Fragen? Antworten! Siehe auch: Alternativlos
Nachdem die Zeit und die SZ als Primärquellen ja ihre Recherche hinter einer Paywall versteckt hat, und nur die Konkurrenz darüber offen berichtet, sollte man sich noch angucken, was die in die Überschrift schreiben:Stimmt alles, aber es gibt auch eine "im Zweifel für den Angeklagten"-Erklärung: Die hatten schlicht die Hosen voll, dass sie Ärger kriegen, wenn sie sich das zueigen machen.Tagesschau: „Plante die FDP das Ampel-Aus?“
Gemäß Betteridges Gesetz der Überschriften gilt, dass die Antwort auf einer Frage in einer Überschrift „Nein“ sein muss.
ZDF: „FDP soll Ampel-Aus lange vorbereitet haben“, ursprünglicher Titel: „Ampel-Aus: Hat die FDP den Bruch seit Wochen vorbereitet?“ (immer noch sichtbar oben)
Spiegel: „Berichte über angebliches Drehbuch für Ampelende FDP soll Koalitionsbruch über Wochen geplant haben“ (Hervorhebung durch mich)
Auch hier wird in der Überschrift so getan, als sei das einfach nur eine böswillige Unterstellung, und kein solide recherchiertes Fakt. Die Artikel in Zeit und SZ dagegen sind auf den Punkt betitelt.
Das ist eine Sache, die man auch in den USA gerade in beängstigendem Ausmaß beobachten kann. Wie die Milliardäre alle vor der Wahl bemüht waren, sich nicht auf Kamala Harris festzulegen, und jetzt dem Donald Trump in den Arsch kriechen. Es gab einen Milliardär, Mark Cuban, der sich auf Kamalas Seite geschlagen hat. Der hat dann Trump noch vor Kamala gratuliert.
Ich fürchte, wir leben jetzt einfach in einer Zeit, in der die Presse sich nicht mal kleinste Drangsaliereien leisten kann, und daher keine Risiken mehr eingeht. Gleichzeitig ist die Frist für "Medien berichten, dass"-Trittbrettfahrerartikel so gering geworden, dass viele Medien wahrscheinlich auch einfach gar nicht die Zeit haben, den Artikel auch nur ganz zu lesen, bevor sie über ihn berichten. Von Prüfung kann überhaupt keine Rede sein. Insofern ist das schon irgendwie auch ehrlich, wenn die dann im Konjunktiv und "behaupten, dass" berichten.
Da weiß der Leser dann wenigstens, dass die den Quell-Artikel nicht gelesen und nichts geprüft haben. Wenn er genug Medienkompetenz hat.
Die Welt, wie wir sie kennen, befindet sich auch sicherheitspolitisch im Umbruch. Die SPD als größte Volkspartei und größte Regierungsfraktion muss hierauf die richtigen Antworten geben.Ja, meine Damen und Herren. Richtig gelesen. Die halten sich für a) eine Volkspartei und b) die größte Volkspartei. Das ist die Partei, die bei der Sonntagsfrage nicht mal die Hälfte der CDU einfährt. Die Partei, die in Thüringen gerade
Der Rest von dem Papier ist leider weniger schön. Da tut die SPD mal wieder SPD-Dinge.
Sicherheit stärken – unsere freie Gesellschaft verteidigenUnd wie verteidigt man am besten eine freie Gesellschaft? Indem man sie abschafft! Dann kann sie niemand anderes mehr zerstören!
Besonders geil:
Umfassende und gerechte KriminalpolitikDas finde ich eine wunderbare Wortschöpfung für die Politik der SPD. Kriminalpolitik. Die Partei, der schon zweimal die Vorratsdatenspeicherung gerichtlich als Verfassungsbruch weggenommen werden musste, fordern sie jetzt wieder. Die Partei der Chatkontrolle, Staatstrojaner, anlassloser Personenkontrolle und immer und immer mehr Befugnissen für Unterdrückungsbehörden. Das passt wirklich perfekt. Die betreiben Kriminalpolitik.
Sehr geil auch:
Dabei sind die Schäden, die Opfer und Geschädigte durch nicht verhinderte Kriminalität erleiden, ebenso wichtig wie gesamtgesellschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten, insbesondere durch organisierte Steuerkriminalität. In der Regel gilt: Kriminalität kostet mehr als Kriminalitätsbekämpfung.Die Cum-Ex-Partei, die Cum-Ex-Olaf zum Kanzler machte, die erzählen uns jetzt was von der Bekämpfung organisierter Steuerkriminalität! Kannste dir gar nicht ausdenken!
Das ganze Dokument ist ein einziger Schenkelklopfer. Hier ist noch einer:
Wir stehen für eine umfassende, evidenzbasierte Kriminalpolitik.Ich klär mal kurz auf, was mit evidenzbasierter Kriminalipolitik gemeint ist. Wenn es Evidenz gibt, dass man ein paar abgehalfterten SPD-Parteileichen ein Renten-Zubrot in irgendeiner neu geschaffenen überflüssigen Behörde verschaffen kann, dann macht man schnell ein paar neue überflüssige Behörden auf!
eine neue interdisziplinäre, unabhängige Bundesakademie für Prävention und Kriminalwissenschaften dienenBestimmt reiner Zufall, dass da lauter abgewählte SPD-Politiker im Weg rumsitzen werden.
Aber kein SPD-Geschwurbel wäre komplett ohne Beschwörung des Teufels:
Neben mittlerweile alltäglichen Cyberattacken fordert uns vor allem Desinformation.Nein, damit meinen sie nicht Desinformationen wie "wenn wir die Klingenlänge auf 6cm begrenzen, gibt es weniger Messerangriffe". Nicht doch!
Hybride Bedrohungen durch fremde Mächte und illiberale Kräfte zielen auf die Fundamente unserer liberalen Gesellschaftsordnung.Das werden viele Jüngere von euch gar nicht mehr wissen: liberal kommt von Freiheit. Die Freiheit, die die SPD seit Jahrzehnten systematisch plattmacht, mit immer neuen Bullshit-Gesetzen wie "Hackertoolverbot" und "Anscheins-Jugendpornographie" und "Leistungsschutzrecht". Wenn du wirklich sicher gehen willst, dass keine Freiheit übrig bleibt, dann wählst du SPD.
Und DIE haben die STIRN, uns jetzt hier was von illiberalen Kräften zu erzählen! Unfassbar.
Aber warte, zu Desinformation haben sie noch gar keine neue Behörde gegründet! Da stimmt doch was nicht? Keine Sorge!
In einer Task Force zur wehrhaften Demokratie im Digitalzeitalter sollten ganzheitliche Maßnahmen erarbeitet werden. Dies mit dem Ziel, Plattformen weitergehender und systemischer zu regulieren, Medien- und Quellenkompetenz auszubilden und zur Durchsetzung des bestehenden europäischen Rechts Qualitätsjournalismus und öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu fördern sowie Desinformationskampagnen aus dem In- und Ausland zu erkennenWas als Taskforce startet, wird ganz schnell zu einer neuen überflüssigen Behörde für abgewählte SPD-Luschen. das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Hier braucht man aber auch noch mal einen Dekoder. Medienkompetenz will da niemand ausbilden. Die SPD ist schließlich selber im Verlagsgeschäft. Das LETZTE, was die wollen, ist dass die Leute Medienkompetenz entwickeln. Dann verdienen die ja nichts mehr.
Mit Quellenkompetenz meinen die: SPD-freundliche Quellen wie die Tagesschau sind vertrauenswürdig, der Rest nicht. Qualitätsjournalismus würden die nicht erkennen, wenn er ihnen auf den Fuß fiele.
Sehr geil an der Stelle der freundliche Wink an die AfD: sie wollen "Qualitätsjournalismus und öffentlich-rechtlichen Rundfunk" fördern. Letzteren zählen sie also nicht zu Qualitätsjournalismus. Einmal mit Profis arbeiten, sage ich dir. Elende Vollversager.
Ich erspare euch mal den Rest, wo sie ihre schon zweimal wegen mangelnder Verhältnismäßigkeit gerichtlich kassierte Vorratsdatenspeicherung schon wieder zu bewerben, und zwar unter dem Label der Verhältnismäßigkeit. Diesmal aber wirklich!1!! Außerdem natürlich "effektiv" (was bereits wissenschaftlich untersucht wurde und nicht stimmt) und "passgenau". Passt genau in den Geldbeutel der SPD, das Schmiergeld der Lobbyisten!
Update: Da bin ich doch glatt in der Zeile verrutscht. Die SPD ist in Thüringen unter 5%, wenn man die Nichtwähler mitzählen würde.
US slows plans to retire coal plants as power demand from AI surges
Die Formulierung ist natürlich eine schöner Medienkompetenzübung, genau wie "linked to". Damit deutet man an, es gäbe einen Kausalzusammenhang, ohne ihn aber tatsächlich zu behaupten.Im Fließtext schreiben sie dann, die Stromversorger sehen wachsenden Bedarf und schalten daher Kohle nicht aus.
the US race to lead in AI and manufacturing drives an unprecedented growth in power demand that clashes with its decarbonisation targets. The International Energy Agency estimates the AI application ChatGPT uses nearly 10 times as much electricity as Google search.
Tsja. Und die Schätzung kommt bestimmt von bevor Google ihren eigenen KI-Blödsinn in Search eingebaut hat.
Unstrittig ist: Der Konvoy war angemeldet und wurde bombardiert, und die IDF hat den zuständigen Typen dafür suspendiert.
Der Rest ist eine Medienkompetenzübung, wenn ihr die Zeit habt, euch die Originalmeldung übersetzt durchzulesen. Ganz so einfach war das nämlich nicht. Dem Konvoy haben sich unterwegs andere Fahrzeuge mit bewaffneten Kämpfern angeschlossen, die in die Luft schossen.
Die Suspendierung war jetzt, weil die sich nicht von oben den Feuerbefehl abgeholt sondern direkt selber geschossen haben, nachdem die Hilfsgüter abgeliefert waren.
Die Heeresleitung hat jetzt das große Glück, dass der Typ nicht vorher um Feuerbefehl angefragt hat. So können sie jetzt so tun, als hätten sie den nicht erteilt, und ihn wegen prozeduraler Mängel suspendieren.
Aus Sicht der Hamas ist das jedenfalls ein effektiverer Selbstmordanschlag als ein Bombengürtel, sich einem Hilfskonvoy anzuschließen und in die Luft zu ballern und zu hoffen, dass ein IDF-Typ den Feuerknopf drückt.
Aber ein Punkt ist mir hier eigentlich viel wichtiger: Wieviel wichtiger ein Toter ist, wenn es sich um einen europäischen Hilfslieferanten handelt, als um einen Gaza-Bewohner.
Das sind unfassbare Zahlen.
Um das mal ins Verhältnis zu setzen: Bei der Völkerschlacht von Leipzig sind geschätzt 80.000-126.000 gefallen. Und die Schlacht war so krass, dass sie Völkerschlacht genannt wird.
Update: Viele von euch haben gleich erkannt, dass die Schätzungen natürlich Propaganda der Gegenseite sind. Sehr schön. Trotzdem sind wir hier in vergleichbaren Größenordnungen inzwischen.
Update: Die wohl realistischste Schätzung von Kriegsverlusten der Russen ist Mediazona, ein Projekt von BBC Russland, die sich auf Lokalzeitungen und Äußerungen der Familienmitglieder in sozialen Netzen stützen. Die kommen auf knapp 50.000 Tote auf russischer Seite seit Kriegsbeginn.
Update: Oh und Völkerschlacht heißt das nicht wegen der hohen Verluste sondern weil da viele Völker gegeneinander gekämpft haben (Wikipedia listet über ein Dutzend Konfliktparteien)
Update: Und der letzte Teil der Medienkompetenzübung ist, dass man Verluste relativ zur Gesamtzahl bewerten sollte, die damals deutlich geringer war.
Update: Kein Teil der Übung, weil ich annehme, dass ihr das eh alle wisst: "Verluste" heißt nicht "Tote" sondern beinhaltet auch Schwerverletzte, die nicht weiterkämpfen können.
Die Haupt-PHP-Firma hat PHP-Entwickler befragt, und weniger Projekte waren in der Cloud als im Vorjahr. Heise schließt daraus messerscharf:
Die PHP-Nutzer wenden sich ab von den Hyperscalern und setzen vermehrt auf eigene Rechner.Diese Folgerung ist ein schönes Beispiel für Survival Bias. Eine andere Erklärung für die Messwerte (neben "die Umfrage war inkompetent durchgeführt") wäre, wenn die Cloud-Projekte mit PHP alle gescheitert sind, oder gar nicht erst beauftragt wurden. Die entlassenen PHP-Entwickler wären dann ja keine PHP-Entwickler im Sinne der Umfrage mehr, sondern halt Go-Entwickler oder Node-Entwickler von mir aus.
Immer schön aufpassen mit Statistiken!
Stadtverwaltung Ludwigshafen: Kaum Interesse an Vier-Tage-WocheWeiter unten::
"Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein", hatte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) dem SWR im Sommer mit Blick auf die Vier-Tage-Woche noch gesagt.Tja, denkt ihr euch jetzt wahrscheinlich. Ein Mysterium!
Dann, weiter unten im Kleingedruckten:
Kern des Vier-Tage-Modells der Stadt Ludwigshafen ist: Die vereinbarte Wochenarbeitszeit bleibt gleich, aber sie muss dann in vier anstatt in fünf Tagen geleistet werden.Plötzlich doch nicht mehr so ein Mysterium, wieso das nicht angenommen wurde!
War also ein klarer Fall. Sind fertig. Haben alles, was sie brauchen.
Oh nee, warte.
Die Auswertung der Beweise habe jedoch keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben.Bei der Formulierung ist glaube ich nicht jedem auf Anhieb klar, was das für ein Hammer ist. Nicht mal einen Verdacht haben sie sich aus dem Arsch gezogen gekriegt!
Normalerweise ist der Verdacht kein Problem, aber an Beweisen mangelt es dann. Hier haben sie nicht mal einen Verdacht begründen können!
Es gebe keine Hinweise darauf, dass Lindemann gegen deren Willen sexuelle Handlungen an Frauen vorgenommen habe, so die Staatsanwaltschaft.Keine Hinweise! Wie krass ist DAS denn?
Auch für den Vorwurf, er habe ihnen willensausschaltende Substanzen gegeben oder ein Machtgefälle gegenüber minderjährigen Sexualpartnerinnen ausgenutzt, gebe es keine Beweise.Wie jetzt? Gut, da kann jetzt auch die Staatsanwaltschaft einfach inkompetent sein. Wenn die auf einem Rockkonzert keine Drogen nachweisen können, sind die vielleicht einfach nicht sehr fit. Aber wartet, geht noch weiter.
Die Ermittlungen waren im Juni durch Anzeigen Dritter im Zusammenhang mit der Berichterstattung durch die Medien eingeleitet worden. Die darin geäußerten Angaben von Zeuginnen und Zeugen hätten sich nicht bestätigt, erklärte die Staatsanwaltschaft nun.Ja, richtig gelesen! Keiner der "Zeugen" wollte mit der Staatsanwaltschaft reden. Seit der Kachelmann gegen falsche Beschuldigungen Schmerzensgeld erwirkt hat, gehen "Geschädigte" das Risiko lieber nicht mehr ein. Warum auch, du kannst ja auch prima Rufmord begehen, indem du der Presse wilde Dinge erzählst.
Das ist nicht bloß meine Interpretation:
Mutmaßliche Geschädigte hätten sich nicht an die Ermittlungsbehörden, sondern an Journalisten gewandt, die sich auf das Zeugnisverweigerungsrecht berufen hätten.Immerhin eine gute Nachricht gibt es bei der ganzen Nummer. Wie Kachelmann bei Springer hat jetzt auch die Kanzlei von Lindemann angekündigt, sich zivilrechtlich beim Spiegel gütlich zu tun.
Ja aber Fefe, gab es da nicht noch ein anderes Verfahren? In Vilnius? Ja. Das wurde auch eingestellt.
Update: Ja aber Fefe, hatten die "Zeugen" nicht eine eidesstattliche Erklärung abgegeben? Gegenüber der Presse? Ja und nein. Eine Versicherung an Eides statt muss man a) bei einer Behörde abgeben, und die muss b) dafür qualifiziert sein, die entgegenzunehmen. Der Presse irgendetwas eidesstattlich zu versichern ist also ohne Aussagekraft und ein billiger Taschenspielertrick von unseriösen Presseorganen.
Update: Medienkompetenzlektion: Tatverdacht ist nicht dasselbe wie Anfangsverdacht. Die Hürden für einen Anfangsverdacht liegen viel niedriger.
Wenn die Staatsanwaltschaft den Tatverdacht verneint, dann ist das eher in Richtung "können wir nicht beweisen" und sagt nicht notwendigerweise, dass sie überhaupt nicht glauben, dass es da etwas zu ermitteln gab. In diesem Fall war das allerdings tatsächlich so, weil sie nur Hörensagen aus 2. Hand hatten und keiner der "Zeugen" oder "Opfer" sich gemeldet hat.
Insgesamt gibt es drei Verdachtsstufen im deutschen Recht. Den Anfangsverdacht, den hinreichenden Tatverdacht und den dringenden Tatverdacht.
Für den Anfangsverdacht braucht man tatsächliche Anhaltspunkte, und er reicht dann für eine körperliche Untersuchung (z.B. eine Blutprobe), Beschlagnahme von Beweisgegenständen, oder Hausdurchsuchung.
Ein hinreichender Tatverdacht liegt vor, wenn die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung auf Basis der Ermittlungsergebnisse für wahrscheinlicher als einen Freispruch hält. Das war hier nicht der Fall.
Ein dringender Tatverdacht liegt vor, wenn die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Täter einer Straftat hält, und damit kann man ihn dann festnehmen oder den Führerschein entziehen.
Der Pilot hatte bestimmt einen Herzinfarkt. Myokarditis. Wissen schon. Impfschaden.
Das hat bestimmt der KGB herausgefunden. Die finden ja alles raus. Alles finden die raus!1!! *wieher*
Update: Das war eine Medienkompetenzübung zur Glaubwürdigkeit von "Screenshots" auf Twitter. (Der "Screenshot" kommt aber nicht von mir)
Ich stelle mir das so vor, dass man den Schülern einen Zettel mit der Zeitlinie gibt, und dann Farbstifte, und sie sollen dann die Abschnitte anmalen.
Blau für "jemand gibt Allgemeinplätze von sich", eine Rolle, die in diesem Video der von Notz mehrfach übernimmt. Faselt irgendwas von einer Bedrohung für Deutschland und viele, viele Angriffe. Nichts davon hat irgendwas mit Vulkan zu tun.
Grün für aktive Manipulationsversuche wie z.B. Spannungsmusik und pseudo-unterbewusste Terrorbilder wie z.B. bei 26:40, wo man das Gefühl hat, hier soll ein Hund trainiert werden. Oder wenn sie so tun, als hätten sie Taten nachgewiesen, wenn aus ihren unverifizierbaren Dokumenten tatsächlich nur Planung hervorgeht. Oder wenn sie irgendwelche Cyberangriffe aufzählen, von denen nichtmal ihre unverifizierbaren Dokumente einen Schluss auf Vulkan zulassen.
Weiß für Füller (z.B. die Streetview-Screenshots von Vordereingängen von Universitäten, die angeblich mit dieser Firma zusammenarbeiten, oder für das Drohnen-Stock-Footage von russisch-aussehenden Gebäuden).
Orange für "jemand äußert eine Meinung" (Hinweis für die Jüngeren unter euch: Das ist kein Journalismus. Journalismus hat die Aufgabe, dir zu erlauben, dass du dir selber eine Meinung bildest. Andere Leute ihre Meinungen äußern zu lassen ist sozusagen das Gegenteil von Journalismus.
Und Schwarz für tatsächliche inhaltliche Fakten. Nachprüfbare inhaltliche Aussagen, die dann am Ende auch die Aussage stützen, die sie damit machen. Den Stift solltet ihr austeilen, aber brauchen werden die Schüler ihn nicht.
Das Video hinterlässt mich echt fassungslos gerade.
Ich empfinde es auch persönlich als unangenehm und belastend, "Putinverstehern" nicht mehr klar und entschieden widersprechen zu können, wenn sie unsere Nedien als manipulative Propaganda-Outlets verunglimpfen.
Ich musste an das Cyber-Cyber-Video der Jung&Naiv Ultras denken. Was wohl Frontal21 macht, wenn sie bei 0:53 herausfinden, dass die Bundeswehr aktiv an der Beschaffung von Cyber-Angriffswaffen arbeitet?
Update: Ja aber Fefe, die Sendung ist doch gar nicht besonders schlimm? Die anderen Sendungen sind doch auf ähnlichem Niveau?
Ja! Stimmt! Ist das nicht furchtbar?!
Vielen Dank für all die freundlichen Briefe jedenfalls, und eine Sache überrascht mich ja jetzt doch: Wie viele von euch die Medienkompetenzübungen gut finden. Ich kriege sonst hauptsächlich das negative Feedback ab, von Leuten, die das für eine plumpe Ausrede halten, oder die finden, ich würde hier ihren Anforderungen auf Recherche und Quellenprüfung nicht gerecht. Die bislang schweigende Mehrheit überwiegt die zahlenmäßig bei weitem.
Das freut mich natürlich sehr!
Und nochmal ganz langsam zum mitmeißeln: ALLE meine Beiträge sind Medienkompetenzübungen.
So, jetzt einer der Leserbriefe:
Der gute Herr Professor ist doch sicher noch keinem indischen Studenten begegnet. Also die können zwar schon alles so wie in der Prüfung gezeigt nach Schema F lösen und aufs Blatt kübeln, aber die Leute können ums verrecken nicht selber denken. In der Uni (Bremen) hatten wir in manchen Fächern leider auch so 'schwere' Prüfungen. Das waren für mich aber tatsächlich die leichtesten. Dort hat man vorher einfach tausend mal das standard Schema gerechnet und in der Prüfung halt mit anderen Zahlen angewendet. Note 1 Komma irgendwas, verstanden Null Komma nichts. Ernsthaft, Wirklich. Am meisten mitgenommen habe ich bei den Fächern in denen etwas 'begreiflich' gemacht wurde. Und etwas zu begreifen ist immer ein langsamer Prozess.Das muss ein anderes Video gewesen sein, indem Auswendiglernen gezeigt wurde...?Und noch eine schöne Anekdote. Meine Exfreundin, Inderin, Elektrotechnik Bachelor abgeschlossen. Sie hatte sich einen Elektroheizer gekauft, weil ihr die Kosten der normalen Heizung zu hoch waren. Auf meine Anmerkung hin, dass mit Strom zu heizen doch eine sehr ineffiziente Variante im Vergleich zu Öl/Gas/Fernwärme, meinte sie nur "da steht aber drauf, dass der sehr effizient ist".
Und im studentischen Umkreis hab ich viele solche Leute gesehen. Ich war auch eine Zeit lang Tutor und irgendwie mussten immer nur die ausländischen/asiatische Studenten 'nachsitzen', weil sie ihre Aufgaben nicht zeitig fertig bekommen haben. Es waren halt leider Aufgaben ohne standard Schema und im Zweifel sogar mit mehreren Lösungswegen. Das lief dann häufig getreu dem Motto "If you have a hammer, everything looks like a nail".
Ich glaube, insgesamt gab es da niemanden, der mich mal mit eigenständigen Ideen/Gedanken beeindruckt hätte. Und eigentlich will man genau das haben, wenn es um Bildung und Innovation geht.Man kann natürlich gerne unser Bildungssystem kritisieren, da läuft wirklich viel schief. Aber unsinniges und unnötiges Auswendiglernen wie das in dem Video gezeigt wurde ist definitiv keine Lösung...
Da wird einfach immer gelogen, dass sich die Balken biegen. Schönes aktuelles Beispiel, hier in Form einer wunderbaren Medienkompetenzübung: Ein Typ nimmt die Krisen-PR von Lastpass zu ihrem jahrelangen Verkacken auseinander.
Of course, the United States is extremely unlikely to convert missile defense launchers in Europe to strike Russian leadership targets. However, the United States is exploring the possibility of responding to new Russian missiles with its own noncompliant systems, reviving concepts from the late 1970s and early 1980s. The Obama administration even adopted that same peculiar phrase from the Carter administration — countervailing strategy — to describe the American response. The countervailing strategy was to have an array of systems capable of responding to various scenarios. At the time, the countervailing strategy was explicitly about the ability to not merely destroy Soviet forces but also to kill Soviet leaders. Obama administration officials may have forgotten this. Their Russian counterparts have not.
Der Artikel ist insgesamt eine lohnende Medienkompetenzübung, finde ich. Die überschlagen sich förmlich in Framing und Behauptungen, dass ja die Russen an allem Schuld seien und die brächen hier immer die Verträge und überhaupt sei ihre Paranoia ja völlig unbegründet — und dann kommt so ein Absatz wie der gerade zitierte, der eben zeigt, dass da überhaupt nichts dran bloß unbegründete Paranoia war.Putin hat sich mehrfach über die "Raketenabwehrsysteme" in Polen aufgerecht, weil er fand, die könnten innerhalb von Stunden in Offensivsysteme umgebaut werden, und dann könnte man damit Moskau plattmachen, im Wesentlichen ohne dass Moskau sich groß wehren könnte oder auch nur genug Zeit hätte, das rechtzeitig zu erkennen. Daraufhin behauptet der Artikel mehrfach, das sei ja eine völlig absurde Vorstellung von dem Putin, man hätte ja gar keine Atomsprengköpfe vor Ort und überhaupt: niemand habe den Plan, eine Mauer zu errichten. Und dann kommt das hier:
All of this seems bizarre. There are no nuclear weapons in Poland or Romania, nor are there plans to convert these missiles to offensive purposes. The problem is that such a conversion is feasible and it is the kind of thing that American officials occasionally propose. For example, in the Senate report accompanying the National Defense Authorization Act (NDAA) for Fiscal Year 2018, there was a call for “evaluating existing U.S. missile systems for modification to intermediate range and ground-launch,” including — among other systems — the Standard Missile-3 (SM-3). The SM-3, of course, is the missile deployed in Poland and Romania. The final version of the NDAA cast a wide net and called for a report on the feasibility of modifying current American missile systems to have an INF range (between 500 and 5,500 kilometers).
Oh, ach? Es ist so undenkbar, dass es regelmäßig in den USA von Amtsträgern gefordert wird? Diese Scheiß paranoiden Russen immer!1!!OK, wartet, eine Sache haben wir noch zu besprechen. Die Russen bauen da doch selbst an diesen atomsprengstoff Waffen, die den INF Treaty verletzten!1!! Na gucken wir doch mal:
Moscow appears close to deploying the INF-violating cruise missile, the 9M729. In parallel, Russia has also “circumvented” the INF by developing a RS-26 ballistic missile.
Die fiesen Russen, ey! Verletzen hier immer unsere schönen Verträge!!This missile was tested to a range in excess of the INF cap and then declared as a strategic system under a separate arms control treaty, New START.
Wie, was, Moment, die INF-verletztenden Raketen fallen gar nicht unter INF sondern unter START (der Vertrag für die Langstreckenraketen)?However, Russia appears to have increased the number of warheads on the RS-26, which decreases its range to a medium-range system.
Ooooh, d.h. das ist eine Langstreckenrakete, aber sie laden so viel Sprengköpfe rein, dass es am Ende de facto eine Mittelstreckenwaffe ist. Die Amis finden, damit sollte es unter INF fallen.Da stellt sich doch direkt eine logistische Frage. Wenn du einen Vertrag für Kurzstrecke und einen für Langstrecke hast, dann wirst do doch dafür sorgen, dass die im Langstreckenvertrag erlaubten Limits viel schmerzhafter sind als in dem für Kurzstrecken. Damit genau das nicht geht.
Nun, …
As for the RS-26, the Russians deftly – and entirely legally — exploited a loophole in New START to their advantage. During the ratification debate over the INF Treaty, it was clear that a loophole existed: Russia could build an intercontinental range ballistic missile (ICBM) with a range long enough that it did not count under INF, then pack it with warheads so that it would be an intermediate-range system. This problem was clearly understood at the time and a decision was made to address it with low ceilings in future strategic arms control agreements.
Ach. Ach was. Das war bekannt und absichtlich dringelassen? Weil man sich dachte: Na die wertvollen ICBM-Slots, die werden die Russen nicht für diesen Scheiß opfern wollen?Wie es dann weiterging, könnt ihr euch ja vielleicht schon denken jetzt:
(Since these missiles would count against START limits, trading ICBMs for Intermediate range ballistic missiles would be undesirable for Moscow.) But in New START, U.S. negotiators insisted on unnecessarily high numbers of delivery vehicles, reasoning that Russia could not afford to build a large number of ICBMs and that it would be unwise for the United States to trade away a potential advantage in deployed delivery vehicles.
Mit anderen Worten: Russland verstößt hier gegen überhaupt nichts. Da haben uns mal wieder die Amis ins Gesicht gelogen, die nicht wahrhaben wollten, dass ihre episches Verkacken hier die Schuld an dem ganzen Scheiß trägt.
FTX war nämlich keineswegs völlig unreguliert, sondern die CFTC war zuständig, eine US-amerikanische Regulierungsbehörde. Nun sind einige Marktteilnehmer ungehalten, dass FTX offen zeigt, was für eine Luftnummer in der Praxis Finanzmarktregulierung wirklich ist, und so kriegt die CFTC gerade ein bisschen Gegenwind. Das ist eine Pressemitteilung von irgendeinem Fuzzy, weist dem mal nicht zu viel Gewicht zu. Der interessante Teil ist der hier:
“That apparent regulatory failure is presumably due, in part, to FTX’s strategy of using revolving door hires from the CFTC and elsewhere to use their knowledge, influence, and access at the agency and in Washington to move FTX’s agenda. For example, the former CFTC Acting Chair is FTX’s Head of Policy and Regulatory Strategy and a former CFTC attorney to a former CFTC Chair is FTX’s General Counsel.
Jup, das machen die Finanzinstitute alle. Goldman Sachs ist legendär erfolgreich darin. Aber wartet, geht noch weiter.“Whether as a result of that or not, the CFTC has too often been a cheerleader for the crypto industry, including the Chair who claimed that Bitcoin would double in price if his agency was its regulator
Ach. Ach was. Das ist deren Selbstbild? Unser Job hier ist, den Bitcoinpreis hochgehen zu lassen?Hier ist eine Quelle für die Behauptung.
Commodity Futures Trading Commission (CFTC) Chairman Rostin Behnam said Wednesday that CFTC-led regulation could have significant benefits for the crypto industry, including a potential boost to the price of bitcoin.“Growth might occur if we have a well-regulated space,” Behnam told attendees during a fireside chat at NYU School of Law. “Bitcoin might double in price if there’s a CFTC-regulated market.”
Das war doch mal wieder eine schöne Medienkompetenzübung!
Autofahren ist umweltfreundlicher als Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel, rechnet hier ein Spezialexperte aus.
Fangen wir erstmal damit an, den ÖPNV schlechtzurechnen. Was könnte man da machen... oh ich weiß! Der ÖPNV gilt ja als klimafreundlich, weil die mit Ökostrom fahren. Da kann man doch was machen!
Beim ÖV wird angenommen, er fahre mit Strom aus eigenen Wasserkraftwerken der Verkehrsbetriebe und sei deshalb praktisch klimaneutral. Doch dieser Strom könnte für anderes verwendet werden. Dafür müsste er aufs öffentliche Stromnetz geleitet werden. Als Folge würden automatisch andere Kraftwerke abgeschaltet. Das wären zumeist CO2-Schleudern irgendwo in Europa. So gerechnet fahren unsere Züge (und Elektroautos) also nicht mit sauberem, sondern mit stark klimabelastendem Strom.Geil! Ich meine, das muss man erstmal vortragen können, ohne rot zu werden!
Mit dem Argument kannst du natürlich jeden Fortschritt kaputtdiskutieren. Nehmen wir mal an, du bist Rettungssanitäter und rettest in einer Woche 20 Menschenleben. Ja aber Fefe, in der Zeit hättest du doch auch Kalte Fusion erfinden können!1!!
OK, jetzt haben wir also die Bahn schlechtgerechnet. Was machen wir mit den Fahrradfahrern? Oh, da hab ich auch ne tolle Idee. Wir nehmen einfach die Kosten für die Straßen, teilen die durch zwei, lasten die eine Hälfte den Autos und die andere den Fahrrädern an. Dann teilen wir das jeweils durch die Anzahl der Leute, und dann kommen pro Fahrradfahrer viel höhere Kosten raus, weil es davon viel weniger gibt!
Nicht. Na gut, dann hab ich noch Ansatz B. Fahrradfahren kostet Muskelkraft, und die Fahrradfahrer müssen dann auch mehr essen. Dafür nehmen wir einfach an, dass die sich vollständig von argentinischem Rindfleisch ernähren, sonst kommen die Zahlen nicht hin. Bei den Autos nehmen wir an, dass immer vier Personen befördert werden, und wir tun so, als fiele das fertig raffinierte Benzin vom Himmel. Dann setzen wir die sparsamsten kaufbaren Autos an und schon kommen wir auf einen Vorteil beim Auto!1!!
Ja gut, Fefe, aber da fehlt mir noch ein Seitenhieb auf Veganer. OK. Machen wir noch einen Seitenhieb auf Veganer rein, dann ist das rund!!1!
Klar übt das auch ein bisschen, wenn ich alte Stories als neu blogge, aber das ist ja nur eine Muskelgruppe im Hirn. Die anderen müssen wir auch trainieren!
Daher muss ich hier zwischendurch auch "CO2 ist gut für Bäume" von Tichy verlinken, und ab und zu vielleicht auch mal Querdenker-Material oder Atomkraftfreunde oder in diesem Fall einen Bericht aus dem Donbass von einer Zeitung, die mal das Zentralorgan der FDJ war.
Eine Sache muss ich aber bei der Gelegenheit zugeben. Es ging mir mit diesem Link nicht bloß um Medienkompetenz. Eigentlich will ich auch Empathie üben.
Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn ihr euch auf die Seite der Ukraine schlagt, und findet, dass diese Gebiete nicht an Russland gehen sollten. Fürs Protokoll: Finde ich auch.
Aber Empathie heißt, dass man sich mal ernsthaft versucht, in die Lage der Leute im Donbass zu versetzen, und sich zu überlegen, ob eine Situation denkbar wäre, in der man für einen Anschluss an Russland stimmen würde. Und zwar mit überwältigender Mehrheit.
Klar gibt es da bestimmt verzerrende Effekt, wie z.B. dass die Pro-Ukraine-Bewohner der Gegend geflohen sein werden. Wer übrig blieb, ist also praktisch per Definition für den Russland-Anschluss. Macht das die Wahl automatisch ungültig? Was können denn die übrigen Leute vor Ort dafür, dass die anderen weg sind? Klar gibt es da einige Warlords, die mitgeholfen haben werden, aber die meisten Leute dort sind einfach Anwohner, die gerne unbeschossen leben wollen. Kindergärtner, Rentner, Bauern, Supermarktkassierer. Die wollen akut nur eine Sache: Dass sie nicht mehr beschossen werden. Und dann dass jemand ihre zerschossene Infrastruktur wieder repariert. Wenn du denen eine Wahlurne hin hältst und sagst: Wählt für Russland, dann machen wir die Straßen und Häuser wieder heile und ihr kommt unter unseren atomaren Abschreckungsschirm! NATÜRLICH stimmen die dann für Russland!
Ja aber wieso nicht für die Ukraine? Die sind doch in erster Linie Bürger der Ukraine? Nun, die haben es seit 2014 mit der Ukraine versucht. Jahrelang.
Ich kann mir jedenfalls sehr gut eine Situation ausmalen vor Ort, bei der ich als Anwohner für Russland stimmen würde, genau wie alle meine Nachbarn. Ohne dass da jemand was betrügen muss.
Ist das jetzt automatisch die Wahrheit, nur weil ich mir das vorstellen kann? Nein, natürlich nicht. Aber es sollte dazu führen, dass ihr euch beide Seiten vorstellen könnt, und euch nicht einfach mit einer Seite gemein macht. Da ist Krieg. Nur weil die "der Feind" sind, haben sie nicht verdient, was mit ihnen geschieht.
Ja aber die Russen haben da doch wie die übelsten Warlords regiert und wollen die Leute jetzt auch noch zum Militärdienst einziehen! Ja. Habe ich auch gelesen.
Wenn du die Wahl zwischen zwei Seiten hast, beide furchtbar, aber die eine beschießt dich, dann machst du mit der anderen einen Pakt. Wenn dich beide Seiten beschießen, dann machst du einen Pakt mit der, bei der es weiter zurückliegt. Die wollen einfach nur überleben, die Leute da. Hört am besten ganz auf, irgendjemanden als "den Feind" zu sehen.
Nur weil ich finde, dass die in der Ukraine bleiben sollten, heißt das nicht, dass sie gegen ihren Willen in der Ukraine bleiben müssen. Die meisten Situationen sind nicht so einfach, wie sie sich beim ersten Blick darstellen.
Ich würde mir wünschen, dass alle versuchen, sich in beide Seiten reinzudenken, und nicht irgendwo aufspringen und dann rituell alles der Gegenseite als Lüge und Propaganda wegwischen, selbst wenn es das im Einzelfall sein mag. Auch Propaganda hat häufig einen wahren Kern, sonst würde sie nicht funktionieren. Propaganda funktioniert häufig durch Weglassen der Fakten, die andere Schlüsse nahelegen würden, nicht durch komplettes Erfinden von Fakten, die die eigene Position stützen. Auch wenn es das auch gibt.
In diesem konkreten Fall könnt ihr euch ja mal folgendes überlegen. Nehmen wir an, ihr wäret ein Journalist, und ihr seid in den Donbass gefahren, und habt dort mit den Leuten geredet, und kriegt die Antworten, die im Artikel sind. Welche Publikation, glaubt ihr, würde euch das abdrucken? Das kann praktisch nur in der Jungen Welt erscheinen, wenn es die Wahrheit wäre. Macht es das zur Wahrheit? Natürlich nicht. Aber eben auch nicht automatisch zur Unwahrheit.
Ich hatte ja die ARD-Umfrage im Blog, wo sie die Leute gefragt haben, welche Energiepolitik sie gut finden. Fazit der ARD war: Atomkraftverlängerung populärer als Fracking.
Ich meinte also: Ja gut, wenn das die beiden Optionen waren, klar gewinnt dann Atomenergie.
Stellt sich raus: Das waren gar nicht die Optionen. Es gab auch noch Kohlekraftwerk wieder anschalten und Tempolimit auf Autobahnen. Und … festhalten: Es gab auch noch "schneller Ausbau der Windenergie". Das steht sogar im Kleingedruckten! Es fiel nur bedauerlicherweise bei den grafischen Aufbereitungen unter den Tisch.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
Hier hat jemand eine Grafik mit Windenergie gefunden und ihr werdet nicht ahnen, für welche Maßnahme es mit Abstand die meiste Zustimmung gab!1!! Kommt ihr NIE drauf! (Danke, Philipp)
Ich kriege nicht zu wenig Lob. Ich freue mich über Lob und ich kriege da genug von.
Wenn ich mich über das schlechte negative Feedback aufrege, dann nicht, weil ich kein negatives Feedback haben will. Im Gegenteil! Negatives Feedback ist für meine persönliche Entwicklung sogar wichtiger as Lob, denn da kann ich was draus lernen.
Und darum mache ich das hier! Ich will Dinge lernen und mich verbessern! Und bei euch vielleicht ein bisschen was für die Medienkompetenz tun. :-)
Der Punkt ist jedenfalls nicht, dass ich kein negatives Feedback will, sondern dass ich mich über dieses negative Feedback geärgert habe, weil ich daraus nichts lernen konnte. Das kombiniert alle Nachteile und umgeht gezielt alle positiven Ergebnisse.
Noch eine Sache vielleicht: Ich bedanke mich bei Lob im Allgemeinen nicht einzeln. Ich kriege pro Tag 100+ Mails für das Blog. Kann ich gar nicht leisten. Ich sehe das daher wie eine Übereinkunft. Dein Lob sagt mir: Weiter so. Und ich mache dann weiter so. Konkludentes Handeln würde der Jurist sagen.
Also schickt mir weiter positives und negatives Feedback. Bis auf ganz wenige Ausnahmen lese ich das auch alles.
Ich erwarte auch gar nicht von euch, dass ihr mir nur nützliches negatives Feedback schickt. Das könnt ihr ja vorher nicht wissen, ob das für mich nützlich sein wird oder nicht, von offensichtlichen Ausnahmen abgesehen. Aber dass bei einer Sache der Anteil an nicht nützlichem Feedback so hoch war, das hatte ich echt noch nie.
Lest euch das mal durch und beantwortet mir danach: Muss man sich jetzt Sorgen machen oder nicht? Können uns die Russen damit alle umbringen oder nicht?
Beachtet dabei speziell diesen Absatz hier:
Für solche Fälle hatten wir übrigens mal den INF-Rüstungskontrollvertrag, der solche Arten von Raketen verboten und vollständig abgerüstet hatte, eben damit wir uns damit nicht gegenseitig bedrohen. Folglich mussten wir in Europa bis vor kurzem auch nie über eine Abwehr nachdenken. Leider ist der Vertrag seit 2019 Geschichte.Und dann findet mal heraus, wieso der Vertrag Geschichte ist.
Genau wie prognostiziert! Na? Fühlt ihr euch noch gut mit eurer Stimme für die?
Bestimmt, denn die Grünen wählen im Vergleich die Reichen. Die keines der gerade angesprochenen Probleme haben. Weil sie in guten Bezirken wohnen. Die Grünen sind die Öko-CDU.
Auch die designierte Außenministerin, Annalena Baerbock (Grüne), hatte sich im Wahlkampf für Gender-Sprache in Gesetzestexten ausgesprochen.Die hat ja auch sonst nichts im Köcher. Mit irgendwas musste die ja schießen.
Update: OK, wir brauchen doch noch mehr Medienkompetenztraining. Nachdem ihr neulich alle so schön auf den Link geklickt habt, hab ich jetzt eine Indirektion dazwischen gehabt, bei der man hinter dem Link nochmal einem Link folgen muss, um zu gucken, ob die Zusammenfassung korrekt war. War sie nicht.
Was werden Ihre ersten drei wichtigsten Projekte als Familienministerin?
Das wichtigste ist die Einführung der Kindergrundsicherung. [...] mein zweites Vorhaben: Der Sofortzuschlag für Kinder und Familien mit geringem Einkommen [...] Das dritte Projekt ist der Gleichstellungscheck für Gesetze.
Nix mit Top-Priorität Gendern also. Das erwähnt sie erst viel weiter hinten, auf explizite Nachfrage.
Headline: Nun wird klar: Der Ladevorgang eines Elektrobusses war wohl der Auslöser.Tonspur: Spekulationen, wonach ein Elektrobus das Feuer verursacht haben soll, kann der Verkehrsbetreiber nicht bestätigen. (0:31)
Was hier vielleicht untergeht, ist wie die Erstwähler überhaupt auf die FDP aufmerksam geworden sind. Die FDP hat auf den verschiedenen Social Media Plattformen (bei mir Instagram) die letzten Tage vor der Wahl massiv und gezielt Werbung geschaltet. Ich habe innerhalb von drei Tagen zwischen 10 bis 20 Mal Werbung bekommen. Ich habe mich hierzu mit meinem persönlichen Umfeld ausgetauscht und alle haben meine Erfahrungen bestätigt oder sehr ähnliche gemacht. Anscheinend auch über das gesamte politische Interessensspektrum meines Freundeskreises. Ich würde mich auch grundsätzlich als liberal bezeichnen, würde aber nicht die FDP wählen. Die gezielte Werbung und die durchaus für die jüngere Generation wichtigen Punkte z.B. wie die Bildungsreform angegangen werden muss, hätten mich auch fast noch überzeugt.Also Medienkompetenz wäre jetzt nicht der Begriff gewesen, den ich dafür benutzt hätte, aber ... sei's drum.Von anderen Parteien habe ich auf diesem Weg auch Werbung erhalten, aber die Intensität und Medienkompetenz wie bei der FDP hat keine andere Partei erreicht.
Eigentlich muss man ja mal die Frage stellen, inwieweit die Schulen eigentlich in der Pflicht sein sollten, den Erstwählern mal erklärt zu haben, was für Leichen die ganzen Parteien im Keller haben.
Ich erinnere mich an meinen Schulunterricht, da gab es ein Fach "Politische Weltkunde", das da allerdings ein Weltbild vermittelt hat, in dem die Parteien ehrlich und gut sind und deren Versprechen im Wesentlichen vertrauenswürdig sind.
Da bräuchte man halt mal eine Veranstaltung für. Vielleicht könnte man zwei Phasen machen. In der ersten Phase machen alle Parteien eine Liste mit den Vorzügen ihrer Partei und den Vorwürfen gegen die anderen Parteien. In der zweiten Phase dürfen die Parteien sich gegen die Vorwürfe der anderen verteidigen.
Am besten hat man dann noch mal einen neutralen Faktencheck des Lehrers, soweit das möglich ist.
Leute, an dieser Stelle nochmal ganz langsam für die nicht so schnellen unter euch: ALLES ist bei mir eine Medienkompetenzübung. Manchmal geplant, manchmal nicht.
Aber zurück zu Gazprom. Die Meldung war: Die Gasspeicher sind leer und Gas ist teuer. Die Meldung kam von der Deutschen Welle.
Der erste Teil der Medienkompetenzübung wäre gewesen, sich an das Selbstverständnis der Deutschen Welle zu erinnern. Wir sind ein Propaganda-Outlet, dessen Aufgabe es ist, Putins Propaganda Paroli zu bieten. Also: Mehr Propaganda verbreiten, aber halt in die Gegenrichtung.
Falls euch nicht aufgefallen ist, was die Deutsche Welle daraufhin so für Propaganda rausgehauen hat: Hier war ein schönes Beispiel zum Putsch in der Ukraine, und hier haben sie aktiv Wahlmanipulation in Russland gemacht.
Wenn es also einen Sender gibt, dem man Meldungen über Russland nicht einfach so glauben kann, dann der Deutschen Welle.
Aber wartet, das war noch nicht die Übung.
Medien lügen ja normalerweise nicht. Die Fakten stimmen schon. Manipulation funktioniert auf anderen Ebenen (gut, außer wir reden von plumpen Pfuschern wie bei der "Bild", die lügen auch einfach mal). Die meisten manipulativen Medien haben Angst davor, beim Lügen erwischt zu werden. Also manipulieren sie nicht dadurch, dass sie sagen, Gazprom hätte zu wenig geliefert. Das stimmt dann schon. Allerdings ist "zu wenig" ja eine subjektive Äußerung. Was heißt das genau? Weniger als wir abgenommen hätten? Weniger als wir brauchen? Weniger als wir bestellt haben? Gucken wir doch mal, was DW konkret behauptet:
Der russische Staatskonzern liefert viel weniger Gas in die EU, als er könnte.A-Ha! Sie lügen also nicht, dass Gazprom weniger als vereinbart liefert. Sie versuchen nur, beim Leser diesen Eindruck entstehen zu lassen. So funktioniert Manipulation.
Was behaupten sie denn noch?
Nach einem langen und kalten Winter sind die Erdgasspeicher ungewöhnlich leerWas ist hier der entstehende Eindruck? Die EU betreibt Speicher, Gazprom füllt die, und die sind jetzt alle, weil Gazprom zu wenig geliefert hat.
Was ist tatsächlich passiert? Gazprom hat Speicher. Nicht die EU. Gazprom. Wir haben sie ihnen verkauft. Wieviel Gas durch die Pipeline fließt ist also überhaupt nicht unsere Angelegenheit. Gazprom hat Verträge mit uns, und solange die zugesagte Menge Erdgas aus dem Lager und der Pipeline geliefert wird, erfüllen sie die Verträge.
OK, na, äh, liefert Gazprom denn weniger als versprochen? Nein, tun sie nicht!
"Gazprom erfüllt seine Lieferverträge", sagte Hermes.So, warte mal. Was ist denn dann hier die Story gerade? Wieso sind die Lager dann alle? Na weil wir mehr davon entnommen haben!
Warum haben wir das gemacht? Ihr müsst jetzt sehr tapfer sein!
Russisches Pipelinegas sei aktuell deutlich günstiger als Gas auf dem SpotmarktAch. Ach was. Ihr ahnt sicher schon, wo die Geschichte hingeht. Gazprom hat da Speicher mit billigem Erdgas, weil wir langfristige Lieferverträge mit denen haben. Der Marktpreis von Erdgas geht aber hoch. Da gibt es ja eigentlich nur zwei Erklärungen für:
Könnt ihr euch jetzt auswürfeln, welche davon ihr für weniger schlimm haltet. Eine Sache ist jedenfalls klar. Wenn jemand an der gesamten Sache völlig unschuldig ist, dann ist es Gazprom.
So, haben wir jetzt alles verstanden? Nein! Es gibt da noch mehr Details. Und zwar gehören Gazprom zwar die Lager, aber sie betreiben nur die Infrastruktur.
Gazprom Germania hält sich bei der Frage nach den Gründen für den weitgehend leeren Speicher Rehden bedeckt. Ein- und Ausspeichermengen erfolgten durch die Kunden, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. »Daher können wir auch nicht prognostizieren, wie die Entwicklung in der Zukunft aussehen wird.«A-Ha! So langsam wird da doch ein Schuh draus, meint ihr nicht? Es ist also nicht so, dass Gazprom zu wenig geliefert hat, sondern dass ihre Kunden (ich nehme an damit sind RWE und co gemeint) da einfach alles rausgelutscht haben, was sie kaufen konnten, weil es dort billiger als auf dem Weltmarkt zu haben war. Und die heulen jetzt rum, dass Gazprom ihnen nicht noch mehr Erdgas unter Marktpreis verkaufen will.
So, wissen wir denn jetzt alles? Nein, gibt noch ein Detail:
So hätten »die Annahmen des Marktes zur weiteren Entwicklung der Preise dazu geführt, dass in der bisherigen Einspeisesaison weniger Gas eingelagert wurde«, sagt ein Sprecher des Düsseldorfer Energiekonzerns Uniper, der über die größte Speicherkapazität in Deutschland verfügt, die derzeit zu etwa 88 Prozent gefüllt ist.Den Satz müsst ihr euch mal auf der Zunge zergehen lassen. Der Typ betreibt ein Lager, das zu 88% voll ist. Das Gazprom-Lager ist bei 5%. Und der erzählt uns jetzt: Der Markt nimmt an, dass der Gaspreis demnächst krass fallen wird, daher kauft niemand jetzt teuer und lagert das ein. Sagt er uns. Hat aber selber 88% Füllstand. Da könnt ihr ja selber mal drüber nachdenken, wie ihr da eine sinnvolle Interpretation findet.
Oder warte, meint er damit vielleicht nur das Gazprom-Lager? Sagt er uns hier, dass der Markt sieht, dass Gazprom-Gas billig und anderes Gas teuer ist und daher entnimmt man es aus dem Lager und verkauft es schnell meistbietend? Das würde Sinn ergeben!
Wartet, einen hab ich noch. Versetzt euch mal in die Lage von Gazprom. Aus deren Sicht ist es ja egal, ob sie uns die vereinbarte Gesamtmenge jetzt liefern, oder über den Winter verteilt. Gleiche Lieferung unterm Strich, gleiche Bezahlung. Aber was passiert, wenn Gazprom jetzt alles geliefert hätte und das nicht bremst? Daran können wir erkennen, was Gazprom glaubt, was hier passiert. Dann verkaufen unsere Spekulanten oder Geschäftemacher das Gas nach Asien weiter, machen einen fetten Reibach, und das Heiz-Erdgas muss dann teuer auf dem Spotmarkt gekauft werden. Das können sich viele Leute nicht leisten, die frieren dann. Wer kriegt den Ärger ab? Gazprom. Gazprom ist jahrzehntelang von der Ukraine und Polen bestohlen worden. Die kennen das Spiel. Die wissen, wie das ausgeht. "Unsere armen Bürger frieren!!!"
Wenn Gazprom also jetzt nicht mehr als vereinbart liefert, dann tun sie damit indirekt alles was sie tun können, damit hier im Winter niemand erfrieren muss. Natürlich kann Gazprom nicht verhindern, dass unsere Energiemafia uns trotzdem über den Tisch zieht, und wenn ihr kurz auf die Gaspreise guckt, dann seht ihr: Genau das passiert gerade. Obwohl die billig von Gazprom einkaufen können, erzählen sie uns was von steigenden Erdgaspreisen und erhöhen ihre Endkundenpreise.
Wartet, gibt noch ein Wärzchen an der Geschichte. Die Dimensionen der Abzocke. RT sagt, die Verträge mit Gazprom sind über 220 Euro pro pro 1000 Kubikmeter. Der Spotmarktpreis hat gerade die 1000-Dollar-Marke gerissen.
Nicht nur zockt uns also hier nicht Gazprom ab gerade. Gazprom sind die einzigen, deren Verhalten darauf ausgelegt zu sein scheint, bei uns im Winter auch für die Ärmeren Heizen erschwinglich zu halten.
Wie kann denn das sein, wenn wir alles Gas, das wir brauchen, billig von Gazprom kriegen, dass dann der Spotmarktpreis über 1000 Dollar steigt?
Tja, das liegt an der Gasmarktliberalisierung. Der Wikipedia-Artikel ist recht lang und listet auf, wie fraktal verkackt und schädlich für die Kunden das alleine in den ersten Jahren war. Wie ihr seht ist das nicht besser geworden seit dem. Bedankt euch mal bei den Markt- und Deregulierungsfetischisten von CDU und FDP.
Oh aber ja! Selbstverständlich war es mal wieder die CDU, die die politische Verantwortung trägt! Was habt ihr denn gedacht? Aber hey, ist ja bald Wahl.
Dazu habe ich gleich mehrere entrüstete Zuschriften von Fox-News-Guckern, Facebookinsassen und Telegramusern gekriegt. Das sei ja Fake News, schrieben die. Und ich sei drauf reingefallen. Ich Linksgrünversiffter Fridays-for-Future-Opfer, ich.
Nun, also stellen wir mal eine Sache klar: Ich habe nicht behauptet, dass das stimmt. Ich habe behauptet, dass das die amerikanischste Schlagzeile ist. Nicht wegen Ivermectin und Impfgegnern, sondern weil beide hier genannten Dinge völlig vermeidbare Selbstverstümmelungen sind.
Zu Ivermectin hatte ich hier im Blog auch Dinge zu sagen, aber nicht in dieser Meldung. Da ging es mir nur um die Absurdität der Überschrift.
Inhaltlich fand ich recht klar, dass das nicht glaubwürdig ist. Erstens Mal ist Ivermectin zwar gegen Covid nicht hilfreich (die zentrale Studie, die das behauptet hatte, musste wegen Wissenschaftsbetrugs zurückgezogen werden), aber ist als Arzneimittel für Menschen zugelassen. Ja, es gibt Nebenwirkungen (ich hatte das Paper über die Sperma-Auswirkungen verlinkt), aber dass da reihenweise Leute ins Krankenhaus müssen fand ich nicht plausibel. Auch die Meldungen über Ivermectin-Vergiftungen sprachen nicht von Vergiftungsfällen sondern von Anrufen bei der Vergiftungshotline. Ich verstehe das so, dass das auch Hypochonder oder ganz andere Vergiftungen oder falsche Alarme sein könnten. Das ist noch kein Kausalzusammenhang.
Kann natürlich trotzdem sein, dass es da nennenswert Vergiftungen gibt, weil die Leute die Dosierung verkacken, aber davon hätten wir dann wohl auch anderswo schon gehört.
Wieso nehme ich das dann überhaupt ins Blog auf, wenn ich das inhaltlich nicht für glaubwürdig hielt? Na weil ich es lustig fand. Und weil es sich als Medienkompetenzübung eignet. Das tat es sogar mehr als ich zu dem Zeitpunkt ahnte, wie sich rausstellt.
Denn dann hat ein Krankenhaus in Oklahoma ein Dementi veröffentlicht, das Rolling Stone jetzt auch oben über den Artikel gepackt hat, und sie scheinen sich von ihrem Artikel zu distanzieren. Das Krankenhaus sagt: Bei uns war dieser Doktor vor zwei Monaten das letzte Mal und wir haben hier gar keine erwähnenswerten Ivermectin-Vergiftungsfälle und unsere Betten sind auch nicht so voll, dass wir Patienten mit Schusslöchern abweisen müssten.
Wenn man jetzt aber den ursprünglichen Artikel liest, dann war da gar kein Krankenhaus genannt. Das Dementi von diesem Krankenhaus würde ich daher überspezifisch nennen und habe es hier nicht erwähnt.
Wer sich trotzdem dafür interessiert, wie die Story weitergeht, findet bei Scott Alexander (ehem. Slate Star Codex) noch mehr Details.
Stellt sich raus: Dieser Arzt reist von Krankenhaus zu Krankenhaus. Der ist da bei diesem Krankenhaus nicht rausgeflogen oder so, sondern der ist ganz normal weitergezogen.
Das Ausmaß der Hysterie der Antivaxxer konnte man ganz gut daran sehen, dass die sich sogar darüber aufgeregt haben, dass das Stock Foto in dem Rolling Stone-Artikel gar keine Patienten von dem Krankenhaus zeigte, sondern eine generische Impfschlange irgendwo. Stand auch im Kleingedruckten unter dem Foto, aber who cares. In der rituellen Entrüstungsindustrie sind die Rechten inzwischen genau so schlimm wie die Linken, denen sie das immer vorgeworfen haben.
Ich kann nur sagen: Bleibt mir alle weg mit eurem Gotcha-Scheiß und euren rituellen Tunnelblick-Vorwürfen. Wenn ihr euch Pferdeentwurmer einwerfen wollt, dann werde ich mich da ganz sicher nicht in den Weg stellen. Jeder hat das Recht, sich maximal zum Deppen zu machen. Aber Respekt könnt ihr nicht einfordern, oder dass ich mich dann nicht über euch lustig mache.
Und wenn ihr mir irgendwelchen Entrüstungsscheiß mailen wollt: Spart euch die Zeit und mir den Aufwand, eure Mail zu löschen. Mir geht das nur noch auf den Sack, diese Pseudo-Entrüstung und dieser Tunnelblick der sich ewig bekämpfenden Fraktionen, die beide bis zur Halskrause voller Pferdescheiße sind.
Ich hatte gedacht, dieses toxische rituelle Schwarz-Weiß-Scheiße hätte die Menschheit überwunden. Gut, außerhalb von irgendwelchen religiösen Spinner-Vereinigungen.
Wie, fragt ihr, das steht da doch gar nicht? In der Tat, das steht da gar nicht.
Da steht: Die haben freiwillig auf die Impfung verzichtet, also sollen sie freiwillig auf Behandlung verzichten.
Ja aber Fefe, was geht denn hier ab? Können die alle nicht lesen?
Nein, können sie nicht.
Daher mache ich hier ständig Lese- und Medienkompetenzübungen.
Für genau diese Leute.
You are welcome.
Update: Ich bin übrigens immer wieder fasziniert, wie die Leute es schaffen, sich selbst zu bescheißen, bis sie in eine Opferrolle passen. Die Dutzend Leser haben praktisch allesamt das sich nicht kostenlos impfen lassen mit einer Drogenabhängigkeit oder Adipositas verglichen. Dude, wenn es eine kostenlose Einmal- oder Zweimal-Impfung gegen Drogenabhängigkeit oder Adipositas gäbe, gäbe es beides nicht mehr. Drogenabhängige und Fettleibige verhalten sich deutlich rationaler als ihr Spinner.
Gute Idee eigentlich. Ich bin ja Träger des goldenen Medienkompetenztrainings-Awards am Band mit Eichenlaub. (Danke, Maxim)
Der BND hatte ja einfach im Ausland großflächig Menschen bespitzelt und ihre Menschenrechte mit Füßen getreten. Daraufhin hatte das Verfassungsgericht völlig überraschend darauf hingeweisen, dass das Menschenrechte und nicht Bürgerrechte heißt, und dass Ausländer vielleicht keine deutschen Staatsbürger aber doch Menschen sind und ihnen daher Menschenrechte zustehen.
So und jetzt kommt die Lösung der CDU: Der BND darf genau das, was das Verfassungsgericht für illegal erklärt hatte, einfach weiter machen. Aber die CDU richtet einen "Kontrollrat" ein. Den wollen sie mit Bundesrichtern und Bundesanwälten besetzen. Und was sollen die tun?
soll das Vorgehen des Geheimdienstes im Blick behaltenOoooh, im Blick behalten, ja? Aber verhindern oder verbieten können sie nichts? Konsequenzen gibt es nach wie vor keine?
So und jetzt der Kern der Medienkompetenzübung:
Gleichzeitig werden die rechtlichen Hürden für das Ausspähen erhöht.Nein. Werden sie nicht. Bisher sind die Hürden "der BND darf das gar nicht". Die Hürden sind also unendlich hoch. Und jetzt werden sie zurückgestutzt auf Bordsteinkantenhöhe.
Denn die CDU hat noch keinen Menschen getroffen, dessen Menschenrechte sie nicht am liebsten mit Füßen treten würden. Außer sich selbst, versteht sich. Da rufen sie dann plötzlich nach Datenschutz. Klar.
Hier hat mal jemand bei einer Tagesschaugrafik nochmal genauer hingeguckt.
Wir werden uns vorher chemisch unfruchtbar machen.
A new book called Countdown, by Shanna Swan, an environmental and reproductive epidemiologist at Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York, finds that sperm counts have dropped almost 60% since 1973. Following the trajectory we are on, Swan’s research suggests sperm counts could reach zero by 2045. Zero. Let that sink in. That would mean no babies. No reproduction. No more humans. Forgive me for asking: why isn’t the UN calling an emergency meeting on this right now?
Ach komm, wer braucht schon Fortpflanzung. Bis dahin haben wir unser Bewusstsein in die Cloud hochgeladen und leben ewig (oder bis zum nächsten Softwareproblem, was früher kommt).in deiner Medienkompetenzuebung zu AstraZeneca fehlt mir eine potentiell wichtige Variable: Bei allen Krankheiten, vor allem bei leichtem Verlauf, gibts ja eine Dunkelziffer. Leute, die gerade geimpft wurden, sind natürlich sensibilisiert, deshalb vermute ich, dass (sehr) leichte Thrombosen da viel öfter erkannt werden all sonst.Ein anderer Leser hat auch noch einen sachdienlichen Hinweis:Vor allem auch deshalb, weil die zur Zeit in Deutschland mit AZ geimpfte Zielgruppe vor allem aus medizinischem und Pflegepersonal besteht. Die kennen sich mit den Symptomen aus und haben leichten Zugang zur Diagnostik.
Ich stelle mir gerade vor: ich arbeite in einem Krankenhaus (tue ich nicht wirklich), bin vor zwei Tagen mit AZ geimpft worden, und über den Flurfunk wird das Gerücht gestreut, dass es nach AZ-Impfungen öfters zu Thrombosen kommt.
Dann werde ich natürlich bei den ersten Anzeichen von Kopfschmerzen mal schnell beim netten Kollegen aus der MRT klopfen und das abklären lassen.
Als Durchschnittsbürger hingegen nehme ich eine Kopfschmerztablette und warte dass es vorbeigeht.
Unter dem Vorbehalt dass ich wirklich nicht vom Fach bin und auch komplett daneben liegen kann: es würde zumindest nicht wundern, wenn die Erkennungsrate für leichte(!) Thrombosen in der aktuell geimpften Gruppe eine Grössenordnung über dem Bevölkerungsschnitt liegt.
Das würde auch zwanglos erklären, warum man in GB (wo ja inzwischen flächig geimpft wird und nicht bloss Fachpersonal) nix auffälliges sieht.
anders als bei BionTech fallen die Nebenwirkungen bei AstraZeneca vor allem bei der ersten Impfung stark aus, bei BionTech ist das umgekehrt und gerade bei uns haben noch nicht viele die 2. Impfung bekommen.
Astrazeneca wird ja jetzt aus dem Verkehr gezogen, weil es auf 1,6 Millionen Impfungen 7 Thrombosefälle gab.
Bei solchen Zahlen stellt sich ja immer die Frage: Ist das jetzt viel oder wenig? Natürlich ist jede Thrombose eine zuviel. Aber … wenn du 1 Mio Menschen impfst, dann gibt es ja eine Grundwahrscheinlichkeit dafür, dass darunter jemand ist, der zufällig am nächsten Tag einen Autounfall hat. Oder halt eine Thrombose.
Finden wir doch mal heraus, wie viele Fälle davon es in Deutschland gibt. Die Quelle hier sagt 3-5 Fälle pro 1 Mio Einwohner pro Jahr. Hier reden wir von einer Inzidenz "einige Tage nach der Impfung". Wir kommen also von 3-5 pro Jahr auf 0,05-0,1 pro Woche. Jeweils pro 1 Million. Die Spahn-Zahl war pro 1,6 Mio Impfungen, als runden wir mal auf und sagen: 0,1 pro Woche pro Mio. Im Vergleich sind 7 Thrombosen also durchaus signifikant mehr.
Die nächste Frage wäre, ob diese Thrombosen vielleicht häufiger alte Menschen betreffen und daher unter der geimpften Bevölkerungsschicht häufiger auftreten, aber da sagt obige Quelle: Nein, besonders betroffen sind Altersgruppen zwischen 30 und 40, und Frauen dreimal so häufig wie Männer.
So. Jetzt haben wir doch mal eine Vergleichsbasis, auf Basis derer man grob einschätzen kann, ob man Herrn Spahn zustimmt, dass der Impfstoff aus dem Verkehr gezogen gehört.
Allerdings gibt es auch andere Aspekte, die man noch berücksichtigen könnte. Dieser FR-Artikel listet z.B. Nebenwirkungen Koinzidenzen und deren Häufigkeit bei den verschiedenen Impfstoffen. Da steht dann sowas wie:
Gesichtslähmungen (Biontech/Pfizer 193, Astrazeneca 88), Gesichtsschwellungen (Biontech 230), Thrombosen (Biontech 10), Thrombozytopenie (Astrazeneca 35, Biontech 13), Blutbbildstörungen (Astrazeneca 1098), zerebravaskuläre (die Gefäße des Gehirns betreffende) Ereignisse (Astrazeneca 41), Hirnblutungen (Astrazeneca 7), Schlaganfälle (Astrazeneca 9), Erblindung (Biontech 15, Astrazeneca 28).Und das macht mich ja jetzt doch ein bisschen nachdenklich. Wenn Biontech zu 10 Thrombosen geführt hat, wieso sperren wir dann nicht den?
Beinhalten die 9 Schlaganfälle die 7 Hirnblutungen oder ist das separat? Was ich damit sagen will: Alles nicht so einfach. Ich finde auffällig, wie viel davon nach Schlaganfallsymptomen klingen.
Ich frage mich jetzt: Hätten die Leute, die jetzt einen halben Schlaganfall kriegen, mit dem richtigen Virus dann einen ganzen Schlaganfall gekriegt?
Und… sind 28 Erblindungen nicht auch Aus-dem-Verkehr-zieh-Grund für Astrazeneca und Biontech?
Update: Wo wir gerade bei Thrombosen waren: Die Pille führt auch zu einer deutlich höheren Thromboseinzidenz bei Frauen. Allerdings zählen die da alle Thrombosen, nicht nur Hirnvenenthrombosen, daher sind die Indidenzen generell höher. Thrombosen außerhalb des Hirns können genauso tödlich enden.
Und wo wir gerade bei Überschlagsrechnungen waren, zitiere ich mal einen Leserbrief:
bei deinem gestrigen Ding fehlt mir aber noch eine wichtige Überschlags-Rechnung:
Wenn 1 Millionen jetzt nicht geimpft wird, wie viele davon kriegen in den nächsten 4 Wochen Corona?
( das wäre ja wahrscheinlich unsere aktuelle 100.000er-Wocheninzidenz von circa 80 multipliziert mit 10 (→für eine Million) und mit 4 (für Monat)).
So, und wenn wir von denen immer noch von einer Mortalität von +-1% haben…
Weil jeder Coronatote ist ja auch einer zuviel, oder?
Das ist übrigens ein klassischer Fall von: ass coverage.
Also eben nicht "Schadensminimierung für den Bürger" sondern ass coverage.
Gehen 17 Leute am Impfstoff ex, wackelt mein Stuhl. Und Verträge. Und… Krepieren 85 an Corona, "schlimm, sehr schlimm, tief betroffen, aber: wir waren's nicht"
Ich komme bei 80*10*4/100 auf 32 und nicht auf 85, aber ändert ja an dem Punkt nichts.
Update: Ein Leser weist darauf hin, dass die FR da mitnichten die Nebenwirkungen listet sondern die Koinzidenzen. Nebenwirkung impliziert ja, dass das was mit der Impfung zu tun hatte. Das muss natürlich erst noch nachgewiesen werden.
Ich hatte da zwei Stories. Einmal eine zu einem Typen, der in seiner Garage eine Impfung gebaut und seinen Mitarbeitern verabreicht hat, ohne die dafür vorgeschriebenen Testreihen durchlaufen zu haben, und dafür eine Anzeige der zuständigen Behörde eingefahren hat, die genau dafür existiert, sowas zu verhindern. Sonst könnte ja jeder Krämer an der Straßenecke retrovirale Impfungen gegen Haarausfall verkloppen.
Ich habe zu dem extra zwei schöne Debunking-Links ins Blog getan, damit die Leute das lesen und sehen, wieso die Anzeige nicht nur berechtigt sondern gewollt war.
Es gibt da noch ein paar Details, die euch hätten auffallen können, als Teil der Übung. Erstens hättet ihr das mal googeln können und hättet dann dieses Statement von Petra Falb finden können, die bei der zuständigen Behörde Gutachterin für die Zulassung von Impfstoffen ist. Oder ihr hättet bemerken können, dass die Querdenker (die ja ansonsten eher impfkritisch sind) voll auf den stehen, vermutlich weil der Stöcker ein AfD-naher Klimakatastrophen-Leugner ist, der zum Sturz der Kanzlerin aufrief. Von DEM würden die evidenzbasierten Alternativmediziner einen germanischen Impfstoff nehmen, was ihre Fundamentalopposition zu anderen Impfstoffen gar lustig kontrakariert.
Aber egal. Eigentlich ging es mir ja nicht um die Rechten. Eigentlich ging es mir um die Linken. Diese Finnland-Meldung kam nämlich vom gegenüberliegenden Teil des Hufeisens (das gibt wieder böse Mails!1!!), von ein paar fundamentalmarxistischen Kapitalismusgegnern.
Meine eigentliche Hoffnung mit der Übung war, dass ihr die Argumente aus dem 1. Teil seht, und dann bei der Lektüre des 2. Teils merkt, dass die alle auch da passen. Dass, mit anderen Worten, Verschwörungstheorien unabhängig vom politischen Spektrum auf denselben Mustern aufbauen.
Oder, wenn ihr das nicht erkennt, hättet ihr wenigstens googeln können, dass der Oxford-Impfstoff schon im Januar 2020 fertig war, d.h. als dieser Impfstoff im Mai soweit war, war Oxford schon seit Monaten am Testen.
Stattdessen haben offenbar die meisten Leser den Eindruck gewonnen, dass ich hier den Stöcker feiern wollte. Nein. Wollte ich nicht. Im Gegenteil. Die Formulierungen haben das angedeutet, weil ich ja die Leute ansprechen wollte, die das glauben oder unentschlossen sind.
Tja. You win some, you lose some.
Übrigens gab es noch ein langen Leserbrief von jemandem, der eure Perspektive auf diese Impfstoffe möglicherweise radikal ändern wird:
In der Diskussion um den Stöcker (und jetzt auch noch diese Finnen!) kommt immer wieder von Experten (!) zum Ausdruck, dass man so ein komplexes Produkt ja gar nicht im Hobbykeller basteln kann. Das könnten nur Profis! Und schon gar nicht so ein Nazi-Opa in seiner Scheune (ja, für Ad-Hominem-Argumente ist der Stöcker sehr gut brauchbar).Tatsächlich ist das Herstellen von einem rekombinanten Protein oder customized Adenovirus so einfach wie das Drucken eines hübschen Foto-Albums: Man braucht da nur im Internet einen Service anschreiben. Das hat der Stöcker sicher auch gemacht, und GENAU DESHALB kann er nicht sagen, was für eine Zell-Linie exakt das war.
Protein (chinesische Firma, kann man also bei Bedarf auch komplett an unseren Autoritäten vorbei bestellen): sinobiological.com
Adenovirus (hier dann mal eine US-Firma als Ansprechpartner): vectorbiolabs.com
Das sind nur die zwei ersten Fundstellen bei Google. Die, die dort Werbung bezahlt haben, dass man sie findet. Niemand, der sowas entwickelt, braucht dafür ein eigenes Labor! Die 10^12 Viren, die man da bekommt, reichen bei der Dosierung von AstraZeneca für 100 Impfungen, also genug für einen Phase-2-Test; wie viel Stoff man bei den Proteinen man so bekommt, habe ich jetzt nicht geguckt, wahrscheinlich auch so in der Größenordnung 100 Impfungen. Wenn man das richtig macht (also z.B. statt deaktivierte Replikation eine etwas abgeschwächte Replikation) kommt man vermutlich mit 10^6 Vektor-Viren pro Impfung hin, und kann sogar aus dem Rotz der geimpften weiteren Impfstoff gewinnen (so hat man übrigens die Pocken-Impfung repliziert: Die Pocken-Blasen an der Impfstelle enthalten genügend Kuhpocken-Viren für mehrere Impfungen). Dann könnte man mit einer Bestellung tatsächlich ganz Finnland durchimpfen und mit dem so entstandenen Rotz aus der Impfreaktion die ganze Welt.
Für die Antikörper-Tests braucht man auch keinen Drosten. Corona-Antikörpertest mit Titer kann jedes einigermaßen ausgestattete Labor, man muss die Probanden nur zum Hausarzt schicken. Mehr haben die kommerziellen Anbieter bei ihren Phase-2-Tests auch nicht gemacht.
Ich habe jetzt nicht gefragt, wie teuer der Spaß wäre (das geben die nicht direkt an, sondern “request a quote”), aber gehe davon aus, dass es sich um Budgets handelt, die kein Show-Stopper für ein Uni-Forschungsinstitut wären, denn das sind ja die üblichen Kunden. Entsprechend muss man sich nicht wundern, wenn Meldungen von Enthusiasten die Runde machen, die sich auf eigene Faust einen Impfstoff gebastelt haben. Ja, ne, die haben nur die DNA dafür auf dem Rechner zusammengeclickt, und das von so einem Service bauen lassen, mehr Aufwand ist das gar nicht mehr. Die Zellen, die die Vektor-Viren produzieren, haben das Adenoviren-Replikationsgen drin, und können deshalb auch ansonsten nicht vermehrungsfähige Adenoviren clonen. Serotyp und Payload kann man also frei wählen. Und bei rekombinanten Proteinen muss man eigentlich nur noch den Zelltyp anwählen (möglichst nah am Menschen).
Der Aufwand sind die Phase-3-Tests und der Aufbau der Massenproduktion. Nur, auch das Einkaufen und Betreiben von so Bioreaktoren und Aufreinigern ist kein Voodoo, sondern ebenfalls ein ganz normales bestellbares Produkt.
Der Hauptgrund der Aufregung scheint mir zu sein, dass so Hobbyisten-Free-Pharma-Produkte eine Industrie erschüttern würden wie einst GNU und Linux das mit der Software gemacht haben.
Nur, wenn man sich die Entwicklungszeiten anguckt, ist es um mehrere Größenordnungen einfacher, so einen Impfstoff zu *entwickeln* als irgendwelche freie Software. Irgendwo zwischen echo und cat oder so.
Und lasst euch nicht von „Unethisch!“ ablenken. Die Pharma-Industrie war bereit, 30 Millionen Afrikaner sterben zu lassen, nur um die Profite für die AIDS-Medikamente hoch zu halten. Denn nachdem der Patentschutz dort endlich aufgehoben wurde, waren die Medikamente als Generica für fast 2 Größenordnungen billiger zu haben, und DANN wollten auch die Krankenkassen von reichen westlichen Staaten plötzlich diese Wucherpreise nicht mehr bezahlen.
Es gibt im ganzen 20. Jahrhundert nur ganz wenige menschengemachte Katastrophen, die ähnlich viele Opfer gefordert haben wie die Pharma-Patente nur auf die drei AIDS-Medikamente. Russlandfeldzug. Großer Sprung nach Vorn. So, die Größenordnung.
Und die Verzögerung der Corona-Impfung durch die explizit als Marktzugangshemmnis aufgerichteten Impf-Regularien (die übrigens in pandemischen Situationen in vielen Ländern gekippt werden könnten, aber außer Russland und China hat das keiner gemacht) haben auch schon 2 Millionen Menschenleben gefordert.
Impfstoff-Entwicklung ist vor allem deshalb in der Regel schwierig, weil die verbliebenen Pathogene von Interesse böse Tricks auf Lager haben, die einen daran hindern, einfache etablierte Techniken zu nutzen, oder weil die Fälle so selten sind, dass man Jahrzehnte warten muss, bis die Kontrollgruppe endlich ihre 100+ Fälle durch hat. Das alles ist bei Covid-19 nicht der Fall: Die Impfstoffentwicklung ist trivial, das Virus hat keine bösen Tricks auf Lager, und die Kontrollgruppe durchseucht sich ziemlich schnell.
Update: Hier ist ein Blogeintrag von einem Ami, der das mal gemacht hat. Mit diesem interessanten Absatz:
(Side note: in many ways immunity in the mucus lining is better than in the blood, since it blocks infection at the point where it’s introduced. This is an advantage of inhaled vaccines over injected. So why do most commercial vaccines inject? Turns out logistics are a major constraint on commercial vaccine design, and injections are surprisingly easier logistically.
Also doch nicht "weil wir ein Patent auf Spritzkram hatten" :-)
Ein bisschen später gab es dann noch ein Blogpost, wie er das jetzt testen will aber noch ohne Resultate. Die stehen noch aus.
Das fällt einem wahrscheinlich nur auf, wenn man das am Stück hört, aber du kannst da im Grunde zwei Typen zuhören, wie sie in der Coronakrise langsam den Verstand verlieren, den Optimismus, die Perspektive, und den Willen zum Leben. In Folge 8 kommt man sich vor, als säße man bei einem Psychiater auf der Couch. Da stellen die sich plötzlich gegenseitig Fragen wie: Magst du dich eigentlich selbst?
Wenn das kein Podcast wäre sondern ich zwei Kumpels sowas besprechen hören würde, würde ich mir glaube ich echt Sorgen machen.
Die Folgen am Anfang sprühten noch von Optimismus, und dann legt sich so eine bleierne Depression über die Sendung.
Ich erwähne das, weil mir ja seit Jahren Leute schreiben, ich hätte ja eine Verantwortung gegenüber meinen Lesern, der ich angeblich nicht gerecht würde, wenn ich nicht immer nur 100% vorvalidierte vorverdaute Einheitskost bringe, von der sich nichts später als falsch herausstellt. Ich fand das immer absurd. Ich bin hier keine Redaktion mit geschulten Journalisten, ich bin nur ein Typ mit einem Webserver. Mir fällt auch gerade kein Medium ein, das nicht mal irgendwann grob daneben lag.
Aber jetzt komme ich ins Grübeln, ob ich da nochmal über meine Position nachdenken muss. Nicht von wegen Medienkompetenzübungen, eher von wegen bei den Lesern Depressionen auslösen oder verschlimmern.
Aber mal ganz realistisch: Was für Möglichkeiten hab ich denn da tatsächlich? Ich plane ja hier keine Kampagnen und Themenabende und hab kein Programm, das ich anpassen könnte. Ich blogge halt, was mir vor die Flinte kommt. Wenn ihr da Muster seht, dann ist das Confirmation Bias und das gemeinsame Aufrechterhalten einer gemeinsamen Realitätsstruktursimulation zwischen mir und meinen Lesern. Die Einsendungen richten sich ja thematisch danach, was es bei mir bisher so gab.
Oder es ist Apophänie, das kann auch sein. Was übrigens auch ein hochspannendes Thema ist, gerade jetzt. Ende September gab es ein lesenswertes Essay über QAnon aus Sicht eines Spiele-Entwicklers. Da geht es auch viel um Apophänie.
Update: Ich sollte vielleicht kurz darlege, wie ich das bislang betrachtet habe. Ich habe mir da einfach eine Tabelle gemacht. Pessimistische Erwartungshaltung, Optimistische Erwartungshaltung, und auf der anderen Achse "geht gut aus", "geht schlecht aus". Annahme: Auf das Geschehen habe ich keinen Einfluss. Meine Stellschraube ist die Erwartungshaltung. Mit der kann ich entscheiden, ob ich positiv oder negativ überrascht werde. Da nehm ich doch lieber die positive Überraschung!
du hast heute die Berichterstattung zur US-Wahl kritisiert und in dem Post u.a. einen Tweet mit Aussagen verlinkt, welche progressiven Maßnahmen die Bevölkerung (angeblich) wolle. "Aber die bietet ja keiner an."War das eine Medienkompetenzübung? Mit kurzem googlen kann jeder leicht prüfen, ob die vier Punkte wirklich niemand anbietet:
"72% want a 'government-run healthcare plan'"
-> Achtung, "a government-run healthcare plan" ist nicht das gleiche wie Single Payer ("Medicare for All"), sondern eine staatliche Option, also der ACA, den Biden noch ausweiten will. Das bietet er also an."Florida voted for a $15 minimum wage"
-> $15 Mindestlohn verspricht Biden ebenfalls: https://joebiden.com/build-back-better/"SD, AZ & NJ voted to legalize weed"
-> Biden will "Gras" zwar nicht legalisieren, aber immerhin dekriminalisieren. Das ist nicht das gleiche, aber immerhin ein progressiver Schritt: https://heavy.com/news/2020/09/biden-marijuana/"CO voted for 12 weeks of paid family & medical leave"
-> Biden fordert ebenfalls 12 Wochen paid family leave und paid medical leave: https://joebiden.com/caregiving/Das wird also sehr wohl angeboten. Ob es geliefert wird, ist eine andere Frage.
Nun, da gibt es jetzt einen Bericht des Bundeswehr-Generalinspekteurs. Der Mann heißt Eberhard Zorn und hat damit den perfekten Namen für einen Bundeswehr-Generalinspekteur, wenn ihr mich fragt.
Was steht denn da drin? Nun, ist alles überhaupt gar kein Problem. Vertraut uns. Wir wissen, was wir tun.
In dem Bericht verwies Zorn darauf, dass etliche der im Sommer angekündigten 60 Einzelmaßnahmen zum Umstrukturierung des Verbandes bereits vollzogen worden seien. Unter anderem sei die 2. Kommandokompanie aufgelöst worden, in der eine Häufung solcher Vorfälle festgestellt worden sei und bei der es 2017 eine fragwürdige Abschiedszeremonie gegeben hatte.Der Techniker ist informiert! Die 2. Kommandokompanie wurde aufgelöst. Das Personal stellt sich jetzt als 3. Kommandokompanie neu auf. Ein völliger Neuanfang. (Sorry, das war meine zynische Interpretation, das steht so nicht im Bericht)
Aber zur Munition. Da steht im Report:
Ermittlungen im Zuge des schwerwiegenden Fundes von Munition, Sprengstoff und Waffen auf dem Privatgrundstück eines KSK-Soldaten in Sachsen hatten im Juni 2020 zu der Erkenntnis geführt, dass Verschuss, Nutzung und Verbleib von 37.000 Munitionsartikeln1 im Überbestand sowie von 48.000 Munitionsartikeln und 62 Kilogramm Sprengmitteln im Unterbestand durch den Verband nicht mehr zweifelsfrei nachvollzogen werden können. (…)Ja gut, dass der Bestand nicht mehr nachvollzogen werden kann, wenn der Sprengstoff in der Zwischenzeit verloren gegangen ist und vermisst wird, das leuchtet irgendwie ein, oder?
Als Zwischenergebnis kann festgehalten werden, dass ein hoher Anteil der Abweichungen nachvollzogen werden konnte. Diese lassen sich vornehmlich auf eine unsachgemäße Buchführung zurückführen. (…)Wie, Moment, ... was? Ihr findet die Munition nicht, und eure Erklärung ist, dass dann wohl die Buchhaltung falsch war? Na DAS nenne ich ja mal optimistisch! Man stelle sich das mal gegenüber der Polizei vor. Ja gut, Herr Wachtmeister, den Verbleib der vermissten Gemälde können wir nicht mehr nachvollziehen, denn die sind ja weg jetzt, aber wir haben die nicht geklaut, Ehrenwort! Die Buchhaltung muss unsachgemäß gewesen sein!!1!
Bisschen unbefriedigend, oder?
Es verbleiben allerdings absehbar Unterbestände in Höhe von 13.000 Munitionsartikeln und 62 Kilogramm Sprengmitteln, deren Verbleib sich nicht mehr mit absoluter Sicherheit bestimmen lassen wird. Anhaltspunkte für Diebstahl oder Unterschlagung dieser Artikel konnten bisher nicht identifiziert werden. Vielmehr deuten die Untersuchungen bezüglich der genannten Sprengmittel darauf hin, dass hier ein Zählfehler und infolgedessen fehlerhafte Bestandsberichtigungen im logistischen System über mehrere Jahre zur Feststellung eines vermeintlichen Fehls geführt haben. So wurde vermutlich im Oktober 2018 bei einer Bestandsprüfung durch das Fachpersonal des Verbandes 62 Kilogramm Sprengmittel „mehr“ gezählt, als de facto vorhanden waren. Diese wurden als „realer Bestand“ in die Buchführung aufgenommen. Da die Munition mutmaßlich tatsächlich nie vorhanden war, führte die darauffolgende Jahresinventur im Dezember 2019 zu einem vermeintlichen Unterbestand in Höhe von 62 Kilogramm.OK, und jetzt machen wir mal zusammen ein Medienkompetenzprojekt. Wir zählen mal die Wieselworte und Konjunktive.
"etliche" ... "Unter anderem" ... "nicht mehr mit absoluter Sicherheit bestimmen" ... "Anhaltspunkte ... konnten bisher nicht identifiziert werden" ... "deuten die Untersuchungen darauf hin" ... "infolgedessen fehlerhafte Bestandsberichtigungen" ... "Feststellung eines vermeintlichen Fehls" ... "vermutlich" ... "mutmaßlich" ... "zu einem vermeintlichen Unterbestand".
Ihr merkt schon, den Bericht hätte man deutlich abkürzen können. "Wir haben auch keine Ahnung, was da passiert ist. Daher denken wir uns jetzt eine Story aus, bei der niemand Schuld ist."
Nunja, Herr Generalinspekteur, da hätte ich mir ein bisschen mehr ... Zorn gewünscht.
hast du Lust auf eine kleine wissenschaftliche Medienkompetenzübung im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie? Dann habe ich hier ein wunderschönes Beispiel für dich:Ich finde den Artikel ehrlich gesagt so überzeugend nicht. Es geht los mit:Der Autor des Artikels - seines Zeichens Psychologieprofessor - stellt die steile These auf, dass die zweite Infektionswelle in Deutschland ja gar nicht real sei, sondern eigentlich nur ein Artefakt der Testmethodik. Seine Argumentation geht grob wie folgt: Single-Target-PCR-Tests - also Tests, die nur genau auf das Hüllprotein-Gen prüfen - würden auch bei anderen, harmlosen Stämmen von Coronaviren positiv anschlagen. Genau diese Stämme seien aber saisonbedingt wieder im Kommen; man teste also in Wirklichkeit gar nicht auf SARS-CoV-2, sondern auf Coronaviren im Allgemeinen. Zudem gebe es ja gar keinen erkennbaren Anstieg in den bundesweit berichteten Atemwegserkrankungen, und die Intensivstationen seien auch nicht stärker ausgelastet als noch im Sommer.
Der Artikel ist sprachlich gut geschrieben, liest sich plausibel und ist unterfüttert mit diversen Quellenangaben, Grafiken und Tabellen aus reputabler Quelle, die die These des Autors zu stützen scheinen. Im Heise-Forum hat er jedenfalls viele überzeugt.
Wer genau aufgepasst hat, wird direkt feststellen: Daraus folgt erstmal nichts weiter, selbst wenn es stimmen sollte. Ob jetzt ein Autounfall dem schweren Covid-Verlauf vorgreift - Intensivpatienten sind häufig immungeschwächt, manchmal sogar künstlich herbeigeführt (bei Krebs oder Organtransplantationen etwa). Dann so Geraune wie:
Letzteres wird auch in einer offiziellen Antwort des RKI auf eine entsprechende Anfrage bestätigt.Ach? Ist das so? Wieso ist dann hier kein Link auf die Anfrage oder die Bestätigung?
Womöglich werden manche Intensivpatienten als "COVID-19-Intensivpatienten" geführt, obwohl sie keinerlei COVID-19-spezifische Krankheitssymptome aufweisen und in Wirklichkeit aufgrund von anderen Ursachen auf der Intensivstation liegen."Womöglich"?
Aber ich will dem Einsender nicht vorgreifen, seine Ausführungen gehen noch weiter:
Jetzt kommt der springende Punkt: Wenn man die Zitate, Grafiken und Tabellen einzeln genauer unter die Lupe nimmt, stellt man Schritt für Schritt fest, dass nahezu jede Aussage, die der Autor daraus ableitet, so aus der Quelle nicht hervorgeht.Das liest sich alles nicht schön, aber eine Sache will ich anmerken: "Die Datenbasis ist unvollständig" ist ein generelles Problem für beide Seiten. Da muss man bei neuen Krankheiten mit leben, dass man nur Fragmente der Fakten hat. Da kann man trotzdem Dinge draus schließen, aber die sind dann halt fehlerbehaftet und man sollte ich dann in die Richtung zu irren versuchen, die weniger Menschenleben kostet.Mal ist die Datenbasis unvollständig und nicht repräsentativ.
Mal gehen die aktiven Covid-19-Fälle im allgemeinen Grundrauschen der Millionen von berichteten Atemwegsinfekten unter.
Mal ist die Stichprobengröße winzig. (Da schreiben sich die Psychologenwitze wie von selbst!)
Mal missversteht der Autor, welche Gene in welchen Virenstämmen vorkommen und in welchen nicht.
Mal unterschlägt der Autor willkürlich, dass die hohe Falschpositivrate in einer zitierten Studie durch Vertauschung von Proben zustande kam - was in der Studie selbst bereits analysiert und korrigiert wird.
Lacher zum Schluss ist die folgende Passage zur Frage 'aber warum sind dann in unseren Nachbarländern die Intensivstationen bereits überlastet?':Ach naja, das finde ich immer schwierig, Unbekannten Bösartigkeit vorzuwerfen.
"Hier wäre allerdings zunächst zu überprüfen, inwiefern es sich hier um einen Effekt handelt, welcher im Vergleich zu den Vorjahren einen Ausnahmefall darstellt, oder ob es sich stattdessen um einen typischen saisonalen Effekt handelt. Nur im ersteren Fall ist davon auszugehen, dass es sich tatsächlich um einen Effekt des neuen Virus SARS-CoV-2 [handelt]. Eine solche Analyse liegt allerdings außerhalb des Rahmens dieses Artikels."
Keine weiteren Fragen dazu. :-DUnterm Strich lässt sich festhalten: Die angeführten Quellen geben viele Informationen her, aber die These des Artikels stützen sie definitiv nicht! Der Autor ist übrigens kein Unbekannter, sondern hat schon während der ersten Infektionswelle geleugnet, dass es überhaupt eine erste Welle gebe. Insofern würde ich ihm hier auch nicht nur Schlampigkeit unterstellen, sondern bewusste Irreführung
Übrigens: Das Phänomen, das diesem Artikel zugrundeliegt, hat der Drosten in seinem von mir heute morgen verlinkten Auftritt ja erklärt. Die Kliniken sagen gerade alle Operationen ab, bei denen am Ende zusätzliche Intensivpatienten rauskommen würden. Weil sie eben die Covid-Entwicklung sehen und so viele Betten wie möglich für Covid-Patienten freihalten wollen. Es kann also sein, dass der Telepolis-Autor das korrekt beobachtet hat und da nur nicht die richtigen Hintergründe kannte.
Übrigens an der Stelle auch gut passend: Die Antibiotika-Verschreibungen sind auf 20-Jahre-Tiefstand. Weil dank Abstand und Masken weniger Leute Infektionen abkriegen. Das wird vermutlich auch dazu führen, dass mehr Intensivbetten frei sind, die dann von Covid-Patienten aufgesogen werden.
Eine andere Sache muss man auch noch im Auge behalten. Krankenhäuser werden ja inzwischen auch als Profit Center gefahren, wenn es nicht gerade Unikliniken sind. Das heißt, wenn die die Wahl haben, ob sie einen Patienten nach Hause schicken oder noch ne Woche liegen lassen, dann haben sie einen finanziellen Anreiz, die länger liegen zu lassen. Ich will jetzt niemandem Korruption unterstellen, aber die finanziellen Anreize sind ganz klar da. Ob das bei Intensivstationen ein Faktor ist weiß ich nicht, aber von regulären Stationen weiß ich es.
Überhaupt muss man bei Statistiken immer vorsichtig sein. Sobald die für sowas wie Leistungskontrolle verwendet werden, gibt es verzerrende Sekundäreffekte. Nach Einführung der (freiwilligen!) Qualitätskontrolle in Krankenhäusern ging z.B. die Mortalität auf den Intensivstationen hoch. Auflösung: Die Stationsärzte haben ihre todgeweihten Patienten kurz vor dem Ableben auf die Intensivstation verlegt. Weil das in der Statistik besser für unsere Station aussieht, wenn der Patient dort stirbt als bei uns. Wissenschon.
Die Datenbasis, die wir für unsere Entscheidungen heranziehen, wird daher immer unvollständig und gelegentlich auch manipuliert oder irreführend sein. Damit muss man umzugehen lernen.
Ich persönlich maße mir nicht an, hier die Details bis zum Ende zu verstehen. Daher ziehe ich mich auf eine Risikoabwägung zurück. Und die sieht halt so aus: Drosten sagt, es gibt ein Problem, wir müssen jetzt was tun. Bhakdi sagt ist alles im grünen Bereich, kein Problem. Wenn wir Drosten glauben und er hat Unrecht, dann verplempern wir möglicherweise unnötig ein paar Milliarden und beschädigen die Wirtschaft (die eh mehr Ressourcen verbraucht als der Planet regenerieren kann und mehr CO2 ausstößt als wir dürften). Dafür müssen weniger Menschen vermeidbar sterben.
Wenn wir Bhakdi glauben und er hatte Unrecht, dann haben wir Blut auf den Straßen, verlieren auch Milliarden und die Wirtschaft fährt auch runter.
Auf der Plus-Seite, wenn Drosten Recht hat, dann waren die Maßnahmen ein guter Deal. Wenn Bhakdi Recht hat, haben wir ein paar Milliarden gespart.
Wenn ich da die möglichen Gewinne bei Drosten und Bhakdi mit den möglichen Schäden vergleiche, dann ist die Sache völlig klar. Wir machen, was Drosten sagt.
Ich finde das übrigens auch politisch wichtig, dass unsere Wirtschaft mal merkt, dass das mit dem ewigen Wachstum vorbei ist, und dass wir da Dinge umstellen müssen werden.
Oh und einen noch: Dass in unseren Nachbarländern die Intensivbetten schon voll sind, das hat tatsächlich auch den Hintergrund, dass die noch stärker als wir auf eine Ökonomisierung des Gesundheitssystem gesetzt haben. Die haben unter massivem Kostendruck ihre Intensivkapazitäten runtergefahren, weil unbenutzte Intensivbetten ja Geld kosten und nichts bringen. Wir in Deutschland haben unseren Kostendruck auf das Personal umgelenkt und die leiden jetzt unter menschenunwürdiger Bezahlung und Ausbeutung. Wir haben zwar mehr Intensivbetten pro Bevölkerung aber unser Personal hat Burnout. Ob das jetzt besser ist sei mal dahingestellt.
Update: Einige Leser wenden jetzt ein, dass die finanziellen Anreize für Liegezeiten weg sind, weil die gesetzlichen Kassen auf Fallpauschalen umgestellt haben. Der Anreiz wäre dann eher, so jedenfalls die Idee, die Patienten möglichst sofort wieder zu entlassen. Bei den gesetzlichen Kassenpatienten funktioniert das wohl auch ganz gut.
Update: OK da war ich anscheinend wirklich auf einem veralteten Stand. Der finanzielle Anreiz, Patienten länger liegen zu lassen, ist offenbar wirklich beseitigt. Auch für Privatpatienten.
Und an der Stelle einen schönen Gruß an die Fotoredaktion der DPA, die dafür mal so richtig in der Kiste gegraben hat, bis sie das schlechteste Foto von Corbyn gefunden haben.
Vorher hatte die Equality and Human Rights Commission Labour auf Antisemitismus hin untersucht und jetzt endlich ihren Report vorgestellt (die Untersuchung lief seit Mai 2019). EHRC ist eine Behörde, die mit einem Gesetz von 2006 geschaffen wurde, und sich um Diversity und Fälle von Diskriminierung kümmern soll. Der Report ist also sowas wie ein Audit-Report.
Nun wird so eine Behörde natürlich keinen Report schreiben, dass es kein Problem gibt und alles im grünen Bereich ist, sonst würden sie ja ihre eigene Überflüssigkeit zugeben. Also haben die einen Blablah-Report verfasst, in dem in vagen Worten drinsteht, Labour hätte ja schon irgendwie mehr tun können, um ihre Leute auf Diversity-Schulungen zu schicken und Antisemitismus-Workshops oder so machen können *weihrauchanzünd* *teeaufsetz*
The watchdog said its analysis "points to a culture within the party which, at best, did not do enough to prevent anti-Semitism and, at worst, could be seen to accept it".
Sie geben also selber zu, dass ihr Bericht bloß vages Geraune ist, und sie nicht mal eine handfeste Aussage machen können, wie schlimm es eigentlich ist.The interim chair of the EHRC, Caroline Waters, released a statement alongside the report, saying the investigation had "highlighted multiple areas" where the party's "approach and leadership to tackling anti-Semitism was insufficient".
Naja, äh, hinterher ist man ja immer schlauer. Außerdem ist das eine ziemliche Nullaussage. Das kann man immer über jeden sagen. Nachdem es öffentliche Vorwürfe gibt, kannst du über jeden sagen, er hätte im Vorfeld noch mehr machen sollen.Was hat Corbyn denn tatsächlich antisemitisches getan? Wikipedia fasst das so zusammen: Zwei gewählte Abgeordnete haben böse Dinge gesagt (nicht Corbyn!) und wurden daraufhin suspendiert.
Corbyn hat dann getan, was man von jedem Boss erwartet, nämlich sich erstmal hinter sein Personal zu stellen und zu sagen, dass es da möglicherweise Einzelfälle gab aber nicht der ganze Laden faulig ist. Das war Strike 1 gegen ihn.
Dann hat Labour 2017 Hate-Speech per Code of Conduct verboten und sofort angefangen, in Corbyns Vergangenheit (bevor es einen Code of Conduct gab!) nach vorwerfbaren Dingen zu suchen. Sie fanden dann was von 2012. Corbyn war offenbar in irgendwelchen pro-palästinensischen Facebookgruppen aktiv und fand wohl nicht, dass man ein Graffiti auf Zuruf entfernen müsse, nur weil irgendwelche Leute das für antisemitisch hielten. Das Graffiti könnt ihr euch hier angucken. Für mich sieht das erstmal nach Kapitalismuskritik aus mit den Zahnrädern, Schloten und der Dollarnoten-Symbolik mit dem allsehenden Auge im Hintergrund. Das im Vordergrund sieht aus wie ein Monopolyspiel. Ist die Nasengröße das Problem?
Labour hatte dann jedenfalls selber eine Untersuchung durchgeführt und wenig überraschend keine Hinweise dafür gefunden, dass Antisemitismusvorwürfe weniger stringent bearbeitet würden als andere Vorwürfe. Aber das heißt natürlich ähnlich viel wie wenn Trump verkündet, er sei der intelligenteste Mensch im Raum.
Anyway. Der Report dieser Behörde sagt jedenfalls, es gab da Probleme. Corbyn hat daraufhin gesagt, die sollen mal die Kirche im Dorf lassen.
His predecessor Jeremy Corbyn said he did not accept all of the report's findings but expressed the hope that the recommendations would be "swiftly implemented".He said "anyone claiming there is no anti-Semitism in the Labour Party is wrong" but added that "the scale of the problem was also dramatically overstated for political reasons by our opponents inside and outside the party, as well as by much of the media".
Daraufhin hat Labour Corbyn suspendiert.In a statement the party said: "In light of his comments made today and his failure to retract them subsequently, the Labour Party has suspended Jeremy Corbyn pending investigation."
Wer sich fragt, wieso Labour so mit ihrem ehemaligen Vorgesetzten umgeht, sei daran erinnert, dass solches Verhalten bei denen Tradition hat.Update: Als Medienkompetenzübung könnt ihr euch ja auch mal angucken, wie der Tagesspiegel die gleichen Fakten präsentiert.
Money Quote:
Weil viele nach der Quelle fragen. Mir wurde das Bild per WhatsApp geschickt. Absender ist laut Grafik das @BBK_Bund. Vielleicht hat man dort den Link?Ja herzlichen Glückwunsch! Na kein Wunder, dass es immer noch Covidioten gibt, wenn die andere Seite nur zufällig auf der richtigen Seite der Barrikaden aufgewacht ist und nicht etwa tatsächlich faktenbasierte eine Meinung zu bilden versucht hat.
Seid euch bitte des Confirmation Bias bewusst! Menschen halten grundsätzlich ihre Position bestätigende Meldungen eher für glaubwürdig und die anderen eher für unglaubwürdig. Das hier ist ein tolles Beispiel für diesen Effekt.
Es ging mir hier nicht um Covid sondern um Medienkompetenz, aber wenn jemand noch Fragen zu Covid-Tests hat, hat der Volksverpetzer eine ganz gute Zusammenfassung.
Update: Ich hatte gehofft, das mehr von euch anmerken, dass der Link zum Volksverpetzer selbstverständlich genau so dem Confirmation Bias unterliegt. Stattdessen kriege ich nur die üblichen Covidioten-Mails mit "Argumenten" wie dass Volksverpetzer ja Linke seien, Marxisten gar. Ja, äh, ... und? Was für eine Rolle spielt das? *gähn*
Update: Zur Provenienz der Ursprungskarte gibt es jetzt ein Bekennerschreiben des BBK. Nicht ganz identisch aber sehr nahe dran. Das heißt natürlich immer noch nicht, dass man dem blind glauben darf. Wenn zufällig jemand ähnliche Grafiken aus anderen Ländern hat, die das jeweilige Land besonders gut darstellen, würde ich mich über Links freuen.
Tja, wer hätte gedacht, dass Medienkompetenz nochmal wichtig sein würde? Hätten wir doch nur ein Blog gehabt, was das trainiert!
Ich für meinen Teil bin ja schockiert, dass Leute, die Bullshit-Theorien wie dass Bill Gates uns alle chippen will glauben, dann auch einfach Bullshit-Theorien in die andere Richtung glauben würden!!1! Damit konnte ja wohl NIEMAND rechnen! Man muss sich fast fragen, wieso die Geheimdienste das nicht schon längst zur Meinungskontrolle einsetzen!!1! Oooooooh...
Das ist schade, weil dabei die paar tatsächlichen neuen Ideen unter den Tisch fallen. Rust hat einige aus meiner Sicht wirklich vielversprechende Ideen, und ich wollte mal meinen Teil tun, damit die Leute, die Rust gebrauchen können, zumindest die Konzepte mal gehört haben.
Daher habe ich das für Heise mal kurz aufgeschrieben. Wohlgemerkt ist das kein "Rust lernen in 5 Minuten"-Artikel und die mut-Syntax funktioniert ist Rust nicht genau so wie da steht. Das habe ich gemacht, um von der Syntax zu abstrahieren, denn zumindest aus meiner Sicht sind Syntaxänderungen der am wenigsten interessante Aspekt, den neue Programmiersprachen ändern können. Ich fühle mich von sinnlosen Syntaxänderungen sogar aktiv abgestoßen, weil es der Adoption der Sprache im Weg steht, wenn es mich zum Umlernen meiner angewöhnten Schnelltippmuster zwingt. Daher habe ich von der Syntax von Rust in dem Artikel wegabstrahiert und mich auf die zwei in meinen Augen wichtigsten Konzepte konzentriert: Die Umstellung von const auf mut und die Umstellung von "der Compiler darf warnen, wenn er Mist erkennt" hin zu "der Compiler nimmt es nur, wenn er beweisen kann, dass es kein Murks ist". Beides sind aus meiner Sicht die Umsetzung der "fail safe"-Idee aus dem Maschinenbau.
Ich bin selten optimistisch bei neuer Technologie. Aber Rust ist da aus meiner Sicht eine Ausnahme. Da merkt man an den Änderungen, dass nicht nur jemand rumgespielt hat, sondern dass da jemand ernsthaft geguckt hat, woran es im Moment krankt, und neuartige Lösungen gesucht hat.
Eigentlich geht es mir auch gar nicht um Rust sondern um die Konzepte. Rust hatte neulich einen tollen Skandal um ein Webservice-Framework in Rust, bei dem sich rausstellte, dass der Autor praktisch alle Rust-Konzepte ignoriert und überall unsafe Code geschrieben hat. unsafe ist die Rust-Version von const_cast in C++ — eine fundamental schlechte Idee. Und das sieht man halt von außem der Library oder dem Framework nicht an, ob das unter der Haube ordentlicher idiomatischer Rust-Code ist oder so eine unsafe-Klärgrube. Rust hätte hier noch deutlich weiter gehen können. Aber immerhin sind sie (als einzige) überhaupt mal soweit gegangen, wie sie gegangen sind.
Update: Zur Medienkompetenzschulung veröffentliche ich bei sowas immer meine Rohfassung.
Um mal den typischen Einwänden von Leuten, die den Artikel nicht gelesen haben, die Luft aus den Segeln zu nehmen:
Ich empfehle daher, die Spenden mit Zweckbindung zu versehen. Nur für Arbeiten an den Zukunfttechnologien Rust, Servo und Webrender. Man könnte sogar zweckbinden auf das Mozilla-Office in Deutschland und vor der Zahlung der nächsten Rate Effektivitätskontrollen setzen, wenn man Angst hat, dass die das verprassen. Die Sorge würde ich mir aber eher nicht machen, denn was die bisher auf diesen Gebieten geleistet haben ist durchaus eindrucksvoll und hat mich überzeugt.
Mag sein, aber wenn man nur Kommentare zu Visionen online stellt, bei denen keine Gefahr besteht, dass die Politik es verkackt, dann bleibt nichts übrig.
Um so wichtiger, dass man da Geld in die Hand nimmt, um Firefox als Alternative oder zumindest als glaubwürdige Drohung aufrecht zu erhalten!
Update: Kamen noch gute Entgegnungen rein. 1. "SAP kann das doch nicht" und 2. "Politiker? Die kriegen doch nicht mal die Sommerzeit abgeschafft".
Zu Punkt 1: Es ging nicht darum, ob jemand das im Moment gut macht oder nicht, sondern ob wir das Personal und die Ressourcen hätten, mit dem man das machen könnte. SAP leidet unter denselben Dingen wie alle anderen Großunternehmen. Wenn man da die Anreize ändert und das Management es mal ernsthaft betreiben würde, könnten die morgen anfangen, exzellente Software zu schreiben.
Zu Punkt 2: OK. You got me. Stimmt auffallend. Ich räume ein, dass der Artikel Teil meines Paper Trails ist, damit ich auch in 10 und in 20 Jahren kraftvoll sagen kann, ich hätte rechtzeitig angesagt, was getan werden muss.
Update: Zur Medienkompetenzschulung veröffentliche ich bei sowas immer meine Rohfassung.
Ich hatte den Michael Moore-Film verlinkt, an dem es inhaltlich Dinge zu kritisieren gibt, und habe es sogar direkt als Medienkompetenzübung markiert.
Was wollte ich damit erreichen? Dass ihr den Film guckt und euch dann selber Quellen raussucht und euch eine Meinung bildet. Nicht über den Film sondern über die im Film behaupteten Dinge.
Was passierte stattdessen? Ihr habt eine Suchmaschine aufgemacht und nach Debunking-Artikeln gesucht. Das war eine Falle, die ich gestellt habe.
Wenn du gerne glauben willst, dass deine Spezies nicht dem Untergang geweiht ist, dann bist du voreingenommen. Wer voreingenommen ist, hat den Confirmation Bias, und glaubt eher Meldungen, die die aktuelle Position bestätigen. Du wirst also eher Meldungen glauben, die Hoffnung machen.
Wenn ihr jetzt also irgendwelche Debunking-Artikel findet und denen einfach glaubt, dann habt ihr nichts gewonnen. Ihr glaubt halt statt dem Michael Moore lieber jemand anderem. Das ist immer noch Glauben statt Quellenarbeit.
Ein ordentlicher Umgang mit den Inhalten ist nicht damit erledigt, dass man einen Artikel findet, der sagt, dass das alles falsch war. Auch nicht wenn der gute Quellen hat. Denn die meisten dieser Artikel sind von Organisationen, die Moore in dem Film kritisiert hat, oder die Dinge tun, die Moore in dem Film kritisiert hat. Die haben a) ein Interesse daran, ihre Seite möglichst gut darzustellen, und b) auch Confirmation Bias! Ihr solltet nicht einfach annehmen, dass deren Ausführungen schon richtig sein werden, auch nicht wenn die gute Quellen angeben. Wer sagt euch denn, dass es auch gute Quellen für die gegenteilige Erkenntnisse gibt, die die halt nicht erwähnt haben?
Das klingt jetzt wie Doctor Evil aber so ist es nicht gemeint. Was wenn sie das gar nicht bewusst tun, sondern weil sie für sich entschieden haben, dass die nicht so glaubwürdig sind? Was ja zu erwarten wäre, denn wenn sie die für glaubwürdig hielten, würden sie ja vielleicht nicht für die Organisation arbeiten oder die Organisation verteidigen, die von deren Aussagen angegriffen wird!
Kurz gesagt: Macht euch das nicht zu einfach mit der Meinungsbildung. Schon gar nicht zu einem so existenziellen Thema wie ob unsere Spezies bald aussterben muss oder nicht.
Ich habe das hier an der Klimakatastrophe illustriert aber eigentlich ist es ein viel häufigeres Muster. Polizeibrutalität? Hier ist die Aussage der Polizei. Ja wie jetzt, wieso würden wir denen die Deutungshoheit überlassen?! Die sind nicht neutral!
Antisemitismus? Der Zentralrat der Juden sagt: Ja.
Sind Transfrauen Frauen? Diese Trans-Aktivistenorganisation sagt: Ja.
Natürlich werden in einer Auseinandersetzung immer die beiden Seiten das sagen, was im Interesse ihrer Seite ist. Die Deutungshoheit sollte nie bei Leuten liegen, die ein Interesse an einem bestimmten Ergebnis haben. Genau so ist das auch mit Jugendschutz im Internet, und mit Leuten, die angeblich Kindesmissbrauch bekämpfen wollen, und dann irgendwelche phantastischen Fallzahlen behaupten. Oder, ein Klassiker hier im Blog, wenn das Patentamt entscheidet, was patentierbar ist, und dann natürlich alles für patentierbar hält, weil sie pro Patentanmeldung Geld einnehmen.
Oder Geldwäsche- und Terrorismusbekämpfung.
Wohlgemerkt: Nur weil jemand ein Interesse an einem Ergebnis hat, heißt das nicht, dass das illegitim ist oder die Unrecht haben werden. Es gibt ja meistens auf beiden Seiten eines Konfliktes Aktivistengruppen, und mindestens eine davon wird richtig liegen, häufig liegen beide richtig (aber nicht in allen Aspekten).
Wie alle Filme von und mit Michael Moore ist das eine emotionale Achterbahnfahrt, erzählt sehr überzeugend eine mitreißende Geschichte und bietet Stoff zum Nachdenken und für Diskussionen. Kurz: Eignet sich exzellent als Medienkompetenzübung, aber auch der Stoff sollte uns allen am Herzen liegen.
Der Film stellt mehrere Thesen auf.
Interessanterweise kommen auch die Koch-Brüder vor, die sowas wie die Teufels-Figur in der US-Politik sind, die angeblich ein dunkles Imperium betreiben, was böse Dinge tut. Aber irgendwie ist das bisher nie greifbar für mich geworden, was die eigentlich konkret tun. Dieser Film hat das geändert. Die liefern die ganzen Komponenten, die für die Abholzung und Biomasse-Verfeuerung von Wäldern gebraucht werden.
Der Film behauptet auch, dass die Herstellung von Solarzellen mehr (fossile) Energie braucht, als die Solarzellen dann wieder einspielen können.
Da die Filmveröffentlichung schon vor über zwei Monaten war, gibt es jetzt auch schon angebliche Debunking-Videos dazu, deren Kernkritik zu sein scheint, dass seine Beispiele ja alt sind, und die Technologie wird ja auch immer besser, und wir techen uns schon mit innovativer Technik aus dem Tech-Problem raus. Das ist eine unter Konservativen beliebte Argumentation, mit der ich persönlich noch nie viel anfangen konnte. Da würde ich die Zukunft der Spezies nicht drauf wetten wollen, dass schon jemandem was einfallen wird.
Von der Länge her ist das ein Kinofilm um die 90 Minuten. 90 Minuten, die ich nicht bereue gerade.
Das mag alles sein.
Ihr überseht aber den eigentlichen Skandal in der Meldung. Der eigentliche Skandal in der Meldung ist, dass das BKA argumentiert, das sei ja keine Quellen-TKÜ (für die das Verfassungsgericht ihnen vergleichsweise harte Auflagen diktiert hat), sondern ein weniger schlimmer Eingriff, und daher dürften sie das einfach so machen. Ich zitiere:
Nach Auffassung des BKA handelt es sich bei dieser Methode um eine Überwachung gemäß § 100a Strafprozessordnung – also der regulären Telekommunikationsüberwachung mit richterlicher Anordnung. Obwohl dabei auch umfassend Chatverläufe mitgelesen werden können, sei dies keine Überwachung wie etwa durch den Einsatz des sogenannten Staatstrojaners.Das war eine Medienkompetenzübung. Mein erklärtes Ziel ist es ja schon immer, dass ihr eben nicht nur meinen Kommentar und die Überschrift lesen sollt, sondern die Primärquelle, und zwar möglichst vollständig. In diesem Fall war die Hoffnung, dass ihr dieses Detail seht und merkt, was da gerade abläuft, und euch gewaltig aufregt über die Chuzpe des BKA. Das ist aus meiner Sicht ungefähr so krass wie die Weltraumtheorie des BND damals, ihr erinnert euch vielleicht.
Das ist ein ganz grobes Foul, was das BKA hier macht. Ignoriert mal den Whatsapp-Teil (aber nicht meine Ausführungen dazu, dass man Krypto-Komplexität nicht "in die Software schieben" kann und dann ist sie weg).
Ausgesprochen krass finde ich auch, dass sie es schon wieder mit der "aber wir machen das doch gaaaanz selten!!1!"-Ausrede probieren. Man stelle sich das mal an irgendeiner anderen Stelle vor! "Aber Herr Richter, ich habe den Mann doch nur ganz selten umgebracht, nur ein einziges Mal!!1!"
Unfassbar!
Bin ja mal gespannt, wann es die ersten Zwangskastrationen von Straftätern gibt. Die können sich nicht wehren, "haben es verdient" und haben keine schlagkräftige Lobby, die sie verteidigen würde.
Hey, da könnte man doch auch veganes Essen zwangsverabreichen! Weiß doch jeder, dass Fleisch aggressiv macht!1!!
Wo wir gerade bei freidrehenden Ideologen sind: Die Proponenten der Cancel Culture sind bei "collateral damage builds character" angekommen:
Sind in den USA Menschen zu Unrecht entlassen worden, weil sie gegen "linke Sprachregelungen" verstoßen haben? Vielleicht. Das muss man mit den einzelnen Unternehmen ausmachen. Es gibt keinen Kampf für Gerechtigkeit, der jeden Augenblick gerecht ausgefochten wird.Ja aber echt mal! Die Unternehmen sind Schuld! Was sind die auch so blöde und lassen sich von Twitter-Lynchmobs mit Boykottaufrufen einschüchtern? Wenn denen Free Speech wirklich was wert wäre, dann hätten sie sich hinter die Lynchmob-Opfer unter ihren Angestellten gestellt anstatt sie vor den einfahrenden Hassmob-Zug zu schubsen!1!!
Update: 100 Medienkompetenz-Punkte an die Leute, die jetzt recherchiert haben, ob es schon Kastration im Strafvollzug gibt. "Freiwillige" Kastration gibt es schon, im Gegenzug gibt es Vollzugslockerung (d.h. doch nicht wirklich freiwillig). Und auch in Tschechien gibt es das. Und in Pakistan.
Update: Und natürlich der Fall Alan Turing, klar, aber ich dachte an aktuelle Fälle, damit sich keiner mit "jaja das war damals im finsteren Mittelalter, seit dem sind wir viel zivilisierter geworden" rausreden kann.
Zum Medienkompetenzvergleich nach diesem Faktenbericht jetzt der PR-Spin von A1, den der ORF kritiklos abdruckt. (Danke, Arno)
- Die Meldungen zu den genannten behördlichen Datenbanken sind "freiwillig".Und wie so häufig erfährt man bei solchen Einblicken in andere Branchen schnell Dinge, die man lieber gar nicht wissen wollte. :-(
Wie toll zuverlässig diese auf freiwillige Meldungen ("Selbstverpflichtung") aufbauenden Datenbanken sind, wenn ein Eingeständnis einer Nicht-Lieferfähigkeit Vertragsstrafen bei den Krankenkassen nach sich ziehen kann (als Rabatt-Partner), ist denke ich offensichtlich.
bfarm.de - Einfach mal den Text VOR der Liste lesen - mit Grüßen an die Medienkompetenz.
aezteblatt.de (Ganz unten, Meldewege und Definitionen… Lieferengpass Meldewege)Und von wegen "everything Pharma ist engmaschig dokumentiert"…ich wünschte dem wäre so, aber es gibt Lücken groß genug für Flugzeugträger… z.B. musste letztens ein Hersteller sehr viele Präparate zurückrufen, weil er "vergessen" hatte seine Beipackzettel aktuell zu halten (die sind Bestandteil der Zulassung und liegen damit den Behörden vor…); Ich gehe davon aus, das könnte das gemeinte "Schmankerl" sein… (ist aber nicht so bedeutend wie im Leserbrief suggeriert…)
puren-pharma.de
apotheke-adhoc.de- Allgemeines Volumen Lieferengpässe:
deutsche-apotheker-zeitung.de:
"Jeder Fünfte Leser gab zwischen 100 und 124 an, jeder Zehnte mehr als 200"
Mal aus einer kleinen Landapotheke; Wir schwanken zwischen 120 und 200, ein Kollege in einer großen Stadt-Apotheke berichtet von 500.
Und wir sprechen nur von permanenten "Lager-Defekten - also Medikamente die man sofort(!) fürs Lager kaufen würde oder für einen Patienten der darauf wartet, wenn ein Großhändler oder irgendjemand da etwas hat, hat er sofort(!) Aufträge und das Lager ist wieder leer (nur mal als Beispiel; Ein Kollege lässt seine Software alle paar Minuten seine Defektlisten als "Akut-Bestellung, liefern wenn verfügbar - wenn nicht lieferbar, Bestellung vergessen" an seine Lieferanten rausballern… Sobald die Großhandels-Bestände abseits der Vor-Reservierungen bedient sind, ist er dabei )…
Die Masse der Medikamente in der Datenbank taucht aber auf den Lieferfähigkeits-Listen der Einzelnen gar nicht auf, weil eine Apotheke nicht alle Medikamente an Lager hat und dementsprechend nicht permanent alle Lieferfähigkeiten abfragt…- Umfang Psychopharmaka
a) Auf der Liste 2019 ist Venlafaxin Platz 1 (Antidepressivum)
b) Böses Beispiel 2020; Doxepin (Antidepressivum)
Ich möchte explizit nicht weitere Wirkstoffe nennen… es besteht durchaus Angst im Markt vor einem "Run" auf problematische Wirkstoffe, da die Verträge der Krankenversicherungen zu massiven Konzentrationen auf wenige Hersteller geführt haben - die anderen Hersteller können nicht mit einem Fingerschnippen einspringen und bei einem Run… "Flatten the Curve"…
Und der Paracetamol-Run (Ja, das "paar Euro teure", "einfach so kaufen", "jede Apotheke hat hunderte Packungen" Schmerzmittel) nach der Corona-Ibuprofen-Geschichte hat doch einige im Markt überrascht:
deutsche-apotheker-zeitung.de
apotheke-adhoc.de- Die Darstellung des Leserbriefs bezüglich der vertikalen Marktaufteilung im Generikamarkt ist sinnenstellend verkürzt.
Ja, es gibt Lohnhersteller die für Generikafirmen Arzneimittel produzieren. Ja, es gibt Generikafirmen, die identische Tabletten unter eigenem Label vertreiben - die gehören aber in aller Regel zu einem Konzern (1a Pharma, Hexal, Sandoz; Aliud Pharma, Stada; Ratiopharm, Abz Pharma, CT Pharma, Teva; …). Die sind natürlich dazu gezwungen die Wirtschaftlichkeitsreserven zu heben und brauchen aus Portfolio-Gründen in mehreren Konzernteilen die gleichen Wirkstoffe "gebrandet". Die fallen dann aber in aller Regel alle gleichzeitig aus. Und nein - die melden den Lieferengpass nicht… sonst müssten sie ja Strafe zahlen.apotheke-adhoc.de
"So seien 2018 mehr als 5 Millionen Packungen der Wirkstoffkombination Tilidin und Naloxon abgegeben worden. Von denen seien 87 Prozent aus der Hand eines einzigen Konzerns gekommen,[…]"Ja, es gibt für manche Wirkstoffe mehrere Dutzend Hersteller… aber es gibt darunter auch "Limited" Töchter des gleichen Konzerns, so dass es teilweise das gleiche Medikament von einem Konzern sogar x-mal unter dem gleichen Namen in der Datenbank steht. Die machen eben für jede Krankenkasse ihre eigene Limited auf und melden eine unterschiedliche Artikel-Nummer - dadurch kann man Mengen deutlich "Vertrags-Bedarfs-gerechter"-steuern und falls doch mal eine Strafe anstehen sollte… es ist ne Wegwerf-Limited… (Ja, sowas sieht man nicht beim ersten einfachen Blick auf eine Liste… die ist ja weiterhin lang…)
Konzerne in Kombination mit diesen tollen Umgehungsstrukturen und Lohnhersteller, die für mehrere Konzerne arbeiten sorgen dann sehr, sehr schnell dafür, dass der Ausfall einer Fabrik auf der ganzen Welt spürbar ist. aerzteblatt.de
Trotz dieser "Listen-Vielfalt" ist auf dem Markt (typischerweise der Weg über den pharmazeutischen Großhandel) die Ware nicht zu kriegen und wenn man beim Hersteller direkt bestellen möchte, wird auf ein "ausgeschöpftes Kontingent in der ensprechenden Region", den angeblich vom Hersteller belieferten Großhandel ("Der muss Ware haben und wir liefern nicht direkt an Apotheken!") oder ähnliches verwiesen - aber eine Bestellung mit verbindlichem Liefertermin ist nicht platzierbar.
Corona;
Indien und China rufen Export-Verbote für Arzneimittel aus (der Markt wartet auf den Abriss des "Container-Stroms"…
apotheke-adhoc.deUnikliniken(!) in Deutschland fangen wieder an Eigen-Produktions-Kapazitäten(!!!) für Dinge die man früher "aus dem Regal" versorgt hat aufzubauen.
klinik-einkauf.de.Und nein, die Krankenkassen zahlen _nicht_ einfach so jedes x-beliebige Präparat oder sogar einen Import… das erzählen sie nur den Patienten immer wieder gerne.
Sowohl der verordnende Arzt als auch die abgebende Apotheke müssen dafür Dokumentations-Aufwand betreiben und tragen das wirtschaftliche Risiko dafür von der Krankenkasse in Regress genommen zu werden. Wenn ein rabattiertes Arzneimittel die Krankenkasse nur wenige Euro kostet, der Import aber (unter anderem auch durch die Zusatzkosten) dann hoch Zweistellig bis Dreistellig teuer wird und man mit eigenem Geld da steht, denkt man da sehr genau darüber nach (es bleibt ja auch nicht bei dem einen Patienten).
Da gibt es eigene Firmen für, die Fehler in der Dokumentation und dem Vorgehen suchen, um den Arzt (der die wirtschaftliche Verantwortung für seine Verordnung trägt) und die Apotheke (die gesetzlich verpflichtet ist, der Wirtschaftlichkeit der Krankenkassen hohe Priorität einzuräumen) für die Kosten des Arzneimittels heran zu ziehen.apotheke-adhoc.de
(Retaxation = Regress der Krankenkasse an die Apotheke; Hier bei den an den LAV eingereichten Retaxationen zu über 50% unbegründet, es gab auch schon deutlich höhere Anteile… diese Firmen sind Raubritter die einfach erstmal beim geringsten Anlass die Erstattung streichen und darauf wetten, dass man kein Einspruchs-Verfahren einleitet… der Patient kriegt von alldem in 99% der Fälle selbstverständlich nichts mit).Ich arbeite in einer wirklich kleinen Landapotheke und wir investieren viel Zeit und Geld um unsere Patienten gut und schnell versorgen zu können… nein die Apotheken "behaupten" nicht "gerne mal" das Medikament wäre zur Zeit nicht lieferbar - sie sind da nicht selbstbestimmt, sondern hängen so sehr an der Lieferfähigkeits-Nadel, dass die Lieferfähigkeit eines Lieferanten Haupt-Kriterium der Auswahl des Großhandels ist, vor Einkaufs-Vorteilen!).
Nehmen wir nur mal die WHO. Die WHO war ja mal gedacht als sowas wie die NATO nur in zivil und für die Gesundheitsvorsorge. Die Staaten zahlen alle freiwillig in deren Budget ein, und die WHO sorgt dann dafür, dass es eine gemeinsame Faktenbasis untermauert von ordentlichen Studien gibt, und da nicht irgendwelche Staaten eine Packung Hysterie durchziehen können. Der Vorsitz wird gewählt. Der Laden untersteht den Vereinten Nationen und sitzt in Genf. Die Idee ist, dass da kein religiöser Fanatiker z.B. Genitalverstümmelung als medizinischen Eingriff deklarieren kann.
Und was passierte? Stellt sich raus: Die Regierungen haben alle gar keinen Bock darauf, eine unabhängige Institution zu finanzieren, die ihnen dann mit ihren doofen Fakten in ihre Politik reinreden. Also geben die Staaten alle nur das Nötigste bis gar nichts. Und den Rest? Den muss sich die WHO jetzt halt von der Pharmamafia und Bill Gates zusammenbetteln.
Und dann kommen ernsthaft dieselben Leute, die gerade noch ihre Beiträge nicht zahlen wollten, und werfen der WHO vor, sie sei aber nicht unabhängig genug. Die Stirn muss man erstmal haben!
Ich weiß nicht, wie das bei euch so gehandhabt wird, aber in meinem Haus werden solche Leute ausgelacht.
Aber aber aber Bill Gates will doch Impfungen verkaufen! Nein. Bill Gates ist in Rente. Seine wohltätige Non-Profit Stiftung gibt Impfstoff-Forschern Vorfinanzierung. Wenn die dann Profit machen, dann generiert das Einnahmen für die Stiftung, die sie dann satzungsgemäß wohltätig verwenden kann, um mehr Impfungen zu erforschen. An keiner Stelle davon bereichert sich Bill Gates an irgendwas.
Ist das jetzt alles super und Blümchenwiesen? Nein, natürlich nicht. Die Idee, dass Impfstoffe patentierbar sind, finde ich zutiefst widerwärtig. Aber das hat ja nicht Bill Gates erfunden. Im Gegenteil. Microsoft hat jahrelang keine Patente beantragt. Bis sie dann massiv von Patenttrollen heimgesucht wurden. Da haben sie dann erstmal Lobbyismus zum Schwächen der Patentierbarkeit von Software-"Erfindungen" betrieben. Das hat nicht funktioniert. Also haben sie auch zu patentieren angefangen. Gates ist hier eher Opfer als Täter, auch wenn er halt schlau genug ist, in so einem System dann netto positiv rauszukommen. Wenn es nach mir ginge, gehört das Patentsystem international in einen Parkplatz umgewandelt. Patentanwälte in die Produktion. Ich hörte, es werden noch Spargelstecher gesucht.
OK OK, Fefe, gut, den Punkt geben wir dir. Aber der Bill Gates will doch die Überbevölkerung bekämpfen und uns alle umbringen!!1!
Bill Gates sieht die Überbevölkerung als Problem. Ich übrigens auch. Wenn du finite Ressourcen hast, dann solltest du nachhaltig wirtschaften. Das tun wir nicht.
Stellt sich raus: Die meisten Kinder kriegen Menschen in Armut. Das hat die Biologie so eingerichtet. Wenn nur wenige deiner Kinder überleben, bis sie erwachsen sind, dann setzt du halt mehr Nachwuchs in die Welt. Und machst damit das Problem schlimmer, weil mehr Menschen leiden.
Bill Gates sorgt jetzt dafür, dass weniger Kinder sterben. Das führt kurzfristig zu einem Sinken des Leidens auf dem Planeten, und langfristig zu fallendem Bevölkerungswachstum. Das jetzt so zu spinnen als wolle Bill Gates Menschen umbringen ist ungefähr so absurd wie Vergewaltigungsopfern die Abtreibung zu verbieten, weil Abtreibung ja Mord ist. Ihr solltet euch alle schämen, wenn ihr auch nur in Erwägung gezogen habt, Bill Gates diesen Vorwurf zu machen.
OK OK Fefe, aber der Bill Gates will uns doch alle microchippen, damit wir besser unterjochbar sind!!1! Äh, … nein. Die Stiftung von Bill Gates zahlt für alle möglichen Forschungsprojekte. Eines davon war, ob man so eine Art QR-Code mit Spezialtinte als fünf Jahre haltentes Tattoo in der 3. Welt aufbringen kann, um in wirklich strukturschwachen Regionen trotzdem wiedererkennen zu können, ob man jemanden schonmal geimpft hat. In Ländern, wo es keine Impfausweise gibt, keine Pässe, nicht mal ein Geburtenregister. Ist das eine tolle Idee mit den Quanten-Punkten? Gute Frage. Ich sehe Vor- und Nachteile. In unserem Land zwingen wir Leute dazu, einen Personalausweis zu haben und bei Bedarf vorzeigen zu können. Und wir sammeln ihre biometrischen Daten ein. Ich finde nicht klar, wie jemand die Quanten-Punkt-Idee kritisieren kann, der nicht auch gegen die Ausweispflicht in Deutschland auf die Straße gegangen ist.
Zusammenfassend also: Wenn jemand Bill Gates und Verschwörung in einem Kontext verwendet, dann könnt ihr im Allgemeinen die gesamte Äußerung getrost im runden Bullshit-Ordner abheften.
Im Übrigen müssen wir hier glaube ich mal eine Medienkompetenzübung zu Medizin-Journalismus machen. Dass läuft üblicherweise so ab. Anfang März kommt ein Journalist zur WHO, fragt, ob man sicher wisse, dass Covid-Infizierte Immunität aufbauen, und die WHO dann den Sachstand korrekt als "Nein, wissen wir nicht sicher" wiedergibt, dann steht in der Presse: "WHO: Patienten bauen möglicherweise keine Immunität auf". Und beim Leser kommt dann an: "WHO: Man kriegt Covid mehrfach".
Update: Und wenn der Westen die WHO wegen dieser Taiwan-Farce kritisieren, könnte ich das auch ernst zu nehmen in Erwägung ziehen, wenn der Westen nicht vorher dafür gesorgt hätte, dass die WHO fiskalisch von den Chinesen abhängig ist, die offenbar immer zeitnah und in voller Höhe ihre Beiträge zahlen.
Update: Stellt sich raus: Doch, die WHO vertritt Genitalverstümmelung. Aber halt bei Männern, nicht bei Frauen. Gut, aber die WHO ist ja evidenzbasiert, das müsste man ja dann auch evidenzbasiert wegkriegen...?
Update: Alter Schwede. Je mehr Bullshit du von deinem Grundstück schaufelst, desto mehr Müll kommt hinterher. Aber Fefe, Bill Gates hat doch in Afrika Frauen sterilisieren wollen! Das sagt diese eine ultra-glaubwürdige katholische Bullshit-Seite!1!! Das ist ein Gerücht, das von katholischen Abtreibungsgegner-Fundamentalisten verbreitet wurde, die sich Sorgen machten, wenn Bill Gates da gegen Tetanus mit wissenschaftlichen Erkenntnissen kommt, dass der dann vielleicht auch an anderer Stelle die Bevölkerung mit evidenzbasiertem Denken korrumpieren könnte. Und hey, das ist ja wohl offensichtlich der Worst Case für jede organisierte Religion, wenn die Leute sich mit eigenständigem Denken infizieren.
Wisst ihr, was mich am meisten aufregt an dieser ganzen Nummer? Dass ihr euch von all den ekelhaften widerlichen Milliardären ausgerechnet den einen als Feindbild aussucht, der seine Kohle verschenkt, und zwar explizit mit dem Auftrag, den Menschen evidenzbasiert zu helfen. Ich stimme nicht an allen Punkten mit Bill Gates überein, z.B. findet er, dass genmanipulierte Pflanzen nötig sind, um die Bevölkerung des Planeten zu ernähren, und er ist ein Fan von neuen Atomkraftwerken. Aber zu seinen Anschauungen kam er durch Betrachten der Zahlen, nicht wie ich durch Ideologie und Worst-Case-Betrachtung. Selbst bei unfreundlichster Betrachtung der Realität kann man daraus keine Bösartigkeit konstruieren, höchstens eine Fehleinschätzung. Oder es kommt am Ende raus, dass er völlig Recht hatte.
Also. Wenn ihr Wut auf Milliardäre habt, dann nehmt euch doch bitte welche, die mit ihrem Geld schädliche Dinge tun. Wie wäre es mit den CEOs der Öl- und Tabakkonzerne. Oder den Chefs der "Investoren", die unseren sozialen Wohnungsbau gekauft haben, und jetzt Profitmaximierung machen. Oder wie wäre es mit den Chefs der Waffenkonzerne? Oder bleibt von mir aus bei Tech-Firmen. Aber dann geht man doch nicht gegen Bill Gates sondern gegen Leute wie Larry Ellison, der m.W. nie auch nur versucht hat, mit seiner Kohle mal etwas positives zu tun. Oder gegen Jeff Bezos von mir aus.
Update: Der Bill-Gates-Bullshit in meiner Inbox wird immer dichter. Jetzt kommen so Kritikpunkte wie dass Bill Gates impffixiert sei und seine Stiftung auch mal was für Bildung und Ernährung tun sollte. Und wisst ihr, was der erste Link in dieser Mail war? Telepolis von 2016. Und wisst ihr, was Telepolis 2016 schrieb? Ich zitiere mal:
Fakt ist: Die BMGF investiert mehr Geld in globale Gesundheits-, Bildungs- und Ernährungsprojekte als jede demokratisch gewählte Regierung der Welt.
Leute, ich hab echt keinen Bock auf euren Spam. In Fragen wie Bill Gates bin ich nicht an eurer Meinung sondern an Argumenten interessiert. Wer es nicht schafft, mir Argumente zu schicken, die die ersten 10 Sekunden nach Öffnen der E-Mail überleben, der sollte mir und sich selbst den Gefallen tun und mir lieber keine Mails schicken.
So langsam krieg ich da Gewaltphantasien und wünsche den Leuten, das ihr Haus in Flammen steht. Nur mal so für den Erkenntnisgewinn. Es kommt aber keine Feuerwehr. Weil: Kostet die Gemeinschaft Geld. Und die Leute wären eh gestorben. Sind rein statistisch eh Alte und Kranke, die bei Hausbränden sterben. Die Jungen und Fitten können ja rausrennen, die überleben das schon.
Oder wie wäre es, wenn wir diese Leute von der Krankenversicherung ausschließen? Hey, die sind wahrscheinlich eh schon älter und wären irgendwann gestorben. Die Jungen und Fitten überleben das eher als alte Männer mit Vorbelastungen wie bei Covid. Wieso sollte die Allgemeinheit für deren Überleben Beiträge einzahlen?
Und wenn wir schon dabei sind: Wieso eigentlich Rente auszahlen? Die Leute sind doch eh alt! Lasst die halt verhungern!!1! Merkt ihr eigentlich noch was?!
Unsere ganze fucking Gesellschaft basiert auf der Idee, dass die Gemeinschaft zusammenhält!
Am meisten ärgert mich, dass die Leute mir gegenüber das inzwischen so begründen: Die öffentlich-rechtlichen Medien greifen diesen Typen an, also wird er wohl zu unbequem gewesen sein und eigentlich Recht gehabt haben.
Kein Scheiß! So denken die Leute! Und das sind die gleichen Leute, die mir dann sagen, sie halten ja diese ganze linke Identity Politics nicht aus. Die machen im selben Atemzug rechte Identity Politics und merken es nichtmal!
Herr wirf Hirn vom Himmel!
Wenn dein Crackpot von allen reputablen Medien ignoriert wird, dann liegt das im Allgemeinen daran, dass er ein Crackpot ist, nicht dass er unbequeme Wahrheiten hat. Und wisst ihr, wie ihr das erkennen könnt? INDEM IHR MAL DIE INHALTE PRÜFT! Aber das macht ja keiner. Jedenfalls nicht, bevor sie ihre Dünnschiss-Links bei mir verklappen. Kann ja der Fefe mal prüfen. Ich hörte der hat Medienkompetenz.
Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an ARD Faktenfinder und co. Das habt ihr ja richtig mit Anlauf verkackt. Für die nächsten Generationen gleich mit. Ihr hattet vorher wenig Glaubwürdigkeit, jetzt habt ihr negative Glaubwürdigkeit. Gratuliere!
Welcher Vollidiot war das noch gleich, der auf die Idee gekommen ist, den angeblichen Propaganda-Feldzug aus Russland mit einer Gegen-Propaganda-Offensive zu bekämpfen? Und dann auch noch so benennen, als ob das was mit Fakten zu tun hätte! Mann Mann Mann.
Update: Fuck, der Postillon war schneller.
Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete. Die berichten:
"Sie hat einen sehr verwirrten Eindruck gemacht", begründete ein Polizeisprecher das Vorgehen gegenüber der RNZ.Wie, watt? Systemkritiker kommen jetzt schon in die Psychiatrie?! Wo sind wir hier, Russland? China?!? KenFM ist am Ball (und die Kommentare unter dem Video sind Comedy Gold)!
Die Berichterstattung zielt zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend auf ihre Verfassungsbeschwerde. Nur in einem Nebensatz deutet sich an, dass die Polizei vielleicht Gründe gehabt haben könnte:
Am Samstag hatte die Rechtsanwältin auf ihrer Webseite eine "Auferstehungsverordnung" veröffentlicht und den Shutdown für beendet erklärt.Bei den Investigativjournalisten von T-Online (nein, wirklich!) findet man ein paar mehr sachdienliche Hinweise.
Kurz danach hielt sie auf der Straße Autofahrer an und bat sie, die Polizei zu rufen.Nun, äh, was soll ich euch sagen. Finde ich erstmal nicht völlig absurd, wenn die Polizei unter solchen Umständen zu dem Schluss kommt, dass die möglicherweise Hilfe braucht.In einer Tondatei, die sie offenbar ihrer Schwester gesendet hatte und die auf Telegram veröffentlicht wurde, heißt es: Sie sei auf die Straße gerannt, weil sie sich durch zwei mutmaßliche Killer vor ihrer Tür bedroht gefühlt habe. Sie habe die Insassen eines Autos um Hilfe gebeten.
Aus ihrer Psychiatrischen Unterbringung berichtet sie übrigens, dass sie dort "vor ganz dunklen Mächten" in Sicherheit sei, weil Besuche nicht möglich sind.
Ich finde das gut, wenn der Staat seit der Mollath-Nummer nicht mehr einfach Leute in der forensischen Psychiatrie wegsperren kann. Aber mal unter uns: Regt euch über die geltenden Polizeigesetze auf, nicht über diesen Einzelfall. Das bayerische Versammlungsrecht lässt in China die Behörden vor Neid erblassen. Die Chinesen müssen sich noch schlechte Ausreden ausdenken, wenn sie jemanden unbefristet verschwinden lassen müssen!
Italy is locking down Milan, Venice and much of its north, risking its economy in an effort to contain Europe’s worst coronavirus outbreak.
mit diesem hier:To fight the coronavirus, China placed nearly 60 million people under lockdown and instituted strict quarantine and travel restrictions for hundreds of millions of others. Its campaign has come at great cost to people’s livelihoods and personal liberties.
Beide sind vom selben Tag. 20 Minuten zeitlicher Abstand. Fällt euch was auf? (Danke, Simon)
Gerade gab es die State of the Union-Ansprache. Da hält der Präsident vor dem Unterhaus eine Rede zur Lage der Nation. Trump kommt also rein, die Sprecherin des Hauses, eine Demokratin, reicht ihm die Hand. Er läuft demonstrativ an ihr vorbei. Daraufhin ändert sie die traditionelle Begrüßungsformel und streicht den Teil, dass es ihr eine Ehre ist, den Präsidenten hier zu begrüßen, und zerreißt am Ende ihre ausgedruckte Kopie seiner Rede und wirft die Fetzen hin.
Das wirkt auf mich wie eine Seifenoper. Krasses over-acting, schlimmer noch als William Shatner in seiner Rolle als Captain Kirk. Ein Schmierentheater. Entwürdigend für alle Beteiligten und die Institutionen, die sie vertreten. Eine Schande.
Und jetzt? Jetzt wählt das Parlament von Thüringen Bodo Ramelow (Linke) ab und der neue Ministerpräsident ist von der FDP. Von der ... FDP? Ja, von der FDP! Denn in trauter Eintracht haben CDU und AfD ihre Stimmen gepoolt. Scheißegal, wer es wird. Egal, wenn von dem noch nie jemand gehört hat. Hauptsache nicht die Linken an der Macht.
Ich kriege häufiger Mails von Leuten, die sich aufregen, dass ich zuviel US-Politik im Programm habe. Das sei ja weit weg und beträfe uns hier nicht. Ich glaube das betrifft uns sehr wohl. Das ist wie wenn du in die Zukunft gucken kannst. Was die heute machen, das machen wir in 5-10 Jahren auch. Kein Abgrund zu abgründig, kein Niveau zu tief. Da geht es auch bei uns hin, macht euch da mal nichts vor.
Ich finde ja, unsere Demokratie können wir auch offiziell zumachen, wenn da nur noch Partisanenkämpfe Wrestling für die Kameras machen.
Update: Die FDP war übrigens 73 Stimmen über der 5%-Hürde. Also SO einen klaren Fall von Wählerauftrag hatten wir schon lange nicht mehr!1!!
Update: Der Link für das Video mit dem Blumenstrauß oben geht zu Alice Weidel. Hier ist eine andere Quelle für das Video. Der Kontrast könnte stärker kaum sein. Vergleicht mal die Kommentare als Medienkompetenzübung!
Da meinte er, hey, das hab ich doch schon gemacht. Und die URL zum Video mit Zeitpunkt hat er mir auch geschickt. Hatte ich schon wieder vergessen, dabei saß ich ja da auch drin in dem Vortrag!
Ich halte das für eine der Kernkompetenzen der Zukunft, dass man zu beurteilen lernt, auf wie festen Füßen eine auf Statistik beruhende Aussage tatsächlich ist. Danke an David für den Link und falls jemand von euch tolle Ideen hat, wie man das trainieren kann, dann bitte ich um eine kurze Mail!
Heute morgen war ich zu spät dran und hab daher nicht mal mehr versucht, in den OpenBSD-Vortrag zu kommen. Den werde ich mir aber definitiv auf Video angucken.
Daher war mein erster Vortrag die Affäre Hannibal, von zwei taz-Journalisten, die da die Recherchen gemacht haben. Der Vortrag hat jetzt nicht so viele Neuigkeiten gebracht, wenn man der Story schon gefolgt ist, aber lohnt sich als Überblick trotzdem. Der Vortrag brachte mich auf die Idee für ein paar Medienkompetenzübungen. Man könnte z.B. mal ein Experiment machen, wie leicht es ist, aus zufälligem Rauschen Muster zu erkennen. Und das zweite Experiment wäre, mit der üblichen Rhetorik (in dem Talk hieß es sinngemäß, die hätten sich ja dezentral verwaltet und hätten sich nur unter Pseudonym gekannt teilweise; das ist beim CCC genau so!), die man so gegen die Nazis verwendet, um es gefährlich klingen zu lassen, über eine Organisation redet, in der man selbst Mitglied ist. Nur um mal zu merken, wie schnell sich ein gefährlich klingendes Narrativ konstruieren lässt. In diesem Fall gab es tatsächliche Dinge, auf denen das fußte, versteht mich nicht falsch. Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, gestohlene Bundeswehrwaffen und -Munition, etc. Die hatten Listen vonn Leuten, die sie nicht mochten, und man nimmt jetzt an, dass das eine Todesschwadron-Zielliste war. Das klingt auch für mich so. Auf der anderen pflegt fast jeder Twitter-Teilnehmer eine Liste von Leuten, die er nicht mag, und bei vielen ist die inhaltliche Rhetorik auch in eine Richtung, bei der man als neutraler Rechtsstaat eine Tötungsabsicht unterstellen könnte.
Der taz-Vortrag hielt sich aber mit krasser Rhetorik sehr zurück, das will ich hier ausdrücklich loben. Das Phänomen meine ich allgemein, nicht konkret auf den taz-Talk bezogen.
Der nächste Vortrag war ein Rückblick vom Peng-Kollektiv, der auch sehr empfehlenswert war. Das war nicht nur ein Jahresrückblick sondern ging länger zurück.
Der nächste Vortrag wird für mich über Finfisher sein, das machen ths und Ulf, das wird bestimmt lustig. Danach natürlich djb und Tanja in Saal 2 (ja, dafür lasse ich sogar eine Snowden-Liveschalte ausfallen). Danach kommt mein Kumpel Ilja mit seinem Kollegen Joseph und erzählt über Bootloader, das wird ein ganz großes Blutbad. Danach mache ich glaube ich ein bisschen Pause und gucke mir abends vielleicht noch das Schimpfwörterbuch an.
So langsam setzt dann auch eine gewisse Ermüdung ein, man wird halt auch nicht jünger :-)
Als Medienkompetenzübung bemüht euch mal, die wertenden Untertöne (und die dramatische Musik) zu unterdrücken, und nur auf die Filmschnipsel zwischen den Erzählungen zu achten. Wenn ihr euch dann eine Meinung gebildet habt, könnt ihr das nochmal gucken, wenn ihr möchtet.
Google Stichwort: Critical Whiteness.
Ziel des Appple-Vorhabens ist es, die Anstrengungen der drei Organisationen "zur Förderung junger Menschen mit den im heutigen digitalen Zeitalter notwendigen Fähigkeiten des kritischen Denkens voranzutreiben". Apple-CEO Tim Cook sieht in den Projekten – beziehungsweise der allgemeinen Medienkompetenz – einen wichtigen Baustein "für die Aufrechterhaltung einer freien Presse und einer funktionierenden Demokratie".Hey, Medienkompetenz ist eine tolle Idee! Hätte uns das doch nur jemand früher schon gesagt! Und uns am besten trainiert! :-)
Update: Ich finde ja auch geil, dass Apple das jetzt mit ein paar Brotkrumen lösen will. Die sitzen auf mehr Bargeld als die meisten Staaten. Die könnten auch mal eben 10 Milliarden in eine wohltätige Stiftung übertragen, die Zeitungen eine unabhängige Arbeit ermöglicht. Apple weiß gar nicht wohin mit ihrer Kohle!
Nun ist die ADL (Die Anti Defamation League) da vielleicht auf den ersten Blick voreingenommen. Auf der anderen Seite wären ja auch islamistische Anschläge aus deren Sicht Extremismus, nehme ich mal an. Naja, nehmt es als Medienkompetenzübung :-)
Der war er bekannteste Vertreter eines Narrativs, dass die Welt gar nicht immer beschissener wird, wie man denken könnte, wenn man den Medien glaubt. In den letzten Jahren hört man diese Perspektive immer mal wieder auch von anderen, z.B. bei Steven Pinker (siehe auch sein Buch Enlightenment Now) und als Bill Gates etwas in die Richtung tweetete, da war es dann zuviel und im Guardian kam dieser Artikel, der das bestritt. Das ist sehr spannend, weil es a) öffentlich, b) zwischen gebildeten Menschen und c) zumindest partiell faktenbasiert ablief. Und so gibt es eine Antwort von Steven Pinker (die allerdings aus einer E-Mail an jemanden Dritten war, daher auch von der Form her ein bisschen unterhalb des sonst von Pinker gewohnten Standards finde ich), und eine Gegenantwort von Jason Hickel.
Viel Spaß beim Lesen!
Ihr könnt das auch direkt als schöne Medienkompetenzübung nehmen, welches Argument sachbezogen ist, welches bloß Beschimpfung, welches Gegenargument eigentlich tatsächlich welches andere Argument entkräftet, und wenn, dann aus welchen Blickwinkeln.
Meiner Meinung nach haben beide Recht. Der Durchschnitt geht nach oben, und zwar dramatisch, aber innerhalb der Länder gibt es immer noch (und stark zunehmend!) ungerechte Verteilungen.
Parachute use to prevent death and major trauma when jumping from aircraft: randomized controlled trial
Ergebnis:Parachute use did not significantly reduce death or major injury (0% for parachute v 0% for control; P>0.9).
Wie, niemand ist gestorben? Waren die Flugzeuge nicht in der Luft? Richtig! Die Flugzeuge waren am Boden!Ähm, wieso machen die diese bekloppte Studie? Hier ist der Hintergrund :-)
Ich muss ja sagen: Auch unabhängig von dem Hintergrund ist die Studie eine schöne Medienkompetenzübung für typische Studien... *hust* (Danke, Kris)
ich will deine zwei Sätze zu Lula und der Korruption so mal nicht unkommentiert lassen. Meine Frau ist Brasilianerin, deshalb krieg ich da vieles aus den brasilianischen Nachrichten und sozialen Netzen mit. Dass Lula momentan wegen Korruption einsitzt ist erst mal korrekt. Ob er rechtmäßig verurteilt wurde, das ist eine Frage, über die Brasilien am Ende in den Bürgerkrieg gehen könnte.Es fing ja alles damit an, dass Dilma impeacht wurde. Auch wegen Korruption. Die man ihr nach allen Regeln des Rechtstaats nicht nachweisen konnte. Auch bis heute sind aus riesigen beschlagnahmten Aktenbergen keine Hinweise aufgetaucht, dass jemand an Dilma gezahlt hatte. Aber egal, sie ist weg.
Da es mit ihr so gut funktioniert hat, hat man dann bei Lula weitergemacht. Dem versucht man schon seit seiner Zeit als Gewerkschafter etwas anzuhängen, bisher hat es nie funktioniert. In diesem Prozess, in dem er jetzt verurteilt wurde, ging es hauptsächlich um das sogenannte "Triplex". Ein dreistöckiges Apartment, dass Lula angeblich gehören soll, für dass aber nicht er bezahlt hat. Dafür gibt es genau keine Beweise. Es gibt keine Dokumente, in denen Lula als Eigentümer drinsteht, und keine Hinweise darauf, dass er oder seine Familie das Ding jemals bewohnt haben. Dazu kommt noch, dass irgendwann Fotos von dem Triplex aufgetaucht sind, und dass im Wert maximal 10% von dem haben kann, was vor Gericht und in den Medien genannt wurde. Ein kleines, fieses Loch. Garantiert nichts, womit sich ein Präsident hätte bestechen lassen. Aber: egal. Genau wegen diesem Triplex sitzt er jetzt ein. Vom Gericht kam ein Zitat, das meine Frau übersetzt hat mit "Es gibt zwar keine Beweise, aber wir haben ausreichend Überzeugung". Kein Scherz.
Seitdem wird außerdem Lulas Recht auf Berufung mit Füßen getreten, und so einige andere Rechte, die ein Gefangener eigentlich haben sollte. Sogar die internationale Presse spricht inzwischen teilweise von politischer Gefangenschaft. Leider hab ich grade kein Zitat zur Hand.
Trotzdem (oder vielleicht deswegen, wer weiß) liegt Lula in Umfragen für die kommenden Wahlen bei ~40%. Brasilien hat eine ziemlich balkanisierte politische Landschaft mit sehr vielen Parteien aller Größen. 40% ist da für die erste Wahlunde riesig, Teilnahme an der Stichwahl zwischen den zwei meistgewählten Kandidaten wäre ihm sicher.
Wäre das Urteil gegen ihn übrigens endgültig rechtskräftig, dann dürfte er wohl gar nicht als Kandidat aufgestellt werden. Das ist wahrscheinlich der Plan seiner politischen Gegner, der aber noch nicht völlig aufgegangen ist.
Zu seinen politischen Gegnern noch ein wenig Kontext. Wenn Lula nicht kandidieren darf, gibt es vor allem zwei mögliche Ausgänge. Einer wäre ein neuer neolib-Präsident, quasi ein direkter Nachfolger des aktuellen Präsidenten Michel Temer. Der könnte dann den Plan fortsetzten, Brasilien wieder zu einem echten Dritte-Welt-Land zu machen. Nachdem Lula und Dilma das Land echt hochgepäppelt hatten erfolgte unter Temer ein sehr steiler Absturz. Der ginge dann halt weiter.
Das wäre immer noch der bessere Ausgang. Die nächste Möglichkeit hieße nämlich Bolsonaro. Das ist ein Typ aus der Trump-Schule der Politik. Totaler Vollidiot, aber weit-rechts-außen-Populist. Öffentlich im Fernsehen mit Zitaten wie "Herr Kandidat, was würden Sie tun, wenn einer ihrer Söhne eine schwarze Freundin nach Hause brächte." - "Das würden meine Söhne nicht tun, sie sind gut erzogen." Der einzige Unterschied zwischen Trump und Bolsonaro ist, dass Trump jede Art von Militärdienst verweigert hat. Bolsonaro war Mitglied (ich glaube sogar Offizier) der Folterpolizei während Brasiliens Militärdiktatur.
Anderen Kandidaten, vor allem linken Kandidaten, werden praktisch keine Chancen eingeräumt.
Pikantes Detail am Rande: während diese ganzen Dinge abgelaufen sind gab es auch noch mehrere tragische Unfälle. Mindestens ein Kandidat bei der letzen Wahl hatte einen unglücklichen Flugzeugabsturz. Dasselbe gilt für mindestens einen Richter, der am Lava Jato beteiligt war. (Lava Jato = Autowäsche = Codename der großen Anti-Korruptions-Aktion). Klar kann das passieren, aber wie heißt es so schön? Einmal ist Zufall, zweimal ist verdächtig…
Anyway, war jetzt etwas weitschweifig. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass Lula wegen Korruption einsitzt ist zwar korrekt, gibt aber die Situation nicht wirklich wieder.
Deine eigene Medienkompetenzübungswarnung gilt natürlich auch hier. Das sind alles Informationen aus (n+1)ter Hand von diversesten Kanälen.
Die fiesen MAGA-Trolle haben welche Session getrollt? Die "Trolling the trolls"-Session! Bei der es darum ging, wie WIR (die Guten) Strategien zum Ärgern von DENEN (den Bösen) ausarbeiten. Da hat sich ein Typ mit Trump-Käppi reingesetzt und rumgetrollt. Und genau wie man sich bei den Rechten häufig fragt, ob es da auch Leute mit IQ größer Raumtemperatur bei denen gibt, … nun, die Frage stellt sich bei den Linken halt auch.
Hier ist einer der Trolle, den die da abgezogen haben: Die haben sich an den Rand der Reihen gesetzt und den Durchgang blockiert, und wenn jemand was gesagt hat, haben sie rumgeheult, dass das Fatshaming sei.
Äh, sorry, das ist brilliant! Wenn jemand von uns etwas auf dem Niveau bei einem AfD-Parteitag abzöge, der würde für seinen Witz gefeiert. Barden würden über ihn singen.
Aber in die Richtung sind wir dann plötzlich alle dünnhäutig. Unser Safe-Space wurde verletzt!
Auf Twitter formieren sich die Schlangen der Getriggerten, die entrüstet ankündigen, niemals nie nicht wieder zu einer so unsicheren Veranstaltung kommen zu wollen.
Und völlig überraschend stellt sich raus, dass eine Veranstaltung mit CoC aber ohne Prügelcops zum Durchsetzen eine unwiderstehliche Einladung an Trolle ist, und im nächsten Jahr stellt sich dann völlig überraschend raus, dass eine Veranstaltung mit wasserdichtem CoC und Prügelcops zum Durchsetzen völlig unattraktiv ist und da keiner hingehen will.
Ja, alles, was ich hier schreibe, ist eine Medienkompetenzübung. Ja, da ist viel russische Propaganda bei. Das folgt zwangsläufig aus meinem Modell, immer denen mehr Luft zu geben, deren Positionen bei spon und sz und co weniger Luft kriegen, und zwar unabhängig davon, ob das wahr ist oder nicht, was die sagen (das kann ich ja selber im Normalfall gar nicht beurteilen).
Zu Skripal kam ein schöner langer Leserbrief rein:
Diese Argumentation ist ja im Moment Teil der russischen Propaganda, obwohl die sehr genau wissen, dass die Aufgabe der Chemiker auch gar nicht war, einen Herkunftsnachweis zu erbringen:Einer der Gründe, wieso ich es gut und richtig finde, der russischen Position hier Platz zu lassen, ist damit man Gelegenheit hat, Muster zu erkennen. Die sind hier in dem Leserbrief sehr schön beschrieben. Dazu kommt natürlich, dass ich vorher auch nicht weiß, ob das Propaganda ist oder ob diesmal was dahinter steckt. Aber mir geht es ja hier mit dem Blog auch nicht um das Veröffentlichen der Wahrheit sondern um Medienkompetenz und um das Liefern von Bausteinen, anhand derer jeder seine eigene Meinungsbildung betreiben kann."It is our job to provide the scientific evidence of what this particular nerve agent is, we identified that it is from this particular family and that it is a military grade, but it is not our job to say where it was manufactured."
— Aitkenhead (Chef des zuständigen Porton Down Labors)Der (britische) Argumentationspfad besagt, dass die das aus Quellen haben, die die uns einfach nicht öffentlich sagen wollen. Mehr nicht. Kann ich auch nachvollziehen. Da haben irgendwo in den russischen Reihen einen sitzen, den die natürlich nicht offen legen wollen. Die Russen müssen das natürlich in ein anderes Licht stellen. Johnson und May behaupten schließlich auch, die Entscheidung kommt von Putin persönlich. Mal ganz davon ab, hat das britische Außenministerium auch noch mal klar gemacht im UN-Sicherheitsrat, dass die mit "highly likely" nicht etwa die Möglichkeit eines Zweifels offen lassen möchten, sondern dass sie das als Teil eines Ermittlungsprozesses sehen, an dessen Ende nur ein Richter ein Urteil spricht und deswegen aus deren Sicht keine Interpretationen dort hineinfließen sollen. Liest man so was aus einem Bericht eines Chemielabors?
Den ganzen Zusammenhang zwischen Herkunftsnachweis und diesem Labor, den habe ich auch ehrlich gesagt, zum ersten mal bei Sputnik-News gelesen… NICHT etwa von Boris Johnson (der das, soweit ich gerade googlen kann, in diesen Zusammenhang überhaupt auch nicht ein einziges Mal hergestellt hat).
Meiner Meinung nach verraten die russischen Akteure ihre eigene Position in der Geschichte allein schon dadurch, dass sie eben zu derartigen Mitteln greifen und beispielsweise Aussagen wie die aus dem Labor *wissentlich* so verdrehen oder in einen Kontext stellen, als hätten die Chemiker eben die Herkunft nicht ermitteln *können* (und implizieren, dass sie *sollten*) … und benutzen das dann als Indiz für ihre Unschuld. Der ganze Druck der russischen Marketingabteilung *hust* zielt ja eigentlich auch gar nicht auf die Aufklärung, sondern vor allem auf die Offenlegung von britischem Geheimdienstwissen und Veränderung von Wahrnehmung britischer Aussagen. Sie tragen ja selbst nicht zur Aufklärung bei (obwohl ihnen Gelegenheit dazu gegeben wurde bzw. wurden sie per Ultimatum dazu aufgefordert -> was die als "Quatsch" abgelehnt haben). Die Russen wiederum dringen nur dazu, in die Akten schauen zu dürfen und behaupten sogar, sie würden gar nicht einbezogen (srsly?). Und dadurch, dass sie wissen, dass die Briten nie zulassen werden, die Infrastruktur-Details der eigenen Dienste preiszugeben, können sie halt lauthals die Offenlegung fordern - auch wenn sie wissen, dass das ihre Schuld beweisen kann.
Ja, es gibt keine *öffentlichen Beweise. Da haben wir jetzt alle begriffen. Das heißt aber nicht, dass sie keine haben und auch nicht, dass das öffentlich wird. Und srsly… wenn die Lügen wollten, würden sie es nicht in irgendwelchen verschlüsselten Nachrichten in der Presse durchblicken lassen (Keyword: "überspezifisches Dementi").
Aus Russland wird nicht zur Aufklärung beigetragen und öffentliche Aussagen der Briten werden durch die höchsten russischen Beamten derart falsch wiedergegeben, dass sich ihr Sinn verändert. Das wiederum ist für mich durchaus ein Indiz, das ich für mich persönlich erkenne und aus dem ich schlussfolgern kann.
Und wo ich mich schon mal dazu hab hinreißen lassen, Dir mal zu schreiben -> ich sehe das bei Deinen Bellingcat-Rants ganz ähnlich. Ich habe deren Paper zum Absturz damals gelesen und auch gesehen, wie die russischen Ministerien damit umgegangen sind. Da haben die über Tools schwadroniert und lauter so Gedöns und ob man derartige Recherche überhaupt betreiben kann. Angeblich konnte die Software sowas ja auch gar nicht nachweisen, die die damals benutzt haben. Aber das war genau so eine Geschichte wie jetzt mit Skripal - ja, die Software hatte so ein Feature nicht, aber trotzdem konnte man es zur Analyse verwenden und Schlussfolgerungen aus der JPEG-Fehlerdichte ziehen, die auf den Bildern so nicht zu erwarten war. Das hat man dann - oops - vergessen zu erwähnen, auch das die ja eine ganze Reihe anderer Indizien zu einer Kette verflochten haben. Auch, dass das zuständige Ministerium die betreffenden Originalbilder der Analyse hat aus der eigenen Webpräsenz verschwinden lassen - Hoppla? - wollte man lieber nicht weiter kommentieren. Es reichte, dass man der Welt verkündet, die Software, die Bellingcat nutzte, war ja für diesen Zweck gar nicht geeignet.
Sowas reicht mir schon. Wenn du ernsthaft aufklären willst, dann nicht indem du die Argumentation derer, die auch aufklären wollen, in dieser Weise verwässerst, dass sie sich in der öffentlichen Wahrnehmung verändern.
Aus welchen Gründen sollte man sich eigentlich solcher Strategien bedienen, wenn man nicht in der Täterrolle so einer Geschichte steckt?
Wer fragt eigentlich nach der Beweislast, wenn mal der Lawrow seine Behauptungen vom Stapel lässt? Richtig, niemand. Wir haben uns irgendwie dran gewöhnt, dass der **** erzählt. Der hat ja ganz öffentlich in einer Pressekonferenz behauptet, das wären britische Dienste. Und warum? Wegen dem mies laufendem Brexit natürlich. Ja ne, schon klar. 20 Staaten weisen russische Diplomaten aus? Alles von den USA eingefädelt! Eine "kollossale Erpressung" (nicht dass nachher noch einer meint, die handeln wirklich eigenständig, weil was dran ist). Fragt da eigentlich noch einer nach Plausibilitäten? Wars denn jetzt der Trump? Oder das russische Außeniministerium war so frei mal eben Tschechien, Schweden und die USA "hochwahrscheinlich" als Herkunftsländer des Gifts, quasi als potentielle Täter zu präsentieren. Wieso zuerst Russland, man könne ja erstmal gegen die anderen ermitteln … das wäre ja sonst anti-russisch (so muss man also Prioritäten in der Beweisführung setzen?). Und wie immer - auch in der Ukraine oder Syrien - kommt da rein gar nichts an Beweisen außer dem "cui bono", das gleich mal jeden mit etwas Fantasie und Bedarf an Verschwörungsdrama dazu triggert, dem auch nachzulaufen.
Und sogar die Tatsache, dass sich aus Russland mit jeder Meldung irgendwelche neuen Szenarien speisen, dass ist doch auch so ein Indiz. Vielleicht liegt die von allen britischen Parteien konsequent kompatible Linie ja gar nicht an einem perfekten Briefing aller Teilnehmer, sondern daran, dass es keins gab…
Update: Oh und abgesehen davon ist es natürlich absolut nicht satisfaktionsfähig, aufgrund von Geheimdienst-Beweisen, die man niemandem zeigen will, irgendwelche Anklagen zu erheben. Vielen Dank an der Stelle an Colin Powell, der das ein für alle Mal beerdigt hat.
Update: Jetzt schicken mir hier lauter Leser Links für Boris Johnsons Aussage. Das ist nicht der Punkt. Der Punkt war: Genau so klar, wie ihr seht, dass die Briten lügen, sieht dieser Einsender, dass die Russen lügen. Und es ist wichtig, beide Perspektiven zu sehen und am besten auch selbst einnehmen zu können, und sei es nur, um Widersprüche zu finden. Nennt es Medienkompetenz!
Natürlich stimmen die Verschwörungstheorien alle, aber daraus zu schließen, die SPD sei Opfer und nicht Täter, das finde ich schon echt abstoßend.
Ich war's nicht, Adolf Hitler ist's gewesen!
Sagt die Hoover Institution. Wenn ihr die nicht kennt, könnt ihr die ja mal googeln. Nennt es Medienkompetenztraining :-)
Und zwar nicht, weil die Hurricanes schlimmer sind, oder die schlimmeren Hurricanes weibliche Namen kriegen, sondern weil die Leute instinktiv Hurricanes mit weiblichen Namen für schon nicht so gewalttätig halten und später evakuieren.
Update: Ein Einsender dazu:
Cool study, but the finding seems to be controversial:
Are female hurricanes really deadlier than male hurricanes?
http://www.pnas.org/content/111/34/E3497
Female hurricanes are not deadlier than male hurricanes
www.pnas.org/content/111/34/E3496
Statistics show no evidence of gender bias in the public's hurricane preparedness
www.pnas.org/content/111/37/E3834
Also see the response to comments:
www.pnas.org/content/111/37/E3835.full
Moan. Ist doch echt immer das selbe bei so wissenschaftlichen Studien. If it sounds to good to be true, it probably is.
Aber hey, das ist ja auch eine wichtige Medienkompetenzlektion.
Ich achte bei meinen Verlinkungen normalerweise sehr auf die Wortwahl. Nehmt nur mal die Peterson-Empfehlung jetzt. Ich habe da nicht geschrieben, Peterson habe eine Erkenntnis. Ich habe geschrieben, er habe eine These. Ich habe mir das ausdrücklich nicht zueigen gemacht, weil die Idee in meinem Blog nicht ist, euch Dinge aufzuschwatzen, sondern euch Thesen und Theorien und Sichtweisen zu zeigen, die ihr vielleicht noch nicht auf dem Schirm hattet.
Die Idee ist, dass ihr dann die Fakten abwägt und euch eine Meinung bildet. Es freut mich daher auch immer sehr, wenn hier Mails reinkommen, die durchblicken lassen, dass ihr euch eine Meinung gebildet habt. Aber viele dieser Mails haben die Form (ich übertreibe das jetzt mal aus Illustrationsgründen schamlos): "Also ich glaube das ja nicht."
Fair enough, aber das war nicht die Frage. Ihr sollt überhaupt gar nichts glauben, schon gar nicht Dinge, die ich euch reindrücke. Es geht hier nicht um Glaubensfragen, sondern um Erkenntnis. Ihr sollt euch das anhören und dann mit rationalen Argumenten eine Abwägung treffen.
"Ich glaube das nicht" ist keine Abwägung. Da fehlt das ", weil". Und dahinter kommt bitteschön nicht sowas wie "weil 4chan auf Peterson abfährt". Davon wollen wir gerade wegkommen, dass Behauptungen nach dem beurteilt werden, der sie aufstellt! Ihr sollt lernen, das inhaltlich zu beurteilen!
Also. Ich kann euch nicht verbieten, hier katholische Kirche 2.0 zu machen, das als Glaubensfrage zu betrachten, Leute zu exkommunizieren und alle Äußerungen von exkommunizierten Familien grundsätzlich nicht zu glauben. Manche Leute kommen in ihrem Leben möglicherweise über dieses Modell nicht hinaus. Finde ich persönlich sehr deprimierend, aber mein Ziel ist nicht, die Welt zu verbessern, indem ich jeden aus meiner Sicht sich falsch verhaltenden Einwohner umerziehe. Mein Ziel ist es, Leuten, die willens und in der Lage sind, ihr Weltbild auf rationalere Füße zu stellen, dafür ein bisschen Rüstzeug zu liefern.
Daher bitte hier nochmal der Aufruf: Bitte versucht es wenigstens. Und wenn ihr keinen Bock habt, dann spart euch bitte die Mail an mich, dass ihr das nicht glaubt. Der Teil interessiert mich nicht. WARUM ihr was nicht glaubt, wenn es da Fakten und Argumente und Begründungen gibt, das ist interessant. Auch darauf kann ich dann aus Zeitgründen nicht reagieren, aber das ist wenigstens Feedback, dass meine Arbeit hier zumindest bei den richtigen Menschen ankommt, und möglicherweise was bewirkt.
Oh und "das ist doch alt" und "wie kann es sein, dass du das noch nicht kanntest"-Zuschriften sind aus meiner Sicht auch bloß Selbstdarstellung von euch und helfen weder euch noch mir weiter, weil ich sowas direkt lösche. Nur weil ich etwas jetzt ins Blog tue, heißt das nicht, dass ich das erst seit heute morgen kenne. Es heißt nur, dass ich es jetzt für den richtigen Zeitpunkt halte, und/oder dass ich jetzt einen Winkel daran gefunden habe, der gerade passt, oder den ich für interessant halte.
Peterson hat unter anderem Vorlesungen von sich auf Youtube veröffentlicht, und deckt von Lebenshilfe (was ich als Selbsthilfe-Ratschläge aus Ratgeber-Büchern im Grabbelkasten neben der Kasse im Buchhandel klassifizieren würde) über Kunstgeschichte und Philosophie ein sehr breites Spektrum ab.
Peterson hat sich aber mit seinem Widerstand gegen ein Gesetz in Kanada Feinde gemacht, das ihm vorschreibt, mit welchen Worten er Transgender-Menschen ansprechen soll. Da wurde er Hardcore-Free-Speech-Advokat und wurde bissig (weil er fand, dass das in einem Gesetz nichts zu suchen hat, und kein Gesetz vorschreiben darf, welche Wörter wir benutzen, nicht weil er was gegen die Pronomen hatte) und seit dem verfolgt ihn ein Lynchmob. Ein paar Blogger in den USA haben ihn dann auch mal interviewt, aber der war bisher nur auf der anderen Seite des Atlantik aktiv. Bis jetzt. Jetzt hat ihn Channel 4 interviewt, das ist der größte Privatfernsehkanal in Großbritannien. Und dieses halbstündige Interview ist eine hervorragende Übung in Medienkompetenz und Journalismus. Ich würde sogar soweit gehen, dass man das jedem Journalisten in der Ausbildung zeigen sollte.
Anlass für seinen Besuch in UK ist wohl ein neues Buch, für das er jetzt die Werbetrommel rührt. Aber für mich ist das ein Zeichen, dass diese gesamte hasserfüllte Lynchmob-Gemengelage jetzt rüberschwappt aus Amerika. Bisher konnte man sich ja ein bisschen zurücklehnen und sich einreden, das sei bloß ein Problem an US-amerikanischen Universitäten. Sowas wie das Google-Memo betraf uns hier in Europa bisher nicht so. Das ist jetzt glaube ich vorbei.
Bei der BBC im Radio war Peterson auch. Es wirkt so, als hätten die Feministen spontan eine Warteschlange gebildet, um sich an ihm abzuarbeiten.
Jedenfalls, warum ich das Channel-4-Video empfehle: Das ist einer der wenigen mir bekannten Fälle, wo ein Akademiker, über dessen Arbeit berichtet wird, daneben sitzt und Gelegenheit hat, jeder Falschdarstellung direkt zu widersprechen. Journalismus versucht häufig, komplexe Zusammenhänge auf einfache Formeln runterzubrechen, damit das Publikum dem folgen kann. Typische journalistische Berichterstattung über Forschungsergebnisse sind aber praktisch immer falsch, weil Dinge falsch zusammengefasst oder unzulässig verkürzt wurden. Journalisten wissen das natürlich, und teilweise wird das ja auch absichtlich gemacht, weil man mit unzulässig zusammengefassten Schlagzeilen wie "Kaffee hilft gegen Krebs" mehr Klicks macht als mit unverständlichen vieldimensionalen Ergebnissen von Studien, die man auf einer Seite Text gar nicht kommuniziert kriegt.
Insofern Hut ab für Channel 4, dass sie die Langfassung des Interviews überhaupt aufgehoben und dann auch noch auf Youtube hochgeladen haben. Man sieht hier sehr schön, wie Journalismus häufig funktioniert, und welche rhetorischen Tricks von Journalisten erwartet werden, weil man ja möchte, dass sie den Interviewten möglichst aus der Reserve holen und konfrontieren.
Wer sich für Journalismus und die Mechanik von Interviews interessiert, sollte sich das anschauen.
Ich persönlich bin ja eher ein Freund von nicht-konfrontativen Interviews. Wenn man den Interviewten die ganze Zeit anpinkelt, kommt am Ende halt eine Serie von "das habe ich so nicht gesagt" raus, damit ist der Zuschauer nicht weiter als vorher. Ich bin ein Freund davon, den Interviewpartner reden zu lassen, ihm möglichst viel Gelegenheit zu geben, sich um Kopf und Kragen zu reden. Wobei das bei Peterson wahrscheinlich auch nicht viel gebracht hätte, der war ja wie man sehen kann exzellent vorbereitet.
Ich mache mal den Auftakt: Personalisierte Angebote: Filterblasen, Echokammern.
Sponsored Video = Werbung. Branded Content = Hinterhältig als Inhalt getarnte Werbung.
Sehr geil auch:
Zwei Drittel (62%) der Befragten sagen, dass das Wachstum ihrer Datenkapazität einer der wichtigsten Schritte für das neue Jahr sei.
Ich bin weder im CCC noch kenne ich das Opfer oder den Beschuldigten. Ich habe überhaupt keinen privilegierten Zugriff auf die Wahrheit und würde mich am liebsten gar nicht äußern, weil ich nichts sagen kann. Aber bei mir türmen sich die besorgen Zuschriften, daher hier kurz, was ich gehört habe. Das ist alles Hörensagen aus 2. und 3. Hand, ich weiß gar nichts. Bitte nichts davon als Faktenbehauptung betrachten.
Vorgeschichte: Auf dem letzten Camp in den Niederlanden gab es anscheinend einen sexuellen Übergriff von einem Mann auf eine Frau. Die ist ins Krankenhaus gefahren, wo Gewaltspuren festgestellt wurden. Sie hat Anzeige erstattet, die Polizei hat ermittelt, die Ermittlungen wurden eingestellt und keine Anklage erhoben. Der Beschuldigte wehrt sich nach Kräften gegen die Vorwürfe.
Dann jetzt, im Sommer: Die Frau meldet sich beim CCC und fordert, den Beschuldigten nicht auf dem Congress reinzulassen. Der CCC ist mit der Situation erstmal überfordert und braucht eine Weile für die Reaktion. Sie finden inzwischen selber, dass sie zu lange gebraucht haben. Ich weiß nicht, wie lange sie gebraucht haben, oder wie lange man für sowas brauchen sollte. Ich gebe das nur wieder. Ergebnis der CCC-Beratungen war, dass man der Frau sagte, der CCC könne oder wolle diesem Typen nicht Hausverbot erteilen. Aber man verstehe ihre Situation und bot ihr an, dass sie sich von Security-Engeln begleiten lässt, und das Awarenessteam stand auch bereit, und wenn irgendwas ist, werde man sofort einschreiten und dafür sorgen, dass diesmal genügend Augenzeugen und Beweise für eine Anklage zur Verfügung stehen.
Daraufhin schwappt die Geschichte auf Twitter herum, wo sich dann die "der CCC besteht aus frauenhassenden Männern" und "CCC are Rape Enablers" Anklagen gegen den Club mehrten.
Am Ende kam dann die Frau zum Congress, und der Mann war wohl auch da (?). Aber es passierte nichts weiter, die Frau hat selbst auf Twitter Selfies von sich publiziert, wie sie glücklich in die Kamera lächelnd frohlockend durch die Assemblies zieht und offenkundig Spaß am Gerät hat. Der CCC betrachtete daraufhin die Angelegenheit als friedlich begelegt.
So, jetzt meine Bewertung dieses Sachverhalts, unter der Annahme, dass diese Darstellung tatsächlich der Wahrheit entspricht.
Wegen des Krankenhaus-Aspekts glaube ich persönlich der Frau, dass es da einen Übergriff gab, und dass sie auch auf den richtigen Täter gezeigt hat. Ich glaube aber auch an die Unschuldsvermutung und an ordentliche Gerichtsverfahren und das Recht, gehört zu werden, und sich anwaltlich vertreten zu lassen, und so weiter. Der Schiedsrichter von Schuld in unserer Gesellschaft sind Gerichte. Solange nicht ein Richter in einem ordentlichen Verfahren nach Sichtung aller Beweise und unter fairer Würdigung aller Fakten entscheidet, dass der Mann das getan hat, ist er nicht Täter sondern Beschuldigter. Und das reicht in meinem Wertesystem halt nicht. Der CCC war hier sicher nicht in einer einfachen Situation, aber ich finde die Entscheidung richtig. Alle anderen Optionen wären noch schlechter gewesen.
Beachtet bitte auch, dass in dem Hörensagen oben nur die Seite der Anklage zu Wort kam.
Auf mich wirkt die ganze Chose, als wollten da ein paar Aktivisten, aufs Prinzip pochend, am CCC ein Exempel statuieren, weil sie eben wissen, dass der CCC eine eher progressive Organisation ist, und die Mitglieder ein Unrechtsgefühl haben, dass man vergleichsweise leicht triggern kann. In diesem Fall hat sich dann aber der erwartete Lynchmob nicht spontan formiert, und da haben die Aktivisten eben noch ein bisschen an ihrer Instigier-Methodologie getweaked, aber das hat auch nicht gefruchtet. Ich nehme die ursprüngliche Anklägerin übrigens explizit aus, wenn ich hier von Aktivisten rede. Damit meine ich andere Leute, die nicht persönlich betroffen sind, den CCC teilweise auch gar nicht näher kennen, aber für die "gute Sache" unter den Bus zu werfen gewillt waren.
Aber das ist wie gesagt nur meine Deutung. Kommt am besten zu eurer eigenen Deutung. Oder glaubt dem CCC, hier nicht leichtfertig oder willkürlich entschieden zu haben.
Ich persönlich finde es gut und richtig, dass der CCC sich nicht zum Richter aufschwingt, und Leute bestraft. Das sollte der CCC nicht nur nicht tun, das darf der CCC nicht tun. Ich kann aber verstehen, dass man hierzu auch eine andere Position haben kann.
Update: Wie zu erwarten war, sind bei der Darstellung oben einige Teile falsch, oder jedenfalls behaupten Leute das. Ich werde jetzt aber nichts korrigieren oder updaten. Ich kann nichts davon nachprüfen und will nicht den Eindruck erwecken, als hätte ich irgendwelche geprüften Informationen. Das ist aus meiner Sicht gerade der Punkt bei dieser ganzen Geschichte, dass das alles Hörensagen und Behauptungen sind.
Update: Zumindest eine Sache ist definitiv falsch, nämlich dass es auf der SHA eine Vergewaltigung oder einen Übergriff gab. Genau wie mit dem CCC hat die Anklägerin das auch mit der SHA gemacht, und der Beschuldigte kam da gar nicht erst rein. Und aus Gerechtigkeitsgründen will ich hier mal noch ausführen, was mir inzwischen von der Story der Gegenseite erzählt wurde. Bitte auch alles als Hörensagen betrachten, ich kann da nichts von prüfen. Also: a) es gibt keine Anzeige bei der Polizei, sie hat nur ein Statement bei denen zu Protokoll gegeben, b) die sind/waren ein Paar und es handelt sich um einen Vorfall bei denen zuhause, nicht auf der SHA, c) sie hat dann bei der SHA dafür gesorgt, dass er nicht reinkommt, weil die es nicht für nötig hielten, den Beklagten anzuhören, d) der CCC hat den Beklagten angehört und dessen Seite der Story klang genau so glaubwürdig wie ihre. Sie rennt jetzt halt von Gizmodo zu Buzzfeed und gibt Interviews (Buzzfeed sagt dazu, sie habe ein Interview abgelehnt), und rennt von SHA zu CCC und will den rausgeworfen haben. Und er sitzt zuhause und versucht Schadensbegrenzung. Ihr erklärtes Ziel scheint zu sein, den Typ jetzt überall auf die schwarze Liste zu setzen, wo der jemals in seinem Leben Freunde oder eine gute Zeit hatte. Als sich rausstellte, dass der CCC auch den Beklagten angehört hat, hat sie aufgehört, mit dem CCC zu reden, und macht jetzt nur noch Napalm-Flächenbombardement über Twitter und die Presse.
Ich habe da wie gesagt keine Aktien in der gesamten Sache. Aber jetzt habt ihr aus beiden Seiten das Hörensagen gehört. Ich rufe euch alle ausdrücklich dazu auf, euch in anderer Leuten Disputen nicht auf eine Seite zu stellen, bevor ihr nicht sicher seid, dass ihr wisst, was wirklich passiert ist. Mein Eindruck ist, dass beide Seiten Hilfe brauchen, aber nicht Hilfe dabei, den jeweils anderen plattzumachen.
Der Winkel mit Vergewaltigung scheint übrigens komplett Bullshit zu sein. Die Vorwürfe handeln von Gewalt, nicht von sexualisierter Gewalt. Das haben nur im Rahmen der Metoo-Debatte gerade alle sofort da reingelesen, dass es was mit sexueller Gewalt zu tun gehabt haben könnte.
Update: Ich bin darauf hingewiesen worden, dass der Stil des Hörensagens in die eine Richtung abwiegelnder klingt als in die andere Richtung. Das ist auf meine Ausgeschlafenheit und die Tageszeit und das unterschiedliche Stresslevel zurückzuführen und war weder beabsichtigt, noch soll es eine Wertung ausdrücken. Nehmt es als Medienkompetenzschulung.
Anscheinend sage ich zu häufig an, dass ich Medienkompetenzübungen mache, und mache zu selten welche.
Der Link ging übrigens hier hin.
Der Kontext dafür ist natürlich EA und ihr Battlefront 2, das sie gerade massiv verkacken. Aber Lootboxen sind echt verbreitet in Videospielen. Fallout und Skyrim haben welche, Teamfortress 2 hat welche, die Borderlands-Reihe hat es so überzogen, dass es schon als Satire durchging bei Beobachtern. Wo zieht man da die Linie? Sind jetzt alle Lootboxen mit zufälligem Inhalt Glücksspiel? Inhaltlich finde ich das überzeugend. Aber wenn das jetzt der Stand ist, dann brennt bei der Videospielebranche gerade aber mal die Hütte.
Ich bin mal sehr gespannt, wie das jetzt weitergeht.
Ich weiß gar nicht, wie weit man da zurückgehen muss, bis man die erste Lootbox findet. Ultima 5 hatte Loot an Monstern in Dungeons! Zählt das jetzt auch? Wie zufällig muss der Loot sein, damit es als Glücksspiel gilt?
Update: Jetzt kommen hier lauter schlecht informierte Leute und wollen mir erklären, es ginge um Mikrotransaktionen. Nein, geht es nicht. EA hat vor einer Weile angesagt, als das gerade auf reddit platzte, dass sie Mikrotransaktionen aus dem Spiel ausgebaut hätten jetzt als Reaktion. Und danach kam Belgien. Kann natürlich sein, dass die Belgier das nicht mitgekriegt hatten. Klar.
Aber mal unter uns: Ich finde die Frage völlig gerechtfertigt, und zwar auch wenn da kein Geld fließt. Wieso ist denn das weniger Glücksspiel, wenn man "nur" Lebenszeit opfert? Überlegt mal, wie viel Lebenszeit unsere Kids wegen solcher Crack-Abhängigkeits-Antrainier-Mechanismen mit Videospielen verplempern.
Update: Jemand, der besser flämisch kann als ich, hat mir gerade übersetzt, dass es den Belgiern doch nur um bezahlte Lootboxen geht. Schade. Ich finde, die Debatte müsste man breiter führen. Ich hatte hier ja schon ein paar Mal, wie Facebook und co letztendlich einen Krieg um die Aufmerksamkeit ihrer "Kunden" führen, und dabei phsychologische Tricks anwenden, gegen die viele Menschen machtlos sind und sich in einen Sog der Zeitverschwendung zu Gunsten von Facebook ziehen lassen. Das ist Ausnutzung von Wehrlosen zur eigenen Profitmaximierung und moralisch mindestens genau so anstößig wie der Verkauf von Lottotickets oder Alkohol und Zigaretten. Ich finde nicht offensichtlich, wieso der Staat dem nicht einen Riegel vorschieben sollte.
Update: Ein Einsender berichtet:
Habe mit dem 6j alten Sohn vor ein paar Tagen das Tablet-Game "Hill Climb Racing" ausprobiert, das im Android-App-Store - siehe Video - direkt an Kinder vermarktet wird:
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.fingersoft.hillclimb
Krass: Wir haben das Spiel installiert, gestartet und in weniger als 5 Minuten hat er versehentlich 3x Banner angeklickt, sollte Upgrades nachkaufen und für In-Game-Währung Werbung für Ballerspiele ansehen.
Das ganze passierte, während ich als digitalaffiner und videospielbegeisterter Vater direkt neben ihm saß und all meinen Elternpflichten nachging.
Diese sehr populäre App war voller Dark UI Patterns mit dem klaren Ziel, Kinder abzuzocken.
Siehe auch der Artikel auf netzpolitik.
Jedenfalls war ich völlig baff, dass es bei Free-To-Play-Apps wirklich so krass ist, und es sieht ganz so aus, dass man da wohl regulierend eingreifen muss.
Selbstverpflichtungen der Industrie und Aufrufe zur Medienkompetenz brachten uns ja nicht weiter.
Au weia.
Update: Übrigens hat ausgerechnet der Erfinder von Magic the Gathering ein Manifest geschrieben, das ganz gut beschreibt, wie diese Industrie arbeitet.
Ich hatte die Schweizer übrigens auch mal im Blog. Quellenarbeit und Seriositätsbeurteilung von Medien ist der wichtigste Bestandteil von Medienkompetenz.
Ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass die besonders bekannt oder populär sind, aber das ändert sich ja dank der ARD jetzt. :-)
Update: ALLE Wordpress-Sites sind per Definition gammelig. Das war keine Aussage über den Inhalt. Wordpress ist eine stinkende PHP-Güllegrube.
Update: Die Schweizer haben sich zu den Vorwürfen geäußert. Leider, indem sie den Boten angreifen. Das ist der Erfahrung nach eines der klarsten Zeichen dafür, dass Vorwürfe gerechtfertigt sind — wenn der Angegriffene nicht die Vorwürfe entkräftet sondern den Boten angreift. Damit haben die sich keinen Gefallen getan. Sowas lässt man andere herausfinden und publizieren, und das ist ja auch in diesem Fall hier geschehen. Die Schweizer linken bloß kurz auf die. Trotzdem. Das hätte ich an deren Stelle nicht getan. Das ist eine Blöße, die man sich nicht geben muss.
Gut, in diesem Fall waren die Vorwürfe eher nebulös und da gab es nicht viel Substanz, die man hätte entkräften können. Und was an Substanz da war, hatten sie ja auch schon entkräftet. Wobei ich auch das nicht so gelungen fand, ehrlich gesagt. Ein Double Blind Peer Review ist ein völlig anderes Paar Schuhe als Journalismus. Dass die nicht ihren Namen nennen wollen, finde ich legitim. Da gibt es nichts zu verteidigen. Das ist ihr gutes Recht. Die ARD-Redakteurin merkt ja gerade am eigenen Leib, wie das ist, wenn man seinen Namen nennt. Da setzt man sich einem asymmetrischen Angriff von einer Horde Antagonisten aus. Das ist dann halt ein anderes journalistisches Niveau, wenn man seinen Namen nennt, und damit müssen die Schweizer leben, dass das weniger seriös aussieht ohne Namensnennung. Und hey, solange die Schweizer ohne Namensnennung noch seriöser aussehen als die ARD mit Namensnennung, haben sie ja nichts zu befürchten.
Wobei der Vorwurf, die ARD hätte ihre Foren geschlossen, auch eher peinlich wirkt, wenn bei den Schweizern auch keine Kommentare erlaubt sind.
Update: Medienkompetenzübung: Googelt die mal und lest ihren Twitter.
New hotness: Der hat nen Sandsack? Terrorist!
Bonus: Den Sandsack brachte er gerade zu einer akuten Flutgegend, um den Menschen dort zu helfen.
Der Verhaftungsort war auf der selben Straße wie der Zielort für die Sandsäcke.
Zweiter Bonus: Kanada, nicht USA.
Update: Achtung, Medienkompetenztraining! (Danke, Harald)
Und wie sich rausstellt, brauchen auch seine Leser Medienkompetenztraining m( (Danke, Lukas)
The founding funders are Facebook, the Craig Newmark Philanthropic Fund, the Ford Foundation, the Democracy Fund, the John S. and James L. Knight Foundation, the Tow Foundation, AppNexus, Mozilla and Betaworks.
Nich schlecht, mein Herr! Nicht schlecht!Doch dann:
The News Integrity Initiative will be run as an independent project by the CUNY Graduate School of Journalism under the auspices of the School’s Tow-Knight Center for Entrepreneurial Journalism, whose director is Professor Jeff Jarvis.
OH NEEEIIIINNNNN! Nicht dieser belanglose Dampfplauderer! Nicht dieser Startupkultur- und Social Media glorifizierende Disruptions-Faseler, nicht diese lebende Buzzword-Maschine!
Das heißt aber, dass ich mit meinen Medienkompetenzversuchen mehr kaputtmache als ich geplant habe. Spannend!
Erstens: Attribuierung von Cyber-Angriffen war schon immer Bullshit. Von Anfang an. Und ich habe es hier auch mehrfach angesagt und erklärt. Wenn Wikileaks jetzt den Anschein erweckt, die CIA oder das FBI habe sich als Russen tarnen können bei Cyberangriffen, dann ist das kein Bullshit sondern absolut richtig. Das war auch schon richtig, bevor sich Wikileaks eingemischt hat. Das hat nichts mit Verwirrungspropaganda zu tun. Im Gegenteil. Die Behauptung, man könne sowas zuordnen, DAS war Propaganda. Sascha, da hast du ins Klo gegriffen, da hättest du vorher mal jemanden fragen sollen, der sich mit sowas auskennt.
Ansonsten stimmt es natürlich, dass hier zwei Fronten gegeneinander kämpfen, die beide keine Sympathieträger sind. Ich sehe das nicht als Nachteil, im Gegenteil. Wenn sich zwei Böse streiten, kann es nur Gewinner geben. Wenn wir als Außenstehende außer Popcornkonsum noch etwas lenken wollen, sollte unser Ziel sein, den Kampf so lange wie möglich zu verlängern. Wenn die die Hände voll haben, können sie weniger böse Dinge gegen uns tun.
Im Übrigen finde ich den Vorwurf gegen Wikileaks mehr als grotesk, die würden ja nur West-Kram aufdecken. Wikileaks ist eine Leak-Plattform. Die leaken, was man ihnen reinreicht. Na klar hat Julian Assange persönlich was zu gewinnen, wenn er sich auf Trumps Seite schlägt, denn Trump kann ihn schlicht begnadigen, dann wäre seine Botschaftsodyssee vorbei. Ich bin etwas irritiert, dass Trump das noch nicht getan hat. Der hat doch sonst keine Zurückhaltung gezeigt, wenn es um die Belohnung von Leuten ging, die ihm geholfen haben.
Aber mal ganz konkret. Glaubt ihr ernsthaft, wenn jemand Wikileaks "Vault 8" aus den russischen Geheimdiensten zukommen lässt, dass die das dann nicht auch raushauen würden? Wenn DAS jemand nachweisen kann, dass sie das dann geheim halten würden, dann können wir reden. Bis dahin ist das kein gültiger Kritikpunkt an Wikileaks. Rein statistisch finde ich völlig klar, dass die USA mit ihren 17 (!) Geheimdiensten da prominent vertreten sein werden. Wer so viel Geld für Geheimdienste ausgibt, bei dem fällt halt auch echt viel leakbares Material an. Ich glaube übrigens auch nicht, dass die Russen da grundsärtzlich perfekte Opsec fahren. Aber da müsste man wahrscheinlich auch logistisch mehr bewegen, für so einen Leak, alles nach Englisch übersetzen und so.
Kurzum: Trump und die CIA kloppen sich? Prima! Wikileaks hat sicher nicht alles richtig gemacht, und besonders Julian und sein Twitter-Account ist kein Ruhmesblatt. Aber dass eine Leak-Organisation Daten leakt, kann man ihr nicht vorwerfen, und wenn sie dann Propaganda publiziert, die inhaltlich und stilistisch ein Abziehbild der staatlichen Propaganda gegen sie selbst ist, das finde ich auch in Ordnung. Das geht als Medienkompetenz durch. Mir persönlich wäre es lieber, wenn sie da neutral blieben, das würde ihre Leaks kraftvoller machen. Aber hey, die übernehmen das Risiko, die definieren die Spielregeln. Ich kann hier viel reden, solange der Tag lang ist. Wenn mir jemand CIA-Daten geben würde, würde ich die bestimmt nicht in mein Blog tun. Ich würde gerne noch ein paar Jahre länger leben.
Update: Was ich ja richtig geil fände: Wenn die Russen ihre Exploits alle aus den selben Quellen kaufen wie die NSA, oder noch besser: Ihre Tools von der NSA geklaut haben. Und der Equation Group Leak tatsächlich gar kein NSA-Hack war sondern ein Russen-Hack :-)
Das ist das Problem mit Cyber-Attribuierung. Das weiß man alles nicht.
Update: Nur dass das hier keiner missversteht. Sascha ist einer von den Guten, und er hat auch mit dem überwiegenden Teil seiner Kolume recht, und wir sind auch immer noch Freunde. Und nur weil Cyber-Attribuierung Bullshit ist, heißt das nicht, dass Wikileaks nicht Teil einer Kampagne von Trump gegen die CIA ist. Weitere Ausführungen dazu.
In der Folge forderte der Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, das Bundesamt für Verfassungsschutz auf, russische Einflussversuche in Deutschland besser zu überwachen. Laut Knabe erinnerten die gut organisierten Proteste gegen die frei erfundene Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens in Berlin an die Desinformationskampagnen der Stasi.Ja aber echt mal! Die wehrhafte Demokratie muss sich gegen sowas wehren! Vor allem weil es hieß, es handele sich um "südländisch aussehende Männer". Völlig klar, dass ist ausländerfeindliche Hetzpropaganda der fiesen russischen Antidemokraten, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung unterwandern wollen!
Bis, … äh … bis heute.
Wie die "Bild"-Zeitung nun berichtet, sind gegen zwei deutsche Staatsbürger im Alter von 20 und 23 Jahren Ermittlungen aufgenommen worden. Eine Sprecherin der Berliner Strafgerichte bestätigt, dass die Staatsanwaltschaft gegen einen der beiden Männer, den 23-Jährigen, Anklage erhoben habe.Wot? Anklage?! Stellt sich raus, dass a) sie ihre Tat mit dem Handy gefilmt haben und b) der Angeklagte sich geständig zeigte.
DAS ist ja mal eine krasse Wendung.
Und DA wundern die sich, dass die Leute RT und Sputnik für vertrauenswürdiger als deutsche Medien halten?!?
Au weia, das ist ja mal ein krasser Totalschaden für unser Land und unsere Presse. Höchste Zeit für ein paar Entschuldigungen, würde ich meinen! Na los? Hopp? Worauf wartet ihr?
Besonders geil finde ich ja, dass das ehemalige Nachrichtenmagazin in dem Artikel daneben mal wieder Verschwörungstheorien-Bashing macht.
Der Schmerz muss ja tief sitzen, wenn man die Deutungshoheit verliert, weil man zu häufig Lügen verbreitet hat! Achtet mal darauf, wie sie in dem oberen Artikel über Lisa die Vorwürfe gegen die Russen "aufarbeiten". Gar nicht.
Update: OK ich seh schon, ihr seid alle zu geschult für meine plumpen Medienkompetenzübungen. Das waren zeitlich verschiedene Fälle waren. Aber ich dachte mir, ich mach da mal was mit, weil die "Fall Lisa" eben in die Titelzeile getan haben, obwohl die Anklage nicht in dem Fall Lisa war sondern beim selben Mädchen aber zeitlich vorher.
Er bat um Paraphrasierung statt direkten Zitates, daher hier seine Antworten in meinen Worten:
Wenn man zu einem Termin nicht erscheint, muss man einen "wichtigen Grund" angeben. Was jetzt genau als wichtiger Grund durchgeht, liegt allerdings doch ein bisschen im Ermessen des Sachbearbeiters. Faustregel: Wenn man zur Arbeit gemusst hätte, hätte man auch zur Arbeitsagentur gemusst. Geburtstag ist also beispielsweise keine gültige Ausrede.
Er meint, dass seiner Beobachtung nach die meisten Sachbearbeiter strikt nach Gesetz entscheiden, weil sie nämlich bei grober Fahrlässigkeit selber in die Haftung geraten können. Wenn jemand Geld bekommt, obwohl der Sachbearbeiter eine Sanktion hätte verhängen müssen, dann kann dafür der Sachbearbeiter in Anspruch genommen werden. In der Praxis passiert das nicht, weil der Staat da nicht insistiert, die Haftung auch erst anspringt, wenn der Empfänger das Geld nicht zurückzahlen kann, und man grobe Fahrlässigkeit auch erstmal nachweisen muss. Aber das kann ich mir schon auch gut vorstellen, wenn sowas wie ein Damoklesschwert über einem schwebt, dass man dann im Zweifel gegen den "Kunden" entscheidet.
Wenn man jetzt aus Mitleid oder so eine Sanktion nicht verhängt, dann ist das sogar Vorsatz und nicht nur Fahrlässigkeit, das ist noch schlimmer.
Im Übrigen ist der Einsender auch Jurist und ist jetzt angefressen, dass ihm der andere Jurist seine Vereinfachungen vorwirft :-) Ich denke mal, dass meine Leser schlau genug sind, zu erkennen, was die jeweiligen Einsender hier jeweils mit ihren Ausführungen gemeint haben. Das ist ja auch eine Medienkompetenz-Frage.
Update: Ein befreundeter Jurist weist noch darauf hin, dass "Ermessen" nicht "Gutdünken" heißt; Ermessen ist gerichtlich nachprüfbar.
Wenn ihr nur oben kurz geguckt und dann das Tab zugemacht habt, dann nehmt euch dieses Mal bitte die Zeit und guckt euch alle Fragen an. Ich finde sogar, das sollte in Schulen unterrichtet werden. Medienkompetenz zum Anfassen.
Du hast am 11.1. im Artikel über den Spiegel Beitrag zu dem Mittel der Vergewaltigung als Waffe die Frage gestellt, wo denn dein Denkfehler sei.Die Einsendung kam von jemandem mit weiblichem Vornamen.Nun, vielleicht ist dir der gleiche Denkfehler unterlaufen, den ich schon ein paar Mal im Netz gesehen habe: "Frauen setzten den Vergewaltigungsvorwurf als Waffe ein". Frauen denken aber nicht in diesen Kategorien "Sex = Waffe".
Männer denken so! Männer sehen alles als Kampf, als Wettbewerb, Männer gehen vor Gericht, ziehen sich bis auf's Hemd aus um zu Gewinnen. Männer kämpfen bis auf Blut. Männer sind bereit ihren Arm zu Opfern um zu gewinnen. Männer töten kurz vor ihrem eigenen Tod noch schnell den Gegner. Klar, dies ist ein totales Klischee und es gibt haufenweise Männer, die diesem Bild nicht entsprechen. Aber in der 'Vorstellung', in der 'Rollenerwartung' an den Mann gibt es dieses Bild nun mal.
Wenn Frauen so etwas tun, dann als letztes mögliches Mittel, als ultima Ratio, wenn sie in die Ecke gedrängt werden. Da gibt es vorher eine Geschichte, die so eine Eskalation erklärt. Vielleicht gibt es jetzt, im Zuge der Emanzipation, Frauen, die meinen, sie müssten sich jetzt ähnlich Verhalten wie Männer, um im Leben voranzukommen. Aber das ist nicht die Regel und entspricht nicht dem Rollenbild einer Frau. Frauen werden (leider) immer noch dazu Erzogen still zu Dulden. Und wenn sie es dann nicht mehr aushalten, wenn sie sich endlich wehren, wird ihnen das auch wieder zum Vorwurf gemacht.
Warum darf also der Spiegel so einen Artikel mit einem Aufruf zum "Vergewaltigungsvorwurf als Waffe" veröffentlichen?
Weil die Redaktion eben erkannt hat, dass Frauen, selbst wenn sie es theoretisch wissen, es niemals in der Praxis anwenden werden!
Liebe Leser, willkommen bei der Medienkompetenzschulung. Erfolgreiche Manipulation funktioniert heute nicht mehr so, dass man unwahre Dinge behauptet, sondern dass man Dinge nicht sagt sondern nur andeutet. Natürlich habt ihr alle Recht, dass die Frage nach der Absicht solcher Konditionierung auch wichtig ist, aber ich hatte sie nicht gestellt. Die schwang nur mit.
Mir ging es vielmehr darum, dass Kriege, Unterdrückung und Ausgrenzung immer eine Dehumanisierung des Gegners benötigen. Die Nazis haben viel Aufwand investiert, um das Konzept des „Untermenschen“ zu etablieren. Das ist auch heute noch zentraler Bestandteil des Narrativs gegen Ausländer, nur umschreibt man es. Heute wird die angeblich inhärente Rückständigkeit des Islam als Argument für die Dehumanisierung der Flüchtlinge genommen, oder ihre angeblich höhere Kriminalität, oder ihre angeblich geringere Bildung. Immer Dinge, bei denen wir hier ein höheres Niveau zu haben glauben, und das wird dann in dem Narrativ zum Standard erhoben und wer unter den Standard fällt, ist halt weniger wert. So funktioniert das.
Und die Synapsenbahnen, die man für die Dehumanisierung der Flüchtlinge braucht, werden durch so Bilder wie bei World War Z trainiert. Das ist jedenfalls die These, über die ich euch zum Nachdenken bringen wollte.
Glaube ich, dass es da einen Kabal an Filmemachern gibt, die die Anti-Flüchtlings-Agenda vorantreiben wollen? Nein. Aber was durchaus seit Jahren bekannt ist, ist dass Actionfilme nicht ohne Hilfe des US-Militärs die ganze geile Militär-Hardware zeigen können, und das US-Militär hilft nur mit, wenn sie Einfluss auf die Agenda des Films nehmen dürfen. Googelt da mal ruhig selber ein bisschen.
Was ich erreichen wollte: Dass ihr beim nächsten Mal im Kino aufmerksam beobachtet, wie die eure Synapsenbahnen trainieren, wenn sie euch gesichtslose Horden von namenlosen Degenerierten zeigen, gegen die die Helden sich mit einer Mauer schützen müssen. Seien es jetzt Aliens, Zombies oder Roboter. Seid euch dessen bewusst, was da gerade passiert.
Rund 70 Prozent der muslimischen Lehramtsstudenten in Deutschland lehnen die Evolutionstheorie ab, fast 60 Prozent bestreiten, dass der heutige Mensch aus affenartigen Vorfahren hervorgegangen ist.So und jetzt gehen wir mal zur Primärquelle. Scrollt da mal runter bis zur Abbildung 1.
Also, mit Verlaub, dass in der Kontrollgruppe nur gut 80% Evolution für eine wissenschaftlich anerkannte Theorie halten, halte ich für eine mittlere Katastrophe. Aber bei Fundichristen und Moslems sind es nur die Hälfte.
Komisch, wie es bei der Giordano-Bruno-Stiftung nur die Moslems in die Berichterstattung geschafft haben!
Aus meiner Sicht haben Leute, die die Evolution nicht für eine wissenschaftlich anerkannte Theorie halten, an einer Hochschule nichts verloren.
Update: Einsender 1:
die Medienkompetenzübung geht noch weiter. Was du da verlinkst ist nicht die ursprüngliche Quelle der Daten, sondern auch nur eine Aufbereitung der eigentlichen Primärdaten. Die eigentliche Primärquelle ist von schon 2010 und auf sie wird unten verwiesen. Wenn man da reinschaut, findet aber durchaus problematische Items mit besonders geringer Zustimmung wie bspw. "Über Milliarden von Jahren haben sich alle Tiere und Pflanzen aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt;" (Hier kann man durchaus vernünftig der Meinung sein, das es möglicherweise ein kleines Grüppchen von gemeinsamen Vorfahren gab, und keinen einzelnen.)
"Die Methoden, die zur Altersbestimmung von Fossilien und Gestein verwendet werden, sind nicht genau;" (Was genau heißen soll ist nicht weiter definiert und die Altersbestimmungen haben durchaus erhebliche Meßfehler.)
Zusätzlich kommt noch dazu, dass fowid von GBS gegründet wurde.
Die GBS bezieht sich im Grunde also auf sich selbst und das Fowid ist eben auch eher Lobbygruppe als Forschungsinstitut.
Und Einsender 2:
Muslime und Freikirchler waren gerade mal mit 39 bzw. 27 Leuten an der Umfrage beteiligt. Da ist die Samplegröße einfach mal sehr klein und die Fehler sind entsprechend gross. Zum anderen stimmt die Aussage, dass fast 60% die Theorie ablehnen würden, nicht, da die 41% die Stimmen enthalten, die "stimme voll zu" bzw. "stimme zu" gestimmt haben. D.h. bei den knapp 60% sind auch die enthalten, die "bin unentschieden" gestimmt haben, was zwar auch nicht für denjenigen spricht, aber erst mal keine Ablehnung als solche darstellt.
Das wäre in etwa so, zu behaupten, dass Agnostiker die Existenz Gottes ablehnen.
Wenn dann die fraglichen "wissenschaftlich Herausgeforderten" dann auch noch zu denjenigen gehören, die Lehramt Religion studieren (das wird in dem Text ja nicht weiter aufgeschlüsselt), wäre auch noch ein guter Grund gefunden, wieso es zu solchen Ansichten kommt. Dann könnte man deinen Punkt gleich auf "was haben solche Studiengänge an einer Hochschule zu suchen" ausdehen, die Diskussion gibt es aber schon (und schon länger ;-)
Update: Jetzt korinthenkackt hier noch jemand, dass ich das Wort „Kontrollgruppe“ falsch benutzt habe. Ja, habe ich. *stöhn*
Update: Leserkommentar:
Dein Einsender schreibt "Über Milliarden von Jahren haben sich alle Tiere und Pflanzen aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt;" (Hier kann man durchaus vernünftig der Meinung sein, das es möglicherweise ein kleines Grüppchen von gemeinsamen Vorfahren gab, und keinen einzelnen.)
Das kann man vernünftigerweise nicht (wikipedia hat einen guten Artikel zur Evidenz eines gemeinsamen Vorfahren). Seit letztem Jahr weiss man vielleicht sogar recht gut wie der aussah!
http://www.nature.com/articles/nmicrobiol2016116
Leider Paywall noch, aber Erkenntnisse aus Düsseldorf(!)
Hier ist, was wirklich passierte.
Und hier ist, was RT daraus gemacht hat.
Schöne Medienkompetenzübung!
Die, die ein amerikanischer B-36-Bomber 1950 vor Kanadas Küste Not-abgeworfen hat, weil drei der sechs Triebwerke brannten.
Der Taucher, der die gefunden hat, meinte so:
“What else could it possibly be? I was thinking UFO, but probably not a UFO, right?”
Die Amis sagen, das war bloß eine harmlose Übungs-Attrappe, aber die Kanadier gucken lieber nochmal selber nach.Update: Aus Medienkompetenzschulungsgründen ist interessant, dass sie nicht von "no risk" redet, sondern von "little risk of nuclear detonation". (Danke, Florian)
Ein bisschen Kontext gibt es hier.
New hotness: Identitäre. Das ist eine tolle Medienkompetenzübung. Noch besser allerdings ist dieser krasse Verein hier. Lest euch nur mal "Über uns" durch. Die Hipster-Grafik gibt sich schön fremdenfreundlich und diversifiziert, und dann klickt man da ein bisschen herum und finden Aussagen wie:
dass bestimmte Wertvorstellungen und Meinungen pauschal nicht mehr toleriert, sondern nur noch stigmatisiert werden – beispielsweise als „reaktionär“, „christlich-fundamentalistisch“ oder „homophob“.Wow. Die sich als verfolgte Minderheit sehenden Weißen sind endgültig in Deutschland angekommen.
Nun ist diese Idee, dass finstere Kräfte eine Weltregierung schaffen wollen, sozusagen ein Urgestein der Verschwörungstheorien-Branche. Normalerweise behaupten das bekloppte Schusswaffennarren und die Weltregierung wäre dann die Uno, nicht nur was für Europa.
Das sprach also schonmal direkt dagegen, dass da was dran sein könnte. Das und das Timing, natürlich.
Außerdem hat die EU ein Einstimmigkeitsprinzip, es müssten also alle Mitgliedsländer zustimmen. Das ist jedenfalls nach aktuellem Stand völlig ausgeschlossen. Dieser Plan wäre also nicht nur bescheuert und kontraproduktiv und würde den Brexit-Schreihälsen nachträglich ihr Gekreische legitimieren, er wäre auch nichts weiter als ein feuchter Traum irgendwelcher EU-Bürokraten, denn umsetzbar ist das nicht.
Ich habe also heiser gekichert und das als britischen Verschwörungsbullshit zu den Akten gelegt.
Stellt euch mein Erstaunen vor, als heute in der FAZ folgendes steht:
Der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz fordert als Konsequenz aus dem Brexit-Referendum den Umbau der Europäischen Kommission zu „einer echten europäischen Regierung“.Wait, what?!
NEIN! Ich war mir sicher: So blöde sind die nicht in der EU. Die geben doch nicht nur eine Woche nach dem Brexit-Votum den Anti-EU-Deppen rückwirkend Recht und faseln was von weitergehendem Wegnehmen der Souveränität der Mitgliedsländer und Europa-Regierung?!
DOCH! Die SIND so blöde!
Aber Sekunde, mal nicht den Blutdruck unnötig steigen lassen. Was schlägt der Schulz denn konkret vor?
diese EU-Regierung solle „der parlamentarischen Kontrolle des Europaparlaments und einer zweiten Kammer, bestehend aus Vertretern der Mitgliedstaaten, unterworfen“ sein.Ich weiß ja nicht, wie euch das geht, aber die Behauptung, dass irgendwas parlamentarischer Kontrolle unterworfen ist, das löst bei mir nur noch gelangweiltes Achselzucken aus. Wisst ihr, was noch parlamentarischer Kontrolle unterworfen ist? Die Geheimdienste! Und da konnten wir ja gerade prima sehen, wie toll sowas funktioniert!1!!
Wer übrigens dachte, mit "Umbau zu einer echten Regierung" ist gemeint, dass wir Demokratie einführen und die Kommission durch Wahlen von den EU-Bürgern selektiert werden, der irrt sich natürlich. Das soll genau wie jetzt ein groteskes Gruselkabinett aus intransparent Entsandten irgendwelcher bereits hinter zwei Indirektionen vom Wähler isolierten politischen Eliten bleiben.
Aber so kann man das natürlich nicht verkaufen, also packen sie da einen so krassen Spin dran, dass die Schwingungen in der EU Erdbebengefahr erzeugen:
Unzufriedenheit mit der EU führe dann nicht mehr dazu, schreibt Schulz in der F.A.Z., dass sie grundsätzlich in Frage gestellt werden. Vielmehr könnten die Bürger „durch Wahlen eine europäische Regierung durch eine andere ersetzen“.Oh ach ja? Wie soll ich denn jemanden abwählen, den ich da hin hingewählt habe, Herr Schulz?
Ich will euch jetzt mal ein Geheimnis verraten. Der Schulz will gar nicht, dass das demokratisch wird. Denn wenn das demokratisch wäre, wäre er dort nicht im Amt. Die SPD ist eine abgehalfterte Halbleiche auf dem Weg zum Abdecker. Schulz säße beim Bestattungsunternehmer auf dem Sofa und nicht im EU-Parlament, wenn es hier demokratisch zuginge.
Aber wartet, geht noch weiter:
Schulz schreibt, ein Problem der EU sei es, dass für die Bürger nicht klar sei, wer was tue. Oft werde die EU für Missstände verantwortlich gemacht, die auf die Beschlüsse der Regierungen der Mitgliedstaaten zurückzuführen seien.Ja, stimmt. Beschlüsse dieser undemokratischen EU-Kommission. Die Kommissare sind aufgrund von Beschlüssen der Regierungen der Mitgliedsstaaten dort. Nicht weil die jemand gewählt hätte. Die machen dann alles kaputt.
Woher ich weiß, dass die und nicht das EU-Parlament alles kaputtmachen? Weil das Parlament keine Gesetze vorschlagen kann. Das kann nur die EU-Kommission. Glaubt ihr mir nicht? Googelt selbst!
Aber wo wir hier schon gerade Medienkompetenz machen, lege ich noch einen dicken Scheit ins Feuer:
Die EU solle sich nicht in Angelegenheiten einmischen, die national oder regional geregelt werden könnten, sondern sich auf jene Fragen konzentrieren, die die europäischen Staaten nur gemeinsam bewältigen könnten.Das wären … gar keine. Diese Aussage ist gleichermaßen sinnlos, nichtssagend und bescheuert. Das ist der Quotenmitarbeiter unter den Aussagen in dem Artikel. Darauf werden sie später zeigen, wenn sie Kritiker als "EU-Skeptiker" und "Rechtspopulisten" beschimpfen. Dann werden sie sagen: Schaut her, wir haben doch gesagt, dass die EU bloß Dinge tun soll, die die EU tun sollte!1!!
So langsam frage ich mich, ob die Briten nicht Recht hatten mit ihrem Brexit. Dieser Schulz muss da weg.
PS: Ein „Parlament“, das keine Gesetze vorschlagen kann, ist wie ein Fahrrad, das nicht fahren kann.
du wirst es vermutlich als Medienkompetenzübung ausweisen, aber es handelt sich keineswegs nur um die "etablierten Volksparteien," und es geht auch nicht direkt um Wahlbetrug, sondern um das typisch österreichische "des war schon immer so/da kunnt ja jeder kumma/unterm Hitler hätts des a ned gebn," an dem auch die FPÖ fröhlich beteiligt war — und sich jetzt drüber aufregt. Die Aufhebung ist zwar verständlich, aber wir sind wohl kurz davor, die Briten wieder als die größten Idioten Europas abzulösen. Mehr zu den tatsächlichen Geschehnissen: [Link zu einem Bericht im Standard]Also ich glaube ja nicht, dass die Lage so klar ist. Österreich mag zwar ein talentierter Mitbewerber sein, aber an Katastrophen der Größenordnung BER müssen sie sich erstmal langsam ranarbeiten :-)
Aber in diesem Umfeld gibt es gerade eine tolle Gelegenheit für Medienkompetenztraining:
Auffallend ist, dass wie so häufig die Fakten praktisch vollständig übereinstimmen. Die andere Deutung kommt durch Weglassen, nicht durch direktes Lügen.
Den Fall selbst hatte ich nicht weiter verfolgt, und der Artikel war eh von 2014. Ich schrieb also dran: Steht inhaltlich in keinem Zusammenhang zu Jake Appelbaum, und dachte mir nichts weiter bei.
Jetzt schreibt mir ein Einsender, der den Fall kennt, wie der ausgegangen ist. Ich zitiere:
Der aktuelle Stand ist: Jain Gomeshi wurde freigesprochen, seine Anklägerinnen stehen als Verschwörerbande von Lügnerinnen da, die Staatsanwaltschaft und die Polizei haben sich fett blamiert. Objektiver ist es in den Artikeln von Christie Blatchford in der National Post nachzulesen:Damit muss ich dann wohl leben. Das war natürlich eine Übung in Medienkompetenz, denn alle meine Blogeinträge sind Übungen in Medienkompentez. Aber das war eben auch Unwissenheit. Wie krass. Man muss echt jedem Scheiss erstmal stundenlang hinterher recherchieren, bevor man irgendwem irgendwas glauben kann.Christie Blatchford: The Ghomeshi sex-assault case started falling apart right from the start
Christie Blatchford: Ghomeshi verdict was magnificent, compared to trial by press or social media
Was Dir als Verschwörungsfan darüber hinaus vielleicht gefallen wird: Es spricht Einiges dafür, dass der in dem von Dir verlinkten Artikel genannte Freelancer Jesse Brown die ganze Kampgene gegen Jian Gomeshi koordiniert hat, weil er eine persönliche Fehde gegen den CBC ausficht.
Wieder Christie Blatchford:
Christie Blatchford: Is Ghomeshi complaint being dropped over credibility issues? Interview may hold cluesSie bezieht sich dabei auf die vloggerin Diane Davison, die die Hintergründe ausführlich recherchiert hat.
Falls Dein Verweis keine Übung in Medienkompetenz war, sondern Unwissen: Überleg Dir ob Du das veröffentlichen willst - spätestens der Verweis auf Davison wird Dich wieder an die Spitze der Shitlords setzen :-)
Weia.
Diese Diane Davison sagt mir übrigens nichts. Muss ich dann wohl mal klicken, wenn ich mich hier schon ihretwegen zum Shitlord machen lassen muss.
Update: Die Frau heißt Diana Davison, nicht Diane. Unter Diane Davison findet man irgendein irisches Fotomodell. (Danke, Hauke)
Bevor ich meine Brötchen mit Programmierung verdient habe, war mein Studienschwerpunkt "Bildungsplanung" - OK, ist fast 40 Jahre her. Das war damals schon kein anständiger Beruf, weil Dank des Föderalismus jedes Land eh sein eigenes Ding machte, aber damals wollte zumindest der Bund professionell beraten werden: "Die Schule der Nation ist die Schule" - sagte Willy Brandt - und meinte das ernst. Goldene Zeiten, in denen jede Menge neue Schulen und Unis gebaut, Lehrer und Dozenten en masse eingestellt wurden (wenn sie nicht Berufsverbot kriegten). Die einzige Zeit, in der das Bildungssystem durchlässiger wurde, und das hat die Politik damals so gewollt.Du hast Recht, dass es heute nicht mehr so ist. Recht hast du auch mit der Beschreibung des politischen Personals, aber mit der Aussage, die Rentner sollten gegenüber der Jugend bevorzugt werden, liegst du daneben. Dazu gibt es zu viele Frühverrentungen, werden zu viele Alte gezielt in die Armut abgeschoben. Der Gegensatz "Alt gegen Jung" ist konstruiert, er dient als Argument für Rentenkürzungen ("die junge Generation braucht mehr Ganztagsschulen") und Kürzungen bei Erziehung und Bildung ("die Rentner kosten zu viel") gleichermaßen. Ja was denn nun?
In Wirklichkeit wird an Allem gespart, was keinen Profit verspricht - die Daseinsfürsorge des Staates bietet sich als Opfer einer neoliberalen Agenda doch perfekt an! Ich will jetzt nicht mit Zahlen um mich schmeißen, aber die Zeiten der Vollbeschäftigung sind lange vorbei, viele Menschen werden nur noch als Konsumenten gebraucht. Und im Supermarkt oder bei Amazon sind umfassend gebildete Menschen nun mal überqualifiziert; schlimmer noch: sie könnten was merken.
Du reisst dir mit dem Blog ja den Arsch auf, damit die Leute lernen, eins und eins zusammen zu zählen - so von wegen Medienkompetenz. Logarithmen braucht's dafür nicht, aber ein Verständnis für Zusammenhänge. Genau das wird durch die Verschulung der Unis und das Runterbrechen von Allgemeinbildung auf "Kernkompetenzen" kaputt gemacht. Ganz im Sinne unserer schönen neuen Welt geht es nur noch um Effizienz, und wie erreicht man die: genau, durch Wettbewerb.
Passt doch prima zusammen: staatliche Infrastruktur wird in den "freien" Markt entlassen, weil der bekanntlich alles zum Besten regelt. Für gewisse Kreise funktioniert das auch: mit ca. 10% liegt der Anteil der Schüler von Privatschulen so hoch wie nie, und bei den Unis suchen die Studenten reicher Väter gezielt nach den Elite-Instituten - dafür gibt's Rankings von Burda & Co., die Politik nennt das "Exzellenzinitiative". Umgekehrt wird ein Schuh draus: in der Breite, für uns Normalos, wird auf Biegen und Brechen gespart, das Geld geht an die Eliten.
Solche Ideen werden u.A. von modernen Bildungsplanern entwickelt - nicht beim Staat, sondern beispielsweise bei der Bertelsmann-Stiftung. Da sage noch einer, die Privaten seien nicht effizient! Die Agenda dieser Vögel ist überall gleich, nicht umsonst stöhnst du lustvoll auf, wenn "der Staat" sich mal wieder die Pest in Form privater Wirtschaftsberater in's Haus holt. Mit der Bildungsberatung sind die Bertelsstifter sehr erfolgreich: ich frage mich seit Jahren, wer bei RTL eigentlich die Werbung mit debilen Einspielungen von "Bauer sucht Frau" oder DSDS guckt - nun, genau die Opfer des Systems, welches die Stiftung unseren Politnasen seit Jahrzehnten verkauft.
Meine Generation ist zwar mit spätestens 58 Jahren nicht mehr "vermittelbar" und gerät ziemlich flächendeckend in die Altersarmut, aber ich bin der letzte, der nicht bessere Schulen für die Jungen fordert, denn die sollen meine Rente verdienen und, vor allem, eins und eins zusammenzählen können, damit sie merken, wer uns gegeneinander ausspielen will, damit er den Reibach macht, ohne dass wir Einspruch erheben.
Update: Das war Medienkompetenztraining. Ich warne seit Jahren vor Kopp-Verlag und co, und Ulfkotte als Quelle hätte bei euch auch alle Warnglocken schrillen lassen müssen. Hat es auch, nach meinen Zuschriften zu urteilen. Tatsächlich sieht die Rechtslage so aus:
Ausländische Sicherheitskräfte, die sich zur Begleitung ihrer Schutzpersonin der Bundesrepublik Deutschland aufhalten, haben keine hoheitlichen Handlungsbefugnisse. Ihnen stehen bei Vorliegen der entsprechenden gesetzlichen Voraussetzungen nur die so genannten Jedermann-Rechte (z. B. Notwehr/Nothilfe nach § 32 StGB, vorläufige Festnahme nach § 127 Abs. 1 StPO) zu. Dies gilt auch für Kräfte des US Secret Service.
Lösung: Suicide Assistance Robot!
Update: War Medienkompetenztraining.
Es geht um dieses Interview aus dem Jahre 1998 mit Sbigniew Brzezinski, einem der wichtigsten kalten Krieger der USA, Sicherheitsberater von Jimmy Carter.
Das Interview geht so ab:
Question: The former director of the CIA, Robert Gates, stated in his memoirs ["From the Shadows"], that American intelligence services began to aid the Mujahadeen in Afghanistan 6 months before the Soviet intervention. In this period you were the national security adviser to President Carter. You therefore played a role in this affair. Is that correct?Brzezinski: Yes. According to the official version of history, CIA aid to the Mujahadeen began during 1980, that is to say, after the Soviet army invaded Afghanistan, 24 Dec 1979. But the reality, secretly guarded until now, is completely otherwise Indeed, it was July 3, 1979 that President Carter signed the first directive for secret aid to the opponents of the pro-Soviet regime in Kabul. And that very day, I wrote a note to the president in which I explained to him that in my opinion this aid was going to induce a Soviet military intervention.
Das Detail war mir neu. Ich wusste, dass die CIA die Mudschaheddin bewaffnet hat, um der Sowjetunion in Afghanistan "ihr Vietnam" zu besorgen. Aber dass die USA die Sowjet-Invasion überhaupt erst herbeigeführt haben, das wusste ich nicht. Der eine oder andere von euch vielleicht auch nicht.Zu der Frage, ob er rückblickend ein schlechtes Gewissen hat, sagt er:
Regret what? That secret operation was an excellent idea.[…]
What is most important to the history of the world? The Taliban or the collapse of the Soviet empire? Some stirred-up Moslems or the liberation of Central Europe and the end of the cold war?
Und DAS ist mir sehr wichtig. Selbst der übelste Diktator, der krasseste Drohnenmord-General, der übelste Folterknastwärter, die alle können das nur machen, wenn sie sich selbst einreden, das sei richtig oder zumindest gerechtfertigt. Selbst ein Mensch wie Brzezinski rechtfertigt sich seine Taten zurecht.Deshalb mag ich Erklärungen ala "die sind halt alle doof" nicht. Die haben alle Argumente, mit denen sie sich ihr Handeln rechtfertigen. Wenn man die versteht, kann man die Leute möglicherweise umstimmen. Das ist mit Arbeit verbunden, klar. Aber das sollte es einem wert sein.
Gross is best known for his book “Neighbors: the Destruction of the Jewish Community at Jewabne, Poland,” in which he tells about documented atrocities, including the torture, slaughter and burning alive of some 1,600 Jewish people in the town of Jedwabne, which were committed by local Poles.
Update: Dies ist eine Medienkompetenzübung.
El Chapo dealt Kokain, ISIS operiert in Steinwurfweite vom billigsten Opium auf dem Planeten. In der Gegend braucht niemand Kokainimporte aus Südamerika.
In der FAQ gibt es einen neuen Punkt dazu, am Ende.
Wer das nicht selber gemerkt hat, ist in Medienkompetenz direkt durchgefallen.
zur aktuellen Putin-Stalin-Debatte auf deinem Blog möchte ich nochmal auf eine Mail von mir vor einiger Zeit hinweisen. Es ging darum, dass Putin vor der versammelten UN u.a. mit der Sowjet-Vergangenheit hart ins Gericht geht und gleichzeitig die deutsche Presse kein einziges Wort über diesen Teil der Rede verliert, sondern ihm das Wort im Mund verdreht und ihn ausschließlich als sich selbst bejubelnden Kriegstreiber darstellt.ALTE MAIL:
Hallo Felix,
eine Übung in Medienkompetenz.
Das volle, unkommentierte Transkript von Putins Rede vor der UN-Generalversammlung:
https://www.washingtonpost.com/news/worldviews/wp/2015/09/28/read-putins-u-n-general-assembly-speech/Deutsche Transkripte in der großen Tagespresse gibt es nicht.
Sucht man anschließend nach deutscher *Berichterstattung* über die UN-Rede Putins (bspw. google "faz putin un rede"), erhält man exemplarisch dies:
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/-13826687.html
Der Informationsgehalt des Artikels (und der verlinkten Inhalte) lässt sich meiner Meinung nach auf die folgenden wesentlichen Punkte reduzieren:Egal welcher Seite man am Ende Glauben schenkt, es ist in jedem Fall eine gute Übung in Medienkompetenz. (Danke, Alexej)
- Putin verharmlost die Verbrechen des Stalinismus.
- In Moskau haben Menschen der Opfer des Stalin Regimes gedacht.
- Die Bibliothekarin Natalya Sharina wurde wegen Verbreitung von verbotener Literatur und Anti-Russland Propaganda festgenommen.
- Diverse Beispiele der erwähnten Verbrechen aus der Zeit des KGB.
Hier ist meine Kritik an diesen Punkten:
- Komplett unbelegt. Die Aufnahmen, die ich finden konnte, beweisen eher das Gegenteil. [1]
- Diese Veranstaltung wurde nicht verboten, oder offiziell kritisiert.
- Was hat das bitteschön mit dem Thema Stalin zu tun? Es gibt momentan nur wenige Informationen zu diesem Vorfall. [2]
- Das meiste davon wurde in zahlreichen russischen Filmen, die mittlerweile zur Klassischen Kinematografie gehören, aufgearbeitet. Die Mehrheit der Russen hält nichts von "Erbschuld" - ein Konzept, das von den Siegermächten früher in Deutschland und jetzt in Russland aktiv der Bevölkerung aufgedrückt wurde/wird.
==[1]===============================================================
Während der "Offenen Gespräche" von Vladimir Putin hat er sich zum Thema Stalin mehrmals geäußert:
https://youtu.be/nlFDfGfKQto?t=2m22s
Hier ist ein längerer Ausschnitt, leider nur auf Russisch:
https://youtu.be/r6dzOBVtOGo?t=27s
Meine gekürzte Übersetzung:
Q: Was halten Sie davon, dass Denkmäler von Stalin und Dzerzhinsky auf der Lubjanka widerhergestellt werden sollen?
A: In erster Linie ist das ein Privileg der Moskauer Behörden einschließlich der Abgeordneten des Moskauer Stadtrats.
Wie unterscheidet sich Cromwell von Stalin? Können Sie mir das sagen? Gar nicht! Aus der Sicht unserer Liberalen war er genau so ein blutiger Diktator. Und es war wirklich ein sehr blutrünstiger Kerl, muss ich sagen. In der Geschichte von Großbritannien hat er eine bedeutende Rolle gespielt. Sein Denkmal steht und niemand reißt es ab.
Es geht hier nicht um die Symbolik. Es geht darum, dass wir jeden Abschnitt unserer Geschichte mit Respekt behandeln müssen.
Ebenfalls nur auf russisch:
https://www.youtube.com/watch?v=B5W3TYEx-og
Meine gekürzte Übersetzung:
Q: Halten Sie die Tätigkeit von Stalin insgesamt für positiv, oder negativ?
A: Es ist mir klar, wie brisant diese Frage ist. Die Meinung der Öffentlichkeit ist ebenfalls gespalten. Wenn man "positiv” sagt sind die einen unzufrieden, wenn man "negativ" sagt, sind die anderen unzufrieden.
Meiner Meinung nach darf man keine Bewertungen "insgesamt" machen.
Es ist offensichtlich, dass von 1924 bis 1953 das Land - das damals von Stalin regiert wurde - sich fundamental verändert hat. Aus einem Agrarstaat wurde eine Industrienation. Das Christentum ist nicht geblieben (Redewendung/Tonfall deutet auf Unzufriedenheit mit dieser Tatsache hin).
Es gab viele Probleme und für die ländlichen Regionen gab es nichts positives, doch die Industrialisierung wurde tatsächlich realisiert. Wir haben den Großen Vaterländischen Krieg gewonnen. Und egal wer was sagt, der Sieg wurde erzielt. Sogar, wenn man die Verluste betrachtet, … niemand kann jetzt mit Steinen nach den Leuten werfen, die diesen Sieg organisiert haben. Denn wenn wir den Krieg verloren hätten, wären die Folgen für unser Land viel katastrophaler gewesen.
Dennoch waren all diese positiven Errungenschaften mit einem unakzeptablen Preis erzielt worden. Die Repressionen fanden jedoch statt. Das ist Fakt! Millionen unserer Mitbürger haben darunter gelitten. Und diese Methode der Staatsregierung und des erreichen von Resultaten ist nicht akzeptabel, das ist nicht möglich (im Sinne von "das darf nicht sein").
In dieser Zeit müssen wir nicht nur einen Persönlichkeitskult verzeichnen, sondern auch mit Massenverbrechen gegen die eigene Bevölkerung. Das ist auch Fakt und das dürfen wir ebenfalls nicht vergessen. Alle historischen Ereignisse muss man in ihrer Gesamtheit betrachten.
==[2]===============================================================
Quelle: http://www.gazeta.ru/social/2015/10/29/7852289.shtml
Laut diesem Bericht wurde die Frau wegen Volksverhetzung (auch in Deutschland verboten) und der Verbreitung von Büchern des Autors Dmytro Kortschynskyj verhaftet. Es wird momentan untersucht, ob die Verbreitung absichtlich geschah. Diese Annahme wird jedoch dadurch bekräftigt, dass sie antirussische Propaganda besessen haben soll.
Die Organisation des Autors wurde vom obersten russischen Gerichtshof als extremistisch eingestuft und verboten. Hier ein netter Artikel zu dieser Person:
http://www.samaa.tv/international/2015/07/ukraine-militia-leader-wants-to-create-christian-taliban/
Laut der Regierung, ist es eine Angelegenheit der Staatsanwaltschaft. Ob die Verdächtige angeklagt wird, ob sie schuldig ist und welche Strafe sie davon tragen könnte entscheidet das Gericht.
Das macht mich natürlich nachdenklich. Wie kommt das, dass so viel Indignation und Hass in meine Richtung schwappt? Und dann stellte ich fest, dass ich die Antwort auch schon im Blog hatte, in Form eines Links zum immer wieder großartigen Slate Star Codex. Weil das vermutlich nicht viele gelesen haben, denn der Text war lang und brauchte Zeit, werde ich die Punkte hier nochmal inkompetent zusammenfassen. Wer diesmal doch lieber den ganzen Text lesen will: Hier nochmal der Link.
Die Herleitung ist mehrschichtig. Auf der einen Seite zitiert er PETA, diese Tierrechtler mit den geschmacklosen Stunts, die mehr Tiere töten als ihnen helfen (diese Site ist auch wunderbar für Medienkompetenztraining, findet mal die Betreiber raus). Er nennt eine Konkurrenzgruppe von PETA namens Vegan Outreach, die im Gegensatz zu PETA das Richtige tut und als Belohnung völlig unbekannt ist. PETA nimmt in Kauf, Teile ihrer Zielgruppe mit ihren abstoßenden Aktionen zu verschrecken, nicht weil sie dumm sind, sondern weil das aus einer bestimmten Perspektive richtig erscheint.
PETA doesn’t shoot themselves in the foot because they’re stupid. They shoot themselves in the foot because they’re traveling up an incentive gradient that rewards them for doing so, even if it destroys their credibility.
Dann geht die Argumentation weiter über Vergewaltigungsfälle. Von denen Fällen, die in den Medien groß aufgebauscht wurden, weil Feministen aufsprangen und die Story viral machten, haben sich krass überproportional viele als falsche Anschuldigungen herausgestellt. Feministen greifen sich also extra die am offensichtlichsten schwachen Fälle raus und springen auf die auf, um ihre These zu verbreiten, dass es egal ist, wie schwach der Fall aussieht, wichtig ist nur, dass das Opfer sich als Opfer wahrnimmt. Der Effekt ist wie bei PETA. Viel Kontroverse und am Ende haben die Feministen ihren Thesen mehr Schaden zugefügt als neue Anhänger gewonnen. Warum machen die Feministen das?Seine These ist, dass Menschen ihre Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen signalisieren wollen. Dazu gehört, die moralischen Werte der Gruppe zu vertreten. Wenn man jetzt den moralischen Wert "Tiere sollten gut behandelt werden" bei einem Fall von offensichtlicher Tierquälerei vertritt, dann gucken sich die Passanten das an und sagen: ja, klarer Fall von Tierquälerei, das muss beendet werden. Als Signal für die Gruppenzugehörigkeit eignet sich das daher nicht. Wenn du dich allerdings aus dem Fenster lehnst und die moralischen Werte in völlig überzogenen Fällen vertrittst, dann schreckst du damit zwar Außenstehende ab, aber um die ging es ja auch gar nicht. Es ging darum, innerhalb der Gruppe zu signalisieren, dass du so moralisch gefestigt bist, dass du die Prinzipien der Gruppe auch in unter Selbstaufgabe und Inkaufnahme von Schaden für den eigenen Ruf auf völlig abwegige Fälle anwendest. Man könnte also im übertragenen Sinne davon sprechen, dass man sich über solche Klogriffe als Märtyrer inszeniert. Märtyrern geht es ja auch nicht darum, den Gegner umzustimmen, sondern innerhalb der eigenen Gruppe Ansehen zu gewinnen. Und die Gruppe hat einen Anreiz, Märtyrer zu feiern, weil das den anderen gegenüber die Botschaft festigt, dass ihr eigenes Verhalten noch nicht weit genug geht (in unklaren Situationen sind Menschen immer versucht, ihre eigene Position in der Mitte des Spektrums zu suchen, und Märyrer treiben das Aktivismus-Extrem des Spektrums weiter nach außen, was auch die Mitte verschiebt).
Das Money Quote dazu ist:
In the same way, publicizing how strongly you believe an accusation that is obviously true signals nothing. Even hard-core anti-feminists would believe a rape accusation that was caught on video. A moral action that can be taken just as well by an outgroup member as an ingroup member is crappy signaling and crappy identity politics. If you want to signal how strongly you believe in taking victims seriously, you talk about it in the context of the least credible case you can find.
Das mit den Märtyrern steht nicht bei Slate Star Codex, das habe ich extrapoliert, das ist meine Deutung.Nun, was kann man dagegen tun? Nicht viel. Man kann die Gegenseite nach rationalen Argumenten fragen, aber die gibt es natürlich nicht. Das war ja gerade der Punkt. Wenn es rationale Argumente gäbe, hätte sich derjenige einen anderen Fall für das Signalisieren der eigenen moralischen Überlegenheit gesucht.
Ich möchte übrigens ausdrücklich auf die Parallelen in Deutschland hinweisen, in der Causa Kachelmann beispielsweise.
Der Punkt ist jedenfalls, dass rationale Argumente nicht existieren, by design. Das ist so gewollt. Fälle mit rationalen Argumenten sind für die Selbstdarstellung der eigenen moralischen Überlegenheit unattraktiv. Die Frage ist jetzt, wie man damit umgehen soll.
Man könnte das jetzt als Troll-Herausforderung begreifen und nach rationalen Argumenten fragen, wohl wissend, dass es die nicht gibt. For the lulz, sozusagen. Hier ist ein aktuelles Beispiel dafür. In den Kommentaren haben zwei Leute noch jeweils 50 Euro draufgelegt. Trotzdem schweigen im Walde. Die einzigen, die überhaupt zu antworten versuchen, sind Männer ("Allies" im Feministen-Neusprech), und die haben natürlich keine Argumente, wieso man jemanden blocken muss, sondern bloß wieso ihrer Meinung nach irgendwas angeblich problematisch ist.
Alternativ könnte man sich vornehmen, solche Selbstdarstellungen einfach ab jetzt als Taten von Opfern in einem sektenähnlichen sozialen Konstrukt zu sehen, die sich in einem Wettstreit befinden, wer sich am gröbsten öffentlich zum Klops machen kann. Bei den der "Rape Culture" angeklagten Fraternities an US-Unis gibt es übrigens ganz ähnliche soziale Konstrukte, nur machen die das nur einmal am Anfang zur Einnordnung der Neuankömmlinge. Die sind hier also zivilisatorisch einen Schritt weiter.
Auf der dritten Seite stellt sich die Frage, ob man den Menschen nicht helfen kann, die in so einem pseudoreligiösen Kult gefangen sind. Sektenaussteigerprogramme? Wenn man die ignoriert, dann haben die ja so gut wie gar keine Chance, sich aus ihrem selbstzerstörerischen Abhängigkeitsverhältnis zu lösen.
Ich habe da auch keine Antwort. Aber ich finde, es hilft enorm, wenn man sich beim Lesen von solchen Tweets nicht auf "boah sind die alle debil" festlegt sondern über die Mechanismen nachdenkt, die Menschen zu sowas treiben können. Man darf ja nicht vergessen, dass diese Leute im Allgemeinen eine solide Schulbildung haben, größtenteils sogar einen Uniabschluss oder ein laufendes Studium. Das sind keine dummen Menschen!
Ich halte das für eine der essentiellen Fragen des menschlichen Zusammenlebens, wie man solchen Menschen helfen kann. Für mich ist das auf einer Ebene mit der Frage, wie man Drogenabhängigen (insbesondere Alkoholikern) helfen kann. Und ja, ich glaube übrigens, dass auch die Pegidisten ihren Zusammenhalt aus solchen sozialen Mechanismen beziehen. Wenn wir diese Nuss geknackt kriegen, wäre das ein enormer Fortschritt.
Vielleicht ist der Schlüssel, dass man ihnen immer wieder vor Augen führt, dass sie der Gruppe Schaden zufügen, nicht nur sich selbst. Die Gruppen merken das ja, dass sie Schaden nehmen. Aber keiner geht den Schritt, "liegt das vielleicht an mir?" zu fragen.
Update: Der Gewinner in dem 100€-Thread ist meiner Ansicht nach übrigens der hier.
CNN so: Na gut, wenn es denn sein muss.
Und dann alle so: Ach du Scheiße ist das krass. Ja und so überraschend! Ist ja nicht so, als würde da seit Jahren niemand drauf hinweisen.
Update: 100 Medienkompetenzpunkte an alle, die gemerkt haben, dass CNN in ihrer Grafik extra die Null-Linie auf der Y-Achse verschoben hat, damit man die Terrortoten im Vergleich zu den Schusswaffentoten überhaupt von der Nulllinie unterscheiden kann. Die FAS hat das in ihrer Grafik nicht gemacht. Wer es nicht gemerkt hat, guckt bitte bei Grafiken ab jetzt genauer hin.
Da werden bei Ryanair einige Mitarbeiter die Not-Sauerstoffversorgung gebraucht haben :-)
Nun, dann solltet ihr euch mal diese Webseite hier durchlesen. Und dann könnt ihr euch amüsieren, dass die natürlich auch in den USA gehostet ist und damit unter diese Regelungen fallen würde.
Update: Google steht da nicht. Wer's gemerkt hat, kann sich 10 Medienkompetenzpunkte gutschreiben.
Es ist natürlich tragisch, dass dann ausgerechnet die CDU die Stimmen kriegt, aber die SPD hat den Untergang schon länger verdient. Man kann seinen Wählern nicht beliebig häufig in den Rücken dolchen.
Update: Herzlichen Glückwunsch an alle, die gemerkt haben, dass Münster nicht im Ruhrgebiet liegt. Das war der Medienkompetenzteil. Münster ist auch schon echt lange nicht mehr in der Hand der SPD gewesen. Immer schön aufpassen und wachsam bleiben. Bonn liegt auch nicht im Ruhrgebiet, ist aber Teil des Musters der SPD-Abwahl. (Danke, Martin)
Dabei legte die Politikerin eine der schwersten Fragen, mit denen sich unsere Gesellschaft derzeit zu beschäftigen hat, differenziert und plausibel dar und formulierte das Dilemma, eine Willkommenskultur etablieren zu wollen bei gleichzeitiger Notwendigkeit, manche Asylbewerber wegschicken zu müssen. Integration in diesem Land bedeute eben mehr, als die Menschen in Flüchtlingslagern zusammenzupferchen wie jenem in Libanon, dem Reems Familie entflohen ist.
Ich werde ja gerne gefragt "war das einer deiner Medienkompetenztrainings-Beiträge". Die Antwort ist: Ja. Alle meine Beiträge dienen der Medienkompetenzsteigerung. :-) (Danke, Stefan)
Und zu dem Varoufakis-Interview hoffe ich inständig, ihr habt euch nicht mit meiner Zusammenfassung zufriedengegeben, sondern habt auch den Rest gelesen. Denn da beschreibt Varoufakis weiter unten, wieso er wirklich zurückgetreten ist. Und zwar hatte er die Option auf dem Radar, dass die Eurozone die griechischen Banken abklemmt, damit den Griechen alles so richtig wehtut und die Regierung schnell einknickt in den "Verhandlungen". Varoufakis hat eine Gegenstrategie ausgearbeitet dafür. Deren Ziel war, kraftvoll zu antworten, aber nicht alle Brücken einzureißen. Die sah konkret so aus:
Und da hat er gesagt: Wenn die nicht verhandeln wollen, brauchen sie ihn als Verhandlungsführer auch nicht.
Ich muss ja sagen, unter uns: Wenn wir mal wieder eine Krise haben, hätte ich gerne Varoufakis auf meiner Seite. Der Mann weiß, was er tut. Mit so beschissenen Karten hat der noch einen klaren Kopf behalten und eine Strategie erarbeitet. Aber die haben schon dafür gesorgt, dass er nie eine Chance hat.
Money quote:
Nothing shocks me these days – our Eurozone is a very inhospitable place for decent people.
Ich möchte zu beidem kurz Stellung nehmen.
Erstens: Das habe ich nicht nötig, meine Fehler mit Medienkompetenzgelaber zu kaschieren. Bei mir gibt es an einigen Tagen mehr Korrekturen in Updates als Inhalt. Diesen Kritikpunkt kann ich nicht akzeptieren. Wenn ich von Training rede, meine ich auch nicht, dass ich euch plump ins Gesicht lüge (auch wenn das möglicherweise eines Tages geschehen wird, nur um mal zu sehen, was dann eigentlich passiert). Damit meine ich, dass ich einem Artikel einen Spin gebe, der nicht aus dem Inhalt des Artikels zu rechtfertigen ist. Um das festzustellen, müsst ihr selber den Artikel lesen und verstehen. Das will ich gerne herbeiführen.
Einige Leser haben mir geschrieben, dass sie mein Blog als Linksammlung sehen, und lieber nicht wollen, dass sie allen Links hinterherlaufen müssen. Die Frage war dann, ob sie mir als Linkquelle noch trauen können. Die Antwort ist: Nicht mehr oder weniger als vorher beziehungsweise als jeder anderen Quelle auch. Damit müsst ihr überall rechnen, dass eure Nachrichtenquelle aus Inkompetenz oder bösem Willen Desinformation verbreitet. Der einzige Unterschied ist, dass ich das ehrlich ansage.
Zum zweiten Punkt (ich soll lieber mehr recherchieren und lange Artikel schreiben). Das wird nicht geschehen. Ich bin hier kein Krautreporter oder so. Wenn ich was längeres zu sagen habe, schreibe ich das ja auch hier, aber im Allgemeinen habe ich einfach nicht genug zu den Dingen zu sagen, um damit längere Artikel zu füllen. Und wenn ich doch mal was zu sagen habe, und hier was längeres schreibe, gibt es so gut wie jedes einzelne Mal praktisch nur negatives Feedback dazu. Ich verstehe das wohl, dass ihr (und ich ja auch!) gerne ordentlichen Journalismus irgendwo hätten, mit ordentlicher Recherche, keine Fehler machend, trotzdem zeitnah berichten, … wollen wir alle. Wird nicht geschehen, jedenfalls nicht von mir. Dafür müsste ich das zu meinem Beruf machen, und ich müsste mich jeweils auf eine Story einengen und solange alles andere ausblenden. So funktioniere ich nicht. Und das ist auch nicht mein Anspruch an mich. Ich glaube auch nicht, dass das glücklich machen kann, ehrlich gesagt. Mein Lebensmodell läuft so ab, dass ich große Aufgabe in kleinere Blöcke unterteile, und für die muss es jeweils einen messbaren Gewinn geben, der mich dann für den Rest motiviert.
Das ist die Kunst bei Softwareentwicklung, dass man häufige kleinere Erfolgserlebnisse hat. Bei Recherchen zu einem großen Artikel müsste man mental so gestrickt sein, dass man die Recherchen an sich schon als Erfolg wertet, wenn man da was findet. Auch wenn man das nicht mit anderen teilt. So bin ich nicht drauf. Ich bewundere Menschen wie Gaby Weber, die das können. Ist nicht mein Ding.
Aber bei Medienkompetenz, da kann ich was reißen. Das vermute ich nicht nur, das weiß ich. Von Zuschriften, die ich kriege. Nicht nur bei Politik, auch bei Software. Da hat vor ein paar Tagen jemand gatling bei Hacker News gepostet, mailte mir jemand. Bei den Kommentaren gab es dann so Sachen wie "das behaupten ja alle Webserver von sich, schnell zu sein". Ja, heute. Damals nicht. Damals gab es keine skalierenden Open Source Webserver (die ältesten Dateien im CVS sind von Oktober 2003). nginx kam nach gatling (AFAIK). Ob es lighttpd schon gab, weiß ich nicht mehr. Kann sein, aber ich habe erst deutlich später davon gehört. Hier habe ich also den Trend gestartet oder ihm vorgegriffen.
Ein anderer Kommentar dort war, ach der Fefe, der kann ja kein C. Mit Verweis auf einen Bug, den ich 2007 oder so gegen gcc gefiled hatte, weil gcc anfing, ein assert wegzuoptimieren, weil es signed integer overflow hatte, was in C undefined behavior ist. Heute ist das schon fast Allgemeinwissen, aber damals war es das nicht. Nicht nur war es das damals nicht, ich bilde mir auch ein, da als einer der ersten drauf hingewiesen zu haben. Nicht nur dass das passiert, sondern auch dass das Security-Implikationen hat. Klar kann man da heute drauf zeigen und sagen: haha, der Fefe, der macht lauter offensichtliche Dinge. Oder man kann sagen: Fefes Ansatz funktioniert, unter anderem Dank seiner öffentlichen Hinweise ist das heute bekannt und ein alter Hut.
Ich weiß, dass ich beim Programmieren erfolgreich einige Ideen verbreitet habe. Und ich glaube auch zu wissen, dass das beim Blog funktioniert. Das scheint also eine meiner Stärken zu sein, das sollte ich weiter machen.
Update: Eine Sache noch. Ein Talking Point zu mir ist auch häufig "Der Fefe hat viele Leser, der hat eine Verantwortung!" Sehe ich genau so! Deshalb mache ich das Medienkompetenztraining ja. Wenn ich morgen vom Bus überfahren werde, und meine Leistung war, dass ich euch Links vorgefiltert habe, dann ist das weg, wenn ich weg bin. Wenn meine Leistung war, dass ich euch trainiert habe, Bullshit als solchen zu erkennen, dann lebt das weiter. Was ich hier mache, mache ich zum großen Teil gerade deswegen, weil ich glaube, in der Verantwortung zu sein. Ich rede hier manchmal flapsig von meinem Bildungsauftrag, aber bei allem Humor: Das sehe ich wirklich so.
In letzter Zeit scheint es mir, als würdest Du Artikel nur überfliegen, da Dir imho inhaltliche Fehler in deinen Kommentaren passieren.Ich kriege in letzter Zeit einige dieser Mails, und das freut mich sehr. Um das vorher zu sagen: Natürlich passieren mir Fehler. Aaaaber. :-) In der Mehrheit der Fälle ist das Absicht._Frank Hanebuth_: Du schreibst "/Der beste Rechtstaat, den man für Geld kaufen kann!/"
Jedoch ist es in Spanien Recht, dass die Untersuchungshaft bis zu 4 (vier) Jahren andauern darf.
Ich habe ja hier schon häufiger gesagt, dass es mir darum geht, bei meinen Lesern die Medienkompetenz zu stärken. Und genau wie ich selbst über die Jahre dazu lerne, wie Medien-Strategien funktionieren, genau so muss ich auch meine Strategien anpassen. Ich habe ja schon relativ früh angefangen, in meinen Kommentaren den Inhalten der verlinkten Artikel zu widersprechen. In den letzten Jahren habe ich mich dann entschieden, die Widersprüche impliziter zu machen. Auf mögliche Gegenargumente in dem verlinkten Artikel gar nicht mehr einzugehen. Denn so funktionieren ja auch die realen Nachrichten mit ihren Widersprüchen zwischen Überschrift und Volltext. Wenn "Studien" als Referenz für irgendwelche Aussagen genommen werden, die sie gar nicht stützen. Ganz so weit gehe ich nicht, ich bin (abgesehen von Fehlern, die mir auch passieren) im Allgemeinen durchaus der Meinung, dass meine Kommentare gerechtfertigt sind. Aber ich nenne die Schritte dazu nicht mehr. In der Hoffnung, dass das den Lesern auffällt, und sie ein bisschen darüber nachdenken, und am Ende weniger anfällig für diese Art von Bullshit-Argumentation werden.
In diesem konkreten Fall ist das inhaltliche Gegenargument gegen meinen Kommentar, dass 4 Jahre U-Haft in Spanien legal sind. Nach 2 Jahren muss dann der Richter mal prüfen, das ist in diesem Fall passiert. Man könnte also sagen: Das System funktioniert wie geplant. Aber Rechtsstaatlichkeit beinhaltet eben auch so Konzepte wie dass man sich gegen Inhaftierung juristisch wehren kann. So ist ja auch diese Prüfung gemeint. Wenn die Fakten so sind, wie der Artikel sie beschreibt, dann war diese Prüfung eine Farce. Und das verletzt die Rechtsstaatlichkeit, weil der Mann hätte freigelassen werden müssen.
Ist das jetzt besser, wenn ich das ausführlich hinschreibe? Keine Ahnung. Aber ich habe mir schon was dabei gedacht, das so zu machen. Möglicherweise mache ich es falsch. Aber im Moment habe ich den Eindruck, dass es funktioniert. Ich kriege jedenfalls fragende Mails zu solchen Blogpostings, und das freut mich sehr.
Der zweite Teil der Mail geht um die Kleiderkammer der Bundeswehr.
_Kleiderkammer der Bundeswehr_: Du schreibst: "/Ich finde es immer wichtig, auf solche Fälle hinzuweisen, weil man ja immer wieder von Neocons hört, dass sowas wie BER nicht passiert wäre, wenn man nur ordentlich privatisiert hätte/."Stimmt, das steht da. Der Punkt, von dem ich hoffte, ihr habet ihn noch im Hinterkopf, ist, dass die Bundeswehr McKinsey ins Boot geholt hat, und dass hier nicht dran steht, welcher Prüfer da zu welchem Zweck gegenüber wem welche Prüfung durchgeführt hat. Damit muss man annehmen, dass die Prüfung von McKinsey kam, und McKinsey wird bei Privatisierungen immer sagen, da sei halt nicht genug privatisiert worden. Das ist das Neocon-Dogma. Und mehr Privatisierung = mehr Beratungsbedarf durch McKinsey.Im Artikel wird allerdings explizit auf einen Prüfbericht hingewiesen, der das Scheitern dem Verteidigungsminister anlastet, also scheinbar nur teilweise der privaten Firma.
Zitat: "/In einem weiteren Bericht hatten Prüfer als Ursache für das Scheitern der Ausrüstungsfirma mangelnde Kompetenz auf Seiten des Bundes genannt. Im Verteidigungsministerium fehle es schlicht an Betriebswirten, um eine solche Firma führen zu können./"
Dieser Teil schwang nur implizit mit, aber der Hinweis mit dem Neocon-Gedankengut und "halt nicht genug privatisiert" war ja schon explizit da. Ich dachte, das sei offensichtlich genug :-)
So, ich hoffe, das damit ein bisschen aufgeklärt zu haben.
Meine Rolle als Blogger ist ja auch schwierig, denn auf der einen Seite ist so ein Blog natürlich dazu da, dass ich meine Meinung zu Dingen transportieren kann. Auf der anderen Seite will ich aber gerade vermeiden, meine Meinung als Fakten darzustellen, sondern ich will, dass ihr euch eure eigene Meinung bildet. Ich versuche das zu lösen, indem ich zu besonders klaren Fällen meine Positionen ausrolle, und bei weniger klaren Fällen dann wenig bis gar keine Wertung dranschreibe, oder eher nebulöse Anmerkungen. Der Erfolg der Strategie ist bisher noch nicht so klar messbar, weil das Feedback eher das ist, dass Leute dann halt den Scheiß da rein lesen, den ich extra nicht gesagt habe, und mir daraus dann irgendwelche Antisemitismus- oder Rassismus- oder Misogynie-Keulen zu basteln versuchen. Aber damit muss ich wohl leben.
ich bin selber Vater von drei Töchtern, die alle noch zur Schule gehen (16,13 und 9 Jahre) und ich kann dabei beobachten, wo der Überwachungsstaat beginnt: Bei den Müttern! Die Mütter überwachen ihre Kinder.
Meine Töchter erzählen mir, dass ihre Klassenkamerden und Klassenkameradinnen permanent von ihren Müttern "überwacht" werden. Egal ob dies bei Klassenfahren ist, beim Auslandsaustausch oder nur bei einem Treffen der Clique. Sobald eines der Kinder sich nicht meldet oder nicht permanent online ist, bekommen sie Ärger von ihren Müttern, die ja schließlich wissen müssen, was ihre Kinder da grade so treiben.Wichtig: Ich wohne hier in Niederbayern, auf dem Land! Nix Berlin oder München.
Und weil den Müttern diese Überwachung so wichtig ist, macht es ihnen auch nichts aus, wenn wir alle totalüberwacht sind. Sie machen ja schließlich das Gleiche.
Das Ganze ist keine Beobachtung über ein paar Tage, sondern über Jahre. Die Mütter sind von facebook auf Whatsapp gewechselt, um die Kinder überwachen zu können.
Ich selber arbeite als Coach auch viel mit Jugendlichen, die leiden da sehr drunter!
Update: Dieses Posting ist ein Medienkompetenz-Pilot. Ich ärgere mich seit Jahren darüber, dass einige meiner Leser nicht in der Lage sind, zwischen meinen Aussage und von mir zitierten Aussagen zu unterscheiden. Die eine Frage, die mich interessiert, ist, ob ich das irgendwie forcieren kann, dass die Leute lernen, was der Unterschied zwischen einem Zitat und meinen Aussagen ist. Die andere Frage ist, ob ich mich hier vielleicht erweitern sollte, und weniger Nachrichtenseiten und mehr andere Inhalte bringen soll. Blogs, Kommentare aus Mails, sowas. Es gibt da eh Bewegung in die Richtung. Das Problem ist halt, dass die Leserschaft dafür noch mehr Medienkompetenz mitbringen muss als wenn ich hauptsächlich "seriöse Zeitungen" bringen.
Die andere Lektion, an der gefühlt so gut wie alle vorbei gelaufen sind, war die Feminismus-Nummer hier. Leute, strengt euch mal ein bisschen an! So geht das nicht weiter hier. Das haben offenbar diverse Leute als "der Fefe hasst Feministen und mag auch keine Moslems" gewertet. WTF? Tatsächlich war damit natürlich gemeint, dass der Islam als Religion von ein paar Krawallbrüdern in den Schmutz gezogen wird, die die Werte des Islam mit Füßen treten und was von Jihad blubbern. Ähnlich sieht es mit dem Christentum aus (auch wenn das mit der Nächstenliebe sich da zu selten auf Flüchtlinge bezieht und daher Heuchelei diagnostiziert werden muss). Und mit dem Feminismus.
Aaaaaaaber. Die Moslems distanzieren sich immer wieder von den Dschihadisten. Die Christen distanzieren sich immer wieder von den Fundi-Spinnern. Nur die Feministen distanzieren sich nicht von ihren Fundi-Spinnern, sondern machen es sich viel lieber in einer schönen Opferrolle der missverstandenen und beschimpften Minderheit bequem, genau wie sich Christen in den USA immer wieder völlig irrational die Rolle der Minderheit zurechtlegen, um sich auch mal verfolgt fühlen zu können.
Natürlich habe ich das absichtlich schön zweideutig formuliert, damit es einfach ist, sich einlullen zu lassen und weiter zu scrollen. Aber wer sich einlullen lassen und weiterscrollen will, dem sage ich hiermit mal ganz deutlich ins Gesicht: Du bist bei mir falsch.
Also, liebe Leser. Strengt euch mal ein bisschen an. Ich will hier Erkenntnisgewinn und Gegenwehr gegen mundfertig vorbereitete Schnuller-Formulierungen sehen!
Auf der anderen Seite will ich wohl einräumen, dass es mich freut, wenn meine plumpen Manipulationsversuche funktionieren. Dass heißt, dass ich das hier nicht umsonst mache, sondern es wirklich Bedarf gibt. Und dass ich es nicht zu schlecht anstelle, sonst würde ja keiner drauf reinfallen.
Update: Noch ein Hinweis des Typen von der Grundrechtepartei: Die sagen nicht Gesetzesgrundlage, was die korrekte Terminologie ist, sondern rechtliche Grundlage. Das ist dann vermutlich sowas wie „Premium“ oder „Joghurt mit Fruchtzubereitung“ im Supermarkt.
Update: Übrigens war auch der Link falsch :) Er ging zu deren Rechtfertigung für Bundeswehreinsatz im Inland, nicht im Ausland. Die Rechtfertigung für Auslandseinsätze der Bundeswehr basiert tatsächlich auf Art 24 GG.
“We had evidence that Marilyn Monroe had not only slept with Kennedy, but also with Fidel Castro. My commanding officer, Jimmy Hayworth, told me that she had to die, and that it had to look like a suicide or an overdose. I had never killed a woman before, but I obeyed orders … I did it for America! She could have transmitted strategic information to the communists, and we couldn’t allow that! She had to die! I just did what I had to do!”
WTF?!Update: Oooooch, das hat ja keine fünf Minuten gehalten bei Boingboing. So wird das nichts mit dem Medienkompetenztraining! (Danke, Rop)
Und als Medienkompetenzübung findet ihr jetzt mal bitte heraus, was das für eine Quelle ist. :-)
Warum? Na weil der Verband der Fleischindustrie das Wort "Gammelfleisch" als Marke hat schützen lassen.
Update: HAHA nein wie geil! Ich dachte, ich steigere mal eure Medienkompetenz und verlinke eine Satire-Site, und dann stellt sich raus, dass es seit 2008 tatsächlich eine Marken-Eintragung für "Gammelfleisch" gibt! Oh Mann. (Danke, Claudius)
New hotness: Radioaktives Fukushima-Wasser in die Atmosphäre verdunsten!
Update: Hups, den Link zu pasten vergessen.
Update: Das war übrigens eine Medienkompetenzübung. Glückwunsch an die, die es gemerkt haben. Das Problem bei radioaktivem Wasser ist nicht, dass das Wasser selbst strahlt, sondern dass darin strahlente Teile gelöst sind. Wenn man das Wasser verdunsten lässt, ist das wie Destillieren. Der radioaktive Teil bleibt im Container.
Update: Jaja, bis auf das Tritium. Das verdunstet wahrscheinlich mit. Aber dafür gibt es keine gute Lösung. Die diskutierte Alternative war, das in den Ozean zu kippen. Dort würde es perspektivisch auch verdunsten und als Regen runterkommen.
herzlichen Glückwunsch zum Zehnjährigen von einem regelmäßigen Leser aus den Katakomben eines tiefkonservativen Medienverlags in den bayerischen Landen.
Danke für einen (zugegebenermaßen - aber auch notwendigerweise - mitunter krassen) Gegenpol zum gängigen dpa-Abgeschreibsel. Danke auch für die Beiträge und Themen, bei denen ich deine Meinung nicht teile - und auf die ich wohl gar nicht aufmerksam geworden wäre, wäre ich nicht beim täglichen fefe-Check bei der einen oder anderen Zeile etwas stutzig geworden. So bildet sich Medienkompetenz, und zu meiner hast du einen großen Teil beigetragen (und tust es nach wie vor).
Hoffentlich auch nochmal mindestens zehn Jahre.Landshuter Zeitung
Nun also 10 Jahre Fefes Blog. Zehn Jahre Schwierigkeiten damit, jemanden als Gespraechspartner noch ernstzunehmen, nachdem er sich als Fefe-Leser geoutet hat. Zehn Jahre und eine Woche, seitdem ein Insasse des supderdupergeheimen Chats (der uebrigens nicht existiert) Fefe angekackt hat, dass er gefaelligst aufhoeren soll uns vollzuspammen und dass seine beknackten Verschwoerungslinks keinen Arsch interessieren. Letzteres kann man wohl inzwischen getrost als falsch bezeichnen.Ein Gastbeitrag von Lisa, FefeministinWas allerdings die wenigsten wissen: Da Fefe selbst eigentlich zu beschaeftigt ist - come on, wer hat schon die Zeit, Tag fuer Tag diese Menge an Guelle zu kuratieren? - haben wir ihn vor Jahren durch eine sehr simple Markov-Kette ersetzt. Gewissermassen der reaktionaere kleine Bruder von Suarez' Daemon. Geschrieben ist er selbstverstaendlich in C, und da kein Programmierer unfehlbar ist, wird auch Markov-Fefe gelegentlich von Problemen heimgesucht. Wenn man sich also bei besonders unterirdischen Blogeintraegen gelegentlich fragt, ob Fefe nun endgueltig den Verstand verloren hat: Nein, hat er nicht. Es handelt sich lediglich um einen Core Dump.
Gefoerdert wurde die Entwicklung von Markov-Fefe uebrigens durch das Andrea-Dworkin-Institut fuer Medienpsychologie und das Bundesamt fuer Medienkompetenz.
(Anm.d.Red.: Sagten wir geheimes Chatsystem? Das war ein Missverständnis. Es gibt hier keine geheimen Chatsysteme im Internet!)
Happy Fefe! Seit zehn Jahren beweist er mit seinem Blog, dass Design nicht notwendig ist, um ein Medium mit Massenreichweite aufzubauen. Obwohl nur ein Klick das Blog auch schöner macht. Und dann Medienkompetenz gefragt ist, um das Design wieder auf den ursprünglichen Zustand zurückzustellen.(Ein Gastbeitrag von Markus Beckedahl)(Anm.d.Red.: CSS-Setzen auf externe Sites ist seit ein paar Monaten nur noch temporär, geht also auch ohne Medienkompetenz wieder weg)
Dass dieses Blog gelesen wird, sehen wir regelmäßig in unseren Statistiken auf netzpolitik.org. Nur Facebook, Twitter und Google liefern mehr Besucher. Glaubt Ihr nicht? Ist so. Steht doch hier geschrieben. Wo wir beim Thema Medienkompetenz sind: Mit der Reichweite steigt leider auch die Verantwortung. Fefes Blog ist der beste Beweis, dass es zum Problem werden kann, wenn man mehr Leser bekommt, als man redaktionell verarbeiten kann. Auch wenn Fefe immer Wert darauf legt, dass man zweimal nachdenken sollte, besteht natürlich das Problem: Nicht jede/r macht das. Gerüchte werden zu WahrheitenTM, die dann wiederum weitergetragen werden. Was Fefe natürlich nicht mitbekommt, weil hier ja keine Kommentarfunktion zu finden ist. Wir lesen das dann häufig bei uns in den Kommentaren "Aber Fefe hat geschrieben…" Auch wenn's nicht stimmt.
Damit steht Fefe vor demselben Problem, was auch viele Youtube-Sternchen haben. Einerseits möchte man nur Spaß haben, mit dem Internet rumspielen und dabei Beautytipps geben (die auf Youtube natürlich, hier gibts Security-Tipps). Aber blöd ist halt, wenn man plötzlich zum Massenmedium wird und aus Spaß Ernst wird. Wenn man auf einmal ein Sternchen bzw. ein Fefe wird, dem Menschen vertrauen, den Menschen manchmal anhimmeln und dessen Meinung wiederum anderen hilft, sich selbst eine Meinung zu bilden. Vorbildfunktion und so, etwas, was Fefe sicher nie wollte, aber jetzt halt langsam zur Last werden könnte.
Pressefreiheit ist toll, aber publizistische Macht verpflichtet auch. Eigentlich fehlt noch der Wille zum Fact-Checking und dafür eine Redaktion im Hintergrund. Macht natürlich keiner, weil hier alles unkommerziell abläuft. Löst aber das Problem nicht. Man könnte jetzt total modern Crowdfunding-mäßig ein Fact-Checking finanzieren, aber ich fürchte, dass dann die Hälfte der Inhalte hier fehlen würden. Was manchmal schade wäre.
Auf weitere mindestens zehn Jahre Fefe! Immerhin ist seine Aufgabe noch nicht beendet. Wir brauchen ihn noch, um Euch, die das hier lesen, auch zu mobilisieren.
Der Kampf um die Freiheit im Netz spitzt sich weiter zu: Die Snowden-Enthüllungen werden von der Bundesregierung mittlerweile als Machbarkeitsstudie angesehen. Und das bedeutet: Mehr Überwachung. Mit Vorratsdatenspeicherung, mehr Unsicherheit und mehr Befugnissen zur Netzüberwachung für BND und Verfassungsschutz. Die Netzneutralität wird zugunsten von Telekom-Interessen abgeschafft. Die Regierungslinie ist leider mehr Drosselkom wagen, nicht ein offenes Netz erhalten. Die Große Koalition hat gerade ein Zeitfenster von einem Jahr, auf breiter Front bis zum nächsten Wahlkampf Schaden anzurichten. Und das scheinen sie auch ausnutzen zu wollen. Die EU-Kommission spielt sich gerade ein. Und Günther Oettinger trampelt wie ein Elefant durch die europäische Netzpolitik. Das nennt sich dann Gesellschaft 4.0.
Manchmal verkürzt Fefe hier, das kommt dann so rüber, als wären alle Politiker korrupt, unfähig, faul oder alles auf einmal. Die Realität ist aber komplexer. Tatsächlich sind die meisten Politiker weder unfähig, noch faul oder korrupt. Sondern Menschen, die häufig auch überfordert sind und tausend Themen auf einmal irgendwie auf dem Schirm haben müssen. Und Demokratie lebt von Mitmachen. Klingt langweilig und spießig, ist aber so. Statt den Kopf in den Sand zu stecken und darüber zu meckern wäre genau jetzt die Zeit, um aktiv zu werden. Müsste man mal, macht mal! Wenn Politiker keine Ahnung von Netzpolitik haben, kann man es ihnen auch beibringen. Durch einen Besuch im Wahlkreisbüro oder direkter Kommunikation. Pro-Tip: Mit Argumenten bringt man seine Punkte in der Regel besser rüber als mit Beleidigungen, Vorurteilen und Verallgemeinerungen. Organisiert Euch und/oder unterstützt die, die nicht den Kopf in den Sand stecken. Es ist unser Netz, überlassen wir es nicht denen, die uns die Freiheit nehmen wollen.
Insofern wünsche ich weiterhin viel Spaß beim Schreiben und Kommentieren hier, bedanke mich für alle Unterstützung unserer Arbeit und für all den Popcorn-Spaß, der hier zwischen ernsten Themen zu finden ist. In diesem Sinne: Happy Fefe!
(Anm.d.Red.: Da hingen noch zwei Updates voller Werbung für die Re-Publika oder so dran. Das hab ich mal gelöscht, das verstößt hier gegen die Blog-Statute)
Wenn sich also die Geschichte so bewahrheitet, wie sie gerade aussieht, dann hat es in Deutschland mehr Tote durch Antiterrormaßnahmen als durch Terrorismus gegeben.
Nur mal so zum Nachdenken.
Update: Hmm, doof formuliert. Nicht in Deutschland mehr Tote, die sind ja in Frankreich abgestürzt. Eher mehr deutsche Tote. Ich hab aber auch echt fiese wadenbeißende Klugscheißer als Leser! :)
"Rein juristisch" gesehen hat Putin rechtAber wie neulich bei dem Wagenknecht-Check winden sie ihr Narrativ kunstvoll um lange Schachtelsätze und Füllmaterial, so dass dieses Randdetail nur die Leser mitkriegen, die sich das leidensfähig alles reinpfeifen oder die runterscrollen. Erfahrungsgemäß ist diese Quote eher gering. Wer nur den Anfang liest, kriegt lenkende Formulierungen, ein fieses Putin-Bild und das demonstrative in-Anführungszeichen-Setzen von "juristisch gesehen". Offensichtlich soll hier der Eindruck erweckt werden, Putin sei ein verschlagener Winkeladvokat, der irgendein fieses Schlupfloch gefunden hat, um mit einer formaljuristisch richtigen aber total irreführenden Formulierung einen falschen Eindruck zu erwecken.
Aber hey, ihr seid ja alle in Medienkompetenz geschult und lasst euch von sowas nicht verarschen, oder? Insofern können die "Journalisten" aus Hamburg gerne so weitermachen. Solange sie am Ende zum Ergebnis kommen, dass Wagenknecht und Putin die ganze Zeit Recht hatten. :-)
Und inhaltlich ergibt das auch überhaupt keinen Sinn, die Modems alle zu hacken, weil die dünnste Leitung die zwischen eurem Modem und dem DSLAM ist. Wenn man da Daten rausleiten wollen würde, dann an zentralerer Stelle. Und von da wissen wir ja auch schon, dass da Daten rausgeleitet werden können, weil es dafür gesetzlich vorgeschriebene Schnittstellen gibt. Ob euer Modem auch noch mal gehackt wird oder nicht spielt also gar keine Rolle für euch.
So und jetzt bitte alle einmal notieren: Finger weg von diesen ganzen unseriösen Illuminaten-Bullshitbingo-Webseiten aus dem Infowars-Dunstkreis. Und vor dem Fefe anmailen bitte kurz selber das Hirn anschalten! :-)
Ich war wirklich angetan von diesem Interview, muss ich sagen. Nicht nur hat Herr Hanfeld zu keinem Zeitpunkt versucht, mich zu einem telefonischen Interview zu überreden (das kann ich überhaupt nicht leiden, wenn Journalisten einen auf dringlich-dringlich machen; soviel Zeit muss sein), ich fühle mich auch wahrheitsgetreu und nicht umformuliert wiedergegeben. Sehr schön, so muss das sein!
Medienkompetenz-Update: Es geht um das noch nicht verstrahlte Grundwasser. Ist immer noch Scheiße, weil das Salzwasser ist, das die da ins Süßwasser einleiten wollen, aber ist immerhin nicht radioaktiv oberhalb der natürlichen Strahlung. 100 Punkte für alle, die's selber gemerkt haben. (Danke, Marcel)
File:///ein und er crasht.
Update: Nachdem mir gefühlte 300 Leute gemailt haben, dass das nicht nur der Texteditor ist: ja, weiß ich, steht in dem verlinkten Artikel. Und das in dem Artikel zu sehen, das hat euren Spaß an diesem Bug noch mal vergrößert, oder nicht? 100 Medienkompetenzpunkte für alle :-)
Beispiel:
Militärkonflikte sind heute kaum mehr zwischen-, sondern innerstaatlich.Soso, innerstaatlich, ja? Mit anderen Worten, die Bundeswehr ist nicht ausreichend auf ihren Inlandseinsatz vorbereitet? Der Inlandseinsatz, der ihr verboten ist, aber den die CDU-Betonköpfe seit Jahren herbeizureden versuchen?
Oh und "innerstaatlich" wie in Afghanistan und dem Irak, ja? Wie der bin-Laden-Einsatz in Pakistan? Der Kaschmirkonflikt ist auch innerstaatlich? Die Israel-Grenzscharmützel? Die Amis sind schon so lange in den ganzen arabischen Ländern, dass sie schon zum Inland zählen oder wie?
Dann kommt noch viel Geheule darüber, dass die Bundeswehr auf die Abwehr von Panzerkriegen vorbereitet ist. Ja, äh, genau. Dafür ist sie auch da. Um einen Angriff auf Deutschland abzuwehren. Nicht für irgendwelche unter fadenscheinigen "Terrorismus"-Behauptungen laufenden Hinter-den-Amis-Herräum-"Hilfseinsätze" in irgendwelchen fernen Ländern. (Danke, Manuel)
Die erste spannende Einsicht für mich war, dass Verlage wie Axel Springer nur zu 50% ihre Einnahmen aus dem Werbegeschäft beziehen. Ich hätte den Anteil für deutlich höher gehalten. Damit kann ich den Druck in Richtung Paywall deutlich besser nachvollziehen. Allerdings habe ich versucht, hier Gegenargumente zu platzieren, und auch eine Kulturflatrate ins Gespräch gebracht, die Döpfner nicht rundheraus ablehnte (nach einem initialen Missverständnis, dass auch bei der Verteilung jeder Verlag nur eine feste Summe kriegt).
Als wir dann zum Leistungsschutzrecht kamen, und Google News (von der Presse gerne als "der Grund für das Leistungsschutzrecht" positioniert) mit einem nichtkommerziellen Blog verglichen, weil die ja keine Werbung einblenden bei Google News, da haben wir dann die relativ spannende Aussage gekriegt, dass Google News auch unter das normale Zitierrecht fällt und nicht betroffen wäre vom Leistungsschutzrecht, solange sie auch weiterhin keine Werbung einblenden.
Ich habe dann noch ins Gesicht die Zusage bekommen, dass ich mein Blog weiterhin so machen kann wie bisher und nicht unter das Leistungsschutzrecht fiele :-)
Eine wichtige Frage beim Leistungsschutzrecht ist ja auch, was eigentlich ein Blog zu einem kommerziellen Angebot macht. Wenn ich ein Banner schalte, bin ich dann kommerziell? An der Antwort merkt man, dass die Sache auch aus Springer-Sicht nicht so gänzlich klar ist, denn ich bekam zwei Antworten. Erst hieß es, dass das mit Werbung kommerziell sei, dann aber, dass es ja beim Leistungsschutzrecht gar nicht um die Blogger ginge, die da ein-zwei Bannerchen hätten. Hier lese ich zwischen den Zeilen Zustimmung dafür, dass der Referentenentwurf in der jetzigen Form nicht akzeptabel ist.
Viel Spaß beim Hören!
PS: Das läuft diesmal nicht über unser altes CDN, es sollte also genug Bandbreite für alle da sein.
PPS: Frank hat auch was gebloggt.
Update: Einen lustigen Verplapperer möchte ich noch aufzeigen, der mir beim Schneiden erst auffiel:
Weil, wenn ein Anzeigenkunde lernt, daß er mit einer kleinen Incentive-Reise wohlmeinende Berichterstattung billiger erkaufen kann, als mit einer Anzeige, dann wird er lieber Redakteure bestechen, als Anzeigen zu schalten.
Ein bisschen böswillig kann man das so lesen, als ob man doch mit Anzeigen wohlmeinende Berichterstattung kaufen kann :-)
Update: Weil Einzelne sich ungehalten darüber zeigen, dass wir Springer-PR nicht rausgeschnitten oder unterbrochen haben: Leute, mehr Medienkompetenz bitte! Unsere Aufgabe ist nicht, eine Agenda für oder gegen den Gast zu fahren, sondern ihm genug Zeit zu geben, seine Position zu vertreten. Gelegentlich noch ein paar Stichwörter reinreichen und möglicherweise Fallen stellen, damit er Dinge sagt, die er so nicht gemeint hat, that's it. Im Übrigen: was habt ihr denn erwartet, dass der Springer-Chef da die "Bild" basht?! Wenn unser Gast sein Interview nicht nutzt, um das zu sagen, was ihr gerne gehört hättet, dann ist das auch ein wertvoller Beitrag zu eurer Meinungsbildung.
Lieber Fefe,Der Kampf für die Bürgerrechte ist also aus Sicht des ZDF einer Angst vor Überwachung geschuldet. Sowas wie Angst vor mutierten Schlangen im Klo, die aus der Kanalisation hochgekrochen kommen.
mein Name ist [Name] und ich bin Autorin bei der TV-Produktionsfirma [Firma].
Ich hoffe, es ist OK, wenn wir DU zueinander sagen…Ich bin durch Christopher Lang, dem Pressesprecher der Piratenpartei, auf Dich aufmerksam geworden, weil ich auf der Suche nach Jemandem bin, der sich von staatlicher Überwachung bedroht fühlt.
Im Moment befinde ich mich mitten in den Dreharbeiten für eine neue ZDFneo-Sendereihe mit dem Titel "German Angst". In dieser 6-teiligen Reportage wollen wir über die Ängste der Deutschen berichten. Welche Ängste haben wir, sind diese begründet und welchen Ursprungs sind sie? […]
Für die Sendung "Die Angst vor unfreiwilliger Überwachung" würde unser Reporter [Name] , gern ein Interview zu diesem Thema mit Dir führen möchte. In dem Gespräch soll es um die Bedrohung von unfreiwilliger (staatlicher) Überwachung gehen.
Nein, liebes ZDF, für eure Marginalisierungskampagne stehe ich nicht zur Verfügung.
Überhaupt wolltet ihr doch bestimmt alle schon mal sehen, wie sich bei so einem Interview das gedruckte Wort zur tatsächlich gesprochenen Antwort verhält.
Update: Die Focus-Version ist jetzt auch online.
Update: visueller Vergleich (Danke an Karsten für die Grafik!)
Update: Dies ist einer der Fälle, bei dem ihr zur Steigerung der Medienkompetenz dem Link folgen und den ganzen Artikel lesen sollt.
Und, mal unter uns: wenn sie das nicht tun, habe ich hier auch gerade keinen Plan B.
Ich hoffe doch sehr, dass die sich der Verantwortung bewusst sind, die sie da gerade tragen.
Update: Weil jetzt hier Fragen zu juristischen Details ankommen, wie ihr euren Scheiß in Zukunft hosten sollt: weiß ich auch nicht. Ist alles unklar. Unsere einzige tragfähige Option ist, diesen Staatsvertrag zu verhindern.
Oh und nochwas: Nein, das ist keine Option für mich, mein Blog einfach ab 18 zu machen. Ich will doch nicht die Indoktrination der nächsten Generation kampflos komplett staatlichen Agenturen überlassen! Das ist doch gerade die Idee, um die es hier geht, und wer braucht Medienkompetenz dringender als Jugendliche?
Nein, ich bin nicht Pressesprecher des CCC. Und selbst wenn ich es wäre, in der Meldung, auf die sie sich offensichtlich beziehen, steht ausdrücklich, dass ich dort meine Privatmeinung äußere, keine Clubposition.
Da sieht man mal wieder, wie wichtig Medienkompetenz heutzutage ist.
Ein lustiges Detail am Rande ist jedenfalls, dass die sich gerade mit dem Verfassungsschutz von Bayern und Berlin streiten, weil sie in deren Berichten genannt werden. Daher fanden sie wohl meine Theorie mit der Street Cred für V-Männer toll.
Update: Sehr bemerkenswert auch, dass diese Leute die taz lesen. Wenn auch nicht sehr genau, oder hat die taz tatsächlich mal irgendwo behauptet, ich sei CCC-Sprecher?
Es stellt sich raus, dass dieses Bit nicht von Sandro dahin getan wurde, sondern von dem Biermann von der Zeit. Ein bedauerliches Mißverständnis, genau wie jetzt durch ein bedauerliches Mißverständnis die drei Absätze verschwunden waren, mit denen wir unsere Argumentation abrunden, damit sie nicht wie ein fundamentalkommunistisches Kampfpamphlet rüberkommt. Wir fordern ja nicht, dass keiner für sein Schaffen bezahlt werden soll, sondern sagen nur, dass man das von dem Vertriebsmedium trennen muss, und darüber noch diskutiert wird und nachgedacht werden muss.
Wer das jetzt als Kritik am Herrn Biermann versteht, könnte nicht falscher liegen. Im Gegenteil möchte ich an dieser Stelle seine exzellente Arbeit als Troll (und ich meine das im positiven Wortsinn: jemand, der eine Diskussion lostritt) loben. Er hat es nicht nur geschafft, das wir uns hingesetzt haben und eine kohärente Gegenposition ausformuliert und bei ihm veröffentlicht haben, sondern er hat dann auch bei uns genug Bresche geschlagen (und später korrigiert, da bricht er sich ja nichts bei ab), um jetzt wiederum die Contentmafia zu trollen. Denn das ist meine Voraussage, was als nächstes passieren wird. Dass wir da ein Positionspapier der von uns als überflüssig gebrandmarkten Intermediärindustrie sehen werden.
Das hätten die wahrscheinlich auch getan, ohne dass die drei Absätze versehentlich verschwinden. Aber ein Profi überlässt sowas nicht dem Zufall.
In diesem Sinne: Hut ab, Herr Biermann. Es ist mir immer eine Freude, einen Profi bei der Arbeit beobachten zu dürfen.
Und letztendlich nützt es ja allen, wenn diese Debatte mal öffentlich geführt wird.
Oh und der Vollständigkeit halber: wir sind von Sandros Position nicht so weit entfernt. Aber der Punkt mit dem Filesharing ging mal gar nicht.
Update: Biermann dementiert, ganz der Profi halt :-)
Eine wahre Zierde für die Springer-Presse, dieser Boris Kalnoky.
Ich wüßte ja gerne, wieso die plumpe Hetze in diesem Artikel gerade so die Runde macht. Ist es in der Tat so einfach, Aufmerksamkeit zu generieren? Man pupt einfach ein paar rassistische Parolen gegen die Türkei raus? Es ist ja nicht so, als gäbe es an der Türkei keine anderen, realen Dinge zu kritisieren. Diese Mail-Nummer ist nicht schlimmer als was unsere Regierung mit uns macht. Wir waren da Vorbild. Genau wie wir für die Iran-Zensursoftware Vorbild waren.
Also, liebe Springer-Presse-Leser. Helft doch erst mal mit, im Inland die CDU rauszuschmeißen, bevor wir die religiösen Überwachungsstaat-Fanatiker im Ausland angehen.
Der Großteil geht dafür drauf, das Interview in der Süddeutschen neulich mal auseinanderzunehmen. Dabei habe ich zwar auch noch ein paar inhaltliche Details angesprochen, die ich in dem Interview auch gerne noch angesprochen habe, aber eigentlich geht es darum, hier mal die Strategie beobachtbar zu machen, die sich in mir abspielt, während ich so ein Interview gebe, und wie ich Pavels Antworten bewerte, während sie reinkommen. Dieses Interview wurde per Email geführt und war daher ein Sonderfall. Per Email hat man jeweils Zeit, über die Frage nachzudenken, nochmal etwas zu googeln und sich eine Strategie zu überlegen, bevor man antwortet. Bei Interviews per Telefon, Angesicht zu Angesicht oder auch nur bei IRC oder Jabber hat man da ein Echtzeit-Element drin, was am Ende dafür sorgt, dass die Teilnehmer mehr Fehler machen, weil sie spontaner reagieren müssen.
Anregungen und Kritik nehme ich gerne per Email entgegen.
Als nächstes mache ich einen Artikel dazu, wie man ein Presse-Interview liest. Ich habe mir dafür auch schon die Erlaubnis besorgt, das Streitgespräch zwischen Pavel Richter und mir in der Süddeutschen komplett zitieren zu dürfen. Das ist zwar kein ideales Beispiel, weil ich da befangen bin, aber vielleicht macht das die Lektion ja auch noch interessanter für euch. Also ich mache mich dann mal an die Arbeit.
Medienkompetenz wird immer wichtiger, und ich halte das für sehr wichtig, dass mal jemand so ein Projekt startet. Hoffentlich können wir insgesamt auch unseren Qualitätsanforderungen gerecht werden.
Update: Weil hier jetzt Leute drauf linken: Da ist der Blogeintrag und hier ist der Text (Achtung: 50 KB HTML).