Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
ZURICH, March 15 (Reuters) - Credit Suisse shares slumped by as much as 30% on Wednesday after its largest shareholder said it could not provide further support, prompting the Swiss bank's CEO to make new assurances on its financial strength.Saudi National Bank (SNB) (1180.SE), which holds 9.88% of Credit Suisse (CSGN.S), said it would not buy more shares on regulatory grounds.
Ach. Ach was. der größte Anteilseigner der Credit Suisse sind die Saudis? Das riecht ja auch mal wieder hocharomatisch! Aber keine Sorge, die Schweizer Notenbank hat schonmal unauffällig die Hand auf den Geldhahn gelegt.Die Credit Suisse erfüllt die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen an Kapital und Liquidität. Die SNB wird im Bedarfsfall der CS Liquidität zur Verfügung stellen.Wir sagen das nur der Vollständigkeit an. Das ist wie in Wien! Alles kein Grund zur Beunruhigung. Gehen Sie weiter, gibt nichts zu sehen hier!
Neben Crédit Suisse gehören die französischen Société Générale, BNP Paribas, die italienischev Monte dei Paschi und UniCredit zu den Banken, deren Aktien der Pan-European Stoxx-Index an diesem Mittwoch inmitten einer massiven Verkaufswelle aussetzte.Mit den Banken ist das wie mit der Kernkraft, müsst ihr wissen. Bei UNS ist die SICHER!An der Börse in Paris waren Société Générale und BNP Parisbas um acht Prozent eingebrochen und wurden dann vom Handel ausgesetzt. Dabei steht der französische Finanzminister Bruno Le Maire in der Kritik, der gerade erklärt hatte, die Banken in Frankreich seien sicher.
Zuletzt kündigte das südkoreanische Finanzministerium laut einem Pressebericht an, umgerechnet mehr als 30 Mrd. Euro in den nationalen Geldmarkt zu pumpen und Unternehmensanleihen in großem Stil aufzukaufen.Öh, OK, also dass so ein Freizeitpark Geld kostet war ja klar, aber in der Größenordnung?! Nun, nein, so teuer war das nicht.
Für den Bau des Parks in Südkorea habe die GJC über eine Tochtergesellschaft Anleihen, Bonds, im Wert von 205 Mrd. Won (umgerechnet knapp 150 Mio. Euro) begebenWie kommt man von 150 Mio auf 30 Mrd? Nun, das war ein Schneeball. Es ging damit los, dass Legoland als Sicherheit für ihre Kredite u.a. die Grundstücke und Immobilien verpfändet hat, und auch die örtliche Regierung bürgte. Aber dann platzte die Immobilienblase. Der Park ist wohl auch zu weit weg von Seoul und anscheinend ist der Eintritt unattraktiv teuer. Lief also nicht so gut, und die konnten ihre Zinsen nicht abzahlen, und dann ging die Bewertung der Rating-Agentur über Nacht von Supertoll auf Ramsch.
Da hätte dann die Regionalregierung die 150 Mio zahlen sollen, aber die wollte nicht. Oder konnte nicht? Ist eigentlich nicht sooo viel Geld, in der Gegend wohnen immerhin 1,5 Mio Einwohner und deren Haushalt beträgt 12,5 Milliarden pro Jahr. Man würde denken, dass die dann 150 Mio mal eben zahlen können. Die hätten nicht mal alles auf einmal zahlen müssen!
Aber der Gouverneur hat sich geweigert, und daraufhin bebte der ganze Finanzmarkt. Ist ja auch klar, Anleihen werden gerne nach Risiko aufgeteilt, und das geringste Ausfallrisiko haben Staatsanleihen. Wenn jetzt also der Staat eine Anleihe platzen lässt, dann sind automatisch alle anderen Anleihen noch risikobehafteter und natürlich fangen dann alle an, ihre Anleihen abzustoßen und lieber im Ausland zu investieren.
Tja und wenn keiner mehr Anleihen kauft, dann ist die Liquidität futsch. Das betrifft einmal alle. Entsprechen panisch die Stabilisierungsreaktionen der Bundesregierung jetzt:
Neben der südkoreanischen Regierung pumpten laut Presseberichten der letzten Tage auch die Bank of Korea und fünf weitere große Kreditinstitute Geld in den Finanzmarkt, um die Lage zu stabilisieren, umgerechnet über 100 Mrd. Euro.Und so ein ein kleiner Regional-Bürokrat einmal ein ganzes Land in die Krise gestürzt.
Humoristisch wertvoll ist auch, dass die Bank of Korea eigentlich gerade die Zinsen stark erhöht hatte, um die Inflation zu bekämpfen. Und jetzt pumpt sie Geld in den Markt, also das Gegenteil. Aber wie so häufig bei Ökonomen: Was hätten sie denn tun sollen? Wenn dein System auf der Annahme der Allmacht des Marktes basiert, dann hast du dir selbst auch den Handlungsspielraum genommen. (Danke, Michael)
Was ist jetzt passiert? Binance und FTX haben jeweils junge Crypto-Bros als Chef. Binance ist der größte Exchange, FTX der zweitgrößte. FTX fing an als Investment von Binance. Irgendwann war dann der Bro hinter FTX auf der Titelseite von Fortune und ließ sich als Crypto-Genie feiern und so weiter, und da haben die beiden erkannt, dass sie Konkurrenten sind, also hat Binance ihren Anteil an FTX verkauft. FTX hatte natürlich nicht das Geld rumliegen, um den nominellen Wert des Anteils auszuzahlen, also haben sie in selbsterfundenen Bullshit-Tokens bezahlt, das FTX intern zum Verrechnen von Transaktionsgebühren eingeführt hat.
Das ist natürlich ein bisschen doof, wenn du in wertlosen Bullshit-Tokens bezahlt wirst, denn du willst die ja in richtiges Geld umwandeln, aber die haben keine Liquidität, d.h. wenn du da erwähnenswerte Mengen von verkaufst, dann bricht der Kurs ein und der Rest, den du hältst, ist nichts mehr wert. Also hat Binance so tröpfelweise verkauft, immer gerade genug angeboten, dass die aktuelle Riege an Bigger Fools das kaufen konnte, ohne den Kurs zum Einsturz zu bringen.
Das änderte sich vor ein paar Tagen, als bekannt wurde, dass der FTX-Bro 8-stellige Wahlkampfspenden an Democrats verteilt hat, die gerade an Kryptoregulierung arbeiten, weil Tether so eine Shitshow ist, und weil so viele Crypto-"Investments" geplatzt sind dieses Jahr. Der FTX-Bro dachte sich wohl, wenn er da vorne im Wagen sitzt, dann kriegt er als erstes seine Lizenz und kann weitermachen und die anderen müssen das ausbaden. Die anderen haben aber alle überhaupt gar keinen Bock auf Kryptoregulierung, weil sie dann nicht mehr so einfach rumscammen könnten. Dann würde ein Regulierer in ihre Bücher gucken wollen, und dann platzt das alles in Minuten.
Als aber rauskam, dass FTX ihnen mit diesem Kryptoregulierungsscheiß in den Rücken dolchen will, hat der Binance-Bro angekündigt, ihre 2 Milliarden FTX-Bullshit-Tokens zu liquidieren. Wenig später ging dann das Geschiebe los. In dem Klima will natürlich niemand dieses Bullshit-Token kaufen, wenn demnächst ein großer Posten verkauft wird und den Preis drückt. Also ging ein Bank Run los.
FTX stand plötzlich mit heruntergelassenen Hosen im Regen auf dem Parkplatz. Hier ist ein Twitter-Thread dazu.
Als nächstes gab es ein Leak der Bilanzen von Alameda Research, das ist der Hedgefonds-Arm von FTX. Da stand drin, dass deren Assets größtenteils in Fantasie-Cryptotokens sind, d.h. nicht existieren. Insbesondere haben die Milliarden von dem Bullshit-Token als Asset, das Binance gerade zu verkaufen angekündigt hatte.
Falls das jemandem bekannt vorkommt: Ja, natürlich, die Crypto-Scammer operieren alle so. Bei Celsius war das auch so, bevor sie dann implodierten, als jemand "der CEO hat keine Kleider an" rief.
Jedenfalls sieht es jetzt so aus, als ob FTX und Alameda sich gegenseitig ihre Schulden zugeschoben haben, und FTX hat dazu offenbar die Einlagen ihrer Kunden benutzt, die ihnen laut ihrer eigenen AGBs gar nicht gehören. Natürlich hat Binance sofort dementiert, dass sie hinter dem Bilanz-Leak stecken.
Verunsicherte Investoren ziehen jetzt natürlich ihr Kapital aus dem Dumpster Fire, so schnell sie können. Besonders betroffen ist Solana, was wie üblich aber eine Plattform für hundert andere Cryptoscam-Startups ist, die jetzt auch alle den Pesthauch der Insolvenz im Nacken haben.
Als nächstes kam dann Binance und bot einen Bailout an, also einen Kauf der rauchenden Insolvenzmasse. Es dauerte keine 24h bevor Binance dann meinte: Oh nee, doch nicht.
Das sieht also alles ganz so aus, als habe Binance über den Hebel der FTX-Bullshit-Tokens eine Nuke unter dem Arsch von dem anderen Crypto-Bro gezündet, vielleicht gar die Bullshit-Tokens überhaupt nur als Zahlung angenommen, um jetzt diesen Hebel zu haben. Macht euch mal keine Illusionen, dass das bei Binance unter der Haube besser aussieht, aber in so einem Kontext sieht natürlich alles besser aus als mit dem FTX-Schiff unterzugehen.
Lacher am Rande: Dieser FTX-Werbespot alterte nicht so gut (Langversion)
Erstens: Zu Zero Trust kam bisher nur eine Zuschrift dazu rein, wieso das eingeführt wurde. Der Rest heulte über die Auswirkungen verkackter Einführungen. Ich deute das so, dass niemand wirklich weiß, wieso das angeschafft wurde. Es wird angeschafft, weil der Buddy auf dem Golfplatz von der anderen Firma fragte, ob wir das schon haben, und wir haben es noch nicht, also brauchen wir es jetzt.
Zweitens: Zu dem Krypto-Vortrag. Ich habe eine Tonne Feedback dazu gekriegt. Der Vortrag hat inzwischen über 50k Views. Das Ding hatte deutlich mehr Impact als ich vorher gedacht hätte. Bei so viel Konsumenten nahm ich an, dass ich dann auch gutes Feedback [Anm.: im Sinne von: Hilft mir was, erweitert meinen Horizont, kann ich was von lernen! Nicht im Sinne von positives Feedback] kriegen würde. Dass mir Leute Dinge erzählen würden, die ich vorher nicht wusste, oder die wenigstens meine Bewertung erschüttern und meiner Perspektive erweitern.
Stattdessen kam da ein Kübel Gülle von irgendwelchen strunzdämlichen Opfern, die ihre kognitive Dissonanz an mir abzuarbeiten versuchten. Die lächerlichsten Argumente hatte ich ja schon im Blog.
Aber es gab auch zwei-drei inhaltliche Kritikpunkte, die ich hier mal aufarbeiten möchte.
Kritikpunkt 1: Der Fefe hat gesagt, die Blockchain passt nicht auf handelsübliche Festplatten. Leute, der Vortrag ging an Wirtschaftler. Ich habe nicht gesagt, man könne keine Festplatten kaufen, auf die das passt. Die Terminologie richtete sich am Publikum aus. Passt die Blockchain auf dein Smartphone? Nein. Passt die Blockchain auf dein Lifestyle-Notebook? Nein! Mein Reisenotebook hat 256 GB Storage. Ein neues Macbook Air hat 256 GB. Kann man das upgraden? Ne externe Platte anschließen? Klar kann man. Das war ja auch nicht meine Behauptung, dass man das nicht kann. Sorry, aber der Kritikpunkt ist unseriöse Wortklauberei. Die Blockchain ist unhandlich verglichen mit konkurrierenden Zahlungssystemen. Auf eurer Bankkarte ist auch Storage drauf. Ein paar Kilobytes. Das reicht dort.
Kritikpunkt 2: Der Fefe hat gesagt, Blockchain sei zentralisiert und verteilt, aber wir sagen doch immer, das sei dezentral. Leute, ihr sagt auch seit Jahren, Blockchain sei eine Währung (sind per Definition vom Staat oder einem Staatenverbund; das Wort kommt von Gewähr. Die Gewähr, dass du damit auch zahlen kannst, wird vom Staat gesetzlich garantiert) oder Blockchain sei Geld (Geld ist eine Repräsentation für Wert, die man tauschen kann; Bitcoin ist kein Geld sondern eine Buchhaltung. Die Tokens funktionieren ohne die Buchhaltung nicht. Damit ist es kein Geld.) Nur weil uninformierte Schlangenölverkäufer Dinge behaupten, heißt das nicht, dass das stimmt.
Das Telefonnetz ist dezentral. Wenn ich aus Berlin meinen Kumpel in Paris anrufe, dann sieht das die Telco in Guatemala nicht. Die New York Times ist zentral aber verteilt. Die haben ganz viele Kopien der Ausgabe, aber da steht überall dasselbe drin. Du kannst überall auf der Welt in eine Ausgabe gucken und sehen, was das 3. Wort auf Seite 5 ist. Der zentrale Verlag bestimmt zentral, was da steht. Twitter ist zentralisiert. Es gibt eine zentrale Datenbank, wo alles drinsteht. Die Blockchain ist zentralisiert. Es gibt einen zentralen Punkt, wo man alle Transaktionen sehen kann. Der ist außerdem auch noch verteilt, aber das ändert nichts daran, dass es ein zentraler Punkt ist.
Das sind die Begriffe. Wenn ihr damit überfordert seit, wohldefinierte Fachbegriffe korrekt anzuwenden, wieso redet ihr dann mit mir über die Fachbegriffe?
Kritikpunkt 3: Lightning. Fefe hat gesagt, in Lightning müssen beide Seiten Geld in Escrow tun, aber das Protokoll erlaubt auch unidirektionale Kanäle. Mag sein, dass das Protokoll das erlaubt, aber das ist offensichtlich nicht wofür Lightning gedacht ist. Die Idee bei Lightning ist, dass man einmal ein Netz aus Kanälen in der Blockchain von Bitcoin etabliert, und die laufen dann ewig weiter, weil man Zahlungen in die eine Richtung mit Zahlungen in die andere Richtung verrechnen kann. Im Übrigen könnt ihr ja mal als Hausaufgabe in das Paper zu Lightning gucken (ja, es gibt da "das Paper". Wenn ihr das nicht wusstet, wieso belästigt ihr mich dann mit eurer Meinung zu Lightning?!), und dann zählt ihr mal wie häufig bidirectional vorkommt, und wie häufig unidirectional vorkommt.
Tja, und so bleiben die Dinge, wie sie auch vor meinem Vortrag waren. Enttäuschend.
Rückblickend würde ich an dem Vortrag nur eine Sache ändern: Ich würde mehr zu Lightning sagen. Meine Einschätzung der Lage vorher war, dass das ein experimentelles Spielzeug-Gebastel ist im Moment, wo Hobbyisten sich lustige Raspberrys auf den Fernseher legen, und Test-Transaktionen rumschicken. In der Informatik gibt es eine Weisheit, die von euch vielleicht nicht alle gehört haben. Jede zusätzliche Größenordnung macht daraus ein völlig neues Problem. Wenn du ein Programm hast, das 1000 Anfragen pro Minute machen kann, und du willst 10000 Anfragen pro Minute haben, und das Programm war noch nicht darauf ausgelegt, dann wirst du da nicht ein paar Schrauben drehen sondern du wirst wahrscheinlich einen gänzlich neuen Ansatz brauchen. Weil das eben mit so viel mehr Anforderungen ein völlig neues Problem ist. Wenn ihr mir also schreibt, Lightning sei ja bereits im Produktiveinsatz und habe bereits bewiesen, dass es funktioniert, dann kann ich euch nur heiser ins Gesicht lachen.
Meine Einschätzung zu Lightning hat sich nicht geändert, aber mein Bild davon, was aus Sicht der Bitcoiner der Stellenwert von Lightning ist, hat sich geändert. Praktisch alle Kritiken zum Bitcoin-Teil lassen sich praktisch ausschließlich mit "aber aber aber Lightning!!1!" zusammenfassen. Mein Eindruck jetzt ist, dass die Bitcoiner Bitcoin aufgegeben haben und sich alle an Lightning als Fanal der Hoffnung klammern. Lightning ist der Angriff Steiner, mit dem das alles in Ordnung kommen wird.
Gut, die Zeit hätte ich nicht gehabt, aber wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, und das vorher gewusst hätte, hätte ich mehr zu Lightning gesagt. Denn da gibt es noch eine Menge zu sagen. Zum Beispiel hätte ich ausführen können, wieso ich die Annahme, dass sich das alles in dem Netz ausgleichen lässt, für fahrlässig und falsch halte, und wieso der Versuch zu unvorhergesehenen Effekten führen wird wie dass Gehaltszahler für das Netz so wichtig sein werden (als Ausgleich für die ganzen Transaktionen in die Gegenrichtung), dass sie vom Netz Gebühren nehmen können statt andersherum.
Psychologisch am krassesten finde ich aber, wie leicht es ist, Leute zu verarschen. Hier eine typische Konversation:
A: Lightning-Nodes sind doch Banken! Banken sind unmoralisch und verwerflich und fiese Abzocker. Die wollten wir doch gerade weg haben!
B: Ja schon aber du kannst deine eigene Bank sein! Du kannst auf die Seite der Abzocker wechseln!
A: (hat Dollar-Zeichen in den Augen, vergisst seine moralischen Einwände)
Update: Man kann im Lightning auch Kanäle bidirektional betreiben, wenn nur eine Seite Escrow hinterlegt hat. Das ist hier glaube ich das Kern-Missverständnis. Wenn ich einen 1000€-Kanal "unidirektional" zum Rewe aufmache, und dann 100€ zahle, dann kann Rewe mir bis zu 100€ zurückschicken, und wir reduzieren dann einfach den Kontostand zwischen uns im Kanal entsprechend. Rewe kann dann aber halt nur soviel mit mir verrechnen, wie ich bereits an sie gezahlt habe. Insofern geht das schon mit Escrow nur in eine Richtung, aber ergibt halt nicht viel Sinn für mich, denn ich bin ja die 1000€ erstmal los, die ich vorstrecken musste. Das ist wie eine Mietkaution. Die ist dann nicht verfügbar, bis ich ausziehe. Hat von euch schonmal jemand morgens nach dem Aufstehen gedacht: Hey, ich pack jetzt mal 1000€ wohin, wo ich nicht mehr rankomme! Damit ich Liquidität in einem abstrakten Netz schaffe, und vielleicht in Zukunft Gebühren kassieren kann? Oder vielleicht kassiert auch jemand von mir Gebühren, weil ich nur mit deren Zahlung in die Gegenrichtung meinen Kanal wieder balanciert kriege und sonst Bitcoin-Gebühren zahlen muss?
Könnt ihr euch ja von mir aus einreden, ihr privilegierten, satten Einwohner einer westlichen Industrienation, die Spielgeld rumliegen haben, das sie für nichts akut brauchen. Überzeugt mich aber nach wie vor nicht.
Ja nee, klar. Hat sicher gar nichts damit zu tun, dass sie jetzt auf einem so großen Haufen Bitcoins sitzen, dass sie sie nicht verkauft kriegen, weil der Markt nicht genug Liquidität hat, und sofort der Preis wegbrechen würde und der Rest der HODLings entwerten würde, wenn sie da welche abstoßen!1!!
In other Blockchain News: Microsoft stellt ihren Azure-Blockchain-Service ein. Ob ihnen aufgefallen ist, dass ihre Scammer-Bekämpfungen links nicht überzeugend aussehen, wenn sie rechts selbst Blockchain an den Mann zu bringen versuchen?
Wie? Nein, kein Schlangenöl! Wobei ... nee doch, ist eigentlich doch Schlangenöl. Jemand hat bei Balancer die Kohle rausgetragen. Das ist alles "Crypto"-Jargon, der mit dem einen Ziel geschaffen wurde, eine Nebelwand zu errichten, um zu verschleiern, was hier wirklich passiert ist. Ich versuche mal eine Erklärung.
Es geht hier um Smart Contracts, d.h. Codestücke in der Blockchain, die "automatisch ausgeführt werden", vom System sozusagen. Die doppelte Steigerung von "keiner ist Schuld". Erstens: Software. Zweitens: "Das System" führt sie aus. Da kann nun wirklich niemand was für.
Was war geschehen? Jemand hat die Dokumentation gelesen.
Nein, wirklich. Das ist alles. Ich zitiere mal:
Decentralized finance (DeFi) liquidity provider Balancer Pool admitted early Monday morning that it had fallen victim to a sophisticated hack that exploited a loophole, tricking the protocol into releasing $500,000-worth of tokens.
Hier muss man mal mit der heißen Machete durch den Bullshit-Jargon durchschneiden, damit man versteht, was passiert ist. "DeFi" ist z.B. ein Nebelwand-Bullshit-Codewort für Crypto-Bullshitwährungen. Das De steht für Decentralized, das stimmt ja sogar, und das Fi ist halt Marketing-Wunschtraum. Wir sind ein Finance Player!!1!Zurück zum Inhalt. Es gab keinen Hack. Es war auch kein Mensch, der hier Entscheidungen gefällt hat, sondern ein "protocol". Gemeint ist: Code. Sie haben Code geschrieben, der Geld verschenkt. Das ist die Bedeutung des Begriffes "liquidity provider". Liquidität ist in einem Markt, wenn Geld für Transaktionen verfügbar ist. Die Idee ist, dass es Angebot und Nachfrage gibt. Wenn es mehr Angebot als Nachfrage gibt, geht der Preis runter. Wenn es mehr Nachfrage als Angebot gibt, geht der Preis hoch. Solange der Markt liquide ist, gibt es aber immer jemanden, der die Waren abnimmt, oder der Waren verkauft. Nur halt möglicherweise zu einem sehr ungünstigen Preis.
Liquidität am Markt zu haben ist schon bei großen Aktenbörsen teilweise ein Problem, und es gibt dafür Mechanismen (die sogenannten Market Maker). Bei diesen ganzen unseriösen Bullshit-Crypto-Abzockgeschichten gibt es sowas aber natürlich nicht, es gibt ja auch keine Regulierung, das ist alles Wilder Westen. Damit man zumindest eine Bullshit-Geschichte zum Erzählen an Opf... äh zukünftige Kunden hat, wurde dieser Mechanismus geschaffen.
Der verschenkt natürlich nicht einfach an beliebige Passanten Geld, sondern nach Regeln.
Jemand hat jetzt die Dokumentation gelesen, was für Regeln das sind, und die dann künstlich herbeigeführt. Und zwar, wie sich das bei Zockern gehört, auf Pump. Damit der Hebel größer wird.
the attacker had borrowed $23 million-worth of WETH tokens, an ether-backed token suitable for DeFi trading, in a flash loan from dYdX. They then traded, against themselves, with Statera (STA), an investment token that uses a transfer fee model, and burns 1% of its value every time it’s traded.
Was fällt als erstes auf? Kein Hack. Es gab keinen Hack. Jemand hat valide Transaktionen am Markt durchgeführt. Mit eigenem Einsatz. Gut, geliehen, aber er haftet ja für geliehenes Geld.The attacker went between WETH and STA 24 times, draining the STA liquidity pool until the balance was next to nothing. Because Balancer thought it had the same amount of STA, it released WETH that equated to the original balance, giving the attacker a larger margin for every trade they completed.
Der Code, der das Geld ausschüttet, hat gemäß seinen Regeln Geld ausgeschüttet.“The person behind this attack was very sophisticated smart contract engineer with extensive knowledge and understanding of the leading DeFi protocols,” 1inch said in its blog post on the breach.
OH NEIN! CHEF WIR HABEN EIN PROBLEM! DER ANGREIFER KANN LESEN!!1!Ja gut, damit konnte niemand rechnen. Wo kommen wir da hin, wenn Angreifer sich vorher die Dokumentation durchlesen?
the team behind Statera batted away accusations that the protocol had either failed or been designed intentionally for this sort of attack to take place.
Was für ein Angriff? Jemand hat das System regelkonform benutzt, und zwar genau dafür, wofür es gedacht war.Ergebnis:
The project added that it was not in a position to be able to refund the attacker’s victims.
Ach Gottchen. Lange habe ich nicht mehr so viel Elend gesehen! Mein Mitleid kennt keine Grenzen!Dies ist glaube ich die richtige Gelegenheit, nochmal den "Smart Contracts"-Teil meines Hypetech-Vortrags zu verlinken. Es ist mir aber an der Stelle wichtig, dass das kein Hackerangriff war. Der Angreifer hat den Code genau dafür angewendet, wofür er gedacht war. Nur haben die Deppen, die den Code geschrieben haben, sich halt vorher nicht ordentlich Gedanken gemacht. Das macht es nicht zu einem Hackerangriff. Eher zu einem Fall von "hättet ihr mal jemanden gefragt, der sich mit sowas auskennt".
Was ich ja immer wieder faszinierend finde: Dass jemand Startups in dem Umfeld noch Geld gibt.
Update: Wird noch besser!
If this sounds familiar, it's because we saw similar attacks happening earlier this year. Back in February, tokenized margin trading and lending platform bZx suffered two attacks, which were defined as not an oracle attack, but "a clever arbitrage execution."
Der Angriff war bekannt, aber sie haben ihn nicht verhindert, weil es nicht ihr Geld war, das sie da verteilt haben.
Zu der Frage, ob die DDR pleite war, gibt es viel propagandageschwängerte Polemik.Einigermaßen einig ist man sich wohl, nun mit eineigem Abstand auf die Historie, dass mit der Einführung der D-Mark zum unrealistischen Wechselkurs sämtliche, bis dahin einigermaßen liquide Betriebe der DDR von heute auf morgen zahlungsunfähig wurden. Buchtipp dazu: Edgar Most "Sprengstoff Kapital"
Das Einbrechen der Binnennachfrage sowie des Exports in den ehem. Ostblock taten ihr übriges.
Die unklaren Eigentumsverhältnisse und die fragliche Liquiditätslage sorgten dafür, dass es keine Kredite an Ost-Unternehmen mehr gab.
Weitere Rolle spielte die Treuhand, die gigantische Vermögenswerte mit ein paar Federstrichen abwertete, um sie schnellstmöglich an Investoren zu verscherbeln. Recherchierenswerte, üble Geschichte dazu ist die der TLG Immobilien.
Da passte dann die Mär vom abgewirtschafteten Pleite-Staat gut ins Bild. Geschichte schreiben eben die "Sieger"…
Siehe auch: https://www.mdr.de/zeitreise/treuhand110.html
Stimmt gar nicht. Hat nur dem Westen prima in die Propaganda gepasst. Die Westbehrden dazu:
Dazu die Deutsche Bundesbank: „Ende 1989 lagen die Liquiditätsreserven der DDR immer noch bei 29 Milliarden Valutamark und deckten 59,3 Prozent der Verschuldung ab.“Auf der anderen Seite stimmt es schon, dass die DDR pleite ging, nur halt nach der Wende. Und wenn man die offenen Verbindlichkeiten anderer Länder, denen die DDR (oft auf Geheiß Moskaus) Waren geliefert hatte, auch wenn die nicht zahlen konnten, dann bleiben gar keine Schulden übrig.Die Bayerische Landesbank hatte 1988 bestätigt: „Die DDR hat ihren 1983 aufgenommenen Milliarden-Kredit (Strauß-Kredit) voll zurückgezahlt.“ Die Treuhand erklärte: „Die KoKo-Milliarden von Schalck-Golodkowski sind fast vollständig gefunden worden, 20 Milliarden gleich bei der Wende, 1,5 Milliarden in den letzten Jahren.“ Hans Modrow stellte fest: „Die DDR war nicht pleite und brauchte kein Geld, um Löhne, Gehälter und Renten zu zahlen und den Betrieb des Staates aufrecht zu erhalten.“
Jetzt kam die Antwort der EZB und die pullen da ernsthaft einen De Maiziere! Oder eigentlich eher so einen De Maiziere.
Sie argumentieren grob, dass das Programm den Markt nicht beeinträchtigen soll, und wenn sie jetzt sagen würden, wie ihre Investmententscheidungen aussehen, dann könnten fiese Spekulanten das ausnutzen und den Markt verzerren und damit das Programm kaputtmachen.
Nun will sich Gaby Weber im Gegensatz zur deutschen Presse mit solchen fadenscheinigen Ausreden nicht abspeisen lassen und sammelt jetzt Spenden, damit sie vor das Bundesverwaltungsgericht oder den EugH gehen kann.
Ich persönlich finde die Begründung unbefriedigend, denn der Markt wird natürlich schon durch den EZB-Kauf verzerrt, nicht erst durch Bekanntwerden des Entscheidungsweges. Ich bin ja immer wieder fasziniert über die Bullshit-Euphemismen bei Ökonomen, die bei Umweltschutzauflagen von Marktverzerrung sprechen, aber bei staatlichen Stützkäufen von Liquiditätssicherung und Marktstabilisierung.
The playing field has become crowded with buzzwordy options like Bulletproof FATwater (“Sugar-free Ketogenic Brain Octane and B Vitamins”) and LIFEWTR (“Premium Purified Water, pH Balanced with Electrolytes For Taste”).
Un-glaub-lich.
We designed YT’s AI to increase the time people spend online, because it leads to more ads.
Well duh!Aber lest mal trotzdem, das hat spannende Einsichten parat. Er erzählt von einem Bekannten von ihm, der sich völlig abgenabelt hat und niemandem mehr traut und den ganzen Tag Youtube guckt.
1/ People who spend their lives on YT affect recommendations more
2/ So the content they watch gets more views
3/ Then youtubers notice and create more of it
4/ And people spend even more time on that content. And back at 1This vicious circle was also observed with http://tay.ai , and it explains why the bot became racist in less than 24 hours.
=> Platforms that use AIs often get biased by tiny groups of hyper-active users.
Also mal abgesehen davon, dass das kein AI ist, was die da machen, würde ich das auch mal ausweiten. Bei Wikipedia läuft das ja genau so. Da findet eben keine Demokratisierung statt, wo sich Hunderttausende einbringen, sondern es gibt eine krasse Dominanz von einem Kabal von hyperaktiven Wikipedanten, die dann die anderen rausmobben. Auch bei anderen Systemen mit User-Bewertungen ist das so, sagen wir mal Reddit oder Youtube-Kommentaren. Die Frage ist, ob man das als "Competence Hierarchy" sieht, ala Peterson, d.h. etwas intrisisches, das eine wichtige Funktion erfüllt und daher nicht negativ sondern vielleicht sogar positiv zu sehen ist, oder ob man das als etwas negatives sieht, weil es eben die Aussagen von der riesigen Mehrheit weiter marginalisiert.Update: Auch Liquid Democracy bei den Piraten ist an der Dominanz einiger Hyperaktiver gescheitert.
Stellt sich raus: Der Mann ist wohl Antideutscher und selber bei den Linken und schaltet so Konkurrenz in der eigenen Partei aus. Oh, und:
[Feliks] ist Beamter, von Beruf Rechtspfleger und konvertierte irgendwann ab 2012 vom katholischen Glauben zum Judentum. […]Tja. Und jetzt? Ist das jetzt fieses Doxxing, wenn man seinen Namen veröffentlicht? Oder ist das das Mindeste, was man von Leuten erwarten kann, die "die offizielle Wahrheit" in der Wikipedia kuratieren? Ich bin mir uneins, daher habe ich hier seinen angeblichen Realnamen rausgenommen. Ich habe auch keine der Behauptungen überprüft, nehmt das also erstmal als Hörensagen.Das könnte damit zusammenhängen, dass [Feliks] mehrfach Teilnehmer bei Sar-El war, einem Freiwilligenprogramm der israelischen Streitkräfte für Ausländer, bei dem allerdings kein Dienst in aktiven Kampfeinheiten geleistet wird. […]
[Feliks] hat seinen Wikipedia-Namen Feliks nach eigenen Angaben nach einem Geheimdienstler ausgewählt, Feliks Djerdjinski, der als Chef der Tscheka und des NKWD für die Liquidierung von, je nach Quelle, 50.000 bis 250.000 politischen Gegnern verantwortlich ist.
Aber mal unter uns: Wenn das stimmt, dass ein so klar voreingenommener Mensch bei Wikipedia den Eintrag über den Folterknast 1391 schönt, dann ist das ein handfester Skandal. Man stelle sich mal vor, eine ähnliche Personalkonstellation würde bei der Tagesschau oder so aufgedeckt. Und die Wikipedia hat dank Googles Prio-Einbettung bei Suchanfragen inzwischen mehr Gewicht als die Weltpresse zusammen.
Vielleicht ist es wirklich mal an der Zeit, dass die Wikipedia offiziell Anstrengungen unternimmt, voreingenommene Autoren vom Kuratieren ihrer Artikel auszuschließen. So geht das jedenfalls nicht weiter.
Ein Leckerli noch:
Markus Fiedler und ich werden noch weitere Recherchen veröffentlichen, sobald wir sie gerichtsfest beweisen können, denn [Feliks] hat bereits im Vorfeld unserer Youtube Sendung versucht, seine Enttarnung zu verhindern und angekündigt, unsere Veröffentlichung seines bisher anonymen Wirkens zu ahnden. Denn die würde zu einer „Pogromstimmung“ gegen ihn führen. Diese Täter-Opfer Umkehr ist eine seiner beliebtesten Argumentationen.Das kennt man ja leider zur Genüge von allen anderen Flügeln der Neo-Autoritären, seien es jetzt Bekämpfer von Antisemitismus, Rassismus, Sexismus oder sonstigen -ismen. Mein Ziel ist gut, daher sind meine Mittel per Definition gerechtfertigt, und meine Kritiker sind böse.
Update: Gegendarstellung von "Feliks".
Na?
Richtig! Die FDP!
Nach Informationen des SPIEGEL schuldet die frühere FDP-Bundestagsfraktion einer Rentenkasse mindestens knapp sechs Millionen Euro - für die laufenden und künftigen Betriebsrenten früherer Mitarbeiter der 2013 aus dem Parlament ausgeschiedenen Fraktion.
Update: Ein Einsender erklärt:
- Das ist nicht *die FDP*, sondern die "FDP Fraktion in Liquidation". Es existiert, verfassungsbedingt, eine strikte Trennung von Partei und Fraktion (Gewissensverpflichtung, etc.).
- Das ist kein Konstrukt, welches sich die FDP so ausgedacht hätte, um sich um Zahlungen zu drücken. Es kommt bei jeder anderen Fraktion, die den Bundestag (oder ggf. Landesparlamente) verlassen muss, zum selben Problem: Die Fraktion muss in Liquidation gehen, aber mangels Masse ist ein Insolvenzverfahren völlig aussichtslos.
- Es existiert eine Stundungsvereinbarung mit der Versicherung, d.h. nach einem Wiedereinzug muss die neue Fraktion die Beiträge nachzahlen - die Alternative wäre die sofortige Insolvenz mit der Folge, dass die Rentenversicherung keinen Cent wiedergesehen hätte, denn aus Punkt 1 ergibt sich, dass die Partei nicht für Verbindlichkeiten der Fraktion haftet.
- Man müsste das Problem lösen, indem die Versicherung der Angestellten der Fraktionen kapitalbasiert erfolgt. Dafür müssten die Fraktionen, die komplett aus Steuermitteln finanziert werden, aber das entsprechende Kapital zur Verfügung gestellt bekommen. Konsequenterweise fordert die FDP genau das (mehr kapitalbasierte Altersvorsorge).
Aus der Bemerkung mit der kapitalbasierten Altersvorsorge schließe ich mal, dass der Einsender FDP-Wähler oder -Mitglied ist :-)
Und zu dem Varoufakis-Interview hoffe ich inständig, ihr habt euch nicht mit meiner Zusammenfassung zufriedengegeben, sondern habt auch den Rest gelesen. Denn da beschreibt Varoufakis weiter unten, wieso er wirklich zurückgetreten ist. Und zwar hatte er die Option auf dem Radar, dass die Eurozone die griechischen Banken abklemmt, damit den Griechen alles so richtig wehtut und die Regierung schnell einknickt in den "Verhandlungen". Varoufakis hat eine Gegenstrategie ausgearbeitet dafür. Deren Ziel war, kraftvoll zu antworten, aber nicht alle Brücken einzureißen. Die sah konkret so aus:
Und da hat er gesagt: Wenn die nicht verhandeln wollen, brauchen sie ihn als Verhandlungsführer auch nicht.
Ich muss ja sagen, unter uns: Wenn wir mal wieder eine Krise haben, hätte ich gerne Varoufakis auf meiner Seite. Der Mann weiß, was er tut. Mit so beschissenen Karten hat der noch einen klaren Kopf behalten und eine Strategie erarbeitet. Aber die haben schon dafür gesorgt, dass er nie eine Chance hat.
Money quote:
Nothing shocks me these days – our Eurozone is a very inhospitable place for decent people.
Draussen sind Antifa-Anhänger, Gender-Aktivistinnen, Polizeimitfeuertöter, Ausschreitungsversteher. Linksdogmatiker, K-Gruppen-Stilfreunde, und netterweise sogar besonders peinliche Fälle von Mitarbeiterbeischlaf. Draussen sind auch die meisten Anhänger der Datenschutzkritik, die eigentlich in so einer Partei nichts verloren haben, und durch die Erfolge dennoch hochgespült wurden. Und ebenso draussen sind bekannte Befürworter von Liquid Democracy und der Ständigen Mitgliederversammlung im Internet, einer Idee, über die man vermutlich ohne Abmahnrisiko sagen kann, dass die Piraten dafür angesichts der linken Klüngelgruppen nicht reif waren. Oh, und die notorischen Abmahnfreunde und Redefreiheitsbekämpfer sind nun auch draussen, wie die sie unterstützenden Frauenquotenforderinnen, die immer besonders laut wurden, wenn sie nicht die gewünschten Listenplätze bekamen.Da haben wir alle seine Feindbilder einmal auf einem übersichtlichen Haufen! :-):
Die kurze Zeit der Unklarheit war eure Chance. Ab jetzt ist keiner mehr an eurem Kandidaten interessiert.
Ihr habt glaube ich immer noch nicht kapiert, welche Rolle ihr spielt. Welche Hebel ihr habt. Wie (und vor allem: wie schnell) ihr sie nutzen müsst. Im Gegensatz zu den Legacy-Parteien habt ihr verstanden, wie schnell man im Netz zu Konsens kommen kann, wie schnell man Aktionen lostreten kann. Ihr habt gesehen, wie andere Leute so Dinge bewegen können.
Aber ihr tut nichts davon, verhaltet euch träger als die CDU.
Ich hoffe, das ist euch jetzt wenigstens ordentlich unangenehm.
Ihr Verlierer.
PS: Spart euch bitte eure Ausflüchte und euer "der Fefe hat die Realitäten in einer Partei nicht verstanden"-Gefasel. Nicht um meinetwillen, ich kann das prima ignorieren. Aber in 20 Jahren, wenn eure Kinder euch fragen, wieso ihr damals eigentlich so großflächig verkackt habt, und sie euch eure peinlichen Tweets von damals zeigen. Dann werdet ihr mir dankbar sein, wenn ihr euch das jetzt verkneift.
[Ein besonders peinlicher Knaller war der eine Typ, der mir erklären wollte, ich soll mal nicht so rumnörgeln, die Piraten hätten ja 30 Tage für die Ernennung eines Kandidaten. Ich hatte nicht genug Hände für eine angemessene Fazialpalmierung]
Update: Si tacuisses, philosophus mansisses.
Liebe Piraten, es geht hier nicht um Schramm oder das Amt oder wer es tatsächlich kriegt. Es spielt keine Rolle, ob Schramm schon ja gesagt hat oder sich Bedenkzeit erbeten hat. Es gab da eine kurze Chance, die Diskussion zu lenken. Die CDU hat eine Latenz von zwei Tagen. So lange hattet ihr Zeit, die allgemeine Verwirrung zu nutzen, um die Debatte zu lenken und euch wichtige Punkte anzubringen. Ob Schramm will oder nicht spielt keine Rolle, der wird eh nicht gewählt, wenn ihr den vorschlagt. Und es hätte sogar nicht mal ein richtiger Vorschlag sein müssen. Es hätte völlig gereicht, wenn jemand wichtiges bei den Piraten der Presse gesagt hätte: "Also ich würde mir ja den Georg Schramm auf dem Posten wünschen; ein entsprechender Antrag im Liquid Feedback läuft, und wir haben bei ihm angefragt." Oder besser noch: "Wir im Vorstand" statt "ich".
Update: Ach Quack, ich nehme das zurück. Sie hätten es nicht der Presse sagen müssen. Ein Tweet hätte gereicht. Aber all das Gefasel von "aufgewachsen mit sozialen Netzen", "im Twitter sozialisiert", das ist ja alles Blödsinn. Tatsächlich benutzt ihr Twitter nur zum sinnlosen Rumfurzen, nicht zum Kommunizieren. Könnte man auch morgen zumachen und keine Facette eurer politischen Arbeit wäre eingeschränkt.
Pro: Immerhin steht der Server in Deutschland.
Contra: Bei Hetzner.
Contra: Durch Löschen des Session Cookies kann man das wohl austricksen.
Mir ist ja nicht klar, wieso sie das überhaupt machen, sie haben doch LiquidFeedback. Extra für den Zweck, wenn ich das mal anmerken darf. Und ohne die Idee, dass das eine "geheime Abstimmung" ist.
Ob die das jetzt wie die CSU machen? Ich finde das ja schade, dass das so schnell ging. Ich dachte, dass die Piraten nach dem ersten Wahlerfolg länger als nur ein paar Wochen durchhalten, bevor sie sich so krass lächerlich machen.
Update: Die Piraten betreiben, so wird mir gerade versichert, eine eigene Instanz von LimeSurvey. Damit fällt der Contra-Punkt weg, dass das bei Hetzner läuft (das ist auch nur jetzt gerade Contra, weil die gerade gehackt wurden).
Update: Mich erreicht gerade diese Mail:
nur zu Deiner Info: in Bundesländern südlich der Mainlinie ist LiquidFeedback vorsichtig gesagt höchst umstritten. Wir nutzen hier überwiegend LimeSurvey und haben damit sehr sehr gute Erfahrungen gemacht.
Das war genau was ich befürchtet hatte und der Auslöser für dieses Blogposting. Genau wie Facebook-Fraktion. "Ist doch aber so praktisch".
Und Gratulation an der Stelle natürlich auch an die Piraten für das sensationelle Ergebnis. Ich habe gehört, dass deren Satzung sagt, Koalitionsgespräche müssen live öffentlich ins Internet gestreamt werden, und alle Entscheidungen für Koalitionsverhandlungen gehen durchs Liquid Feedback. Es ist nicht zu erwarten, dass sich da die anderen Parteien drauf einlassen werden, wenn sie eine andere Wahl sehen. Aber wenn sie sich drauf einlassen, werde ich meine strategischen Popcornreserven erweitern müssen.
Update: Die PARTEI feiert auch mit :-) Und zwar, indem sie zusammen mit der Hedonistischen Internationalen die FDP-Wahlparty gekapert haben. Dass die FDP überhaupt eine Wahlparty angesetzt hat, zeugt ja schon von einer ungeheuren, geradezu sagenhaften Realitätsferne.
Update: Kriege gerade ne Mail von denen. Der Test war schon, ab dem 1. Februar geht das in den Produktiveinsatz.
Offizielle Begründung von Schwarz-Gelb: Nachdem man über Weihnachten nochmals Unterlagen gesichtet habe, sei die Erkenntnis gewachsen, dass auf das "Adhocracy"-Modell verzichtet werden könne. "Die Kosten sprengen möglicherweise den Rahmen", sagt IuK-Mitglied Michaela Noll. Außerdem sei fraglich, meint die CDU-Abgeordnete und parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion, ob das System bis zum geplanten Enquete-Zwischenbericht im April/Mai noch zu implementieren gewesen wäre. Die Kommission sollte stattdessen andere Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung nutzen, die es bereits gebe - beispielsweise ein Forum und ein Blog, fordert Noll.So sieht das aus. Das ist Bürgerbeteiligung ganz nach dem Geschmack von Schwarz-Geld. Die Bürger dürfen machtlos zugucken und in den Foren über die Bundesliga und die olympischen Spiele reden. Bloß nicht abstimmen lassen!1!! Mehr Demokratie als alle vier Jahre will doch hier keiner (der Politiker)!
BTW: So ungefähr jetzt hätte ich ja gerne mal eine Verschwörungstheorie, wer hinter dieser Aktion steckte. Antideutsche? CDU-Maulwürfe? V-Männer des Verfassungsschutzes? Der Mossad? Monarchisten? Wenn jemand eine halbwegs ernsthafte Theorie hat: her damit! Wer könnte sonst noch ein Interesse daran haben, die Rettung der Demokratie in diesem Lande zu verhindern?
Die Kritik an LQFB hängt an einem Punkt: dass die Abstimmungen damit nicht geheim sind. Stimmt. Sind sie nicht. Das ist die Idee dabei. DAS IST DIE IDEE DABEI! Denn die Wahlrechtsgrundsätze kann man mit Computern nicht sicher umsetzen. Der CCC kämpft seit Jahren gegen Wahlcomputer, deren Hersteller das auch nicht verstanden haben. Es geht nicht. Merke: ich sage nicht "ich kann es nicht", ich sage "es geht nicht". NIEMAND kann das. ES GEHT NICHT.
Daher ist das ein großer Schritt bei LQFB, dass die da sagen, hey, wir machen keine geheime Abstimmung. Naja, so groß auch wieder nicht, denn DAS GEHT NICHT. Das ist genau der einzige Punkt, der LQFB interessant macht, denn wenn man das abschafft, dann ist man wieder bei Wahlcomputern, und dann müsste der CCC LQFB bekämpfen anstatt es wohlwollend zu beobachten. Merke: das ist keine verhandelbare Sache. Keine Menge an Verhandlung kann diese Fakten umstoßen oder auch nur ankratzen. Egal wie viel Krypto man auf die Sache wirft. Es geht nicht, also versucht man es gar nicht erst. Das ist LQFB. Denn wenn man sich von der Idee verabschiedet, dass man eine geheime Wahl machen kann, und sagt, dass das nur für die Partei intern ist, dann gehen plötzlich Sachen wie Nachprüfbarkeit politischer Positionen, Wortbrecher erkennen, Schutz gegen Wahlbetrug, Schutz gegen Korruption, und eben flüssige Delegation mit Rechenschaft.
Klar, geheime Wahlen haben auch Vorteile. Große Vorteile. Streite ich ja gar nicht ab. Z.B. kann da keiner sehen, dass du immer pro Abtreibung und Schwulenrechte abstimmst, während du offen konservativer Evangelikaler bist. Und geheime Wahlen schützen auch vor Korruption in Form von Wählerbestechung. Aber, und ich sage das hier nochmal, damit es wirklich jeder kapiert: DAS GEHT NICHT mit Computern. Geheime Wahlen ohne Möglichkeiten für Wahlbetrug geht nicht mit Computern. Auch ohne Computer ja nicht wirklich, aber da ist das halbwegs managebar. Daher sind alle Gefühle von "wir haben da was verloren" unangebracht. Wir haben nichts verloren. Das geht nicht. Findet euch damit ab und hört auf, das als Verlust zu sehen. Wir hatten es nie. Also haben wir es auch nicht verloren.
Nun, ein Detail gibt es noch zu LQFB. Hat mir jemand gemailt, gebe ich mal ungeprüft weiter. Es gibt ca 6000 zahlende Parteimitglieder, die also abstimmungsfähig wären. Im LQFB haben sie aber 13k Leute. Das ist natürlich völlig für den Arsch, dann kann man die Ergebnisse in der Tat in der Pfeife rauchen. Bzw könnte man, wenn man nicht den LQFB-Vorteil hätte, dass alles zurechenbar ist. Man könnte also ein Perl-Skript schreiben, das nur die Stimmen der Stimmberechtigten rechnet, kaskadierend durch die Delegationsstufen. Technisch gar kein Problem, denn wir haben ja die Accounts, die zugeordnet werden können. Noch. Bald ja nicht mehr. Und dann haben wir die Nachteile von herkömmlichen Wahlcomputern mit den Nachteilen von "zu viele Leute haben Accounts" kombiniert, ohne in den Genuss irgendeines Vorteils zu kommen. Gute Arbeit, lieber Bundesvorstand der Piraten. Gute Arbeit!
Update: Aus verschiedenen Richtungen kommen jetzt hier andere Zahlen rein, die ich auch alle nicht prüfen kann :-)
Es gibt etwa 13k Mitglieder, an LF angemeldet sind etwa 3.100, von denen haben aber etwas über 1000 noch nie etwas in LF getan, bleiben etwa 2000 übrig, die schon mal tätig waren. Aktiver (d.h. mindestens 10 verschiedene Dinge) waren bislang etwa 1000 Leute, d.h. weniger als 10% aller Mitglieder. Bei Abstimmungen gibt es in der Regel etwa 400 Stimmen (d.h. 3-4% aller Mitglieder beteiligen sich in LF pro Initiative)
Seufz. Demokratie ist deprimierend.
Update: Kriege gerade eine Mail von "dem bösen Antragseinreicher" bei den Piraten (seine Selbstdarstellung in der Mail), wo er mir erklärt, dass die LQFB-Abstimmung nicht im LQFB selber stattfinden kann, weil die stärksten Gegner aus Datenschutzgründen nicht am LQFB teilnehmen. Super Argumentation! Ich finde auch, wir entscheiden ab jetzt per Dekret von Merkel darüber, ob neben der CDU auch andere Parteien zur Wahl zugelassen werden dürfen, weil die stärksten CDU-Befürworter ja nicht mitwählen, solange da auch andere wählen dürfen. Schlimmer noch: die wählen mit, aber stimmen für andere Parteien!1!! Den Antrag im Volltext kann man hier einsehen. Ich zitiere mal ein Argument dort, damit ihr seht, auf was für einem Niveau die Argumentation läuft:
[Q:] Bei einer Delegation kann ich das frühere Abstimmverhalten aber nicht mehr nachvollziehen.
[A:] Richtig. Aber wo ist das Problem? Dann delegierst du halt an jemand anderen.
Da ist mein Gesicht nicht groß genug, um dieses Argument angemessen zu fazialpalmieren.
Ich versuche das mal zusammenzufassen, wobei ich da kein Insider und auch kein Vorantreiber bin, sondern das nur aus der Ferne beobachte. Es geht im Wesentlichen darum, dass man bei der indirekten Demokratie das Problem hat, dass die Kandidaten vor der Wahl A versprechen, und dann nach der Wahl B machen, und man sie bis zur nächsten Wahl nicht bestrafen und ihnen nicht das Mandat wegnehmen kann. Bei Liquid Democracy kann man einen Delegierten benennen, aber nicht insgesamt sondern pro Thema. Und, noch wichtiger: man kann jederzeit die Delegation zurücknehmen, wenn der Proxy plötzlich seine Wahlversprechen bricht.
Am Ende wird die indirekte Demokratie zurückgeführt auf eine direkte Demokratie, bei der man nicht bei den "weniger wichtigen Themen" Kompromisse eingehen muss, um seine wichtigen Themen gut repräsentiert zu bekommen, und Proxies werden tatsächlich darauf reduziert, Proxy zu sein, also in meinem Namen abzustimmen, die können sich da z.B. nicht einfach die Diäten hochsetzen, ohne dass tatsächlich die Bevölkerung ihnen das Mandat dazu gegeben hat.
Der Nachteil ist, dass es für den einzelnen Bürger mehr Aufwand ist, wenn er tatsächlich einen Vorteil daraus ziehen will. Der Vorteil ist, dass der einzelne Bürger tatsächlich nuanciert seine Positionen vertreten wissen kann.
Kurz gesagt: das ist ein revolutionäres Wahlkonzept, eine große Bedrohung für das korrupte verkrustete Lobbyistensystem, das wir im Moment haben. Und, das will ich hier mal zu Protokoll geben, viel wichtiger als alle anderen, inhaltlichen Punkte der Piratenpartei. Wenn wir das Niveau von Demokratie eingeführt kriegen in Deutschland, dann folgt der Rest quasi von alleine, weil da im Moment eben nicht der Willen des Volkes umgesetzt wird, sondern ein paar alte Männer mit Schlipsen ihre Machtfantasien ausspielen.
So, nachdem ich erklärt habe, wieso mir Liquid Democracy wichtig ist: Heise berichtet, dass der Vorstand der Piratenpartei die Einführung von LiquidFeedback verschoben hat. LiquidFeedback ist, wenn ich das richtig verstanden habe, deren Softwareplattform für Liquid Democracy. Das ist für mich eine der schlechtesten Nachrichten, die überhaupt nur vorstellbar aus Richtung der Piratenpartei hätte kommen können. Aber ich bin da kein Insider, daher habe ich erst nichts geschrieben. Meine Befürchtung ist aber, dass sich da jetzt schon genug Verkrustungen und Machtwunsch im Vorstand gebildet hat, dass die kalte Füße vor ihrer eigenen Courage gekriegt haben.
Ich will dazu selber gar nicht viel spekulieren, sondern lieber auf zwei gute Artikel zum Thema verweisen: Frank und Kris Köhntopp. Die finden auch beide, dass das mit dem Datenschutz keine glaubwürdige Ausrede ist.
Jens Seipenbusch stimmt dagegen, dass jemand ehrenamtlich nach Sicherheitslücken in dem zentralen Abstimmtool der Piraten sucht.
WTF?!
Ich versuche mir gerade, eine gutartige Erklärung auszudenken. Mir fällt keine ein. Seipenbusch stimmt auch dagegen, ausfallsicheres Hosting für LiquidFeedback zu bezahlen. Ich habe da keinerlei Einblick, aber da stellt sich mir schon die Frage, was sein Plan ist. Dass das auf seinem privaten Laptop läuft?
Update: Ich kriege gerade eine Mail von Jens Seipenbusch. Er begründet das so: dem Audit hat er nicht zugestimmt, weil da "Durchführung eines fortlaufenden IT-Sicherheitsaudits" stand, und er nicht fortlaufend will, sondern dass das zu einem definierten Punkt fertig ist. Gegen einen Audit an sich hat er nichts. Und bei der Ausfallsicherheit sei es ihm darum gegangen, wie das Projekt aus seiner Sicht schlecht anfing, er hat nichts generell gegen eine ausfallsichere Infrastruktur.
Die Regierung behauptet, sie habe mit diesen Liquidierungen nichts zu tun und die Demonstranten würden sich gegenseitig erschießen.Das ist doch mal eine grandiose Ausrede! Und so … glaubwürdig!!1! (Danke, Max)
Auf mich wirkt das alles ein bisschen hilflos, aber ich bin ja auch kein Wirtschaftler. Ich bin mir sicher, für Profis ergibt das alles perfekten Sinn!1!! (Danke, Stefan)
Wenn man die Frage mal runterbricht, kommt man zu der Frage, ob eine Entscheidung nicht automatisch richtig ist, wenn sie in einem Volksentscheid von der Mehrheit der Bevölkerung abgestimmt wurde. Aaron König, Mitglied im Bundesvorstand der Piraten, hat das in seinem Blog klar bejaht, und findet auch, dass wir da kein Recht auf Kritik haben, weil wir ja keine direkte Demokratie haben sondern nur ein Kabinett von nicht demokratisch legitimierten Knalltüten über unsere Köpfe hinweg für uns abstimmt. Desweiteren hält er den Islam nicht für eine Religion, sondern für eine "politische Bewegung mit Allmachtsanspruch", und stilisiert das Minarettverbot gar zu einem Sieg für die Aufklärung und Demokratie hoch, weil der Islam ja gegen Gleichberechtigung ist, und sich daher die Demokratie gegen den Islam und für die Aufklärung entschieden hat.
Ich glaube, er macht es sich da deutlich zu einfach. Aber ihn dafür als Nazi zu beschimpfen, das greift auch zu kurz. Ich glaube schlicht, dass er über das Problem vor dem Bloggen nicht nachgedacht hat, und sich auch nicht informiert hat vorher, sonst wüßte er nämlich, dass die tolle Basisdemokratie in der Schweiz dazu geführt hat, dass es erst ab 1971 Frauenwahlrecht gab. In Europa hat nur Liechtenstein noch länger gebraucht, um das Frauenwahlrecht einzuführen. Der Kanton Innerrhoden musste sogar 1990 gerichtlich zur Einführung des Frauenwahlrechts gezwungen werden. Die Schweizer hier also zu einem Bollwerk der Aufklärung zu stilisieren, das war nichts.
Ich persönlich habe mich in diesem Blog zwar gegen unser System aber auch gegen Basisdemokratie ausgesprochen. Das liegt daran, weil Basisdemokratie anfällig ist für Demagogie und Furcht-PSYOPs. Die Bevölkerung läßt sich mit genügend Furcht dazu bringen, für so gut wie alles zu stimmen. Daher braucht man ein Fundament, eine Verfassung, die nicht zurechtrückbar ist, und in der die Grundprinzipien der Aufklärung und der Menschenrechte festgeschrieben werden. Und wenn es nach mir ginge, stünde da auch ein Verbot der öffentlichen Ausübung von organisierter Religion drin.
Oh und: jeder sollte, bevor er sich für oder gegen Basisdemokratie entscheidet, durch ein paar Jahre AStA-Abstimmungen und -Debatten durch.
Update: Nein, ich halte unsere Sockenpuppendemokratie nicht für einen besseren Schutz gegen Propaganda. Aber eben auch nicht für ausreichend viel schlechter, dass sich der Umstieg per se lohnt. Als Konzept, das alle unsere Probleme löst, wird gerade Liquid Democracy gehandelt. Ich habe das noch nicht ausreichend verstanden und durchdacht, um das für die Lösung zu halten, aber es scheint immerhin vielversprechend. Die große Gegenindikation ist, dass man dafür E-Wahlen braucht.
Celebrated buyout firms like the Blackstone Group and Kohlberg Kravis Roberts & Company, hailed only a year ago for their deal-making prowess, are seeing their profits collapse as the credit crisis spreads through the financial markets.Investors fear that some of the companies that these firms bought on credit could, like millions of American homeowners, begin to buckle under their heavy debts now that a recession seems almost certain. The buyout lords themselves suddenly confront gaping multibillion-dollar losses on their investments.
Oh wäre das schön, wenn die dann zur Liquiditätsgewinnung die ganzen Wohungsbaugesellschaften in Deutschland wieder abstoßen müssten, und die in die Hände von ethischen Investoren fielen.On a day in which the stock market tumbled to its lowest point in two years and rumors flew that a major Wall Street firm might be in trouble, Blackstone said Monday that its profit had plunged.
Auf der anderen Seite sind auch die Chinesen fett in Blackstone investiert, weil sie ihre Spielgeld-Dollars ja irgendwo lassen mußten. Vielleicht kaufen die dann den Rest der rauchenden Ruinen auch noch auf. (Danke, Thomas)
Eine "Vielzahl von Marktgerüchten" über die Zahlungsfähigkeit der Firma habe die Lage verschärft, sagte Bear-Stearns-Chef Alan Schwartz. In den vergangenen Tagen hatte es wiederholt Gerüchte an den Finanzmärkten gegeben, Bear Stearns habe Liquiditätsprobleme.Seht ihr, so ist das. Ihr macht immer alles kaputt mit euren Gerüchten. (Danke, Balu)
Nächster Punkt: nicht nur Aktienkäufe, auch andere Dinge sichert man über ähnliche Mechanismen ab. Es gibt da z.B. einen fetten Markt für die Absicherung von (Bonds) Schuldverschreibungen und Hypotheken. Man handelt dort dann CDS oder Credit Default Swaps. Das ist das Versprechen, wenn eine der beiden Parteien Konkurs anmeldet, dass dann die andere einspringt. Solange alles flutscht am Markt ist das ein prima Investment. Aber wenn man sich das jetzt anguckt, ist das ein Hebel an einem Hebel an einem Hebel, und jemand zieht gerade am hintersten Hebel. Hier ist ein gruseliger Artikel über die drohende CDS-Implosion.
"Actually, I'm worried not so much about the junk-bond market itself as the huge market for a derivative called a credit-default swap, or CDS, built on top of that junk-bond market. Credit-default swaps are a kind of insurance against default, arranged between two parties. One party, the seller, agrees to pay the face value of the policy in case of a default by a specific company. The buyer pays a premium, a fee, to the seller for that protection.This has grown to be a huge market: The total value of all CDS contracts is something like $450 trillion….. Some studies have put the real credit risk at just 6% of the total, or about $27 trillion. That puts the CDS market at somewhere between two and six times the size of the U.S. economy.
Whoops. Oh, und noch ein Detail. Wenn ihr eine Bank in Not wäret und schnell Geld bräuchtet, und alle Leihoptionen aufgebraucht sind… was würded ihr tun? Nun, ein klares Zeichen für eine Bank in Not ist, wenn die Bank auf ihre Sparbücher plötzlich Zinsen über Marktniveau zahlt. Das passiert in den USA gerade bei diversen Banken. In Deutschland ist man da ja nach offizieller Darstellung völlig abgesichert, aber das ganze basiert auch nur auf einem Fonds und einem gegenseitigen Versprechen, dass die Banken sich in Zeiten der Not helfen, um das System zu retten. Nur wenn das ganze System am abnippeln ist…Oh und noch was: der Immobilienmarkt ist auch gerade bei Gewerbefläche am implodieren in den USA.
The move comes on the heels of a near collapse of two Bear Stearns hedge funds, which, like Mr. Devaney's fund, invested in complex mortgage securities that do not trade frequently and can be hard to value.
Update: Es ist Liquid Ecstasy, nicht Ecstasy. Ich als Nicht-Drogi hielt das für eine andere Lagerform des selben Wirkstoffes, aber das ist offenbar eine andere Droge.
Fannie Mae's chief executive, Daniel H. Mudd, said in a news release that the restatement was "a critical milestone in Fannie Mae's progress toward building a stronger, better company."
Fannie Mae ist ein halbstaatlicher Hypothekenkonzern, der in den USA für Liquidität im Hypothekenmarkt sorgen soll.
The PPT was once the stuff of dark legends, its existence long denied. But ex-White House strategist George Stephanopoulos admits openly that it was used to support the markets in the Russia/LTCM crisis under Bill Clinton, and almost certainly again after the 9/11 terrorist attacks."They have an informal agreement among major banks to come in and start to buy stock if there appears to be a problem," he said. […]
The only question is whether it uses taxpayer money to bail out investors directly, or merely co-ordinates action by Wall Street banks as in 1929. The level of moral hazard is subtly different.
Die ganze Welt heult über die Hedge Fonds rum, diese fiesen Spekulanten, die alles kaputt machen. Wieso existieren die überhaupt? Weil sie Liquidität in den Markt bringen, d.h. ein Markt nützt nur was, wenn ich für meine Verkäufe einen Käufer finde und umgekehrt. Und offenbar machen die sich da gerade so starke Sorgen um den Markt, daß sie die Margin Requirements für Hedge Fonds gerade auf 15% runtergesetzt haben. Das ist der Anteil an Aktienkäufen, den man bei einem Kauf oder Verkauf tatsächlich haben muss (und nicht über Kredit finanzieren darf). Bisher liegt der zwischen 25% und 50%; jetzt 15%. Was sagt uns das? OMFG! Run for the hills! Ich bin gerade echt froh, keine Aktien zu haben.The ostensible reason is to lure back hedge funds from London, but it is odd policy to license extra leverage just as the Dow hits an all-time high and the VIX fear index nears an all-time low --- signalling a worrying level of risk appetite. The normal practice across the world is to tighten margins to cool over-heated asset markets.The move is so odd that conspiracy buffs are already accusing SEC chief Chris Cox of juicing the markets to help stop the implosion of the Bush presidency.
Und hey, ihr wißt ja, wie wenig von Verschwörungstheoretikern und ihren Theorien zu halten ist!1!!