Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Gaby Weber war auf einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung dazu und berichtet.
Das Video ist jedenfalls ganz großes Hallentennis. 30 Minuten ist es lang.
Wer trotz Inflation ein paar Euro über hat, kann weitere Klagen von Gaby durch Spenden mitfinanzieren. Die Koordinaten findet ihr am Ende der Videobeschreibung.
Update: Mein persönliches Highlight sind die Akten über das Adenauer-de Gaulle-Treffen, das sie aus dem französischen Nationalarchiv befreit hat. Da sieht man oben einen Stempel "TRES SECRET" drüber :-)
Dann lest mal die Meldung hier aus Bayern durch. Nicht nur die Bayern. Das Bundesverwaltungsgericht hat denen auch noch Recht gegeben.
Das sind die, die auch gerade das krasse Gaby-Weber-Fehlurteil gefällt haben. Die scheinen das generell nicht so ernst zu nehmen mit Recht und Gerechtigkeit. (Danke, Philipp)
Kohl hat seine Akten nach der Arbeit einfach mit nach Hause genommen. Eigentlich gehören die in das Bundesarchiv, aber das Gesetz ist nicht strafbewehrt für den Fall, dass das Bundesarchiv die Akten nicht beschafft. Also fragt das Bundesarchiv, wenn es gut läuft, einmal freundlich aber unverbindlich an, die Altkanzler verweigern dann die Herausgabe, und der Fall ist vorbei.
Häufig landen die Akten am Ende entweder im Nachlass oder bei der jeweiligen "parteinahen Stiftung", für deren Abschaffung ich ja seit Jahrzehnten plädiere.
Gaby Weber klagt sich gerade durch die Instanzen, um Zugriff auf die Akten zu kriegen. Heute war das Bundesverwaltungsgericht dran und hat gegen Gaby Weber entschieden.
Das ist besonders unverständlich, wenn man das mit den Zuständen in zivilisierteren Gegenden wie den USA (!!) vergleicht, wo das FBI erst kürzlich bei Trump und Biden mit Durchsuchungsbefehl vor der Tür stand und einbehaltene Akten eingesammelt hat. Dass sich unser Land hier ausgerechnet von so einer Bananenrepublik öffentlich und international vorführen lässt, das kann ich wirklich nicht verstehen.
Ich kann mir das nur noch mit unvorteilhaften Annahmen wie "das ist alles eine einzige kriminelle Vereinigung, die sich gegenseitig deckt" erklären. Fällt jemandem eine gutartige Erklärung ein?
Ein schwarzer Tag für die Demokratie in Deutschland. Demokratie basiert auf wohlinformierten Wählern, und wenn die öffentlichen Akten nicht einsehbar sind, können die Bürger nicht wohlinformiert sein. (Danke, Andreas)
Bisher wollten die Gerichte Gaby auch nicht klagen lassen. Erst hieß es, nur das Bundesarchiv könne die Akten fordern. Dann fing das Bundesarchiv an, die Akten zu fordern. Dann hieß es, die Akten seien gar nicht in Oggersheim bei der Kohl-Witwe. Bis dann der offizielle Kohl-Biograph mehrfach öffentlich ansagte, er habe dort Einblick in die Akten erhalten.
Die ganze Nummer erklärt Gaby hier in aller Ruhe, und das ist ja so eine dermaßene Schande für unser Land, dass ihr das alle gelesen haben solltet.
Aber deshalb blogge ich das nicht. Ich blogge das, weil das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig überraschend einen viel früheren Termin veranschlagt hat als üblich und als Gaby dachte: Den 29. März um 11 Uhr. Die Verhandlung ist öffentlich, falls da jemand hingehen möchte.
Gaby sieht das als Zeichen dafür, dass diese Rechtsbeugung jetzt beendet wird. Sie hofft, dass die deutsche Justiz von den Vorgängen in den USA um Donald Trump energetisiert wurde, und die deutsche Justiz jetzt spontan damit anfangen will, ihren Job zu machen.
Deutsche Medien haben ausführlich über die Durchsuchungen des FBI berichtet und, unterwürfig wie immer, auf die Frage verzichtet, ob das deutsche Bundesarchiv irgendwann mal das Bundeskriminalamt nach Oggersheim und St. Augustin schicken wird.Die Frage stelle ich dann hier in Vertretung für den Rest der Medien. Man muss verständnis für die haben. Wenn man den Kopf so tief in den Arsch gesteckt hat, ist es halt dunkel.
Man darf auch der Justiz nicht so böse sein. Die hat schließlich die Hände damit voll, Tapeten zu verfolgen, das beA zwar den Anwälten aufzuzwingen aber selber dann die Sachen auszudrucken und per Briefpost zu antworten, und DNS-Provider zur Zensur zu zwingen.
Ich bewundere Gaby für ihren Optimismus.
Update: Der Termin ist am 29., nicht wie ich hier versehentlich erst schrieb am 31.!
Investigativen Journalismus bräuchte es da mal.
Sie tippt auf das Kohlekraftwerk Opole. Eigentümer: Der polnische Staat. Ach. Ach was. Könnte das daran liegen, dass die Aufarbeitung in Polen nicht so recht vom Fleck kommt?
Update: Ein aufmerksamer Leser hat herausgefunden, dass sie das auch in der Telepolis veröffentlicht hat.
Aber habt ihr auch gesehen, was der Grund war?
Sie haben ermittelt, weil Trump Akten aus seiner Amtszeit mitgenommen hat.
Ich bin hier hoffentlich nicht der einzige, der direkt an Gaby Weber und ihren Kampf gegen die Windmühlen der Aktenmitnehmer und der keinen Grund zum Eingreifen sehenden Justiz denken musste.
Die Revision der Beklagten hat hingegen Erfolg. Das Berufungsgericht hätte den Zugang der Klägerin zu den übrigen Unterlagen nicht ohne vorherige weitere Sachaufklärung mit der Begründung gewähren dürfen, die Beklagte habe deren fortbestehende materielle Geheimhaltungsbedürftigkeit nicht ausreichend dargelegt.Eigentlich war die Idee, dass man nicht einfach "geheim" draufschreibt, und dann ist das für immer weggesperrt. Nach 30 Jahren sollte das automatisch befreit sein. In begründeten Ausnahmefällen kann die Frist nochmal um 30 Jahre verlängert werden. Das war der Deal. (Unter uns: Den finde ich schon nicht akzeptabel)
Und jetzt haben wir eine Lage, in der die nicht nur nach 60 Jahren immer noch Dinge geheimhalten, sondern auch in diesem Urteil ernsthaft argumentieren, dass die Forderung nach einer Begründung für die Verlängerung nicht nötig ist.
Unfassbar. Ein Skandal, wenn ihr mich fragt.
Update: Schenkelklopfer am Rande: Hier ist eine Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zur Frage der Geheimhaltung von amtlichen Unterlagen. Die Namen der Autoren sind geschwärzt. *badumm tsss*
Sitzt ihr nach Covid auf unausgeschöpftem Reisebudget?
Was tun, bevor die Inflation es auffrisst? Nun, ihr könntet Gaby Weber Geld für ihre Windmühlne-Prozesse geben. Irgendwer muss die Prozesse für Aktenbefreiung führen, und sonst hat ja anscheinend niemand genug Arsch in der Hose.
Update: Seit meinem Cryptocurrency-Vortrag am 20. Mai hat Bitcoin 20% an Wert verloren. Wenn ihr dank meiner Warnung rechtzeitig ausgestiegen seid, könntet ihr 20% der gesparten Verluste an Gaby spenden.
Die Sache stinkt inzwischen so stark, dass die Stiftungen teilweise befreundete, unkritische "Historiker" einen Blick werfen ließen. Das hat ja auch schon bei der "Aufarbeitung" bei BND und BKA prima geholfen. Ein paar Erdnüsse wirft man der Öffentlichkeit hin, damit man sagen kann, seht her, es hat doch Aufarbeitung gegeben!1!!
Ab und zu sind die Giftschränke aber so voll, dass es gar keine Erdnüsse gibt, weil alles voller fetter Skandale ist. So lief das anscheinend bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Das kleinste, was sie da gefunden haben, war dass Konrad Adenauer von Altnazis in den Geheimdiensten die SPD bespitzeln ließ.
Naja, also unter uns: Meine Überraschung hält sich in Grenzen. Den größten Skandal an der Nummer finde ich das hier:
"Es ist ein ungeheuerlicher und in der bundesrepublikanischen Geschichte wohl beispielloser Vorgang, dass der erste demokratische Bundeskanzler seine Macht systematisch unter Missachtung rechtsstaatlicher und demokratischer Prinzipien ausbaute und festigte", sagte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert der Süddeutschen Zeitung.Den Kühnert kann ich ja eh nicht ernstnehmen. Aber die SPD? DIE FUCKING SPD wagt es, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen?
Seit Jahrzehnten lassen CDU und SPD ihre Rechtsaußen-Kumpels in den Diensten die Linkspartei "beobachten". Und natürlich die AfD, klar. Also ... ihren politischen Gegner.
Ungeheuerlich! Beispielloser Vorgang!! Alter, ich könnte kotzen, wenn ich sowas lese. Was für ein verlogener Haufen von erbärmlichen Heuchlern. Im Knast sollten die sitzen, nicht im Parlament!
Update: Der Guardian hat noch ein pikantes Detail:
Ortloff’s handler in the BND, a man named Siegfried Ziegler, tried to blow the whistle five years after the surveillance scheme had come to an end. Between 1967 and 1969 he sent a series of letters to the SPD leadership offering to reveal everything on what he described as “reactionary powers” trying to circumvent the laws of the land.
The SPD’s then parliamentary chair and later the chancellor, Helmut Schmidt, replied with a polite but short letter – and left the veil that had been drawn over the saga firmly in place.
Wenn Leute in die Quarantäne verbracht werden, die Haustiere hatten, dann werden diese Haustiere gerade regelmäßig von den Quarantäne-Schärgen einfach erschlagen, und zwar gänzlich ungeniert auch schonmal vor Kameras. Kinder haben sie nicht erschlagen, wenn die Eltern in Quarantäne mussten, aber die haben sie von den Eltern getrennt. Das hat sich als sehr unpopulär erwiesen und wurde kürzlich gekippt.
Wenn man so einen richtigen Ausbruch hat, kommt man logistisch schonmal an die Grenzen. Berichte aus Quarantäne-Zentren klingen nach deutlicher Überforderung der Behörden. Mangelnde Reinigung und Nahrung geben den Quarantäne-Insassen jedenfalls eher nicht das Gefühl, dass dem Staat ihr Überleben besonders wichtig sei.
Trotz aller dieser Fascho-Lockdown-Regelungen ist die Covid-Situation in Hongkong soweit außer Kontrolle geraten, dass sich die Mainland-Chinesen langsam echt Sorgen machen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Einwohner von Hongkong besonders skeptisch gegenüber Impf-Mahnungen der Regierung waren und die Impfquote bei der Über-80-Generation nur bei 20% liegt.
Dazu kommt der Druck durch hohe Benzin- und Lebensmittelpreise durch den Ukrainekrieg, der besonders ärmere Länder hart trifft. Aktuelles Beispiel: Peru. Wir schalten um zu unserer Peru-Korrespondentin Gaby Weber.
Wie kommt das eigentlich, dass die Linken sich immer vor Wahlen als Fundamentalisten aufspielen und auf ihre Werte pochen, aber nach den Wahlen dann neoliberale Realpolitik machen?
Vor einigen Monaten wurde die CDU aus dem Kanzleramt gewählt und die neue Regierung behauptet, "mehr Fortschritt wagen zu wollen". Daher bat ich Frau Roth, von ihrem Weisungsgebot Gebrauch zu machen und das zu tun, was im Koalitionsvertrag angekündigt ist: Akten, die älter als 30 Jahre sind, freizugeben. Doch Frau Roth hält es mit Adenauer – "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?" – und will nun plötzlich die Sperrfrist auf den Sankt Nimmerleinstag verlängern. Ihr Sprecher, Roland Sommerlatte, teilte mir mit:Wer hat diese Leute noch gleich gewählt? Wer zahlt denen das Gehalt?>Zu einer davon abweichenden und der Einschätzung von Bundesarchiv und Bundeskanzleramt zuwiderlaufenden Sachentscheidung besteht – insbesondere mit Blick auf eine mögliche Gefährdung des Staatswohls – keine Veranlassung.
Ich finde ja besonders geil, dass Franz Kafkas "Der Prozess" seit 2021 gemeinfrei ist, aber Adenauers Nato-Akten nicht.
Dass ausgerechnet Claudia Roth zuständig ist und jetzt die Skelette im Keller ihrer Vorregierungen unter Verschluss hält, da fehlen mir dann auch die Worte für einen schlaksigen Kommentar. Man würde ja denken, wenn jemand im Vorfeld derartig wegen Inkompetenz, Bräsigkeit und Verschleppung angefeindet wird, dass die dann den ersten Tag im Amt nutzen, um das Gegenteil zu beweisen. Nicht so Frau Roth. Da lagen die Kritiker dann wohl ganz richtig mit ihren Vorwürfen.
Die noch geheimen Dokumente über die angebliche Entführung des Nazi-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann im Mai 1960 müssen deklassifiziert und mir, der Klägerin, als beglaubigte Kopie ausgehändigt werden. Dafür gilt ab dem 10. August eine Frist von zwei Wochen.Deutschland stellt sich in der Frage von Naziakten immer noch quer und argumentiert mit dem "Wohl des Bundes".
Also mal unter uns: Wenn der Bund durch die Freigabe von Naziakten gefährdet ist, dann sollten wir ihn vielleicht von uns aus auflösen und einen neuen Bund machen. Wer will denn bitte in einer Bundesrepublik leben, die durch die Freigabe von Akten aus den 1960er Jahren gefährdet wird?!
Parallel schreibt sie auch, u.a. diesen Artikel bei Telepolis neulich. Der Artikel handelt vom Bundeskanzleramt und Globke.
Und wisst ihr, was dann passierte? Keine drei Stunden, nachdem der Artikel bei Telepolis erschienen ist, blockiert Youtube plötzlich eines ihrer Videos. Eines, das da seit sechs Jahren lag. Dieses hier. Ist inzwischen wieder erreichbar.
Begründung, so Youtube: Studio Hamburg (Die ARD!) habe eine Urheberrechtsverletzung angezeigt.
Das riecht jetzt natürlich alles nicht so gut, als habe da ein Sesselfurzer aus dem Kanzleramt bei einem alten Golfkumpel bei der ARD auf dem kurzen Dienstweg mal der Gaby zeigen wollen, wo hier der Hammer hängt.
Unnötig zu erwähnen, dass an den Vorwürfen nichts dran ist. Das hat bei näherer Betrachtung auch die ARD gemerkt und Studio Hamburg hat ihren Claim innerhalb eines Tages zurückgezogen. Das Video ist wieder aus Deutschland abrufbar.
Da hat die ARD aber in das falsche Wespennest getreten, wie es aussieht, und dass sie gleich wieder entsperren nimmt ihnen vor Gericht auch gleich ein bisschen die Argumente aus der Hand, ob der ursprüngliche Copyright Claim nicht vielleicht doch irgendwie zu rechtfertigen gewesen ist.
Ich persönlich glaube nicht, dass das Kanzleramt hier direkt interveniert hat. Üblicherweise laufen solche Copyright-Anzeigen bei Youtube über ein Gestrüpp an windigen Dienstleistern. Meine Vermutung war daher sofort, dass der NDR vermutlich gar nicht gemerkt hat, dass in seinem Namen hier ein Claim gegen Gaby vorgebracht wurde, bis da die Gaby-Fans aufschlugen und peinliche Fragen stellten.
Aber moralisch und juristisch gesehen ist das natürlich wurscht, ob die das aus niederen Motiven wie Rache getan haben, oder aus anderen niederen Motiven heraus. Aus meiner Sicht gab es noch nie eine nachvollziehbare Begründung dafür, wieso nicht einfach alle Werke, die von ARD und ZDF produziert werden, automatisch gemeinfrei sind. Das könnte man ja bei dieser Gelegenheit auch gleich mal ansprechen, was meint ihr?
Nun, jedenfalls: Das Mindeste, was Gaby jetzt tun kann, ist dem NDR eine Abmahnung schicken, und sie zu einer Unterlassungserklärung auffordern. Das wird der NDR natürlich nicht unterschreiben wollen, denn wie gesagt läuft sowas normalerweise über windige Dienstleister. Der NDR wird gar nicht verhindern können, dass sich das nicht wiederholt, außer sie bauen da ihre Prozesse um. Der NDR ist eine Behörde. Da wird so schnell nichts umgebaut. Selbst wenn es gute Gründe dafür gibt. Können die gar nicht, selbst wenn sie es echt wollten. Wollen sie aber auch nicht, denn deren absurdes Geflecht aus "unabhängigen" Produktionsfirmen, die dann die Rechte behalten, und mysteriös schlecht verhandelten Verträgen seitens des NDR ist ja nicht aus Versehen so, sondern da bereichern sich halt Insider auf Kosten der Allgemeinheit. Studio Hamburg ist ja auf dem Papier auch nicht der NDR. Sie gehört nur zu 100% dem NDR. Ist aber eigentlich voll unabhängig, müsst ihr wissen, daher unterzeichnet der NDR regelmäßig absurd schlechte Verträge mit denen, wo sie für ihre Auftragsarbeiten am Ende nicht mal die Rechte besitzen, um das alles einfach unbefristet in die Mediathek zu stellen.
Aus meiner Sicht ist das ein Hybrid aus einem gordischen Knoten und einem Augiasstall da beim NDR. Höchste Zeit, dass da mal jemand mit dem ganz großen Besen ausmistet.
Ob das hier als Aufhänger reicht? Keine Ahnung. Vielleicht. Vielleicht nicht. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Und immerhin hat es mir einen Vorwand geliefert, das hier mal zu thematisieren :-)
Ein kleiner Witz sei mir noch erlaubt: Dass der Kanzleramt die ARD so fernsteuert war eh unwahrscheinlich. Es ist doch bekannt, dass nicht die ARD der Kanzleramtssender ist sondern das ZDF!
Das Bundesverwaltungsgericht (Az. 10 B 2.20) hat die Revision der Journalistin und Historikerin Dr. Gaby Weber gegen ein Urteil des Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg zugelassen und wird voraussichtlich noch dieses Jahr über Grundsatzfragen des Archivrechts entscheiden. Es geht um den Zugang zu Akten, die rechtswidrig nicht dem Bundesarchiv angeboten werden, und um die exzessive Einstufung von Unterlagen als Verschlusssachen.Ich warne vor überhohten Erwartungen, die dann enttäuscht werden könnten, aber das stimmt mich doch verhalten positiv.
Wir alle sind Gaby Weber zu Dank verpflichtet für ihre unermüdliche Arbeit für den öffentlichen Zugang zu Informationen, die eigentlich nach Gesetzeslage frei zugänglich sein sollten.
Schon irgendwie schade, dass trotz der Rundfunkbeiträge das Geld nicht reicht, um ein paar Journalisten einzustellen.
Wusstet ihr z.B., dass die Bundesrepublik (und das Verwaltungsgericht) die Anwaltskosten für Eichmanns Verteidigung nicht gezahlt hat, wozu sie eigentlich verpflichtet gewesen wäre? Sie argumentierten, dass Eichmann gar kein deutscher Staatsbürger sei. Warum nicht? Das müsst ihr selbst anhören. :-)
Oder wusstet ihr, dass Eichmann eigentlich Kommunist war? Fand jedenfalls der BND, dass er das bei seiner Anhörung mal sagen könnte. Zu verlieren habe er ja nichts mehr.
Wieso sind die also nicht von Covid geplättet worden? Uruguay hat etwas über 3 Mio Einwohner.
Update: Ich krieg jetzt lauter Gegenwind, weil ich gesagt habe, Uruguay sei kein reiches Land. Das kommt auf die Perspektive an. Im Vergleich zu den Ländern außenrum ist Uruguay ein sehr reiches Land, es wird auch die Schweiz Südamerikas genannt. Ist es jetzt auch im Vergleich zu Europa reich? Das kommt auf das Vergleichsland an. Könnte man sicher anders sehen als ich.
Die Ironie daran ist ja, dass das seit gefühlt Jahrzehnten meine Rede und die des CCC ist. Stichwort: Datensparsamkeit. Damit meinten wir aber nicht, dass Behörden gar nicht mehr demokratisch kontrollierbar sein sollten!
Wie schon Wau Holland formulierte: Private Daten schützen, öffentliche Daten nützen!
Das waren öffentliche Daten. (Danke, Jakob)
Aber so ein schönes Beispiel wie das hier ist kaum vorstellbar: Bordrestaurants in ICEs sind jetzt ein Staatsgeheimnis. Irgendein FDP-Abgeordneter wollte wissen, wie hoch der Anteil der Bahnkilometer ist, die in den letzten Jahren ohne funktionierendes Bordrestaurant befahren wurden. Antwort:
Das Verkehrsministerium habe darauf verwiesen, dass die Informationen "verfassungsrechtlich geschützte Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der betroffenen Unternehmen berühren" und daher nicht herausgeben werden dürfen. Unter Abwägung des parlamentarischen Auskunftsanspruchs und dem Schutz der Bahn-Geheimnisse "hat die Bundesregierung die erbetenen Informationen als VS-Vertraulich eingestuft", zitiert die "Welt am Sonntag" aus dem Schriftverkehr.Und wenn die "Welt am Sonntag" den Scheiß nicht hinter eine Paywall getan hätte, hätte ich sie verlinkt statt des Sterns, der hier bloß abschreibt.
Hach ja, der Scheuer-Andi! Oder wie ihn die Titanic nennt: Andi B Scheuert! Ich fand ja so Namens-Klamauk immer unwürdig (also nicht für die beleidigte Person sondern für den Satiriker, der das nötig hat), aber der Scheuer-Andi hat echt alles in seiner Macht getan, um sich diesen Würdentitel zu verdienen.
Update: Falls sich da gerade jemand verarschen lässt: Die Bahn ist im Staatsbesitz. Wenn der Staat also argumentiert, er könne Informationen zur Bahn nicht rausrücken, weil das Geschäftsgeheimnisse betrifft (und die Bahn-Eigner nicht einverstanden wären) dann lügen sie euch direkt ins Gesicht, denn SIE SIND DIE FUCKING EIGNER. Hier werden keine Firmeninteressen gesichert, sondern hier will die Politik ihr monumentales Totalversagen vertuschen.
Was für Akten? 60 Jahre alte Akten. Die zu Eichmann, aus dem Jahre 1960. Die Schutzfrist wäre jetzt abgelaufen. Gaby hat geduldig gewartet, bis jetzt, 2020, und natürlich wollen sie die Akten immer noch nicht rausgeben.
Alleine dass man als Freifunker vor das Bundesverfassungsgericht ziehen muss, weil die Vorinstanzen alle ihren Job nicht machen, das ist eine Anklage gegen unser Rechtssystem.
Oh und falls jemand dachte, wenn man die Contentmafia derartig beschenkt, dass die dann zufrieden sind: Nope.
Denn Warner Bros. reichte am 17.12. 2019 gegen den Berliner Freifunker am Landgericht Berlin Klage ein und verlangt darin auch, ihn zu einer strafbewehrten Unterlassungserklärung von 250.000 € oder zu sechs Monaten Haft zu verurteilen.Berlin. Nicht Palermo! Berlin!
Aus den Protesten in Hong Kong gab es dieses schöne Bild. Die Frage stellt sich auch in Bezug auf das systemische Justizversagen, das wir hier gerade beobachten können. Wen kann man anrufen, wenn die Justiz einen ungerecht behandelt?
Ich habe hier übrigens gerade die Inbox voll mit Juristen, die argumentieren, dass a) das schon gut sei, wenn Richter unabhängig sind, und b) ist die Justiz halt überlastet. Das mit der Unabhängigkeit der Richter sah ich auch lange Jahre so, aber seit ich mal beim Kammergericht Berlin als Gast ein Verfahren beobachtet habe, und seit ich Gaby Webers Kampf gegen Windmühlen beobachte, ändert sich meine Meinung. Mittlerweile radikalisiere ich mich da. Macht ohne Haftung funktioniert einfach nicht. Und mehr Geld geben gegen Korruption funktioniert auch nicht (siehe unsere Abgeordneten). Ordentliche Ausbildung und auf professionelle Selbstkontrolle hoffen hilft offensichtlich auch nicht. Vielleicht müssen wir Richter einfach aus Juristen auswählen, aber jeder darf in seiner Lebenszeit höchstens 4 Jahre Richter sein. Oder so. Ich habe auch keine gute Lösung, aber das heißt ja nicht, dass wir diese Eiterbeule von Justizversagen einfach weiter blubbern lassen können. Da muss jetzt mal was geschehen.
Und, äh, Überlastung? Srsly? "Ja, der Busfahrer hat drei Rentner überfahren, aber der war überlastet" Ja und? Das entschuldigt doch nichts!
Es lief im Wesentlichen so ab:
Richterin: Kanzleramt, habt ihr jemals Akten von irgendwem zurückgefordert?
Kanzeramt: Nö.
Richterin: Na dann ist hier ja auch kein Gleichheitsgrundsatz verletzt! *Aktezuklapp*
Ich bin einigermaßen schockiert. Was für eine Bananenrepublik ist denn das hier bitte?!
Gaby Weber ist auch entsetzt:
Damit ist nun klar, dass es im Ermessen des Kanzleramtes – und jeder anderen Behörde steht – was es an das Bundesarchiv abgeben will und was nicht. Der Anspruch des Bundesarchives – dass ihm die Akten nach Erfüllung ihres Zwecks übergeben werden müssen - wurde ausdrücklich verneint.Das ist ja echt nicht zu glauben, was da gerade abläuft.Wir sind also alle entrechtet. Wir haben kein Recht darauf, diese Akten – alle älter als 30 Jahre – einzusehen, und uns allen wird der Rechtsweg genommen, um z.b. die Offenlegung noch geheimer Akten zu beantragen oder den Fachsenat des Bundesverwaltungsgerichts um ein In-Camara-Verfahren zu bitten. Kein Rechtsweg, kein Rechtsstaat.
Ich hatte mich an das Gericht gewandt, um einen illegalen Zustand – die Privatisierung amtlicher Akten - zu beenden. Das Gericht hat diesen illegalen Zustand zementiert. Klar ist mir damit eines: wenn Journalisten Akten – auch Originalakten – aus dem Kanzleramt zugespielt bekommen, darf man die nicht von uns zurückfordern – sonst wäre ja der Gleichheitsgrundsatz verletzt.
Sorry, ich bin stinksauer. Rechtsanwalt Raphael Thomas geht natürlich in die Berufung bis nach Straßburg. Hier nochmal die Spendenkonten: Spenden über Paypal an gaby.weber@gmx.net oder über Comdirect: IBAN DE53 2004 11550192 074300 - BIC COBADEHD055.
Das Bundesverfassungsgericht hat sich heute zu der Frage geäußert, ob der BND im Ausland einfach so Journalisten abhören darf. Der BND hatte wieder eine auffallen däml... äh neuartige Rechtsinterpretation. Er fand, die Grundrechte hießen so, weil sie im Grunde nur für uns hier gelten, also für Deutsche in Deutschland, nicht für Ausländer im Ausland.
Damit sind sie jetzt vor Gericht völlig verdient aus dem Saal gelacht worden. Klageführer war u.a. die hier schon mehrfach als mögliches Spendenziel beworbene Gesellschaft für Freiheitsrechte. Hier ist ihre Pressemitteilung dazu.
Das Urteil ist vor allem deshalb wichtig, weil es ganz klar sagt: Die Grundrechte aus dem Grundgesetz gelten auch für Ausländer im Ausland. Ich bin gespannt, was das jetzt für Wellen schlagen wird. Könnte sein, dass da gleich noch einige andere im Moment übliche Dinge gestoppt werden müssen.
Übrigens: Falls ihr euch jetzt fragt, wieso das die GFF und nicht Gaby Weber war, das ist ja schließlich genau ihr Fachgebiet: Sie erzählte mir dazu folgendes:
Ich habe 1992 genau wegen dieser Sache vor dem Verfassungsgericht geklagt, zusammen mit meinem uruguayischen Assistenten. Damals haben das Verfassungsgericht und dann der Europäische Menschenrechtsgerichtshof gesagt, dass ausländische Staatsbürger nicht vom deutschen Grundgesetz geschützt sind.Wenn ich das richtig versteht, geht das neue Urteil damit sogar über eine 180°-Wendung hinaus, weil nicht nur Deutsche im Ausland geschützt werden sondern auch Ausländer im Ausland. Sehr erfreulich!
Wie üblich beim Verfassungsgericht war das Urteil zwar klar, dass die gegenwärtige Rechtspraxis so nicht geht, aber hat das nicht grundsätzlich verboten sondern nur höhere Schranken aufgestellt. Es bleibt also spannend, wie das jetzt weitergeht.
Update: Großartiger Schenkelklopfer am Rande:
BND-Präsident Bruno Kahl kommentiert gegenüber netzpolitik.org:
Niemand hat ein größeres Interesse daran, auf rechtlich sicherem Grunde zu handeln, als der BND selbst.
OH ACH SOOOO ist das, Herr BND-Präsident!!1! Gut, dass Sie uns das erklärt haben, diese Annahme drängte sich nicht gerade auf.
Stellt sich raus: Ich lag falsch. Die Russen haben Dokumente rausgerückt, wenn auch erstmal nur ein paar relativ unwichtige Randdokumente. Gaby kämpft weiter.
Es ging konkret um den Abrüstungsgipfel 1960 in Paris. Die USA hatten nämlich kurz vorher in Südamerika versucht, eine friedliche Nutzung von Atombomben nachzuweisen. Das war damals in den USA und in der Sowjetunion eine ernsthafte Idee, dass man das z.B. zum Freisprengen von Flussläufen oder so verwenden könnte.
Dieser Artikel ist nur Teil 1 einer Serie, es bleibt also spannend. :-)
Viele von den angestrengten Verfahren haben nicht zum Erfolg geführt. Nicht zuletzt deswegen, weil die Bundesregierung schnell noch das Archivgesetz reformiert hat, um die Geheimdienste auszunehmen. Das hat Gaby als Bedrohung aber nicht ausgeschaltet, sondern sie hat trotzdem geklagt und Teilsiege erringen können. Das hat auch die etablierten Journalisten so beschämt, dass am Ende die "Bild"-"Zeitung" auch auf Aktenherausgabe zu klagen anfing. Weil noch Kohle übrig war, hat Gaby dann an Monsanto und Bayers Monsanto-Kauf und der EZB herumrecherchiert, an die Artikel und die Welle der Berichterstattung in den anderen Zeitungen werdet ihr euch ja noch erinnern. Die EZB war so ins Mark getroffen, dass sie sich öffentlich zu verteidigen anfing.
Ansonsten laufen gerade noch Klagen gegen den Verfassungsschutz und den BND, von denen Gaby die Akten über die Bespitzelung der Solidaritätsgruppen (gegen die Diktaturen in Chile und Argentinien) haben will. Das BfV meinte vor Gericht, diese Akten aus den siebziger Jahren seien nicht digitalisiert, sie manuell zu suchen sei ein „unzumutbarer Verwaltungsaufwand“. Wenn sie damit durchkommen, dann können wir uns das Informationsfreiheitsgesetz in die Haare schmieren.
Die Dienste wollen – und haben das mit der Novellierung des Bundesarchivgesetzes ja erreicht – eigentlich gar nichts rausrücken. Deshalb wäre jetzt der Gang zum Europäischen Menschenrechtsgerichtshof wichtig, damit die entscheiden, ob diese grundsätzliche Geheimhaltung für die Dienste noch was mit Demokratie zu tun hat. Das Bundesverfassungsgericht hat Gabys Beschwerde nicht angenommen, ohne Begründung. Gaby will hier nach Straßburg gehen, und sei es nur, um die Bundesregierung mal so richtig bloßzustellen.
Ansonsten hat sich Gaby auch an der Kohl-Witwe festgebissen, die seine Dienstakten in Oggersheim bunkert, und allenfalls die Bildzeitung ranlässt. Da in Deutschland Staatsanwälte weisungsgebunden sind, wollten die nicht gegen die Dame vorgehen, „kein Anfangsverdacht“, meinten sie, obwohl sogar das Bundesarchiv hinter diesen Akten her ist. Gaby hat Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe gegen diese Entscheidung eingelegt und gleichzeitig das Kanzleramt auf Wiederbeschaffung dieser Akten vor dem Verwaltungsgericht Berlin verklagt. Das Kanzleramt muss laut Gericht den Schriftwechsel mit Frau Kohl vorlegen, tut es aber nicht. Das kann also noch witzig werden. Beugehaft für Frau Merkel?
Diese ganzen Klagen (insgesamt sind elf anhängig) wurden durch eure Spendengeldern ermöglicht. Wenn ihr wollt, dass das weitergeht, dann könnt ihr hier einzahlen:
IBAN DE53 2004 11550192 074300Wer einen schnellen Fix braucht: hier ist ein aktueller Artikel von Gaby über die Argentinien-Wahl.
BIC COBADEHD055Oder Paypal: gaby.weber@gmx.net
Es ist ja immer sehr demotivierend, wie langsam die Mühlen der Justiz mahlen, und wie viele Verfahren nichts werden und durch die Instanzen getrieben werden müssen, und wie lange sich das alles immer hinzieht. Aber Gabys Vorstöße sind einer der wenigen Bereiche aktuell, bei denen es sich wenigstens in die richtige Richtung bewegt.
Jetzt kam die Antwort der EZB und die pullen da ernsthaft einen De Maiziere! Oder eigentlich eher so einen De Maiziere.
Sie argumentieren grob, dass das Programm den Markt nicht beeinträchtigen soll, und wenn sie jetzt sagen würden, wie ihre Investmententscheidungen aussehen, dann könnten fiese Spekulanten das ausnutzen und den Markt verzerren und damit das Programm kaputtmachen.
Nun will sich Gaby Weber im Gegensatz zur deutschen Presse mit solchen fadenscheinigen Ausreden nicht abspeisen lassen und sammelt jetzt Spenden, damit sie vor das Bundesverwaltungsgericht oder den EugH gehen kann.
Ich persönlich finde die Begründung unbefriedigend, denn der Markt wird natürlich schon durch den EZB-Kauf verzerrt, nicht erst durch Bekanntwerden des Entscheidungsweges. Ich bin ja immer wieder fasziniert über die Bullshit-Euphemismen bei Ökonomen, die bei Umweltschutzauflagen von Marktverzerrung sprechen, aber bei staatlichen Stützkäufen von Liquiditätssicherung und Marktstabilisierung.
Bei der Telepolis knallen jetzt bestimmt die Sektkorken. So viel Aufwertung durch angepisste Reaktionen der Mächtigen haben die noch nie gehabt.
Was ja der eine oder andere von euch vielleicht gar nicht wissen wird: Gaby Weber war früher selbst taz-Autorin. Als die noch auf der richtigen Seite gekämpft haben.
Update: Mir haben ein halbes Dutzend Leute die Telepolis-Replik auf den taz-Artikel geschickt, aber keiner den taz-Artikel. Liest die taz überhaupt noch jemand?
Und in der Tat: Die EZB hat Bayer den Monsanto-Kauf finanziert.
Die EZB? Haben die nicht für sowas gutbezahlte Spitzenkräfte? Experten? Leute, die wissen, was sie tun? Ja klar! So Leute wie den Herrn Weidmann von der Bundesbank, der jetzt gerne bei der EZB die Draghi-Nachfolge antreten würde.
Doch leider löffeln die Suppe nicht die Shareholder und die Manager aus, sondern der Steuerzahler. Angesichts eines drohenden Konkurses wird wohl die deutsche Bundesregierung einspringen - so geschehen bei der Bankenkrise. Auch die Bundesbank wird in diesem Fall erhebliche Verluste einfahren, denn es war Jens Weidmann, der den Kauf Monsantos finanziert hat. Das Geld nahm er aus dem Wertpapierkaufprogramm der Europäischen Zentralbank, EZB.Ja aber warte, warte, die EZB, die ist doch nicht dafür da, Privatfirmen ihre Expansionsfantasien zu bezahlen!? Die sollen doch bloß anderen Banken Geld leihen, damit die damit noch viel mehr Geld schöpfen können (Hebel 1:10 und mehr), und das dann investieren können, damit die Wirtschaft boomt. Ja, das war mal so. Dann kam die Wirtschaftskrise und die EZB hat angefangen, Staatsanleihen zu kaufen, damit die Länder sich auch dann weiter um Kopf und Kragen verschulden können, wenn ihnen niemand mehr ihre wertlosen Schuldverschreibungen abkaufen will.
Ein weniger bekanntes Programm aus der Zeit ist eines zum Kauf von privatwirtschaftichen Anleihen. Ich habe da neulich zum ersten Mal von gehört, als Varoufakis für DIEM25 seine Finanzierung des Green New Deal vorstellte. Er meinte damals sinngemäß, man müsse dafür Anleihen rausgeben, und man müsse der EZB das Recht geben, die zu kaufen, und das öffentlich kommunizieren. Das würde reichen, um einen Markt dafür zu schaffen. Kam die Frage, wieso die EZB solche Anleihen kaufen wollen würde. Und Varoufakis meinte so: Die sind verzweifelt auf der Suche nach Dingen, die sie noch kaufen können. Mit frisch geschöpftem Geld. Im Moment seien die so verzweifelt, dass die McDonald's-Wertpapiere kaufen.
Ich bin fast aus dem Stuhl gefallen. Aber wie die immer wieder großartige Gaby Weber in diesem Artikel recherchiert hat, gibt es da sogar eine öffentliche Liste als CSV-Datei, was für Anleihen die EZB gerade so gekauft hat. Als erstes springt Anheuser-Busch InBev ins Auge. Da hat die EZB also offenbar die Übernahme von Anheuser-Busch durch Inbev bezahlt. Seit dem ist Bud Lite ein belgisches Qualitätsprodukt. Ganz groß.
Auch auf der Liste sind Heidelberg Cement, Heineken, Coca Cola, Nestle, John Deere ... wie Moment, Coca Cola, Nestle und John Deere sind doch nicht mal EU-Firmen! Ja, genau!
Ach komm, Fefe, stell sich mal nicht so an. Immerhin finanziert die EZB nicht die Ölkonzerne. Oh, warte. Doch, tun sie. Shell ist auf der Liste.
Ansonsten finden sich da noch Daimer, SAP, die Deutsche Börse, die Allianz, BASF, Siemens, Hochtief, Linde, die Telekom, EnBW, E.ON, Merck, EWE, Bertelsmann, Volkswagen, Bosch, BMW, ... ich hör mal zu Scrollen auf. Alles, was in Deutschland als unabhängig erfolgreich gilt oder galt, stellt sich als von der EZB mit billigem Geld aufgepäppelt heraus. Ich wusste ja, dass die Lage schlimm ist. Aber dass sie SO schlimm ist, das schockiert mich jetzt doch ein bisschen.
Auf der anderen Seite beantwortet das die Frage, wieso die ganzen großen Konzerne eigentlich noch nicht unter ihrem Eigengewicht zusammengebrochen sind. Und es liegt nicht an ihrem Wirtschaften.
Danke, Gaby!
In der Mail wird Maaßen nach einem Treffen mit einem Anwalt der „Bild“ mit dem Satz zitiert: „Wenn das Urteil vom OVG Münster in Sachen Brunner vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt wird, werden wir dafür sorgen, dass das (Bundesarchiv-)gesetz geändert wird.“Wo ist eigentlich juristisch gesehen der Unterschied zwischen dem Verfassungs"schutz" und einer kriminellen Vereinigung? Dass man bei letzter fähiges Management annimmt?
Bei dem von Nahles geforderten Gesetz wäre ein Unternehmen verpflichtet – sobald es einen festgelegten Marktanteil für eine bestimmte Zeit überschreitet – einen anonymisierten und repräsentativen Teil seines Datenschatzes öffentlich zu teilen. Mit diesen Daten könnten andere Unternehmen und Start-ups eigene Ideen entwickeln und als Produkt auf den Markt bringen. "Die Daten gehören dann nicht mehr exklusiv Google, sondern allen", erklärte Nahles.Ich finde das ja immer bemerkenswert, mit welchem Nachdruck die Politik fordert, dass andere ihre Daten teilen, aber selbst will sie seit Jahrzehnten nicht ihre Akten rausrücken (Gaby Weber: Der Kampf um die Akten).
Gut, auf der anderen Seite spielt die SPD ja eh keine Rolle mehr. Jeder weiß inzwischen, dass man auf deren Versprechen nichts geben kann, und dass deren Forderungen populistische Nebelwerfer sind. Glücklicherweise wählt die ja auch keiner mehr.
Und es gibt einen neuen Film von ihr: Wie Monsanto seine Risiken auf Bayer abgewälzt hat. (Gabys alter Film über Monsanto, die "Bayer kauft Monsanto"-Meldung, Kontext zur aktuellen Millionenstrafe für Monsanto).
Viel Spaß beim Gucken und vielen Dank auch von mir an die Spender. Das bisschen investigativen Journalismus, das es noch gibt, müssen wir uns warmhalten.
Mit dem Geld hat sie damals ihre Rechnungen bezahlt und neue Verfahren angezettelt, quer um den Globus. In der Russischen Föderation wollen sechs Anwälte für sie die Akten vom Verteidigungsministerium und Außenamt einklagen, in Argentinien wurde schon Klage erhoben, die Sache sieht gut aus.
In Deutschland sind acht Verwaltungsklagen anhängig, BfV, BND, fünf gegen das Kanzleramt und dann will sie Maike Kohl den Staatsanwalt und den Gerichtsvollzieher schicken, um die in Oggersheim gebunkerten Akten zu befreien, mit der die Dame eigentlich eine eigene Stiftung aufziehen will. Da die Justiz nicht so richtig ermitteln will, macht sie Klageerzwingung gegen die Witwe.
Die Spenden hat sie abgerechnet, aber der Topf ist nun leer.
Es wäre ausgesprochen schade, wenn die Verfahren nicht zu Ende geführt werden können, weil es an Geld für die Gerichtskosten fehlt. Wir haben die staatlichen Akten-Verstecker ziemlich in der Defensive - auch, weil das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Jahr in Gabys Sache ein recht gutes Urteil verkündet und immerhin erklärt hat, dass die staatlichen Akten weiterhin Eigentum des Staates - also von uns allen - sind, auch wenn diese in den Parteistiftungen (privaten Stellen) versteckt werden.
Wenn ihr also wollt, dass jemand dem BND und der Adenauer-Stiftung kubikmeterweise die Akten aus den Klauen reißt und der Allgemeinheit zugänglich macht, dann wäre es schön, wenn ihr noch ein paar Euro lockermachen könntet. Ihre Kontodaten sind noch wie beim letzten Mal:
Spenden sind erbeten über Paypal: gaby.weber@gmx.netSchade, dass das immer so lange dauert, und man sich da mühselig durch die Instanzen kämpfen muss. Aber es sollte nicht daran scheitern, dass wir abgebrochen haben.oder über Comdirect IBAN DE53200411550192074300, BIC COBADEHD055
Update: Jetzt hat Heise den Namen ergänzt.
Wer Zeit und Lust hat, melde sich bitte bei ihr. Ich finde ja, Gabys Englisch ist auch gut genug, aber sie hätte gerne jemanden, der von muttersprachlichem Englisch nicht zu unterscheiden ist. Journalisten immer mit ihren Ansprüchen!1!!
Interessentinnen finden Kontaktmöglichkeiten bei gabyweber.com.
Leider hat das Gericht eine Formalie gefunden, mit der sie vermeiden konnten, sich grundsätzlich äußern zu müssen. Gaby hätte die Klage nicht an das Bundesarchiv sondern an das Kanzleramt richten müssen, sagen sie. Gaby ist, wenig überraschend, nicht erfreut:
Das Bundesarchiv und der Bundesbeauftragte für Medien hätten diesen Hinweis geben müssen aber unterlassen. Ich habe geklagt gegen die Bundesrepublik, vertreten durch das Bundesarchiv, aber die Klage ging gegen die Regierung insgesamt.Ich bin ehrlich gesagt entsetzt, dass das Verfassungsgericht hier nicht klar Tisch gemacht hat. Wollen die wirklich auf der Seite der Geschichtsbücher landen am Ende?! Ist mir völlig unklar, was hier passiert ist. Das Money Quote aus dem Urteil ist leider das hier:Ich frage mich, warum meine Verfassungsbeschwerde überhaupt angenommen worden ist, wenn sie jetzt mit einer Null-Inhaltlichen Begründung verworfen wurde. Ich vermute, dass am Ende die Verfassungsrichter sich dem politischen Druck gebeugt haben. Ich kenne das aus südamerikanischen Bananenrepubliken, in Argentinien nennen sie das „gobernabilidad“ – wenn das Recht zurücktreten muss, weil die Politiker (und die Wirtschaftsführer) den Souverän, das Volk, die Wähler, weiter belügen und von Entscheidungsprozessen ausschließen wollen. Es ist das Gegenteil eines Rechtstaats. Ich werde jetzt mit meinem Anwalt, Raphael Thomas, die Sache beraten und sehen, wie wir weiter machen. Evtl. gehen wir nach Straßburg. Darüber informiere ich demnächst.
Insbesondere erstreckt sich der Informationszugangsanspruch von vornherein nicht auf Dokumente, die eine informationspflichtige Stelle für die Erfüllung ihrer Aufgaben zwar beschaffen könnte oder auch müsste, sich aber nicht beschafft hat.Ja, da kann man dann halt nichts machen!1!!
Sehr schade und sehr beunruhigend.
Die argumentieren da an einer Stelle ernsthaft, na wenn der Gesetzgeber da keinen funktionierenden Klageweg explizit vorgesehen hat, dann wollten sie wohl auch nicht, dass man da als Bürger klagen kann. Ich bin sprachlos.
Ich habe mich letzte Woche nochmal mit Gaby getroffen und mir ein paar Notizen gemacht, was sich so in der Zwischenzeit ereignet hat.
Eines der Hauptkonfliktgebiete ist ja, dass viele Kanzler und Minister nach ihrer Zeit ihre Akten nicht wie gesetzlich gefordert dem Bundesarchiv geben, sondern die entweder bei sich zuhause lagern, oder wenn sie inzwischen gestorben sind, dann lagern die beim Nachlassverwalter oder der Familie, oder, auch sehr häufig, sie lagern bei den "parteinahen Stiftungen" (Adenauer-Stiftung, Naumann-Stiftung, etc, übrigens mit Steuermitteln finanziert!). Im Bundesarchiv kann man Einblick nehmenn, bei diesen Stiftungen nicht. Das ist für Gaby Weber und alle anderen ordentlichen Journalisten völlig inakzeptabel, aber irgendwie ist Gaby Weber die Einzige, die da mal richtig Drohkulissen aufgefahren hat. Konkret ging es um die Genscher-Akten. Das Auswärtige Amt hatte wohl keine, das Bundesarchiv auch nicht, und Gaby hat dann (nicht zuletzt dank eurer Spenden) genug Drohkulisse aufbauen können, dass sie einen ordentlichen anwaltlichen Brief geschrieben hat, der so durchargumentiert war, dass klar war, dass der auch direkt vor Gericht als Anklage oder Urteilsbegründung dienen könnte. Daraufhin sind die eingeknickt und völlig überraschend haben sich einen Tag vor Ablauf der Frist, die Gaby gesetzt hatte, 26 Umzugskartons mit Handakten materialisiert. Nun heißt das nicht, dass die sofort alle zur allgemeinen Verfügung stehen. Auf einigen Inhalten wird noch eine Sperrfrist liegen (30 Jahre sind da Standard), aber jetzt kann auf Fallbasis Einblick beantragt werden, und der Gerichtsweg steht offen. Ein großer Sieg für die Demokratie und den Journalismus, wenn ich mich fragt. Dank eurer Spenden!
Gaby erzählte, dass die Fronten ganz lustig sind, weil das Bundesarchiv und das Auswärtige Amt natürlich auch eigentlich die sein wollen, die die Akten haben, und die eigentlich schon längst hätten haben sollen, aber die haben sich nicht getraut, da ihre Parteifreunde und Kollegen zu verärgern und richtig Druck zu machen, da brauchte es externen Druck durch Gaby.
Das nächste Ergebnis eurer Spenden ist, dass Gaby jetzt den Mossad auf Akteneinsicht in der Eichmann-Sache verklagt. Ja, den Mossad. In Israel. Den Geheimdienst. Man würde denken, dass das aussichtslos ist, aber den ersten Achtungserfolg hat sie schon erreicht: Der Mossad hat seit vielen Jahren Eichmann auf ihrer Homepage gehabt, weil das ja sozusagen ihr Gründungsmythos ist. Aber jetzt seit kurzem, seit Gabys Schreiben da eingegangen ist, ist da kein Eichmann mehr. Und Gaby meinte, auch die Suchmaschine spuckt plötzlich kein Eichmann mehr aus.
Gabys Theorie dazu ist, dass der Mossad tatsächlich keine Akten zu Eichmann hat, weil sie genau wie alle anderen überrascht wurden, als der angeblich von ihnen entführte Eichmann plötzlich in Israel aus dem Flugzeug kam. Aber das lässt sich ja klären, wenn die Akten endlich einsehbar sind :-)
Gaby erzählte, dass es wohl vergleichsweise schwierig ist, in Israel Anwälte zu finden, die in dieser Sache gegen den Mossad klagen wollen. Aber am Ende hat sie doch jemanden gefunden. Mal gucken, wie sich das entwickelt.
Und weil der Mossad noch nicht krass genug ist als Endboss, verklagt Gaby auch gleich noch die russischen Verteidigungs- und Außenministerien auf Aktenherausgabe. Wieder in der Causa Eichmann. Das Verteidigungsministerium, weil denen der Auslandsgeheimdienst GRU unterstellt ist. Popcorn!!
Ja und dann steht da in den nächsten Tagen ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes an:
Verfassungsbeschwerde gegen verwaltungsgerichtliche Entscheidungen gegen die Bundesrepublik Deutschland als Träger des Bundesarchivs, die die Versagung der Bereitstellung von Akten zur Einsichtnahme betreffen.Dieses Verfahren hat jetzt durch den Tod von Helmut Kohl eine besondere Brisanz und Dringlichkeit erhalten. Das sieht auch das Bundesverfassungsgericht so und hat dem Vernehmen nach die Entscheidung vorgezogen — die war eigentlich erst Ende des Jahres geplant. Ich deute das als gutes Omen und bin sehr gespannt.
Wenn ihr gespendet habt, dann: Herzlichen Dank! Wenn nicht, dann könnt ihr es euch ja jetzt nochmal überlegen :-)
Aus ihrem Ankündigungs-Rundschreiben dazu:
In Argentinien sind 20 Millionen Hektar mit gentechnisch veränderter Soja bepflanzt. In Monokultur. Das Land wird mit Herbiziden, Insektiziden, Fungiziden und künstlichem Dünger überflutet. Argentinien hält den weltweiten Rekord, was den Verbrauch an Glyphosat angeht. Anfangs war das für die Landwirte, die Saatgutverkäufer und die Chemie-Konzerne ein Freudenfest. Allen voran: Monsanto. Heute ist das Modell Monsanto gescheitert. Nicht für die Investmentfonds, aber für die Landwirte vor Ort und für die Verbraucher in den Städten. Heute ist die Krebsrate in den Soja-Anbaugebieten zwei- bis dreimal höher als in der Stadt. Riesige Landesteile sind überschwemmt, weil der Boden die Niederschläge nicht mehr aufnehmen kann. Und was die Lebensmittelindustrie von diesen Feldern in die Supermärkte bringt und exportiert, ist giftig.So gehet denn hin und gucket euch den Film an, und wenn ihr ein paar Euro übrig habt, dann spendet sie Gaby, auf das sie noch mehr Filme drehe!Ich habe diesen Film ohne finanzielle Hilfe angefertigt, für Spenden bin ich dankbar. Vor allem aber bitte ich Euch, ihn zu verbreiten. Die Zulassung von Glyphosat in der EU läuft dieses Jahr aus, und Monsanto unternimmt alles, um ein Verbot zu verhindern. Zeigt diesen Film, wo immer es möglich ist.
Update: Ein Leser merkt an, dass die Kontodaten am Ende falsch sind. Da steht:
DE53.1155.0192.0743.00
DE53.2004.1155.0192.0743.00
Was haben Daniele Ganser, Rainer Mausfeld, Konstantin Wecker, Gaby Weber und Mathias Bröckers gemeinsam?
Außer, dass ich sie alle mal im Blog erwähnt habe jetzt.
Die sind im Beirat von Rubikon, einem neuen Experiment, wie man heutzutage ordentlichen, kritischen Journalismus machen kann. Und die sind zusammen nicht mal die Hälfte des Beirats. Aber seht selbst.
Die Ansprüche sind hoch, und ich wünsche den Machern alles Gute. Wer schon mal bei einer Friedensdemo mitgemacht hat, wer gegen den Irakkrieg war, wer der Nato kritisch gegenübersteht, wer Frieden erstrebenswerter als Krieg findet, der findet dort möglicherweise ein neues Zuhause. Aber es geht natürlich nicht nur um Krieg und Frieden, auch um Kapitalismus und andere Fragen unserer Zeit.
Die Hauptfrage dabei, wie man ordentlichen Journalismus machen soll, bleibt natürlich auch hier die Frage nach der Finanzierung. Wer also kluge Ideen hat, oder ein paar Euro zum Spenden übrig hat, … :-)
Genug Kohle, dass die Bundesregierung schnell das Archivgesetz reformiert hat, um die Geheimdienste auszunehmen.
Das ist ein Riesenskandal. Aber es ist auch ein bisschen erfreulich, zu sehen, auf wie dünnem Eis deren Bullshit gebaut ist, dass die sich zu so entlarvenden Gesetzesänderungen genötigt sehen, nur weil eine Journalistin ein bisschen mit Klage droht.
Aber fürchtet euch nicht, es gibt noch genug andere Dinge freizuklagen.
Es war also höchste Zeit, da mal was zu machen, und der Ansatz, über den ich mich auf dem 33c3 ein bisschen mit Ulf Buermeyer unterhalten habe, der da Gründer und Vorsitzender ist, ist die Gesellschaft für Freiheitsrechte mit der nicht zufällig EFF-nahen Abkürzung GFF.
Deren aktuelle Aktion ist eine Klage gegen das neue BND-Gesetz. Das klingt jetzt ein bisschen nach Feuerwehreinsatz, um ein in den Brunnen gefallenes Kind rauszuziehen, und das stimmt ja auch irgendwie, aber das muss halt auch jemand machen. Die GFF hat aber auch langfristig das Ziel, die Community mal aus der Defensive zu holen und ein paar strategische Klagen zu führen.
Das Hauptproblem an der Sache ist, dass die EFF und die ACLU zehn- bis hunderttausende von Fördermitgliedern haben, und daher natürlich viel mehr Aktionsspielraum haben als so eine Neugründung. Damit das etwas werden kann, brauchen wir hier in Deutschland auch eine Kultur des Spenden-Abos, ein Akzeptieren der eigenen Verantwortung, Dinge besser zu machen, und nicht bloß darauf zu warten, dass da mal jemand was tut.
Ich würde euch also alle mal bitten, mit euren Bekannten das Gespräch zu suchen in dieser Angelegenheit. Welche Organisation das am Ende macht ist ja erstmal zweitrangig, aber dieses "ich bin unzufrieden, also spenden ich mal jemandem was, der das dann besser macht" ist in den USA viel üblicher als bei uns, und ich fürchte, dass wir da auch hinkommen müssen. Das muss man letztlich sehen wie eine Spende für Amnesty oder Greenpeace oder das Rote Kreuz oder so. Nur dass es halt dem Erhalt des Rechtsstaates und der Freiheitsrechte hier bei uns zugute kommt. Die Leute reden immer von "unseren Werten", aber kaum jemand ist im Zweifelsfall auch bereit, dafür auch persönliche Verantwortung zu übernehmen. Wir zahlen Steuern, die benutzt werden, um es schlimmer zu machen. Ich fürchte, wir müssen auch sowas wie eine Gegensteuer zahlen, um es wieder besser zu machen.
Nachdem ich euch gesagt habe, dass die GFF eigentlich Langzeit-Spender-Abos braucht, sei auch noch mal explizit darauf hingewiesen, dass die auch kurzfristige Einmalspenden brauchen. Wer sich also das langfristige Commitment nicht leisten kann, sollte sich zumindest eine Einmalspende aus den Rippen leiern :-)
Die GFF wird übrigens auch bei Gaby Weber mithelfen. Und von Gaby Weber kann ich stolz verkünden, dass da jetzt "die ersten Runden finanziert sind" und sie sich jetzt mit der juristischen Streitaxt ins Scharmützel stürzt. Vielen Dank an alle edlen Spender, und vielleicht brauchen wir ja bald keine Direktspendenaufrufe von Klägern wie Gaby nicht mehr, weil wir die GFF haben, die dann einspringt.
So, jetzt geht es konkret darum, dass sie auch vom "Verfassungsschutz" ein paar Akten einsehen wollte, aber die haben sich erst verklagen lassen und aktuell vor dem Verwaltungsgericht in Köln gewonnen. Gaby hat mir einen kleinen Erklärtext geschickt:
Das Kölner Verwaltungsgericht hat jetzt das Bundesamt für Verfassungsschutz de facto von der Auskunftspflicht befreit, obwohl es dazu nach dem Bundesarchivgesetz verpflichtet wäre. Es reicht aus, wenn das BfV - Weltmeister im Schreddern - meint, die Arbeit des Heraussuchens der begehrten Akten sei eine "nicht zumutbare Arbeit". Geklagt hatte Gaby Weber, es ging um die Zusammenarbeit der Verfassungsschützer mit dem argentinischne Folter-Regime.Das ist natürlich nicht gut, dass das Verwaltungsgericht so entschieden hat, aber die gute Nachricht ist: Es gibt auch noch höhere Instanzen, und vor die möchte Gaby jetzt ziehen. Es laufen da übrigens auch noch ein paar andere Kriegsschauplätze, unter anderem gegen den Bundesnachrichtendienst.
Es ist wichtig, diese Diskussion auch über die Gerichte zu führen. Die öffentliche Diskussion über Aktenöffnung ist in Deutschland erst zehn Jahre alt, jetzt gilt es eine entsprechende Rechtsprechung zu bekommen.Gaby führt auch eine Klage gegen das Bundesarchiv wegen Untätigkeit (weil die es nicht geschafft haben, die Akten zu beschaffen, für deren Lagerung sie zuständig sind). Diese Klage wird demnächst vor dem Verfassungsgericht entschieden. Gaby formuliert es schön plakativ:
es geht um den bandenmässigen Diebstahl von amtlichen Dokumenten durch Minister und Bundeskanzler, die ihre Akten nach ihrem Ausscheiden in privaten Partei-Archiven verstecken. Es geht auch um die Klage gegen den BND wegen Offenlegung der Berichte seines Residenten an der Botschaft in Buenos Aires. Die Sache hängt beim Bundesverwaltungsamt.Und wenn jetzt ein bisschen Kohle reinkommt, hat Gaby noch eine Liste an anderen Klagen, die mal jemand führen müsste.
Wenn ihr also mal unsere Regierung zur Rechenschaft ziehen wollt, den Diensten mal ein paar Stöcke zwischen die Beine werfen wollt, aber euch der Gerichtsweg gegenüber dem gewaltsamen Aufstand als der bessere Weg erscheint, dann habt ihr jetzt Gelegenheit, Gaby ein paar Kröten zu überweisen, und sie wird das dann in unser aller Namen machen. Und das ist ja wohl hoffentlich allen klar: Eine größere Furcht als vor der Veröffentlichung von Akten gibt es in der Politik nicht.
Spenden nimmt Gaby wie folgt an:
Spenden sind erbeten über Paypal: gaby.weber@gmx.netDer Streitwert ist glücklicherweise vergleichsweise moderat, d.h. eure Spenden-Euros können gleich eine ganze Serie an Klagen finanzieren, wenn da jetzt ein bisschen was bei rumkommt. Gaby wird damit dann eine Spur der Verwüstung durch die "parteinahen Stiftungen" und ihre Aktenverstecke ziehen. Frohes Fest!oder über Comdirect IBAN DE53200411550192074300,
BIC COBADEHD55.
Update: Spendet lieber per Überweisung als per Paypal. Paypal ist schon mehrfach negativ aufgefallen und steht daher nur als Notfall-Alternative hier. Wenn da zu viel per Paypal reinkommt, machen die womöglich das Konto zu (warnt mich auch gerade ein Paypal-Mitarbeiter).
Update: Der Paypal-Mitarbeiter empfiehlt, da "Spende für Gerichtskosten" oder so dranzuschreiben. Well duh! Aber hey, wenn's hilft. :-)
Update: Die IBAN war richtig, die BIC subtil falsch:
IBAN DE53200411550192074300
BIC COBADEHD055
Nun braucht man die BIC eh nicht für Inlandsüberweisungen, insofern hat das hoffentlich niemanden betroffen.
Und weil es Gaby Weber ist, kommen nicht nur Theorien und Mutmaßungen sondern das ist alles schön belegt. Viel Spaß beim Gucken (Laufzeit: eine knappe Stunde)
Hier ist ihr Kommentar:
Ich verstehe auch nicht, wieso Deutschland da einen Sonderweg gehen muss. Selbst anerkannte Triebtäter-Geheimdienste, vielfach für Mord und Totschlag verantwortlich, für Folter und Putsche, SELBST DIE öffnen ihre Akten nach soundsoviel Jahren ganz selbstverständlich für die Öffentlichkeit. Und da stehen dann so Dinger drin wie dass sie an einem "Heart Attack Gun" gearbeitet haben. Die US Army hat ihre "Gay Bomb" deklassifiziert, ohne dass die Welt unterging. Wenn die USA bei sowas hier die Geheimhaltung aufheben können, und Deutschland das Bekanntwerden der Nazi-Vernichtungslager überlebt hat, was haben denn dann bitte der BND und Verfassungsschutz für Verbrechen gegen die Menschheit begangen, dass das angeblich so schlimm ist, dass man das nicht veröffentlichen kann, weil sonst der Ruf Deutschlands Schaden nehmen könnte?!
"Ja, klar, die haben ein paar Millionen Juden vernichtet, aber das ist ja noch GAR NICHTS! Schau mal hier, was der BND neulich offenlegen musste!!1!"
Ich kann mir das gar nicht ausmalen, was da eigentlich der Gedankengang dahinter sein könnte.
Das Gesetz regelt, dass amtliche Informationen im Bundesarchiv erst dann eingesehen werden können, wenn eine Schutzfrist von dreißig Jahren abgelaufen ist. Das galt jedoch bisher nicht für Unterlagen, die bereits nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) prinzipiell offenstanden.
Wie jetzt? Aber das ist ja noch kein Grund, das Gesetz nach Gaby Weber zu benennen. Das hier ist der Grund:
Nach dem neuen Entwurf sollen Akten von Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst (BND) und Co. nur noch dann dem Archiv angeboten werden, wenn die Dienste selbst keine „überwiegende[n] Gründe des Nachrichtenzugangs“ sehen. Danach könnte etwa der BND selbst entscheiden, ob er eigene Dokumente auch nach Jahrzehnten noch schutzwürdig findet – eine Regelung, die er zur extensiven Geheimhaltung ausnutzen könnte.
Öh, … und wieso machen sie das jetzt? Na wegen Gaby Weber!
In den letzten Jahren musste der BND unter anderem Unterlagen zu Adolf Eichmann herausgeben, die zeigen, dass die Vorgängerorganisation des BND fünf Jahre vor dem Mossad bereits Kenntnis vom Aufenthaltsort von Adolf Eichmann hatte. Nach der Gesetzesnovelle könnten solche Akten weiter im Giftschrank lagern.
Ja super!!
Update: Ein Leser dementiert:
die erste Behauptung, dass Akten die nach IFG schon benutzbar waren nun nicht mehr benutzbar sind, ist falsch. Im neuen BArchG werden in §11 Absatz 5 die Schutzfristen außer Kraft gesetzt, wenn die Akten schon nach IFG benutzt wurden.
Die Schutzfristen der Absätze 1 bis 3 sind nicht auf Archivgut des Bundes anzuwenden,
- das aus Unterlagen besteht, die bereits bei ihrer Entstehung zur Veröffentlichung bestimmt waren, oder
- soweit es aus Unterlagen besteht, die vor der Übergabe an das Bundesarchiv nach einem Informationszugangsgesetz zugänglich gemacht worden sind.
Das Gegenteil ist eigentlich der Fall, früher gab es das Paradoxon das offene Akten wieder eine Schutzfrist bekamen wenn sie Archivgut des Bundes wurden. Dies wurde aber auch schon im derzeit gültigen Archivgesetz geändert.
In den ersten Jahren nach Israels Staatsgründung sollen angeblich Tausende von Kleinkindern im Krankenhaus direkt nach der Geburt ihren jemenitischen Eltern weggenommen und "westlichen" Familien gegeben worden sein.
WTF?!
Update: Oh wow, da scheint tatsächlich was dran zu sein. Und blubbert auch schon länger. Das klingt ja auf den ersten Blick wie eine Neuauflage der Protokolle der Weisen von Zion. Heilige Scheiße, wieso würde denn Juden die Kinder anderer Juden entführen?
Ich habe mich da vorhin mit Gaby Weber drüber unterhalten, und die meinte, in Argentinien gab es ja auch Kindesenführungen, nur halt unter Mithilfe der katholischen Kirche. Und sie meinte, die hätten sich das damals so zurecht gelegt, dass sie ja den Kindern was Gutes tun, wenn sie die Kinder armer Leute nehmen und in wohlhabende Familien verpflanzen. Dann haben die viel mehr Chancen im Leben!1!!
Es ist doch immer wieder faszinierend, was sich Menschen alles schönreden können.
Und nicht nur berichten sie, sie sind voll des Lobes!
Vielleicht kriegt Gaby jetzt doch mal soetwas wie Genugtuung, und ihre Arbeit wird mal angemessen gewürdigt. Ich gönne es ihr jedenfalls von Herzen!
Gaby Weber kämpft gerade in einer ähnlichen Angelegenheit in Karlsruhe vor Gericht, und das könnte ein gutes Omen sein, wenn sich da jetzt endlich mal der Wind dreht.
Die Umbenennung war 1935, und Iran heißt übersetzt "Land der Arier". Wikipedia schreibt:
Reza Schah begann auch die Politik der Hinwendung zum vorislamischen Iran, benutzte Krone, Mantel und Banner nach altiranischem Vorbild, führte den iranischen Kalender ein und verlangte ab 1935 – nicht ganz unbeeinflusst durch das nationalsozialistische Deutschland, zu dem der Schah gute Beziehungen unterhielt – vom Ausland, das Land Iran („Land der Arier“) und nicht mehr Persien zu nennen.Aber wie das häufig so ist, ist die Wahrheit ein wenig komplizierter. Gaby Weber hat dazu vor ein paar Jahren mal ein paar Akten aus dem Auswärtigen Amt befreit.
Zwischenzeitlich gab es nämlich die Propaganda-Story, dass der Iran sich umbenannt habe, um sich an die Nazis heranzumachen, oder auf "Einflüsterung" der Nazis, mit denen sie sympathisierten.
Stattdessen geht aus den Akten hervor, dass die Perser mit den Nazis alles andere als befreundet waren, besonders als die sich plötzlich ein Monopol auf das "Ariertum" anzueignen versuchten. Dieser Artikel ist so voller großartiger Details, dass ich ihn hier am liebsten in Gänze zitieren würde!
Das Fass zum Überlaufen brachte die Entscheidung der Nazis, ein Monopol für das Ariersein zu verkünden - das Markenzeichen der Perser seit dreitausend Jahren. Da musste der Leibarzt von Reza Khan, vor seinem Besuch in Berlin 1935 eine "besondere Genehmigung" einholen, weil er Jude war und für seinen geliebten Schah Medikamente einkaufen wollte. Eine Zumutung für den Pfauenthron!HARR HARR HARRAn deutschen Universitäten wurden persische Studenten, schahtreue junge Männer der Militärakademie, allein wegen ihres Äußeren, Opfer rassistischer Angriffe. Die Akten des AA und der deutschen Gesandtschaft in Teheran berichten, wie sie von Schlägertrupps der SA, den selbsternannten "Ariern", gedemütigt, öffentlich als "Polakken" beschimpft und von der Gestapo inhaftiert werden. Regelmäßig mussten sich die deutschen Diplomaten im persischen Außenministerium entschuldigen.
Die Namensänderung von Persien in Iran war wohl eher ein unfreundlicher Hinweis des Schah an Hitlers Adresse, wer hier Arier ist und wer nicht. "Eingeflüstert" wurde da nichts.
Gaby Weber hat dazu beim Deutschlandfunk ein Feature gemacht, 45 Minuten Audio. Lohnt!
Der Stroessner hat damals erstmal Menschenjagd auf Indianer gemacht, die der Rinderzucht im Wege waren. Und zwar haben die Rinderzüchter damals Regenwald abgeholzt, um auf dem Boden Rinder züchten zu können, und damit die Jagdgründe der dort lebenden Indianer dezimiert. Die haben daraufhin gelegentlich zu wenig Essen vorgefunden und dann halt ein Rind von der Weide gejagd. Daraufhin haben die Rinderzüchter Jagd auf die Indianer gemacht und in Reservationen gefahren, wo die an Unterernährung und Krankheiten wie Grippe gestorben sind.
Das Auswärtige Amt hat sich damals dazu geäußert, dass von einer Verfolgung von Indianern nicht die Rede sein könne.
Wenn ihr den Film gut findet, und möchtet, dass es für Journalisten wie Gaby Weber einen Anreiz gibt, solche Filme zu produzieren, dann benutzt bitte den Paypal-Spenden-Knopf unten auf ihrer Homepage. Oh und ihr könntet auch mal beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk anfragen, wieso die nicht mal Gaby Weber Geld geben, auf dass sie einen ordentlichen Dokumentarfilm macht.
Hier ist der Begleittext zu "Krater für den Frieden":
Nach offizieller Lesart tragen die Sowjets bis heute die Alleinschuld an der deutschen Teilung, dem Kalten Krieg und dem Rüstungswettlauf. Doch: 1959 war die Erd-Atmosphäre durch die Atomtests radioaktiv verseucht und der sowjetische Staatschef, Nikita Chroustschow, forderte vor den Vereinten Nationen ein Ende des Rüstungswettlaufs und ein Ende aller Atomtests.Viel Spaß beim Angucken!Gleichzeitig wollte er einen Friedensvertrag für ein vereinigtes und neutrales Deutschland. Diese Vorschläge sollten auf einer Gipfelkonferenz im Mai 1960 in Paris von den alliierten Siegermächten verhandelt und beschlossen werden.
Doch durch gezielte Provokationen änderten die USA den Lauf der Geschichte zu Lasten Russlands, Deutschlands und Europas für die nächsten 29 Jahre. WIE? und WARUM? Wie gelang es den USA, die Abrüstung und ein neutrales Gesamtdeutschland zum Scheitern zu bringen? Warum werden wichtige Atomversuche in Patagonien bis heute verschwiegen, dafür aber eine „heldenhafte Entführung“ eines Nazi-Kriegsverbrechers durch den Mossad erfunden?
Auch das Erdbeben 1960 in Chile, das bisher stärkste in der Menschheitsgeschichte, gilt nach wie vor als Naturkatastrophe – und nicht als durch die US-Atomversuche ausgelöst. Bis heute wird die Weltöffentlichkeit über diese Katastrophen schamlos belogen.
In den Archiven der USA, der Bundesrepublik, Argentiniens und der Katholischen Kirche indessen, finden sich Dokumente, die ein Licht auf die wahren Ereignisse und auf die Machenschaften von CIA und Pentagon werfen. Aus den Recherchen zu den Hintergründen entstand der Dokumentarfilm „Krater für den Frieden“, der mit Zeitzeugen und frei gegebenen und eingeklagten Dokumenten bisher sorgfältig versteckte Zusammenhänge aufdeckt.
Wem der Name nichts sagt: Sie war Gast in Alternativlos 26.
Ich möchte zu beidem kurz Stellung nehmen.
Erstens: Das habe ich nicht nötig, meine Fehler mit Medienkompetenzgelaber zu kaschieren. Bei mir gibt es an einigen Tagen mehr Korrekturen in Updates als Inhalt. Diesen Kritikpunkt kann ich nicht akzeptieren. Wenn ich von Training rede, meine ich auch nicht, dass ich euch plump ins Gesicht lüge (auch wenn das möglicherweise eines Tages geschehen wird, nur um mal zu sehen, was dann eigentlich passiert). Damit meine ich, dass ich einem Artikel einen Spin gebe, der nicht aus dem Inhalt des Artikels zu rechtfertigen ist. Um das festzustellen, müsst ihr selber den Artikel lesen und verstehen. Das will ich gerne herbeiführen.
Einige Leser haben mir geschrieben, dass sie mein Blog als Linksammlung sehen, und lieber nicht wollen, dass sie allen Links hinterherlaufen müssen. Die Frage war dann, ob sie mir als Linkquelle noch trauen können. Die Antwort ist: Nicht mehr oder weniger als vorher beziehungsweise als jeder anderen Quelle auch. Damit müsst ihr überall rechnen, dass eure Nachrichtenquelle aus Inkompetenz oder bösem Willen Desinformation verbreitet. Der einzige Unterschied ist, dass ich das ehrlich ansage.
Zum zweiten Punkt (ich soll lieber mehr recherchieren und lange Artikel schreiben). Das wird nicht geschehen. Ich bin hier kein Krautreporter oder so. Wenn ich was längeres zu sagen habe, schreibe ich das ja auch hier, aber im Allgemeinen habe ich einfach nicht genug zu den Dingen zu sagen, um damit längere Artikel zu füllen. Und wenn ich doch mal was zu sagen habe, und hier was längeres schreibe, gibt es so gut wie jedes einzelne Mal praktisch nur negatives Feedback dazu. Ich verstehe das wohl, dass ihr (und ich ja auch!) gerne ordentlichen Journalismus irgendwo hätten, mit ordentlicher Recherche, keine Fehler machend, trotzdem zeitnah berichten, … wollen wir alle. Wird nicht geschehen, jedenfalls nicht von mir. Dafür müsste ich das zu meinem Beruf machen, und ich müsste mich jeweils auf eine Story einengen und solange alles andere ausblenden. So funktioniere ich nicht. Und das ist auch nicht mein Anspruch an mich. Ich glaube auch nicht, dass das glücklich machen kann, ehrlich gesagt. Mein Lebensmodell läuft so ab, dass ich große Aufgabe in kleinere Blöcke unterteile, und für die muss es jeweils einen messbaren Gewinn geben, der mich dann für den Rest motiviert.
Das ist die Kunst bei Softwareentwicklung, dass man häufige kleinere Erfolgserlebnisse hat. Bei Recherchen zu einem großen Artikel müsste man mental so gestrickt sein, dass man die Recherchen an sich schon als Erfolg wertet, wenn man da was findet. Auch wenn man das nicht mit anderen teilt. So bin ich nicht drauf. Ich bewundere Menschen wie Gaby Weber, die das können. Ist nicht mein Ding.
Aber bei Medienkompetenz, da kann ich was reißen. Das vermute ich nicht nur, das weiß ich. Von Zuschriften, die ich kriege. Nicht nur bei Politik, auch bei Software. Da hat vor ein paar Tagen jemand gatling bei Hacker News gepostet, mailte mir jemand. Bei den Kommentaren gab es dann so Sachen wie "das behaupten ja alle Webserver von sich, schnell zu sein". Ja, heute. Damals nicht. Damals gab es keine skalierenden Open Source Webserver (die ältesten Dateien im CVS sind von Oktober 2003). nginx kam nach gatling (AFAIK). Ob es lighttpd schon gab, weiß ich nicht mehr. Kann sein, aber ich habe erst deutlich später davon gehört. Hier habe ich also den Trend gestartet oder ihm vorgegriffen.
Ein anderer Kommentar dort war, ach der Fefe, der kann ja kein C. Mit Verweis auf einen Bug, den ich 2007 oder so gegen gcc gefiled hatte, weil gcc anfing, ein assert wegzuoptimieren, weil es signed integer overflow hatte, was in C undefined behavior ist. Heute ist das schon fast Allgemeinwissen, aber damals war es das nicht. Nicht nur war es das damals nicht, ich bilde mir auch ein, da als einer der ersten drauf hingewiesen zu haben. Nicht nur dass das passiert, sondern auch dass das Security-Implikationen hat. Klar kann man da heute drauf zeigen und sagen: haha, der Fefe, der macht lauter offensichtliche Dinge. Oder man kann sagen: Fefes Ansatz funktioniert, unter anderem Dank seiner öffentlichen Hinweise ist das heute bekannt und ein alter Hut.
Ich weiß, dass ich beim Programmieren erfolgreich einige Ideen verbreitet habe. Und ich glaube auch zu wissen, dass das beim Blog funktioniert. Das scheint also eine meiner Stärken zu sein, das sollte ich weiter machen.
Update: Eine Sache noch. Ein Talking Point zu mir ist auch häufig "Der Fefe hat viele Leser, der hat eine Verantwortung!" Sehe ich genau so! Deshalb mache ich das Medienkompetenztraining ja. Wenn ich morgen vom Bus überfahren werde, und meine Leistung war, dass ich euch Links vorgefiltert habe, dann ist das weg, wenn ich weg bin. Wenn meine Leistung war, dass ich euch trainiert habe, Bullshit als solchen zu erkennen, dann lebt das weiter. Was ich hier mache, mache ich zum großen Teil gerade deswegen, weil ich glaube, in der Verantwortung zu sein. Ich rede hier manchmal flapsig von meinem Bildungsauftrag, aber bei allem Humor: Das sehe ich wirklich so.
Übrigens fällt als roter Faden bei Daniele Ganser und bei Gaby Weber auf, wie sehr die Wikipedia inzwischen Teil des Problems geworden ist, statt der Lösung. Sehr bedauerlich. Wie lange die wohl noch haben, bis die Lügenpresse-Chöre sich der Wikipedia zuwenden? Wenn man bedenkt, mit welch hehren Ansprüchen die mal gestartet sind, und heute gilt dort Faustrecht und abwertende Sätze wie
Er greift Verschwörungstheorien zum 11. September 2001 auf und stellt sie als diskutable wissenschaftliche Erklärungen dar.werden vom Establishment gegen Korrektur geschützt. Auch dieses "Ganser besuchte eine Waldorfschule" riecht ja förmlich nach einem misantropen Blockwart im Hintergrund, der sich die Hände reibt, dass er es da aber mal jemandem so richtig gegeben hat.
Ich möchte den Anlass nutzen, auf Gabys Youtube-Kanal hinzuweisen, den bisher noch nicht so viele Menschen entdeckt haben. Insbesondere solltet ihr euch alle mal die Zeit nehmen und euch ihren Film "Desinformation" anschauen (Achtung: anderthalb Stunden lang! Mal am Wochenende oder so, damit auch Zeit zum Reflektieren ist)
Wer Gabys Arbeit unterstützen möchte, kann per Paypal an gaby.weber@gmx.net spenden (wir brauchen da mal eine ordentliche Spenden-Infrastruktur, die nicht auf Paypal und co angewiesen ist), wozu ich euch hiermit aufrufen möchte. Während beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk Doku-Dramen produziert werden, ist für Journalismus wie den von Gaby Weber leider aus unseren Rundfunkabgaben kein Geld mehr übrig.
»Ich bin kein Spion«, so Bogado über seine Rolle in der Affäre, »nur ein Informant.« Also einer, der »auf der Straße die Ohren aufhält, um den Terrorismus zu bekämpfen«. Sein Auftrag war, das Vertrauen des Chefs der iranischen Gemeinde zu gewinnen.:-)
Update: Wenn ihr sonst nichts lest heute, lest diesen Artikel. Zum Totlachen!
Aber ich fürchte, der Zug ist schon lange abgefahren. Eine weitere Fußnote in den Geschichtsbüchern.
Nun argumentierte man plötzlich mit dem Argument, dass selbst wenn Mercedes-Benz USA in Kalifornien "zu Hause" wäre und von der Konzernzentrale in Stuttgart abhängen würde, er nicht der allgemeinen kalifornischen Gerichtsbarkeit unterworfen werden könne. Eine Eröffnung wäre ein negatives Signal an „Investoren“, schrieb Justice Ginsburg.Das ist ein schwerer Schlag, weil jetzt nur noch die Gerichte in Argentinien Verfahren gegen Daimler am Laufen haben, und da hat Gaby nicht viel Hoffnung auf Gerechtigkeit.
Die argentinische Justiz ist korrupt, und die Regierung will oder kann sich nicht mit dem Konzern anlegen.Es ist schon erschütternd, in was für einer Welt wir leben. Für mich tun sich Parallelen zum Fall HSBC auf. Als die erwischt wurden, Geld von mexikanischen Drogenbossen zu waschen, und Banking für Al-Kaida-Terroristen zu betreiben, da war keine Frage, ob US-Gerichte zuständig sind. Das ist eine internationale Firma, die Business in den USA macht. Selbstverständlich ist die US-Justiz auch für deren Geschäfte in Mexiko und Arabien zuständig! Die US-Justiz hält sich auch völlig zweifelsfrei für Geschäften mit Kuba für zuständig. Im Fall HSBC haben die zuständigen Stellen dann zwar auf ernstzunehmende Strafen verzichtet, mit einer ähnlichen Argumentation übrigens, aber immerhin haben sich überhaupt Stellen mit dem Problem auseinandergesetz.
Letztlich kann man Verbrechern also nur raten, sich als Firma niederzulassen. Privatkonten werden sofort eingefroren, Privatpersonen am Flughafen festgenommen, aber die Konzerne haben offensichtlich nichts zu befürchten.
Ich frage mich ja, was im Fall der Schweizer Banker der Unterschied war. Wieso haben sie bei denen zugegriffen? Werden wir wohl nie erfahren.
Ist jedenfalls alles eine sehr traurige Geschichte.
Wer sie noch nicht gehört hat, dem sei auch Alternativlos 26 nochmal empfohlen, das wir mit Gaby zusammen aufgenommen hatten.
Update: Markus Kompa ist auch unzufrieden mit der Gesamtsituation und verlinkt dankenswerterweise auf Gabys Dokumentarfilm.
Update: Zuständig ist übrigens der WDR Rundfunkrat, erreichbar unter rundfunkrat (at) wdr.de
Daher gibt es jetzt auch eine Online-Version von Gabys Film zu dem Thema. Gaby hat dazu auch was auf ihrer Homepage, inklusive Spendenbutton. Wir als Gesellschaft brauchen echt mal ein ordentliches Modell dafür, wie wir dafür sorgen, dass ordentlicher Journalismus auch finanziert wird.
Konkret gebraucht wird das Geld, um die Gerichts- und Anwaltskosten für das verlorene Gerichtsverfahren gegen das Bundesarchiv zu zahlen. Gaby hatte versucht, das Bundesarchiv zu verpflichten, Eichmann-Akten zu beschaffen, die die zuständigen Politiker damals einfach mitgenommen haben, anstatt sie dem Bundesarchiv zu übergeben, wie das eigentlich zu geschehen hat. Das Gericht hat jetzt argumentiert, dass das Bundesarchiv laut Informationsfreiheitsgesetz nur Einblick in Akten geben muss, die sich auch haben, und nicht dafür verantwortlich sind, Akten anzuforden, die ihnen widerrechtlich vorenthalten wurden.
Wenn ihr also möchtet, dass jemand gegen diese Windmühlen kämpft, dann empfiehlt sich eine Spende an Gaby.
Das Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) begründet das Vorliegen fachgesetzlicher Versagungsgründe damit, dass nach dem Ergebnis des Zwischenverfahrens vor dem Fachsenat die Vorlage der Unterlagen bereits rechtmäßig verweigert wurde. Daraus könne im Hauptsacheverfahren in der Regel auf berechtigte Geheimhaltungsgründe geschlossen werden (Urt. v. 27.06.2013, Az. 7 A 15.10).Wie watt?
Oh, und wo wir gerade bei Eichmann waren: Gaby Weber (mit der wir Alternativlos 26 aufgenommen hatten) hat auch gerade ein Eichmann-Verfahren verloren. Vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen das Bundesarchiv. Sie dokumentiert ihre Gerichtsverfahren in der Causa Eichmann hier. In ihrem Verfahren ging es darum, dass dem Bundesarchiv Akten vorenthalten wurden, die jetzt bei einer privatwirtschaftlichen Stiftung liegen, die sie niemandem zeigen will außer einem von ihnen handverlesenen Historiker, der die eben auch nicht veröffentlicht sondern nur für seine Studien benutzt. Sie fand, dass das Bundesarchiv sich diese Akten beschaffen müsse, damit sie sich mit dem Informationsfreiheitsgesetz Zugang verschaffen kann; das BVerwG hat entschieden, dass das nicht der Fall ist. Das Gericht hat damit das Schlupfloch bestätigt, mit dem diese Akten von der Öffentlichkeit ferngehalten werden. Gaby bleibt jetzt auf den Kosten für die Anwälte und das Verfahren sitzen. Ich werde hier in den nächsten Tagen ihr Spendenkonto veröffentlichen, sobald ich die Daten habe.
Daher: Der Guardian über Bergoglio und seine Nähe zu Videla. Da macht übrigens auch dieses Bild die Runde, schwer zu sagen ob er das ist oder nicht.
Gaby sagt, dass der zumindest immerhin Aufklärung der alten Diktatur-Probleme zugesagt hat. Hätte da wohl noch deutlich schlimmer kommen können. Vielleicht ist die Papstwahl ja auch ein Zeichen für den, zuhause in Südamerika klar Schiff zu machen. Werden wir sehen.
Ich persönlich finde, dass die katholische Kirche zerschlagen und ihr Reichtum unter den Bedürftigen verteilt werden sollte. Wer da gerade welche Kutte trägt interessiert mich nicht weiter.
Update: Hahahaha, der Standard schrieb 2005 zu Ratzinger damals, der sei zwar stockkonservativ, aber es hätte ja schlimmer kommen können, immerhin ist er kein "politisch ultrarechter Kardinal aus Argentinien". Dreimal dürft ihr raten, wer damit gemeint war. In der Überschrift bezeichnen sie ihn als "Diktatoren-Freund". Lustigerweise gibt es auch ein Cable bei Wikileaks zu dem, die zu dieser Einschätzung kommen:
What could count against him is his membership in the Jesuit order. Some senior prelates, especially conservatives, are suspicious of a liberal streak in the order, perhaps most pronounced in the U.S., but also present elsewhere.
Mit anderen Worten: Der ultrarechte Diktatorenfreund ist möglicherweise den anderen Kardinälen nicht rechts genug. Bwahahaha
Diese Sendung halte ich persönlich für herausragend wichtig und empfehle ausdrücklich, dass ihr euch alle Gabys Buch kauft (Libri, Libri Ebook, Amazon, Amazon Ebook). Wir sollten auch die Gelegenheit nutzen, um Spenden für Gabys diverse Klagen zu sammeln. Mal gucken, ob ich da kurzfristig was eingerichtet kriege. Ich frag gleich mal, ob wir vielleicht signierte Kopien des Buches für 50 Euro verkloppen können, damit kommt sie dann gleich eine Instanz weiter. :-)
Ich habe das Buch selber noch nicht gelesen, aber werde das baldestmöglich nachholen. Viel Spaß bei der Lektüre!
Update: Amazon hat es jetzt auch. Keine Ahnung, ob die das schnell freigeschaltet haben, oder ob die Suchfunktion Schluckauf hatte.
Am 9. November 2011 hat die 9. Kammer des Berufungsgerichts in San Francisco/ USA den Antrag der Daimler AG auf eine erneute Anhörung ("en banc") verworfen. Damit ist nun der Weg frei für ein ziviles Gerichtsverfahren gegen den deutschen Autobauer wegen seiner Beteiligung an den Menschenrechtsverletzungen in Argentinien während der Militärdiktatur (1976-83). Damals waren 14 Betriebsräte im Mercedes-Werk in González Catán "verschwunden", d.h. sie sind ermordet worden.Die ganze Geschichte klingt wie ein Horrorfilm, es geht da auch um geraubte Kleinkinder und Mercedes-Manager. Das wird sicher spannend, wenn das vor Gericht aufgearbeitet wird.
Hermann Abs hatte, obwohl nie Beamter sondern stets für Großunternehmen tätig, mehrfach die Bundesregierung offiziell vertreten und in dieser Funktion Unterlagen angefertigt. […] Diese Unterlagen sind juristisch gesehen Staatseigentum. Doch auch er nahm sie mit nach Hause, und nach seinem Tod landeten sie im Historischen Institut der Deutschen Bank in Frankfurt.Und das ist kein Alleinstellungsmerkmal der Deutschen Bank, lest euch mal den ganzen Artikel durch! Un-glaub-lich.Ich bat um Einsicht in diese Nachlässe. Bei der Deutschen Bank bestätigte man die Existenz dieser Papiere. […] Man dankte für mein Interesse, verwies aber darauf, dass man über "eigene Historiker" verfüge, denen man die Akten zeigen würde. Deren Bücher könne man gerne zur Verfügung stellen.
Jetzt muss Daimler sich auf eine Anklage wegen mehrfachen Mordes vorbereiten. Und wenn herauskommt, in welchem Ausmaß sich die Bundesregierungen über die Jahre involviert haben, um Verfahren gegen Daimler zu verhindern, wird das auch noch mal richtig doll peinlich. Insofern: Daumen drücken, dass da mal die Wahrheit ans Licht kommt!
Und Gaby: Herzlichen Glückwunsch! Weiterkämpfen!
Mir ist ja unklar, wieso der Eichmann vor Gericht den Globke nicht angeschwärzt hat. Hat der wirklich geglaubt, er kommt da mit einem blauen Auge davon, wenn er sich an seine Hälfte des Deals hält?
Also. Wer das verpasst hat: lest das Manuskript. Lohnt sich. Insbesondere wenn ihr Geschichts- oder Politiklehrer seid. Da kann man ein paar Wochen spannenden Unterricht mit füllen.
Mein Stand der Dinge ist: Gaby hat die Akten freigeklagt, und da haben sie schnell eine neue Sperrerklärung erlassen. Die Dokumente, die sie dann gekriegt hat, waren zum Großteil geschwärzt. Und als wenn das nicht schon Beleidigung und Frechheit genug ist, wollten sie zusätzlich von ihr auch noch eine Geheimhaltungserklärung unterschrieben haben! Und sie haben die Sachen, die sie ihr gezeigt haben, als "Verschlusssache - nur für den Dienstgebrauch" gekennzeichnet. Das heißt, dass sie die nicht kopieren darf, nur einsehen.
So scheißt unser Staat auf seine eigenen Gesetze.
Immerhin, zwei Sachen geben sie jetzt zu:
Definitive Kenntniserlangung des Bundesnachrichtendienstes von dem Aufenthalt Eichmanns in Argentinien seit 1958. Hierzu gehören auch die Akten, die belegen, dass die Adenauer-Regierung dezidiert nicht an der Verhaftung und Auslieferung von Eichmann (und seiner Verurteilung in Deutschland) interessiert war.Für den ersten Teil vergleiche man mal mit Wikipedia:
Im Jahr 1960 wurde er von israelischen Agenten in Argentinien entführt und anschließend nach Israel gebracht, wo ihm der Prozess gemacht wurde.Die englische Wikipedia verweist noch auf diese Shin Bet Webseite als Quelle für die Aussage:
In 1959, the Mossad received information stating that Eichmann was living in Buenos Aires under the name Ricardo Clement.
Ihr seht schon, das passt alles hinten und vorne nicht. Bei Gaby Weber gibt es einen kurzen Text dazu. Ich hoffe ja, dass sie auch mal beispielhaft ein paar der geschwärzten Seiten hochläd, damit man sehen kann, was für eine Farce das ist.Oh übrigens, falls jemand auf die Begründung scharf war, warum sie die Akten weiter schwärzen:
It [das Bundeskanzleramt] expressed concern that because the information had been received in confidence from other intelligence agencies, to make it public would discredit the BND.BWAHAHAHAHAHAHA, das ist ja grotesk!
Formaljuristisch ist sie in eine Falle gelaufen, weil sie vor einer Weile ein Visum beantragen wollte, aber die haben ihr gesagt, als Journalistin soll sie Visa Waiver machen und kein Visum beantragen, und das haben sie in den Akten als "Visum verweigert" eingetragen. Bei der Einreise unter Visa Waiver kriegt man dann ein Formular, wo man u.a. gefragt wird, ob einem schonmal die US-Einreise verweigert wurde, wo Visum verweigert als Einreise verweigert zählt, aber das wußte sie nicht und hat nein angekreuzt, und das war der Vorwand, um sie nicht reinzulassen. Wem einmal die Einreise in die USA verweigert wird, der kommt nie wieder ohne Visum rein, und für den gibt es eine 10-Jahres-Sperrung beim Visum-Beantragen. Für Journalisten ist das also gleichsam ein Arbeitsverbot. Tolle Wurst, liebe Amis.
Oh übrigens, in der gleichen Besuchercharge wurde auch ein 15jähriges Mädchen nach Hause geschickt, bei der die Mutter verpeilt hatte, das die Tochter für eine Austauschschülerschaft ein Visum braucht. Die Mutter mußte einreisen, das Kind mußte zurück. So macht man sich beliebt!
Gaby Weber hat übrigens auch im Freitag was zum Thema geschrieben.
Während der argentinischen Militärdiktatur (1976 bis 1983) hat sich die bundesdeutsche Diplomatie wenig an den Menschenrechtsverletzungen gestört. Autos, Atomkraftwerke, Telefone und U-Boote sollten an die Argentinier verkauft werden. Da waren Nachfragen, was die Soldaten mit den verschleppten Deutschen gemacht haben, geschäftsschädigend.Viel Spaß beim Hören!Jetzt sind die Akten des Auswärtigen Amts auf Initiative der "Koalition gegen Straflosigkeit" aufgearbeitet worden. Hat man daraus gelernt?
Weitgehend unbeachtet ist die Frage, wie sich die ostdeutsche Außenpolitik damals verhalten hat. Zwar brüsten sich ehemalige MfS-Offiziere in ihren Memoiren mit Heldentaten für den Aufbau des Sozialismus in der Dritten Welt, doch das Thema Argentinien wird vornehm übergangen. Dabei finden sich in der Birthler-Behörde interessante Dokumente über Waffengeschäfte Ostberlins und über das systematische Wegschauen bei den Menschenrechten. Das Hinsehen wäre wohl auch geschäftsschädigend gewesen.
Die Gesetze für die indianische Justiz sind auch nirgendwo aufgeschrieben, und hängen vom Stamm ab. Traditionell sind Vergewaltigungen nicht so schwere Delikte, die man mit einer kleinen Geldbuße aus der Welt schaffen kann.
In Deutschland wurden die Verfahren nicht eröffnet bzw. eingestellt, obwohl Verbrechen gegen die Menschheit nicht verjähren. Das Oberlandesgericht Karlsruhe verhinderte sogar die Klagezustellung, da die nationale Sicherheit in Gefahr sei. Die Strafverfahren in Argentinien kommen nicht voran, Akten verschwinden, Beweisanträge werden verfälscht, Zeugen bedroht. Da schien der Weg in die USA die letzte Möglichkeit, Gerechtigkeit herzustellen. Und nicht zuletzt der Amtsantritt von Präsident Obama liess die Kläger hoffen.Aha, so ist das also, Daimler ist Deutschland und genießt daher Souveränität. Da hat wohl jemand die "Du bist Deutschland" Kampagne zu wörtlich genommen.Doch zwei von drei Bezirksrichtern haben das negative Urteil der ersten Instanz bestätigt. Die Daimler AG hatte behauptet, dass die Souveränität Deutschland durch das Verfahren in Kalifornien gefährdet wäre.
Gaby Weber war übrigens hier schon mal Thema im Blog.
Die Geschichte geht wie folgt. Die Nazis sind nach Südamerika geflohen, hauptsächtlich nach Argentinien. Dort haben sie das Atomprogramm der Argentinier betrieben, damals unter Peron. Das Know-How haben sie nach Israel verkauft, inklusive mehrerer Uranlieferungen, die letzte davon über sage und schreibe 100 Tonnen. Auf dem Papier gingen die Lieferungen aber an Deutschland, nicht Israel. D.h. die Bundesrepublik hat willig mitgeholfen, Israel in den Besitz von Atombomben zu bringen.
Und so erklärt sich auch, dass Israel den Eichmann erst so spät entführt hat. Der hat da nämlich mitgearbeitet. In Gabys Buch stehen noch tolle Details drin über Eichmann, z.B. dass Gehlen (der BND-Gründer, ein strammer Nazi) damals Eichmanns Tarnexistenz in Argentinien verraten hat, um die CIA und Israel zu zwingen, den plattzumachen, weil Gehlen in Deutschland ein gutes Leben hatte, während Eichmann in Argentinien schmorte und unter erbärmlichen Lebensumständen darbte und malochte. Eichmann soll damals an einem Enthüllungsbuch gearbeitet haben, das Gehlen und Globke die Karriere oder sogar den Kopf gekostet hätten. Und um das zu verhindern hat Gehlen dann Eichmanns Daten zu den Akten gegeben. Die CIA war nicht interessiert, und die Israelis mussten ihn dann hops nehmen und hinrichten.
Gabys Buch ist überhaupt sehr empfehlenswert, wenn man es denn mal gekauft kriegt, denn bei Amazon ist es "derzeit nicht verfügbar". Seit Monaten. Seufz.
Also. Tut euch mal was gutes für die Zeit um Sylvester und lasst eure lokale Buchhandlung mal dieses Buch besorgen. Ihr werdet staunen.
Es gibt da so ein paar grossartige Details aus dem Buch, eines will ich noch kurz erzählen, kommt auch in dem mp3 da oben vor. Gaby ging zum BND und fragte nach "den Akten zu dem Atomdeal mit Israel". Und die Deppen vom BND sagten ihr, festhalten, "nee, die Akten sind noch geheim und bleiben es auch noch mindestens 10 Jahre". Un-glaub-lich.
Update: hier ist ein Flyer zum Buch (unklar, wieso die den nicht beim Verlag online haben). Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber werde mir das sicher nicht entgehen lassen.