert haben, Werbung auf seinem Blog zu schalten, werden wir von ihm gebashed
— Thorsten Sick, Avira.
(Anm.d.Red.: Da hing noch so eine Werbe-Signatur dran, die hab ich weggemacht. Das verstößt gegen die Blog-Statute)
Update:
Also von Journalismus hat er ja keine Ahnung, der soll mal bei Computern bleiben
— Andreas Bohle, stellv. Chefredakteur, LinuxUser
"Well, of course, Korematsu was wrong. And I think we have repudiated in a later case.
Korematsu war ein Fall, in dem sich der Supreme Court 1944 mit diesen Lagern beschäftigt hat. Der Supreme Court fand damals: Alles total knorke, weitermachen. Aber das ist nicht der wichtige Teil an der kurzen Durchsage.But you are kidding yourself if you think the same thing will not happen again," Scalia told students and faculty during a lunchtime question-and-answer session.Scalia cited a Latin expression meaning "In times of war, the laws fall silent."
"Inter arma enim silent leges" heißt der Spruch und geht auf Cicero zurück. Der hatte aber aus rhetorischen Gründen einen anderen Satzbau :-)
Dear sir or madam. Please consider my submission for the most pedantic bug ever reported.The sixth word in the loremipsum macro should be "consectetur", not "consectetuer", which is a word not found in Cicero … or Latin.
Und die Punchline: Jemand weist darauf hin, dass auch das erste Wort, lorem, kein Latein ist, sondern dolorem sein sollte. Das stimmt übrigens :-)Der verlinkt auch auf den Ursprungstext von Lorem Ipsum — das kommt tatsächlich von Cicero.
Neque porro quisquam est qui dolorem ipsum quia dolor sit amet consectetur adipisci velitÜbersetzung: Und es gibt auch niemanden, der Schmerzen liebt, anstrebt oder herbeiführt, weil es Schmerzen sind.
Cicero hat echt wunderbare Reden gehalten (und ja, er war Anwalt, falls sich jemand über die Formulierung wundert). Einer der Höhepunkte einer humanistischen Schulbildung.
Für die Bundesregierung sei journalistischer Quellenschutz ein hohes Gut. "Ich denke, ein solches Szenario, wie es jetzt in Großbritannien diskutiert wird, ist bei uns kaum vorstellbar."Kaum vorstellbar? Ach tatsächlich?
Und fast noch aparter ist, dass auch die US-Regierung sich ähnlich geäußert haben soll.
Man könne sich kaum eine Situation vorstellen, in der ein solches Vorgehen in den USA gerechtfertigt wäre.Das sagen die am selben Tag, an dem Bradley Manning zu 35 Jahren Haft verurteilt wird. Un-fass-bar.
Update: Es sei die Anmerkung gestattet, dass die FAZ hier Jasmin Wagner und Jasmin Maurer verwechselt, in einem Artikel, der den Cicero dafür kritisiert, dass er Jasmin Maurer mit Jasmine Maurer verwechselt. :-)
Die Bundesregierung hat eine weitgehende Straffreiheit von Journalisten für die Veröffentlichung geheimer Dokumente abgelehnt und die umstrittene Razzia bei der Zeitschrift Cicero verteidigt. "Ein Journalistenprivileg kann es unseres Erachtens nicht geben", sagte Justizstaatssekretär Lutz Diwell bei einer Anhörung des Bundesverfassungsgerichts am heutigen Mittwoch in Karlsruhe.Solche Feinde der Demokratie und des Rechtsstaates gehören direkt rausgeschmissen, enteignet, und in den Knast geworfen, oder schlimmer noch, man sollte Hartz IV auf sie anwenden.
Ich wünsche mir einen Richter mit Rückgrat, der sich das anguckt, und wie folgt entscheidet: Wenn dieser Fuzzy das hatte, kann es ja wohl kaum geheim oder vertraulich gewesen sein. Die Klage wird abgewiesen.